Tunnel

[Javier Santos]

Javier erblickte die May und Allegra. Er kam näher:"Na, machen wir ein Päuschen?" grinste er."Während der arme Tempelwächter durch den Dschungel hechtet?" Er legte erneut grinsend seine Hand auf die Machete."Seid ihr fertig oder könnt ihr noch Hilfe gebrauchen?" Er hatte natürlich den großen Haufen Unkrautzeugs bemerkt, den die beiden schon aufgeschichtet hatten. Er lächelte ihnen entschuldigend zu.

[May Comida]

"Vielleicht auch ein bisschen Sonnenschein?" May Comida zwinkerte Allegra herzallerliebst zu.
Sie nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und verstaute alles wieder in ihre Taschen. "Hach, die Zeit, zu der man sich nicht verstecken musste, muss himmlisch gewesen sein."
Da musste man keine blöden Tunnel verstecken, verentstecken usw. Und selbst wenn es mal was zu tun gab, dann waren sie Hundertschaften.. Sie könnten jetzt wirklich etwas..
"Päuschen?" May grinste Javier leicht schadenfroh entgegen. "Du kommst gerade rechtzeitig. Die Pause ist just in dem Moment zu Ende gegangen."

[Allegra Dominguez]

Sich nicht verstecken zu müssen... Allegra lächelte, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie May zustimmte. Natürlich wäre vieles einfacher gewesen. Wie viele Ausreden und Erklärungen hatte sie sich zusammenklauben müssen, ehe sie begonnen hatte, das abgeschiedene Leben am Rad des Mondes zu führen? Wie schön wäre es, die Rituale wieder mit Tausenden statt mit Hunderten zu feiern? Andererseits.. wollte sie wirklich, dass ganz San Palabra und alle Einwohner der umgebenen Dörfchen durch den Dschungel stapften und sich in unmittelbare Nähe der Schatten und der ewigen Steine begaben? Früher musste es doch viel schwerer gewesen sein, die Steine zu schützen, wenn jeder - nicht nur die, die von den Priesterinnen dazu als würdig befunden wurden - Selenist werden konnte. Und die relative Ruhe und Abgeschiedenheit hier im Dschungel hatte doch auch so einiges für sich.
Javiers Auftauchen riss sie aus ihren Gedanken, und sie lächelte mild, auch wenn ihre Neugier mit seinem Erscheinen gleich lichterloh brannte. Hatte er etwas entdeckt? Aber wenn, dann hätte er es doch sofort gesagt, nicht wahr?
"Richtig", stimmte sie May zu und hob ihr Werkzeug. "Ein Paar starke Hände mehr können nicht schaden. Mal sehen, wie viel Kraft du noch in deinen hast." Sie machte grinsend eine aufforderne Kopfbewegung und stapfte zurück dorthin, wo die Gewächse schon etliches an Zahl und Wucherkraft eingebüßt hatten. "Du hast also nichts gefunden?", mutmaßte sie und sah fragend zu Javier.

[Javier Santos]

Javier trat zu dem Gestrüpp. "Nein," ein Hieb, "also, ich habe nichts gefunden." Erneuter Hieb. Er sah Allegra und May nicht an, während er langsam weiter auf die Pflanzen einhieb. Dann drehte er sich zu den beiden um. "Ich war Richtung Handelsposten unterwegs...aber... da war nichts."
Er drehte sich wieder um und bearbeitete methodisch die Pflanzen. "Aber vielleicht sollten wir, also einer von, uns mal nach Miguel und Ruby schauen. Warum sind sie noch nicht da?" Nachdenklich wandte er sich erneut um und runzelte die Stirn. "Irgendetwas wird sie aufhalten."
Aber dann setzte er sofort wieder eine schelmische Miene auf und meinte scherzhaft:"Wir können ja schließlich nicht die ganze Arbeit allein machen!"

[May Comida]

"Vielleicht machen wir uns auch viel zu viele Sorgen." May pustete eine Strähne aus ihrer Stirn.. Versuchte es zumindest. Bei den Unmengen an Haarspray konnte sie kaum gegen widerborstige Haare was ausrichten.
Vielleicht sollten sie den Teufel nicht an die Wand malen, wahrscheinlich ist für eine viel zu lange Zeit einfach nichts passiert. So dass ein ungutes Gefühl schon einen riesen Schatten an die Wand zeichnete.
Aber dass die Jungs nicht pünktlich hier waren, war schon ungewöhnlich. Ach! Da fing sie schon wieder an.
"Vielleicht kam eine Lieferung nicht rechtzeitig an, oder jemand war krank im Dorf,.. Es kann tausende Gründe geben."
May zuckte betont unbekümmert mit ihren Schultern und begann weiteres Kraut zu zupfen.

[Allegra Dominguez]

