Dorfplatz mit Brunnen

[Oscar Jones]

"Auf Expeditionen?" Oscar Jones sah seine Nichte etwas verwirrt an. Wie kam sie denn auf so einen Mist? Was hat denn Schach mit Dschungel zu tun? "Ja, ja." Er winkte mit einer Hand schlaff ab .Ach, du grüne Neune, auch diese Dottore, Patientin oder was auch immer stieg voll auf das Thema ein? Hatte die Jugend von heute denn nichts besseres mehr zu tun?
"Ich hatte ein Reiseset dabei. Aber ich kam nur selten dazu, ein Spielchen zu wagen. Sowas braucht viel Zeit, und man kann ein Spiel nicht stundenlang stehen lassen, wenn man nur minutenlang an einem Ort ist. Hier hingegen.."
Irgendwie konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass es den jungen Damen gar nicht um das Schachspiel ging. Und als seien sie noch sprunghafter als die jungen Dirnen damals.. Ach wo waren sie nochmal gleich?
Achja, der Dschungel. OScar gab sich erst keine Mühe seinen letzten Satz zu Ende zu bringen, das hatte bei der Sprunghaftigkeit wohl eh keinen Sinn. Wo waren sie nochmal? Alte Gebäude?
"bin ich wohl im Dorf das älteste Gebäude." Oscar ließ ein keckerndes Lachen los und schlug sich auf seine knöchernen Oberschenkel.

[Perceptua Jones]

Perceptua mußte lachen. Sie umarmte ihren Onkel und gab ihm einen Kuß auf die Wange. Es wäre wohl besser, sie würden nicht insistieren? Vielleicht begann er irgendwann ganz allein von seinen Abenteuern zu erzählen. Oder doch den direkten Weg statt hintenherum? Perceptua sah fragend zur um Beherrschung ringenden Mercedes und beschloß, noch einen Versuch zu wagen.
"Nein, Onkel Oscar. Dr. Bueno ist Archäologin und möchte im Dschungel nach alten Kultstätten suchen. Daher wäre es natürlich für sie interessant zu wissen, ob du schon so welche gesehen hast hier- im Dschungel?" erklärte sie liebenswürdig.
Sie sah ihn und Mercedes an und schlug vor. "Wir können aber auch ins Gasthaus gehen und dort bei einer kühlen... Limonade weiterplaudern? Über die Kultstätten?" setze sie hinzu, um Oscar nicht allzusehr von Thema abzulenken.

[Mercedes Bueno]

Herrje, der alte Mann war ja völlig von den Rädern! Warum war er nur so auf dieses Schachspiel fixiert, es gab doch wahrlich wichtigere Dinge - wenn er sich nur einmal einen Moment konzentrieren würde! Immerhin ging es hier um Wohl und Wehe einer gesamten Kultur!
Es kostete sie einige Mühe, ihr Lächeln aufrecht zu halten, als Perceptua den alten Mann auch noch mit Zärtlichkeiten bedachte, als ihn zur Ordnung zu rufen. Andererseits hätte selbst Dr. Bueno es als unverzeihliche Unhöflichkeit betrachtet, einem älteren Mitbürger nicht den Respekt und die Ehrfurcht entgegenzubringen, die er sich mit seinem Alter verdient hatte. Hätte sie nur einen Bruchteil seines Wissens, müsste sie dieses Gespräch schließlich gar nicht erst führen. Aber musste er es ihr deshalb so schwierig machen? Andererseits, wenn er sich so in dieses Schachspiel vernarrt hatte..
"Eine Limonade, ja." Dr. Bueno nickte beflissen. "Oder wir treffen uns einmal zu einer Partie Schach? Und Sie erzählen mir dabei aus Ihrem spannenden Leben, Senor Jones?"

