Wirtshaus

[Javier Santos]

Javier kam gutgelaunt von Mama Santos. Wie gesagt, sie liebte es, ihn unter ihren Fittichen zu haben. Ertrinken wäre auch ein gutes Wort. Er liebte es auch- aber dann war auch wieder gut. Er hatte sich mental gut von dem Fiasko des vorigen Abends erholt. Einen Moment hatte ihn die "ganze Sache" etwas runtergezogen. Aber nun schritt er wohlgemut aus, Ruby abzuholen.
Er betrat das Wirtshaus. Er erblickte Ruby, wollte grad ein fröhliches guten Morgen schmettern, ... und Donna.
"Ach Donna," er holte tief Luft und präsentierte ein freudiges Gesicht, "ach das wir uns noch treffen! Ich hatte schon Angst, daß ich dich nicht mehr erwische...aber wir sehen uns ja in 2 Tagen." Er ging notgedrungen auf sie zu und umarmte sie- leicht.
"Wir wollen auch gleich los, Ruby und ich." Ob sie wohl jetzt gleich verschwand?
Er nickte Ruby zu "Bist du bereit?"

[NSC]

Donna Camargo
Donna holte schon empört Luft - also, natürlich würde sie sich um diese Eindringlinge in ihr Heiligtum kümmern, wenn man sie nur ließ; ein Schwinger mit dem Besen war ja auch nicht als Gewalt auszulegen, sondern lediglich Besorgnis um die Hygiene in ihrem Dorf - als Javier wie aufs Stichwort hereinkam. Der Anblick eines jeden der beden Santos, die zu Tempelwachen aufgestiegen waren, versetzte Donna immer noch einen Stich ins Herz, weil es immerhin (noch) keines ihrer eigenen Kinder war, dem diese Ehre zu Teil geworden war. Aber das war ja sicher nur eine Frage der Zeit!
"Javier! Ja, ich hatte gedacht, du kämest zum Abendessen zu uns!" Sie umarmte ihn ebenfalls, auch wenn ihr Lächeln fast denselben Gehalt an echter Freude hatte wie das ihres Schwager. "Haben sie dich hergeschickt, damit du diesen Schlamassel hier löst, ja? Das wurde aber auch Zeit." Sie lächelte ein Haifischlächeln und beschenkte Ruby und Javier abwechselnd mit Blicken. "Ihr wisst beide, wie krank Mama Santos ist" - nur Frevler nannten es alt oder fett - "sie sollte sich nicht aufregen, und da lasst ihr es zu, dass diese Fremden hier herumschnüffeln. Das müsst ihr aber noch erledigen, bis das Ritual beginnt!" Es war beinahe ein Auftrag; zumindest in Donnas Augen. Jemand musste denen doch sagen, in welche Richtung es zu gehen hatte! Hach, warum war nur ihr Sohn noch kein Tempelwächter, sondern ihr nutzloser Neffe Diego und ihr Schwager?

[Ruby Pires]

Javier! Dem Himmel sei Dank! Alles, was sie in diesem Moment vor dieser schrecklichen Person rettete, war gerne gesehen.
"Oh du hast keine Ahnung, wie bereit ich bin", kam's zwischen den Zähnen gepresst, mit einem Lächeln versehen und mit Seitenblick auf Donna, die sich munter weiter echauffierte.
Eigentlich war Ruby nicht bereit. So gar nicht. Sie hatte nichts gepackt, nichts gegessen, nur schnell irgendwas angezogen um Bueno und Carter noch einen Kaffee zu servieren, bevor sie sich auf den Weg gemacht hatten und dann- jah, dann war die Apokalypse über dem Wirtshaus eingebrochen. In Form einer etwas pummeligen Frau, die im Mittelalter innerhalb weniger Sekunden auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre. Und nein, Mama Santos war nicht krank, sie war wirklich einfach nur alt und fett.

"Wir sind aus der Angelegenheit hier raus, Donna. Du wirst verstehen ich habe mich um Wichtigeres zu kümmern, als die Vertreibung von ein paar Touristen. Aber du musst ja sowieso nur Plätzchen backen, nicht wahr?"
Womit Rubys schier endloser Geduldsfaden dann auch überstrapaziert war. Sie kramte unter der Theke nach einem Blatt Papier, schrieb in dicken Lettern

'GESCHLOSSEN WEGEN VORRATSAUFSTOCKUNG
Ihr habt alles weggesoffen!'

darauf und kramte noch nach vier Nägeln und einem Hammer, ehe sie an Donna vorbeistratzte und anfing, den Zettel draußen an die Tür des Wirtshauses zu hämmern.

