Wirtshaus

[Mercedes Bueno]

Machte sich diese Wirtin etwa gerade über sie lustig? Also, das war doch... unverschämt! Dr. Buenos Stirn umwölkte sich. Jetzt war sie ja doch recht froh, dass sie ihr gestern abend nicht erzählt hatte, dass sie doch diese Salbe austesten wollte - immerhin hatte Perceptua recht überzeugt geklungen, dass man allem einmal eine Chance geben sollte - denn sonst hätte Dr. Bueno am Ende noch eingestehen müssen, dass diese Paste tatsächlich ihre Schmerzen gelindert hatte!
"Es wäre ein Jammer, wenn die Hilfsbereitschaft sich hier bereits in zwei Männern erschöpfte", erwiderte sie steif. Noch dazu, wenn beide ja noch halbe Kinder waren und der eine noch nicht einmal aus diesem Kaff stammte! Vermutlich war er genau deshalb bereit gewesen, sie zu begleiten. Nur wenn sie niemanden fand, der sie hochbegleitete: Wie sollte sie ihre Gruppe dann überhaupt je wiederfinden? Sie würde wohl nachher doch einmal versuchen, Kontakt zu Prof. Williams aufzunehmen.
Fast war sie ja bereit, an ein Wunder zu glauben, als sich dann doch einer dieser.. Naturburschen an sie wandte, aber leider nicht direkt mit einem Hilfsangebot. "Raubkatzen?" Sie hob zweifelnd die Brauen und wechselte einen Blick mit Perceptua. Natürlich hatte sie in den Vorstudien auch über die Fauna gelesen, aber wenn es tatsächlich in dieser Gegend ungewöhnlich viele feline Feinde gab - warum hatte sie dann niemand im Vorfeld gewarnt? Bei der Anreise etwa! Sie hätten doch auch jemanden engagieren können, der mit dem Gewehr... Sie warf einen zweiten, prüfenden Blick auf den Rücken und das Profil Javiers, wollte sich dann erst an Perceptua wenden, überlegte es sich aber anders. Nein, Senora Jones war ebenso wie sie ein Gast und würde nicht jeden hier kennen.
Sie räusperte sich und bedeutete Ruby, etwas näher zu kommen, damit sie nicht zu laut werden musste. "Wer ist der Senor? Ein - Wildhüter oder so etwas?" Womöglich war er ja nur ein blutiger Amateur, der Schauergeschichten erzählte!

[Ruby Pires]

"Ihnen ist vielleicht aufgefallen, dass Atempo nicht grade mit einer überragend hohen Einwohnerzahl besticht, Dottore", sie lächelte nach wie vor. Was dachte die Dame sich eigentlich? Dass sie das halbe Dorf entbehren konnten, nur damit sie halbwegs heile zum Rest ihres Trupps kam? Und dann? Dann blieb ihr auch nichts anderes übrig, als sich entweder tragen zu lassen oder halbwegs rasch hinterherzuhumpeln. Klang beides nicht wirklich verlockend.
Javiers Einwand ließ das festgetackerte Lächeln kurz zu einem leichten Grinsen werden, bevor sie sich rasch umdrehte um - angeblich - zwei frisch polierte Gläser ins Regal zurückzustellen. Helles Köpfchen der Junge, gut dass er vom Tempel runtergekommen war. Auch wenn sie nach wie vor nicht wirklich wusste, wieso.
Mercedes Räuspern riss sie wieder aus ihrer Schadenfreude und sie trat einen Schritt näher an die Theke. "Javier?" Kurz sah sie zum Tempelwächter hinüber. "So etwas in der Art. Er reist viel herum und besucht das Dorf nur gelegentlich. Vermutlich können Sie ihm da vertrauen, der Mann kennt sich im Dschungel aus." Sie nickte vielsagend und fragte sich, ob Bueno versuchen würde, Javier zu einer Bootstour zu überreden. "Aber es stimmt schon, im Dschungel rund um das Dorf gibt es einige Raubkatzen. Fragen Sie mal die Leute, die am Dorfrand ihre Felder haben. Widerliche Biester sind das, ziemlich gefährlich."

