Oscar Jones' Hütte

[Mercedes Bueno]

cf: vorheriger Tag/Dorfplatz

Ob es die frische Morgenluft war oder ob die dubiose Salbe der Wirtin auch in dieser Nacht ein gutes Werk getan hatte - Dr. Bueno fiel das Auftreten mit dem verletzten Fuß an diesem Morgen noch einmal bedeutend leichter. Dennoch hatte sie die Krücke auf dem Weg zur kleinen Hütte, auf der viele ihrer Hoffnungen ruhten, untergehakt; schließlich war so eine Krücke zur Not auch zu gebrauchen, um Dr. Carter 'zufällig' damit zu treffen, wenn er wieder unverschämt wurde. Da Dr. Bueno nach einem höflichen Morgengruß allerdings bemüht gewesen war, ihm keinen Anlass für ein Gespräch zu geben, war die Krücke eher eine Vorsichtsmaßnahme.

"Guten Morgen", begrüßte sie Senor Jones und seine Nichte freundlich - Perceptua sogar mit einer Spur tatsächlicher Freude, denn ihre Hilfsbereitschaft der letzten Tage hatte unbewusst sogar bei Dr. Bueno Eindruck hinterlassen - als sie über die Hintertür in die Küche eingelassen wurden. Da sie diesen Weg schon einmal mit Perceptua zusammen gegangen war, hatte sie ihn wie selbstverständlich auch dieses Mal gewählt. "Wir sind hoffentlich nicht zu spät?"

[Des Carter]

c.f: Vortag

Ein wenig nagte ja das schlechte Gewissen an ihm. Sicher, Dr Bueno war eingeladen gewesen, aber er selbst ja nicht so wirklich. Er bezweifelte zwar, dass seine zusätzliche Anwesenheit irgendein Problem sein würde - in Narracion generell war mal ja gastfreundlich, nur hier in Atempo irgendwie nicht besonders - aber als kleine Entschädigung hatte er von Miss Ruby am Morgen noch eine große Flasche Maracujaschnaps gekauft und, mit kleiner Schleife versehen, als Gastgeschenk mitgebracht, das er prompt mit freundlichem Lächeln Perceptua überreichte. "Vielen Dank für die etwas unerwartete Einladung."
Tjaja, er konnte eben doch anders, auf dass Mercedes die Kinnlade runterklappte. Apropos Mercedes, die stand anscheinend schon biestig auf, jedenfalls hatte sie jegliche Unterhaltung mit ihm gemieden. Als wäre die Nacht auf dem Boden den Schankraumes nicht ungemütlich genug gewesen.

[Perceptua Jones]

Perceptua inspizierte Oscars Küchenschrank. Hm, eine Tasse mit blauen Punkten, eine mit Blümchen, eine mit ... nein, die konnte sie nicht auf den Tisch stellen, auch wenn die Auswahl an Geschirr sehr mager war. Gut, dann mußten es eben noch die beiden Hundetassen sein. Seufz. Sie würde sich nicht nochmal einbilden, einfach leben zu können, lächelte aber vergnügt bei ihren selbstironischen Überlegungen. Und keinesfalls würde sie sich je wieder über den Fimmel ihrer Mutter lustig machen, die perfekte, elegante Gastgeberin zu sein. Nein, doch.
Sie sah sich noch einmal den Tisch mit den 4 verschiedenen Tassen an. Perfekt! Und der Kaffee war fertig-hervorragend. Den beiden ging es ja auch nicht um das Frühstück. Ob sie was finden würden? Vielleicht könnte sie den Tempel, wenn er entdeckt war, dann später einen Besuch abstatten. Das wäre schön. Sie sah aus dem Fenster und erblickte Mercedes und deren Bekannten von gestern abend.
"Oscar," rief sie, "Frühstück!"
Perceptua trat aus dem Haus und erwiderte Mercedes Begrüßung freundlich. Der andere Doktor hielt ihr eine Flasche lecker aussehenden Zeugs entgegen. "Oh, vielen Dank." freute sie sich. "Kommen Sie doch bitte herein!"

[Oscar Jones]

Oscar horchte auf, als er Perceptuas Stimme hörte und schlug das Fotoalbum zu, um prompt wegen des aufsteigenden Staubs kurzzeitig ins Husten zu verfallen.
Mit der Hand vors Gesicht wedelnd schlurfte er in die Küche, wobei er sich schnell aufrichtete, als er Des entdeckte.
Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Ist das nicht ein wunderschöner Morgen, Kinder?" Oscar streckte die Hände aus, um die jungen Leute zu begrüßen. Ach ja.. Mit einem versonnenen Lächeln blickte er auf Perceptua.

[Mercedes Bueno]

Es tat gut, Perceptua zu sehen, auch wenn Dr. Bueno doch ein klein wenig irritiert war, dass Senor Jones noch nicht bei ihr war. Allerdings kam er, kaum dass sie den Tisch erreicht hatte. "Ja, ein wunderschöner Morgen", wiederholte sie mit höflichem Lächeln. Zumindest würde er das werden, wenn ihr heutiges Gespräch Neuigkeiten mit sich brachte, die ihnen helfen würden. Und sei es nur die Erkenntnis, dass Senor Jones' Erinnerungen sich da in etwas verrannt hatten.