[Javier Santos]

Oh, die Stimmung war schlecht. Nein, er hatte nichts gegen Donna, immerhin gehörte sie zur Fanmilie, sie hatte sicherlich viele gute Eigenschaften... sie war entschlossen, penetrant- ach, ne... naja... egal- lösungsorientiert auf alle Fälle aber anstrengend. Also nahm er es in die Hand, Donna diplomatisch zu verabschieden, dieweil er Rubys gereizte Stimmung bemerkte.
Während Ruby nagelte, sagte er zu Donna:
"Genau, wir müssen unbedingt tätig werden. Du hast völlig recht. Am besten du gehst gleich los, um mit allen anderen zu besprechen, daß ihr auf dem Weg zum Tempel sehr vorsichtig sein müßt. Am besten du organisierst das mit deiner umsichtigen Art." Er lächelte freundlich seiner Schwägerin zu, nahm sie am Arm und führte sie langsam zur Tür. "Auf dich kann ich mich ja verlassen ja? Ruby und ich machen uns nachher in aller Ruhe, " zu Ruby gewandt, "auf den Weg und werden mit den anderen ALLES menschenmögliche unternehmen..."
Klappte es? Er nickte ihr noch mal aufmunternd zu.

[NSC]

Donna Camargo
"Plätzchen?!" Also, diese dahergelaufene Wirtin hatte doch Nerven! Sie, sie backte doch nicht nur Plätzchen, sie... Donna wollte sich gerade in Fahrt bringen - denn alles Bisherige war nach Donna-Maßstäben bloßes Warmlaufen gewesen - als Javier sie am Ellbogen packte. Für einen Augenblick befürchtete Donna schon, ihr eigener Schwager würde ihr jetzt auch in den Rücken fallen, aber so tief sank ein Santos nicht, nein, nein!
Schnaubend ließ Donna die Luft durch ihre Nasenlöcher entweichen, während sich ein als bescheiden getarntes geschmeicheltes Lächeln auf ihre Lippen stahl. "Natürlich kannst du dich auf mich verlassen, Javier." Sie reckte ihr Kinn vor und sandte Ruby aus den Augenwinkeln einen vernichtenden Blick. Das sollte die ruhig mal hören - die richtigen Leute hatten die richtige Meinung von ihr! Plätzchen, also wirklich. "Ich werde gleich zu Mama gehen und mit ihr alles besprechen. Behutsam natürlich. Die Familie Santos wird auch dieses Mal niemand auf dem Weg bemerken, das versichere ich dir!"
Sie war sich noch nicht ganz sicher, wie sie das anstellen sollten, wenn wirklich jemand die Frechheit besaß, sich auf ihrem Weg durch den Dschungel breit zu machen, denn Mama Santos war schon allein nicht gerade eine leichtfüßige Reisebegleiterin, und sie musste ja auch noch ein paar andere Verwandte mitschleppen. Andererseits konnte sie sich zumindest auf zwei ihrer drei Kinder sicher verlassen.
"Wir sehen uns dann am Tempel, Javier." Sie lächelte ihm noch einmal zu, ehe ihre Miene wesentlich kühler wurde und sie sich mit einem schnippischen "Ruby" auch von der Priesterin verabschiedete.

tbc: wo gebraucht

[Javier Santos]

Nachdem Donna- rauschend- das Wirtshaus verlassen hatte, brummelte Ruby noch schlechtgelaunt und hämmernderweise an ihrem Schild herum.
Javier meinte lächelnd:"Dann lasse ich dich mal in Ruhe alles packen, du scheinst ja noch nicht so ganz abreisebereit.Ich geh noch mich vom Mama Santos zu verabschieden. Hoffentlich ist Donna schon weg..." und grinste.
"Ich habe schon allerhand zum Kanu gebracht, mein Gepäck, was wir so brauchen für unsere Pilgerer..."erklärte er. "Am besten wir treffen uns dann wie immer am Fluß, ja? Bei den Fremden hier," er meinte natürlich speziell Mercedes Bueno und runzelte die Stirn," muß man uns ja nicht zusammen mit Gepäck durchs Dorf laufen sehen. In einer Stunde etwa?"
Er deutete Rubys erleichtertes Seufzen als Zustimmung, lächelte ihr noch mal aufmunternd zu und verschwand an ihr vorbei durch die Tür.