[Oscar Jones]

Eine Limonade in der Gaststätte? Dieses scheußlich süßliche klebrige Getränk? Ach nein. Nein, nein. Er tätschelte Perceptuas Wange mit knöchernen Fingern. Aber sie war ein durchaus liebes Kind.
"Erst Doktor, jetzt Archäologin." Er schenkte seiner Nichte ein Lächeln. "Warum sagtest du das nicht gleich?"
Dann hätten sie sich das ganze um den Brei herum gerede sparen können. Nun gut.
Er sah die beiden Damen gutmütig an, als Frau hatte man es wahrscheinlich auch nicht leicht auf diesem Gebiet.
"Kinders, kommt heute Abend doch nochmal zu mir nach Hause. Dann zeige ich euch ein paar Sachen, die euch wirklich interessieren dürften."

[Narracion]

[Des Carter]

c.f. Handelsposten

Er wurde alt. Nicht das er's zugeben würde, aber vor 10 Jahren hatte ihm so eine stundenlange Wanderung durch den Dschungel definitiv weniger ausgemacht. Den Wasserweg vom Handelsposten nach Atempo hatte er mit voller Absicht gemieden, um endlich mal wieder ein wenig das alte, geliebte Dschungelflair zu genießen. Und seinen leichten Ärger über das verlorene Geld wollte er auch irgendwie abdämmen, bevor er wieder auf Gesellschaft traf. Was für ein widerlicher, schmieriger Kerl. Kein Wunder, dass so jemand für die Stadt arbeitete.
Er war also den schmalen Wanderweg entlang durch den Dschungel gestapft, hatte hin und wieder leise vor sich hingeschimpft und irgendwann über das Geschrei der Affen und das ewige Surren und Zirpen des Urwalds seinen Ärger vergessen. Das hier, genau das, war der Grund wieso er überhaupt Wissenschaftler geworden war.

Mit weitaus besserer Laune und durchweg erhellter Miene hatte er also Atempo erreicht, ein wenig erschlagen und die Schultern schmerzten auch vom schweren Reisegepäck, aber er würde rasch wieder in den bekannten Rhythmus finden. Der Weg führte ihn unweigerlich auf einen kleinen Platz zwischen den wenigen Hütten des Dorfes. Vor einem Häuschen hatte sich anscheinend die ganze Dorfgemeinde versammelt - ein Wirtshaus, wie das Schild über der Tür verriet. Perfekt. Also bekam er hier ein Bierchen und bestenfalls noch eine Unterkunft für die Nacht, bevor er sich morgen früh auf den Weg in den Dschungel machte. Verschwitzt und dreckig wollte er in der Kneipe allerdings nicht erscheinen, aber wozu gab es den Brunnen, wenn man sich darin mal nicht kurz das Gesicht waschen konnte? Der Rucksack klapperte zu Boden und Des ließ sich erleichtert auf dem Rand des Brunnens nieder, wobei er seine knackenden Knie geflissentlich ignorierte.

[Mercedes Bueno]

cf: Wirtshaus

Dr. Bueno bugsierte sich irgendwie mit ihrer Krücke aus dem Wirtshaus heraus, musste aber feststellen, dass die Menge an Menschen vor der Tür auch nicht besser geworden war - und auch hier redeten sie natürlich über Fische und Fischfang und Bootefahren, um Fische zu fangen - und Babys, deren Mütter und Väter dann mehr Fische fangen mussten, um die Windeln bezahlen zu können. So konnte man doch nicht nachdenken!

So rasch es ihr Knöchel und ihre Krücke es erlaubten, hinkte sie mit dem ein oder anderen bissigen "Disculpa?" aus dieser Wiege fischerischer Weltweisheit heraus, bis sie endlich tatsächlich etwas besser die frische, kühle und mittlerweile auch dunkle Luf einatmen konnte. Jetzt protestierte allerdings ihr Knöchel, und sie fand, dass es an der Zeit war, sich hinzusetzen. Die Bänke sahen alle sehr besetzt aus, soweit sie bei diesen Lichtverhältnissen etwas erkennen konnte - hatte sich die dicke Frau da drüben, an die sie sich noch aus der Kirche gestern morgen erinnerte, sich gerade wirklich noch dicker gemacht, um weniger Platz auf der Bank zu lassen? Unglaublich! - aber am Brunnen war nur eine einzige Person. Das sah akzeptabel aus.

