An Deck

[Homer Canalli]

"Um der Wahrheit die Ehre zu geben", sagte Canalli und legte seinem Neffen die Hand schwer auf die Schulter, während er ihn mit beinahe väterlichem Stolz von der Seite ansah, "so begleite ich ihn. Jedenfalls ein Stück seines Weges. Er ist sozusagen der Grund, weshalb ich überhaupt in der Lage war, Ihnen diese Passage hier zu offerieren."
Canalli zog seine Hand von Lucas Schulter zurück und wedelte sich etwas Luft zu. Er konnte Lopez sehen, der auf sie zukam und natürlich gleich kühle Getränke mitbrachte, beschloss aber, seinen Bediensteten erst einmal noch zu ignorieren.
"Luca ist Teilnehmer einer kleinen Expedition, die in dieser Gegend hier startet. Kein Unternehmen für einen gestandenen Experten wie mich, aber genau das Richtige, um als junger Wissenschaftler Erfahrungen zu sammeln."
Zum Beispiel darin, wie man mit unliebsamer Konkurrenz umging.

[Perceptua Jones]

"Oh, eine Expedition! Wie interessant." Perceptua sah die beiden aufmerksam an.
"Ist es eine archäologische Expedition oder sind Sie Botaniker?" wandte sie sich an Luca Canalli.

[Homer Canalli]

Botaniker! Allein die Vorstellung schüttelte Canalli, als hätte er auf etwas äußerst Unschmackahaftes gebissen. Was wäre das für ein Abstieg eines Mitglieds seiner Familie, die sich seit seines eigenen leuchtenden Beispiels mit der Königsdisziplin aller Wissenschaft, der Historie, und ihrer kleinen Schwester Archäologie befassen konnte! Botaniker!
Canalli entschlüpfte ein kleines, abfälliges Schnaufen. Als er wieder einatmete, empfingen seine Rezeptoren ein neues Aroma, gegen das die salzige Seeluft, in der ein Hauch von Fischfabrik lag, das reinste Vergnügen war. Die beiden Vasallen waren also eingetroffen. Nun, es waren ja wahrlich nur ein paar Schriite bis zu ihrem Kai gewesen, doch abgesehen von der reinen Unnötigkeit, zu Fuß zu gehen, wenn man ja auch fahren konnte, hatten sie so wenigstens die 'Gesellschaft' des Geruchs vermieden.
Canalli lächelte Perceptua halb entschuldigend zu, ehe er sich an Lopez wandte, der dienstbeflissen in der Nähe stand. "Lopez, wir haben noch zwei weitere Passagiere; die beiden Herrschaften, die unüberriechbar gerade an Bord kommen. Wir werden sie gemeinsam mit Senorita Jones absetzen. Bitte sorgen Sie dafür, dass die beiden frische Seeluft während der Fahrt genießen." Er hob vielsagend die Brauen und wandte sich dann noch einmal an Perceptua und seinen Neffen. "Ich werde hineingehen - die Sonne..." Er zuckte mit den Achseln, lächelte schmallippig und watschelte zur Tür. Lopez würde schon dafür sorgen, dass die beiden Herren seinen guten Salon nicht verpestete. Wenn Luca und Senorita Perceptua es vorzogen, konnten sie natürlich beiden Gesellschaft leisten - oder sich ihm anschließen.

tbc: Salon

[Perceptua Jones]

Perceptua lachte Canalli hinterher. Sie verzieh ihm seinen Snobismus.
Was wohl sein Neffe für ein Mensch ist? Sie sah kurz lächelnd zu Luca hinüber. Ihre Vermutungen gingen dahin, das auch er etwas eitel und elitär war- aber sie urteilte nicht gern nach dem 1. Eindruck. Noch hatte er seinen Mund nicht aufgetan.
Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Gestalten, die gerade an Bord kamen, der erstere Typ Strauchdieb, forsch, der zweite- kleiner, zögernd, unsicher.

[Elvis Strindberg]

cf: San Palabra/Hafenbezirk

Elvis lachte nur und winkte ab, während die Gangway unter seinen Schritten leicht bebte. Was sollte es über 'Batata' schon zu reden geben? Wenn der Frischling sich nicht geschickt anstellte, würde er sich noch weit schlimmere Namen anhören müssen.
Er sah, wie Canalli ein Stück von ihnen entfernt durch eine Tür verschwand und wie eine Frau, die sich augenscheinlich im Gespräch mit Canalli junior befand, zu ihnen hinübersah. Höflich zog er sich den Hut vom Schädel und grinste ihr zu, ehe sich auch schon ein ganz in schwarz gekleideter Steward ins Blickfeld schob und Teddy und ihn an Bord begrüßte. Aus den folgenden Worten entnahm Elvis, dass ihre Passage offenbar nur an Deck gebucht worden war, aber das war ihm ziemlich egal; Hauptsache, sie kamen rasch an ihren Bestimmungsort. Und hier draußen würde es sein junger Schützling hoffentlich auch viel besser vertragen. Er warf einen raschen Blick zu Teddy. Naja, soweit der die Fahrt überhaupt vertrug. War ja schon recht blass um die Nasenspitze!
"Gracias", sagte er zu Lopez, der sich gleich diensteifrig darum bemühte, die Gangway einzuholen. Ah, prima, es ging gleich los!
Elvis trat zur Seite, um Lopez nicht im Weg zu stehen - schwarze Dienstklamotten, der arme Teufel! - und musterte Teddy. "Schaffst du es, dass wir der Senora buenos dias sagen gehen, ohne dass du ihr auf die Schuhe kotzt?", erkundigte er sich skeptisch.

