von Dante Powell » Do 9. Feb 2012, 17:15
Zack, und da war er wieder, der Grund, warum er nie eine Frau mitnehmen würde zu solchen Aktionen: Die nahmen einfach nichts ernst. Und da es keine ernsthafte Antwort auf so einen Blödsinn geben konnte, zog Dante es vor zu schweigen - auch wenn seine Brauen sich verengten, als ausgerechnet Santiago Evans in ihren Albernheiten unterstützte. Sowas durfte man doch nicht ermutigen, die würde ihnen doch jetzt vermutlich mindestens zwei Tage mit sowas auf den Senkel gehen! Nur gerade eben konnte Dante seinen Seufzer unterdrücken, indem er sich ganz auf seine Aufgabe konzentrierte und Santiago stur durch das grüne Dickicht folgte. Offenbar waren sie auf einen alten Trampelpfad gestoßen.
Er schlug ein paar Querschläger ab, als Santiago plötzlich stehen blieb, und alarmiert spannte Dante seine Muskeln an und spähte seinem Boss über die Schulter. Ganz schön tief ging es da runter! Er bezweifelte auch, dass der Fluss unter ihnen sorglose Wanderer, die den Sturz nicht vermeiden konnten, sonderlich freundlich empfangen würde. Abgesehen davon, dass allein die Höhe den Aufprall auf der Wasseroberfläche nicht angenehm gestalten würde, brach sich das wütende Wasser an zahlreichen Felsen, und auch, wenn man sie nicht sehen konnte, hatte der Fluss doch sicher seiner Bewohner.
Dante entdeckte daher erleichtert die Brücke. Die Alternative wäre sicher ein Umweg gewesen - oder ein Abstieg hier und ein Aufstieg auf der anderen Seite. Kein Problem für ihn selbst, vermutlich - aber wer sollte Evans da hochtragen?
"Sieht abenteuerlich aus", sagte er langsam, nur um dann zu grinsen und die Machete sicher zu verstauen, die hier nicht mehr nötig schien. "Aber was hatte ich auch erwartet." Er folgte Santiago am Rand des Abgrunds - und nur zufällig ließ er mal einen kleineren Zweig nach hinten schnellen, wo Evans lief - immer verbunden mit einem leicht verzögert gebrummten "Vorsicht". Keiner der Zweige würde ausreichen, jemanden ernsthaft zu verletzen, nicht einmal so ein Fliegengewicht, aber sie sollte sich erst gar nicht der Illusion hingeben, dies hier könnte ein Spaziergang werden.
Santiago blieb wieder stehen; die Brücke war nun sehr nah. Die Nähe machte ihre Erscheinung allerdings nicht gerade besser: Verblichene Holzplanken schaukelte sacht zwischen dicken Strängen aus ineinander gedrehten Hanfseilen, und auch die Stricke, die zur Stabilisierung der Brücke dienten, weckten nicht gerade Dantes Vertrauen. Sah nach einer Schaukelpartie aus - wenn die Planken nicht gleich beim ersten Schritt nachgaben.
"Ich mach's", erklärte er sich dennoch ohne zögern bereit, die Brücke einem ersten Test zu unterziehen. "Bin schließlich der schwerste." Noch einmal ruckelte er an seinem Rucksack, dem Pistolenholster und dem Gehänge der Machete, um sicher zu gehen, dass alles fest saß, ehe er sich prüfend auf die Brücke begab, die sich tatsächlich gleich in Bewegung setzte und unter jedem seiner Schritte erzitterte. Dante hielt sich rechts und links fest, belastete die Planken vorsichtig und lauschte auf verdächtiges Knarren, das laut genug wäre, um das Wasserrauschen von unten zu übertonen. Hm. Bisher wirkte das doch ganz stabil. Er wandte den Kopf und blickte nach hinten. Fünf, sechs Meter hatte er jedenfalls schon hinter sich gebracht. "Sieht gut aus!", brüllte er gegen den Lärm von unten.