[Mercedes Bueno]

Wieder musterte Dr. Bueno Javier nachdenklich. Wenn er sich so gut auskannte, war es vielleicht tatsächlich eine Idee, ihn darum zu bitten, sie zu ihrer Expedition zu bringen - auch wenn der Gedanke an Tiere, die ihr nicht freundlich gesonnen und größer als Mücken waren, ihr nicht sonderlich behagte. Zum Glück war es doch mehr als unwahrscheinlich, dass die gesamte Expedition solchen Tieren zum Opfer gefallen war - daher konnte sie davon ausgehen, dass bei deren Passage alles gut verlaufen war. Sonst hätte sich der Professor ja wohl gemeldet!
Sie räusperte sich vernehmlich. "Senor... Javier?" Madre de dios, wie unhöflich, ihn mit dem Vornamen ansprechen zu müssen! Das war ihr jetzt aber doch recht peinlich. "Diese Raubkatzen.. gab es denn auch - Todesfälle?" Unruhig rutschte Dr. Bueno auf ihrem Stuhl hin und her und rieb unwillkürlich das Knie, das durch Wade und Schienbein mit ihrem lädierten Fuß verbunden war. Mit ihrem Handicap würde es schwer werden, einer reißenden Bestie zu entkommen. Was tat man überhaupt, wenn man Auge in Auge mit einer wilden Großkatze war? Stellte man sich tot? Oder war das bei Bären?
Natürlich gab es da auch immer noch die Option, ihre Recherchen hier abzubrechen und stattdessen lieber in San Palabra weiteres Personal einzustellen. Einen Großwildjäger zum Beispiel. Oder einfach jemanden, der ein Gewehr hatte.

[Javier Santos]

Ruby stieg ein. Er grinste. Fantastisch. Ein bißchen verunsichert schien sie ja doch, diese Dottore. Dann sprach sie ihn an. Langsam drehte er sich um, genug Zeit ein Lächeln aufzusetzen.
"Ja, Doktor...? " Er unterdrückte mit Mühe einen Seufzer, stand auf und ging hinüber. Er konnte ja Frau Doktor nicht zu ihm humpeln lassen. Er sah hilfeheischend Ruby hinterher, die mit vollem Tablett gerade nach draußen verschwand. Javier nickte der Fremden und der "Doktorin" freundlich zu, als er vor ihrem Tisch stand. "Kann ich Ihnen helfen?"
O Gott was für eine scheinheilige Frage! Immer schön lächeln.

[Oscar Jones]

cf: vorheriger Tag

Sobald Oscar das Wirtshaus betrat, zog er sich den Hut vom Kopf und fuhr sich mit seiner Altermalbefleckten Hand durch das wenige Haar. Doch er hätte das genauso gut lassen können, den wirren Struwweln war sowieso nicht mehr zu helfen. Damals als er noch ein junger Kerl war, ha! kräftiges Haar, glänzend und forsch. Die jungen Dinger verfielen ihm beim ersten Anblick..
In Erinnerungen versunken schlurfte Oscar durch das Wirtshaus hindurch. Sich nach Bekannten umsehen tat er schon lange nicht mehr. Und das lag überhaupt nicht an seinen müden Augen, sondern dass man von der Sonne noch völlig geblendet war. Jawohl!
"So." Er stützte sich mit seinem Unterarm auf der Theke ab und schaute wie immer erstmal lange in die Getränkekarte, obwohl er jeden Tag trotzdem das gleiche haben wollte.

[Mercedes Bueno]

Der Lärm im Wirtshaus verschluckte Dr. Buenos Frage - vermutlich lag es auch an der Begrüßung einiger Gäste, die den Namen der klapperigen Gestalt brüllten, die sich gleich nach Ruby durch die Tür quetschte - nur in anderer Richtung: Oscar Jones. Für eine Schrecksekunde befürchtete Dr. Bueno, der alte Herr könnte sie und seine Nichte hier entdecken und vermuten, dass sie sich getroffen hatten, um über ihn zu reden - war soviel Argwohn und Misstrauen zu befürchten? Nun, hier im Dorf doch vermutlich sehr wohl! - aber Oscar zuckelte ungefähr zu jenem Platz am anderen Ende der Theke, den Javier gerade geräumt hatte, um zu ihnen herüber zu kommen.
Dr. Bueno zwang sich zu einem Lächeln, auch um ihre Schrecksekunde zu überspielen, und richtete ihre Aufmerksamkeit ganz auf Javier. Ja, wie zu befürchten gewesen war - der Senor roch auch nach Wildnis, so wie überhaupt fast jeder in diesem Dorf. Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie die Mitglieder ihrer Expedition riechen würden, wenn sie diese endlich erreichen würde!
"Ich hoffe, dass Sie das können, Senor Javier." Nun, zumindest schien es ihn nicht zu stören, dass sie ihn mit Vornamen ansprach. "Diese Raubkatzen, von denen Sie gerade sprachen: Hat es da schon Tote zu beklagen gegeben? Und in welchem Umkreis bewegen sich diese Tiere so in etwa? Ich werde nämlich gezwungen sein, schon bald in den Dschungel zu reisen, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Hinweise für Sicherheitsvorkehrungen geben könnten."