"Senora Jones, Senor Jones, darf ich Ihnen Dr. Carter vorstellen?" Sie hoffte sehr, dass dieser sich benehmen konnte und hier nicht auch wieder mit diesen seltsamen Zweideutigkeiten begann, die ihr am Vorabend schon das Nervenkostüm strapaziert hatten. Wenn er jetzt Perceptua auch damit belästigte, würde ihr das am Ende noch negativ ausgelegt, wo sie es doch war, die diesen Vagabunden und Halb-Wissenschaftler mitgebracht hatte.

[Des Carter]

Es war wirklich unglaublich schwer, das Grinsen zu unterdrücken, als er das Haus wiedererkannt hatte. Gut, drinnen war er nie gewesen, aber von außen sah es nach wie vor so aus, wie vor drei Jahren. Das würde es Mercedes so schön heimzahlen. Von wegen Vagabund und Halb-Wissenschaftler. Die Frau brauchte keine Krücke, die hatte offensichtlich eine im Hintern stecken.
"Wir kennen uns bereits." Lächelnd reichte er Oscar zur Begrüßung die Hand. "Schön Sie wiederzusehen, Oscar."
Drei Jahre war es her, seit sie im Wirtshaus ins Gespräch gekommen waren. Erst über einem Schnäpschen, dann über zwei, drei und so sah man sich nun wieder. Dass Senor Jones allerdings so eine große Sammlung an alten Artefakten haben sollte, hatte er ihm damals verschwiegen.

[Perceptua Jones]

Doktor Bueno und ihr Begleiter traten ein. Oscar kam in die Küche- gutgelaunt und scheinbar aufgeschlossen- das war doch schon mal was. Perceptua freute sich. Nach der Vorstellung und Begrüßung- Oscar und dieser Doktor Carter kannten sich wohl schon, blieb Perceptua einen Moment unschlüssig stehen- wollten sie wirklich Kaffee trinken?
Sie griff nach der Kanne und fragte."Kaffee? Aber setzten Sie sich doch." fügte sie hinzu.
"Oder wollen wir erstmal schauen, ob sich ein paar interessante Fundstücke...?" und schaute fragend in die Runde.

[Oscar Jones]

"Oh, wir kennen uns schon, Dottore." Gutmütig zwinkerte Senora Jones zu und reichte dann Des beide Hände.
"Schön, Sie wieder zu sehen, Des. Wie lange ist es her?" Oscar seufzte glückselig. Ach ja, die Jahren verstrichen, aber gute Erinnerungen blieben. "Drei Jahre? Sie müssen mir unbedingt erzählen, was sie alles erlebt haben."
Mit einem aufmunternden Blick zu Perceptua setzte er sich an den Tisch. "Ein Kaffee wäre jetzt genau das Richtige."

[Mercedes Bueno]

Also das war jetzt in der Tat eine Überraschung. Einen Moment lang verharrte Dr. Bueno mit hochgezogenen Brauen - hätte es Dr. Carter umgebracht, sie schon im Vorhinein über diesen Umstand zu informieren? Wie stand sie denn jetzt vor Senor Jones und dessen Nichte da? - ehe sie ein schmales Lächeln aufsetzte. "Wie das Leben so spielt..."
Sie warf Perceptua einen dankbaren Blick zu, denn auch, wenn sie in der Wirtschaft noch nicht gefrühstückt hatte und sie gern etwas gegessen hätte, war der Hunger auf Informationen doch wesentlich größer. Andererseits galt es, den alten Herrn bei Laune zu halten, und so setzte auch Dr. Bueno sich an den gedeckten Tisch.
"Womöglich lässt sich ja beides miteinander verbinden", erklärte sie fest und warf Des einen mahnenden Blick zu. Sollte der sich jetzt ja nicht dazu hinreißen lassen, irgendwelche Räuberpistolen aus seinen verpfuschten, da von wissenschaftlicher Forschung ausgeschlossenen letzten drei Jahren zu erzählen! Deshalb waren sie ja nicht hier! "Obwohl ich Dr. Carter schon den Mund wässerig gemacht habe - im übertragenen Sinne - auf diese interessante Geschichte, die Sie Ihrer Nichte und mir vorgestern erzählt haben, Senor Jones. Die über diesen Tempel hier in der Nähe?"

[Des Carter]

Oh das war schön. Schöner hätte der Morgen eigentlich gar nicht beginnen können und ja, er hatte genau auf das Gesicht von Senorina Spaßbremse geachtet und freute sich nun, dass sie sich ärgerte. Es hätte ihn nicht umgebracht, aber wieso auf so simple Schadenfreude verzichten?
"Ziemlich genau drei Jahre, denke ich."
Lächelnd ließ er sich Mercedes gegenüber am Tisch nieder und bedankte sich artig für den Kaffee. Hoffentlich war der hier weniger dickflüssig als im Wirtshaus. Die Plörre da hatte die Konsistenz von Teer und den Koffeingehalt von Muckefuck gehabt.
"Den Mund wässrig gemacht kann man so sagen, allerdings auch für's gute Frühstück", er grinste ungeniert und hoffte im Stillen, dass Mercedes sich wieder fürchterlich blamiert vorkommen würde. "Von einem Tempel haben Sie mir damals gar nichts erzählt, Oscar. Eigentlich sollte ich beleidigt sein." Gut, er hatte ja auch nicht gefragt, im Gegensatz zu Dr Bueno, bei der Nachfragen vermutlich schon einem Verhör der Stasi gleichkam.