Emily hatte als Dritte den Weg über die Brücke angetreten. Sehr vorsichtig, aber zielstrebig bahnte sie sich den Weg über die Planken, die hier und da ein klein wenig knarrten. Jedwede Gedanken daran, was passieren konnte, wenn die Brücke nicht hielt, hatte sie sich strikt untersagt. Zumal die Brücke ja bereits Dante und Damian ausgehalten hatte und beide deutlich mehr wogen als sie halbe Portion, wozu sich also unnötig nervös machen, das war nicht ihre Art.
Von dem Problem, mit dem Santiago hinter ihr zu kämpfen hatte, bemerkte Emily nichts. Zu laut war das Rauschen des Wassers unter ihren Füßen. Jedoch merkte sie, dass etwas nicht stimmen konnte, als die Brücke urplötzlich heftig zu schwanken und leicht zu erbeben begann. Das konnte nur eins bedeuten, dass es auf Santiagos Seite Probleme gab, die ihn dazu brachten, die Brücke eher zu betreten als geplant. Und das wiederum bedeutete, sie musste sich ebenso beeilen. Zum Einen, um die Brücke nicht länger als nötig mit dem Gewicht zweier Personen zu belasten und zum anderen, um Santiago nicht den Weg zu versperren. Flink beschleunigte die zierliche Brünette ihren Schritt, dabei stur geradeaus auf den Weg achtend, auch wenn die Versuchung, zumindest kurz über ihre Schulter zu spähen, enorm war.
Sie hörte Dantes "Duckt euch" und zog automatisch den Kopf etwas zwischen die Schultern, ohne jedoch stehen zu bleiben, sie musste das Ende der Brücke erreichen, weit war es ja nicht mehr.
Dann überschlugen sich die Ereignisse regelrecht. Sie hörte ein regelrechtes Krachen, eine der Planken musste gebrochen sein, ein heftiger Ruck ging durch die Brücke, gerade als sie sich umdrehen und nach Santiago sehen wollte, um ihm gegebenenfalls zu Hilfe zu kommen, hörte sie ein hässliches Reißen und spürte, wie die Brücke drohte auf der einen Seite in den Abgrund zu rauschen, eilig nahm sie noch zwei Schritte Anlauf und sprang mit einem Hechtsprung nach vorn in Richtung Damian und Dante...