[Javier Santos]

Javier stand vor dem Tisch von dieser Dottore und der Fremden. Die Tür ging auf und Oscar kam herein. Er blickte jedoch nicht zu ihnen herüber und so setzt sich Javier an den Tisch der beiden. Nicht das er lange bleiben wollte. ..
"Sicherheitsvorkehrungen?" antwortete er auf die Frage von Doktor Bueno. Er stütze beide Arme auf den Tisch und hielt sein fast leeres Glas in einer Hand fest.
"Gehen Sie nicht in den Dschungel!" riet er knapp. "Was kann wichtiger seins als ihr Leben? Die Raubtiere," setzte er hinzu, "haben einen großen Radius." um den Doktor vollends zu überzeugen. Wobei er nicht so recht daran glaubte, das diese Dame locker ließ...

[Mercedes Bueno]

Sollte sie jetzt Mitleid für ihn empfinden oder doch eher Bestürzung? Gut, wer auf diese Weise lebte wie die Menschen in diesem Dorf, für den konnte es wohl tatsächlich nichts auf der Welt geben außer atmen, schwitzen, essen, trinken und noch mehr schwitzen. Was wichtiger sein konnte.. also bitte!
"Denken Sie nicht, dass Sie übertreiben?" Skeptisch hob Dr. Bueno die Brauen. "Sie reden ja gerade so, als würde jeder, der das Dorf verlässt, augenblicklich von diesen Tieren zerfleischt. Nur Sie sind ja wohl offensichtlich auch mit all Ihren Armen und Beinen hergekommen." Vielsagend ließ sie ihren Blick über Javiers Arme und Oberkörper gleiten. Offensichtlich hatte er es sogar in ausgezeichnetem Zustand hergeschafft - wissenschaftlich betrachtet natürlich, rein wissenschaftlich!
"Sie wären nicht zufällig an einer Tätigkeit als Führer interessiert? Also erst, wenn ich wieder in der Lage bin zu reisen, selbstverständlich."

[Javier Santos]

Übertreiben? Hm, so richtig Angst schien er ihr nicht gemacht zu haben. Er sah sich beiläufig nach Ruby um, blickte in sein Glas, welches leer war. Als Dr. Bueno ihn fragte, ob er sie durch den Dschungel führen würde, stellt er das Glas, mit dem er gerade gespielt hatte, vorsichtig ab. Er blickte die beiden Damen freundlich an:
"Senora Bueno," und lächelte, "ich liebe den Dschungel- aber selbst ich bin derzeit vorsichtig. Sie scheinen mich nicht ernst zu nehmen, wenn ich um ihr Leben fürchte ...?" Er blickte sie an, lächelte immer noch freundlich und beugte sich etwas vor- wie um seine Aussage zu bekräftigen. "Und Führertätigkeiten übernehme ich grundsätzlich nicht." Er verlor sein Lächeln nicht.
Außerdem wollte er morgen hier weg sein. Am besten mit Ruby. Unbedingt mit Ruby. Er bemühte sich, seine grüblerischen Gedanken zu verbergen, die hinter seiner Stirn leider anfingen, ihm Sorgen zu bereiten. Würde diese Frau, wenn ihr Fuß wieder hergestellt war, es schaffen, in den Dschungel zu gehen- einen Führer zu finden? Nun im Dorf wohl nicht. Alles gut. Allein würde sie nicht losgehen...

[Perceptua Jones]

Perceptua sah erfreut Oscar eintreten. Da kam dieser... Javier an ihren Tisch- Mercedes hatte in ihm wohl schon einen Kandidaten als möglichen Führer erkannt. Sie blieb sitzen und lauschte, welche Fortschritte Mercedes' Ansinnen machte.
Aber nein, der Herr schien die Gefahr wesentlich höher einzuschätzen als Mercedes. Und er lehnte ihr Ansinnen rundweg ab. Was Mercedes wohl tun würde? Zähneknirschend im Dorf bleiben und irgendwann nachhause reisen? Sie stand auf und sagte "Entschuldigen Sie mich bitte kurz, ich möchte meinem Onkel Guten Abend sagen."
Sie nahm ihr Glas und ging zu Oscar hinüber. "Onkel Oscar" rief sie. "Hallo, soll ich dir was zu trinken besorgen?" Die Wirtin war noch nicht wieder zurückgekehrt. Vielleicht wollte Oscar ja auch seine Ruhe haben, aber Guten Abend sagen, mußte sie ja. Die Unterhaltung von Javier und Mercedes...konnte sie ja wohl auch hier hören? Ah, verflixte Neugiere! Nicht sehr damenhaft. Ihre Mutter würde schimpfen. Aber die Geschichte war zu spannend...Mercedes Charakter wäre phantastisch für eine Story....