[Ruby Pires]

Also für Donna würde sie bei diesem Ritual definitiv nicht beten, so viel war schonmal sicher. Wunderte sie eh, dass das sowieso noch jemand tat. Sie verabschiedete sich knapp von Javier, ignorierte die davonrauschende Donna und betrachtete einen Moment das Schild an der Tür, ehe sie seufzend die Hände in die Hüften stemmte. Na das konnte ja noch was werden.

Die Stunde nutzte sie für eine schnelle Dusche, bequemere Reisekleidung und das Packen diverser Opfergaben und vor allem Lebensmittel. Als Wirtin diente Ruby meistens als einer der Hauptversorger der Selenisten am Tempel und jetzt, wo Javier sie begleitete, konnte sie noch ein bisschen mehr einpacken als sonst. Einen großen Reiserucksack und drei Taschen später, schloss sie also das Wirtshaus ab. Sie schulterte den Rucksack, malte unauffällig mit dem Daumen einen kleinen, unsichtbaren Kreis auf ihre Brust und machte sich auf den Weg zur Laete, wobei sie immer wieder darauf achtete, auch bloß nicht Dr Bueno und Anhang über den Weg zu laufen. Die dürften auch schön blöd gucken, wenn sie das Wirtshaus verschlossen vorfanden.

tbc: Unterer Lauf der Laete

[Narracion]

[Oscar Jones]

Oscar starrte verdrießlich ins Nasse heraus.
Da waren einmal alle ausgeflogen, keiner kam um ihn mit neugierigen Fragen zu nerven, keiner störte ihn. Er hatte alle Zeit der Welt und seine Ruhe, seine selige Ruhe, seine verdiente Ruhe.. und was war?
Konnte er seine Zeit draußen in der Sonne verbringen, ein Schachrätsel lösen oder zumindest anfangen und angestrengt nachdenken? Nein! Es musste ja gewittern, nichts mit Ruhe.
Und jetzt saß er hier fest. Mißmutig betrachtete Oscar die anderen Gäste im Wirtshaus. Und wo war überhaupt Ruby? Machte die etwa schon wieder Urlaub? Mit so 'nem Laden konnte man anscheinend ordentlich Geld machen.
Verdrossen hob Oscar die Tasse Kaffee und schlürfte vernehmlich, ehe er sich wieder seinem Rätsel zuwandte.

[Sofia Pereira]

cf: letzter Tag

Kopfweh... Irgendwann würde sie Adam erschlagen, jawohl! Nicht nur, dass er Anstalten machte, ihr wohlsortierte Unordnung aus dem Gleichgewicht zu bringen - nun, wenigstens putzte er nebenbei, und das sogar recht gründlich, aber hatte sie ihn etwa darum gebeten?! - und nicht nur, dass Richard auch irgendwelche wahnsinnig wichtigen Gespräche vorschob, um ja nicht in diesem Kaff auftauchen zu müssen, nein, jetzt beschloss Adam auch noch, schlimmes Kopfweh zu haben und lag leidend auf ihrem Sofa herum. Vor die Wahl gestellt, sich sein Gejammer ertragen zu müssen oder etwas dagegen zu unternehmen, hatte Sofia sich daher selbstlos in den Regen geworfen. 'Miss Ruby' hatte ihr jeder zur Antwort gegeben, wenn sie in der Vergangenheit nach einem Mittelchen gegen Wehwehchen gefragt hatte, also hatte Miss Ruby sicher auch was gegen Adams Kopfweh!

Mit recht durchgefeuchteten Kleidern- Sofia rannte einfach nicht gern - erreichte sie das Wirtshaus, das heute recht leer war. An der Tür hing ein offenbar von den meisten Gästen ignoriertes Schild, das verkündete, das Wirtshaus sei geschlossen - aber wenn hier Volk drin war, konnte Miss Ruby doch sicher nicht weit sein!

Sofia blickte sich um, während sie sich den Regen aus dem Gesicht wischte, und entdeckte Oscar. Tja, besser den als diese granteligen Fischer, die sie immer noch nicht in ihr Herz geschlossen hatten. "Hey." Sofia setzte ein Lächeln auf und tänzelte auf Oscar zu. "Ist Ruby nicht da?"