Allegra wiegte nachdenklich den Kopf, während sie sich mit einer ziemlich widerspenstigen Pflanze abmühte. Ihr schwarzer Daumen wirkte bei Pflanzen, die sie pflegen sollte, irgendwie besser! "Bei Ruby könnte ich das noch verstehen, aber Miguel? Miguel müsste wirklich langsam kommen!" Sie wusste nicht, wie stark die Kräfte noch bei den übrigen waren, aber es war immer leichter, den Tunneleingang zu öffnen, wenn sie so viele wie möglich waren. Und warum war auch die letzte Priesterin noch nicht eingetroffen? Ihre Fähigkeit, Visionen zu empfangen, war viel größer als ihre eigene oder Mays - bei so beunruhigenden Bildern war es unwahrscheinlich, dass sie ausgerechnet SIE nicht betrafen?
Schnaubend richtete Allegra sich auf und drückte ihre Rücken durch, der doch ein wenig ziepte. "Womöglich machen wir uns zu viele Sorgen, ja." Sie musterte die beiden anderen ernst. "Aber was, wenn die Fremden bisher nur noch nicht von uns gesehen wurden? Wenn auch die beiden anderen zurückkommen, ohne sie gesehen haben? Heißt das dann, dass sie nicht existiert, diese Bedrohung, die jeder von uns drei gespürt hat, oder heißt es, dass sie vielleicht noch größer ist, als wir dachten, weil sie sich vor uns verbirgt?" Allegra schüttelte den Kopf. "Wenn da draußen eine Gefahr ist, will ich mir nicht nachsagen lassen, dass wir es verpasst haben, sie aufzuhalten!" Ihre Stimme war unwillkürllich noch dunkler und auch lauter geworden, und Allegra räusperte sich verlegen. "Aber wo Ruby und Miguel sich aufhalten, wissen wir ja. Und wenn wir morgen früh den Felsspalt öffnen, könnte jemand in Atempo nachsehen, was die beiden aufhält." Ihr Blick blieb an Javier hängen. Seine Familie lebte dort, und auch, wenn er nicht besonders oft nach Atempo reiste, würde sein Eintreffen dort kaum allzu großes Aufsehen erregen...

[Javier Santos]

Javier schaute zu den beiden Frauen. "Ihr habt Recht, wir müssen keine Gespenster an die Wand malen- aber wir sollten aufpassen. " Die Bedrohung, die sie gespürt hatten, war sie nicht vor allem so bedrohlich, weil sie nicht wußten, was auf sie zu kam? Er würde gern glauben, das es nur das wäre. Die anderen beiden Tempelwächter waren unterwegs, um Ausschau zu halten... und wenn er ins Dorf ginge, wären sie schon mal klüger. Andererseits warnten die Selenen bestimmt nicht vor einer verspäteten Lieferung...
Er sah May und Allegra offen an und entschied: "Ich geh morgen ins Dorf und schaue nach Miguel und Ruby. Vielleicht kommen wir gleich zusammen zurück." bemühte er sich um Zuversicht. "Es wäre höchste Zeit."
"Dann habt ihr noch ne Hilfe bei der Gartenarbeit!" grinste er, deute auf das Unkraut und duckte sich schonmal. Es tat not, die Stimmung aufzubessern, Zeit für ein Späßchen mit seinen (anwesenden) Lieblingspriesterinnen mußte schon sein. Gedrückte Stimmung war nicht sein Ding.

[May Comida]

May hielt kurz inne, als Allegra ihre Idee in den Raum.. Tunnel stellte. Nur einer konnte wohl damit gemeint sein, auch ihr Blick schweifte zu Javier und sie lächelte erleichtert, als er sofort die Initiative ergriff.
Er war die beste Wahl, nicht nur, dass es keinen verwundern würde, er wird auch schneller zu Fuße sein als sie. Und er wusste um die Dringlichkeit.
"Dann ist das beschlossene Sache. Sehr gut." Sie nickte Javier aufmunternd zu. Sie hätte auf den langen Weg nämlich ganz und gar keine Lust gehabt.
"Und es wird höchste Eisenbahn, dass wir noch heute mit dem Gezupfe fertig werden." Gab sie beinahe grummelnd vor sich. Wenn Javier weg ist, wird das sicherlich noch eeeewig dauern, bis sie fertig werden.

[Allegra Dominguez]

"Mit dem Argument solltest du Ruby und Miguel besser nicht locken", grinste Allegra. Unter Umständen würde es Ruby natürlich gefallen, bis zu den Ellbogen in Gestrüpp zu stecken, aber spätestens bei Miguel wagte Allegra doch zu bezweifeln, dass es ihn locken würde, Hilfe bei der Gartenarbeit zu sein. Zumal ihr Garten ja, wenn man es genau betrachtete, ein Dschungel war.
Es beruhigte sie, dass sie morgen - oder spätestens übermorgen; es war ja doch ein Stück Weg bis zum Dorf, und wenn Javier erst noch dabei war, wenn sie die Felsspalte öffneten, würden sie auf dem Rückweg durch die Nacht laufen müssen; Allegra rechnete also eigentlich erst mit einer Ankunft von Ruby, Javier und Miguel am übernächsten Tag - dass sie jedenfalls bald auf zusätzliche Hilfe zugreifen konnten. Ihre Kräfte gewannen sie immer aus der Gemeinschaft; bei großen Entscheidungen wie der, die sie heraufkommen spürte, zog Allegra es daher vor, so viele wie möglich zu sein.

Auch jetzt war die Gemeinschaft eindeutig besser. Mit Javiers Hilfe und seiner Kraft ging es doch noch einmal schneller voran, und schließlich richtete Allegra sich auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn, während sie den schmerzenden Rücken durchdrückte, und lächelte erfreut. Sah immer noch nicht nach englischem Rasen aus, aber erlaubte es auch Overknee-Lederstiefel, das Gebiet vor dem Eingang zu durchqueren. "Ich finde", schnaufte Allegra, "wir haben uns jetzt ein Abendessen verdient."

[Javier Santos]

Also abgemacht. Erst noch schuften und dann morgen den Weg ins Dorf... und wieder zurück zum Tempel...
Ein Glück liebte er es, im Dschungel unterwegs zu sein. Meditieren am Wasserfall war natürlich auch sehr schön. Nun gut ein andermal. Und so machten sich die 3 mal schweigend, mal scherzend und immer schwitzend an die Arbeit.
Als Allegra mit ihrer hervorragenden Idee kam, ließ Javier sich sogleich fallen. "Oja, was kochen wir Schönes?"