"Buenos tardes", murmelte sie mehr aus höflichem Reflex, als sie sich auf der freien Seite des Brunnens niederließ, ihr Bein anwinkelte und den Knöchel rieb. Dem Mann hatte sie kaum einen Blick geschenkt. Sicher noch so ein Halbwilder.

[Des Carter]

"Buenos tardes", kam die Antwort etwas vergnügter zurück, während er schon wieder an seinem Rucksack rumnestelte und versuchte, sich das dezente Pochen in seinen Knien einfach mal heroisch wegzudenken. Vielleicht war's ja wie mit Frauen: wenn man's lange genug ignorierte, verschwand es irgendwann von allein. Eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass Des nach wie vor nicht verheiratet war und vermutlich auch nie heiraten würde.
Er sah einen Moment auf, schob die Hutkrempe ein wenig hoch und erhaschte so eher unabsichtlich einen Blick auf die Dame, die sich soeben zu ihm gesellt hatte. Blick auf die Tasche, Blick zu ihr zurück, Blick auf die Tasche, wieder zu ihr- irgendwie kam sie ihm verdächtig bekannt vor. Ähnlich wie Teo schon, nur konnte er dieser Lady definitiv einen Namen zuordnen.
"Desculpa? Sie sind nicht zufällig Dr Bueno?" Vermutlich irrte er sich. Die Expedition sollte schon längst im Dschungel sein.
Allerdings erinnerte er sich recht deutlich an ihr Portrait auf einigen Schriften, die er von ihr gelesen hatte und wenn das hier nicht Bueno selbst war, dann definitiv ihre Zwillingsschwester. Aber was zum Teufel machte die noch in Atempo?

[Mercedes Bueno]

Herrje, was kam jetzt? Die Frage, ob sie ein richtiger Doktor war? Das Angebot, ihr irgendwelche neuen Kräuter, die kein Mensch kannte, auf den Fuß zu legen? Irgendeine ungeschickt verborgene Drohung? Nun, für letzteres hatte der Mann zu freundlich geklungen. Da würde sie wohl auf die Fortsetzung des Gesprächs warten müssen.
"Doch, bin ich", bestätigte sie und warf Des nun noch einen Blick zu, während sie ihre Hosenbeine züchtig möglichst tief herabzog. Er trug einen Hut. Das war hier aber nichts Ungewöhnliches, selbst nach Einbruch der Dunkelheit nicht. Man konnte damit immer noch die zahlreichen Insekten vertreiben. Sie kniff die Augen leicht zusammen und musterte sein Gesicht. Es kam ihr vage bekannt vor, aber irgendetwas daran stimmte nicht. Irgendein Zug... Hm, nein, sie kam einfach nicht darauf!
"Und Sie, Senor, sind..?"

[Des Carter]

Tatsache. War Ray dann auch nach wie vor in Atempo? War die Expedition nicht zustande gekommen? Wenn er sich von Garcia völlig umsonst das nette Sümmchen hatte abschwatzen lassen, würde er von Ray das Geld zurückverlangen, jawohl. Konnte ja nicht jeder Professor sein. Aber egal, er lächelte freundlich und hielt Dr Bueno die Hand hin.
"Desmond Carter. Ich bin ein alter Freund und Studienkollege von Professor Williams."
Und er würde seinen eigenen Hut fressen, wenn sie nicht schon von ihm gehört hatte. Vermutlich nichts positives, seit er bereits als Negativbeispiel in Lehrbüchern auftauchte, aber hey, immerhin hörte man von ihm. War ja auch nicht das Schlechteste.
"Ich dachte Sie wären längst im Dschungel unterwegs?"