[Perceptua Jones]

Perceptua grüßte den Größeren der beiden Ankömmlinge mit einem Kopfnicken und fuhr etwas überrascht zusammen, als Luca sich neben ihr plötzlich verabschiedete. Er murmelte etwas von Duschen und verschwand.

Interessiert blickte sie zu den beiden neuen Passagieren. Ob sie Luca bei dieser Expedition begleiteten? Vielleicht würden sie ihr noch etwas darüber erzählen, nachdem Luca und Canalli nicht so gesprächig waren. Es reizte sie, mehr darüber zu erfahren.

[Teddy Wilcox]

cf: San Palabra/Hafenbezirk

Nochmal rekapitulieren: er war auf dem Weg in den tiefsten Urwald um dort das Gepäck von Leuten zu schleppen, von denen er keine Ahnung hatte was sie da genau überhaupt wollten, das alles ohne jegliche nennenswerte körperliche Kraft und sein einziger Freund bisher war ein alternder Pornostar. Es hatte ein bisschen was von Lemony Snicket und Ted wurde abermals flau im Magen. Das Unglaublichste war ja sowieso, dass er sich das alles hier freiwillig antat. Niemand tat sich so etwas freiwillig an. Zumindest niemand, der wollte dass man ihm volle geistige Gesundheit zuschrieb.
Canallis Hauspagen bedachte er mit einem leisen, irgendwie piepsigen „Gracias“, das er Elvis schlicht nachplapperte weil sämtliches Vokabular spontan flöten gegangen schien und nachdem er einmal groß ein- und ausgeatmet hatte, nickte er entschlossen. Jawoll, er würde der Senora ‚buenos dias’ sagen können, ohne ihr auf die Schuhe zu kotzen! Und im Stillen hoffen, dass sie doch noch ein zweites Paar mithatte, nur für den Notfall.
„Ich kann das. Jaja. Mach dir keine Sorgen.“ Von wegen.

[Elvis Strindberg]

Elvis hob prüfend eine Braue und grinste schief. Optimismus war wohl keine Schwäche des Frischlings. "Denk einfach dran: Wenn's dich überkommt, ist die Reling nur einen Schritt weit entfernt." Er zwinkerte Teddy aufmunternd zu und ging mit langen Schritten die kleine Distanz zu Perceptua.
Hm, sie trug keine dieser schwarzen Uniformen; Teil der Mannschaft war sie also nicht. Vielleicht ein weiteres Familienmitglied der Canallis?
"Buenos dias, Senora", begrüßte Elvis sie mit höflichem Grinsen, zerrte mit einer Hand seine Mütze vom Schädel und hielt die andere Hand Perceptua zum Handschlag hin. "Sehr freundlich von Ihnen, uns auf diesem hübschen Schiffchen mitzunehmen."

[Perceptua Jones]

Perceptua reichte den beiden ihre Hand und bedachte den Kleineren mit einem aufmunternden, freundlichem Lächeln. Er sich nicht ganz so wohl zu fühlen, obwohl er sich sichtlich Mühe gab.
Sie wandte sich an die Neuankömmlinge:
"Sie brauchen sich bei mir nicht zu bedanken, ich bin hier auch nur Gast. Ich bin Perceptua Jones. Die Señores Canalli sind schon unter Deck gegangen, sie haben wohl noch etwas zu tun. " versuchte sie überzeugend zu erklären.
"Ich reise nach Atempo, um einen Verwandten zu besuchen- und Sie, nehmen Sie an der Expedition teil? Sind sie auch Wissenschaftler?" und Assistent setzte sie in Gedanken und mit Blick auf den neben ihm stehenden, ergeben wirkenden jungen Mann hinzu.

[Teddy Wilcox]

Bei seinem Glück gab es just in dem Moment, in dem er beschließen sollte über die Reling zu reihern, mit Sicherheit irgendeinen unglücklichen Windstoß, der dafür sorgte dass sein Mageninhalt doch irgendwie auf der Yacht landete. Vermutlich sogar im Gesicht der netten Dame, die übrigens die Erste war, die ihn nicht musterte, als zweifle sie an seinem Verstand. Wieso auch immer alle anderen das taten.
Er grinste demnach ein wenig schief auf Elvis Kommentar hin und nahm dann ebenfalls höflich seinen verdächtig klischeehaften Strohhut ab. „Buenos dias.“ Canalli schien ja großzügiger als gedacht im kostenlosen Transport von Freunden oder Fremden. Das hier war doch kostenlos, oder?
„Nein, nein keine Wissenschaftler. Wir sind erm-“, ja, wollte die Senora was zum Lachen haben? Etwas hilfesuchend sah er zu Elvis – ihm dämmerte inzwischen, dass er nicht das typische Bild eines Trägers abgab – druckste einen Augenblick herum und schob dann ein leises „Träger der Expedition“ hinterher. So, wo war jetzt das Loch in dem er sich verkriechen konnte?