von Ray Williams » Do 8. Mär 2012, 19:42
Ray lächelte den Bewohnern des Dorfes freundlich zu und probierte es mit dem ein oder anderen Gruß, während er hinter Miguel den ausgetretenen Weg entlang ging und Dr. Bueno dabei sorgsam führte. Besonders viel Gastfreundschaft bekam er nicht zurück; zusammengezogene Augenbrauen, gerunzelte Stirnen und verkniffene Münder konnte er entdecken, doch nur wenige erwiderten sein Lächeln. Einmal entdeckte er zwei Kinder, die neugierig auf sie zulaufen wollten - prima, Kinder waren großartige Wissensquellen, wenn man ihnen nur richtig zuhörte - aber eine Frau, vermutlich die Mutter oder Großmutter, pfiff sie wieder zurück. Atempo schien nicht der Ort voller Hilfe und Informationen zu sein, als den er ihn sich ausgemalt hatte - sehr schade.
Erleichtert fasste Ray Dr. Bueno etwas fester, als sie das Wirtshaus erreichten. So leid ihm seine Kollegin auch tat - er konnte es eigentlich kaum erwarten, diesen nicht allzu gastlichen Ort wieder zu verlassen. Er war nicht hergekommen, um ausführliche Interviews mit Einheimischen zu führen oder ihnen in tagelangen Bemühungen die guten Grundsätze zu beweisen, die ihn hergeführt hatten - er war hergekommen, weil es eine Spur zu einem verloren geglaubten Tempel gab, der endlich Beweise für den Selenismus bewies und damit wieder ein Körnchen Wahrheit in die Waagschale der Geschichte warf! Noch war die Spur nicht klar erkennbar, aber er konnte den Tempel spüren, er wartete da draußen, er war da!
Sébastien sprach ihn an, ehe er die Schwelle zum Wirtshaus überschritten hatte, und hilfesuchend wandte er sich an Miguel. "Könnten Sie Dr. Bueno vielleicht nach drinnen.. ? Gracias." Er grinste ihn an, während er ihrem bisherigen Führer - hm, vielleicht hatte er ja Interesse, sie auch weiter zu führen? - die verletzte Wissenschaftlerin im wahrten Wortsinn aufhalste, und trat dann mit Sébastien einen Schritt zur Seite, um den nachkommenden Mitgliedern ihrer Expedition nicht den Weg zu versperren.
"Tjaaa...", begann er gedehnt, ließ ein paar Gepäckstücke neben sich zu Boden sinken und begann unwillkürlich damit, sich mit der nun freien Hand den Nacken zu massieren. "Zwei, besser noch drei Träger sollten es schon sein." Natürlich würde Canallis Neffe in Kürze nachkommen; der letzten Nachricht nach rechnete er höchstens mit 24 Stunden Verspätung. Mit etwas Glück hatte er sie also eingeholt, ehe sie in den Dschungel aufbrachen. "Aber lassen Sie uns nicht am falschen Ende sparen; jeder Träger erhält denselben Lohn, also das, was auch der junge Mann vom Handelsposten erhält. Ich möchte nicht gezwungen sein, irgendwann im Dschungel nachzuverhandeln, weil jemand mit höherem Lohn sich gegenüber den schlechter Bezahlten verplappert." Ray verzog das Gesicht. "Je eher wir uns verstärken, umso besser. Ich möchte nicht länger hier verweilen als nötig. Spätestens morgen früh brechen wir in den Dschungel auf, egal, wie viele wir dann sind."
Er entdeckte Viktoria, die aussah, als würde sie beim nächsten Schritt zusammenbrechen, und mit einem kurzen, entschuldigenden Blick an Sébastien ging er ihr den letzten Schritt entgegen. "Geben Sie her", sagte er mit knappem Grinsen und nicht unfreundlich und erlöste Viktoria zumindest kurzfristig von zwei ihrer Taschen. Nun, vielleicht mussten sie doch länger hierbleiben. Er wollte ja ungern seine Gruppe aufreiben..