Hochplateau

[Narracion]

Das Hochplateau, auf dem das eigentliche Rad des Mondes sowie die vier Gebäude liegen, ist quadratisch und hat eine Seitenlänge von 160 Metern. Man betritt es von der Ostseite her, wo die alte Treppe endet und steht nur wenige Meter entfernt vom ersten Gebäude, dem Haus des zunehmenden Mondes.

Der Boden des Hochplateaus ist mit Steinplatten belegt, in deren Ritzen sich Moose und andere Pflanzen angesiedelt haben. Im Süden befindet sich der Tempel, das Haus des Vollmondes. Gegenüber steht das wesentlich kleinere Haus des Neumondes. Im Westen, dicht am Rand des Hochplateaus, wurde das Haus des abnehmenden Mondes errichtet. In der Mitte zwischen den vier Gebäuden befindet sich das eigentliche Rad des Mondes, die Opferstätte.

Vom Hochplateau aus hat man einen wunderbaren Blick auf die höchsten Baumetagen der Urwaldriesen und über das Wipfeldach des Dschungels.

Rituelle Aufgaben: Schutzrunen am Rand des Plateaus erneuern, die vor einer Entdeckung aus der Luft schützen (selbst gegen Satellitenbilder)

[Narracion]

[May Comida]

Oh, bei den Selenen, sie wird sterben! Jetzt und hier!
May Comida stützte beide Hände in ihre Hüften und atmete erstmal tief durch. Diese Treppen werden sie nochmal irgendwann schaffen.
Sie hob eine Hand, um sich Luft ins Gesicht zu fächern. Eine andere griff wie automatisch zu ihrer schweren Tasche, die um ihren Ellenbogen hing, und holte einen kleinen Taschenspiegel heraus und kontrollierte ihr Make Up. Nur ein Sekündchen später schenkte sie ihrem Spiegelbild ein süffisantes Lächeln, ehe sie den Spiegel wieder zu klappte, in ihrer Tasche verschwinden und einen erwartungsvollen Blick über das Gelände gleiten ließ.
Sie wusste, dass sie hier nicht lange allein herumstehen würde.

[Allegra Dominguez]

cf: Haus der Vollmondes/Außentreppe

Zielstrebig, wenn auch ohne übertriebene Hast ließ Allegra den eigentlichen Tempel hinter sich. Javier hatte noch etwas holen wollen, aber er würde wohl kaum Probleme haben, sie einzuholen; er war schließlich jung und gut zu Fuß. Sie ging noch einmal im Kopf durch, ob sie auch nichts vergessen hatte - hatte sie ihre Brille dabei? Auf kurze Distanz ließen sie ihre Augen ein wenig im Stich, und sie wollte nicht aus Versehen eine Rune ausstreichen, ohne die der ganze Schutzkreis nichts brachte! - und dann fiel ihr plötzlich etwas ins Auge, oder besser gesagt: jemand.
"May!" Allegra lächelte breit. Es war vollkommen unmöglich, May zu verwechseln, und mit langen Schritten eilte sie der Priesterin entgegen. Nun, sie hatte zwar nicht ausgerechnet mit ihr gerechnet, nicht so früh, aber sie war dennoch froh, sie zu sehen - zumal May eine der wenigen war, von denen sie sich Zigaretten schnorren konnte, selbst falls ihr niemand Tabak mitbringen sollte. "Schön, dich zu sehen!" Sie umarmte sie zur Begrüßung, auch wenn Mays Körperwärme immer schon ausstrahlte.

[May Comida]

May nahm Allegra in den Arm und drückte sie fest an sich, während sie Küsse neben Allegras Wangen in die Luft knallte. "Allegra, Menschenskind, kein Wunder, dass du so eine Bohnenstange bist, wenn du hier wohnst." Und warf einen Blick zwischen skeptisch und belustigt auf die Treppe hinter ihr.
"Aber jetzt ist May ja da." Und deutete auf ihre Handtasche und schließlich auch auf ihren Rucksack. "Jetzt sollt ihr mal wieder was Richtiges zwischen die Zähne bekommen."
Sie grinste Allegra schief an und blinzelte ihr schließlich einmal zu, während sie aus ihrer Handtasche schon einen Beutel Tabak hervorholte, Allegra mit der freien Hand die Schulter tätschelte und mit ihrer Zunge schnalzte. "Man könnte fast meinen, ich hätte den siebten Sinn, was?"
May ließ ihr rauhes Lachen, getränkt von Sherry, Karaoke und Zigaretten, verlauten und drückte Allegra den Tabak gutgelaunt in die Hand.

[Allegra Dominguez]

Für einen Moment hielt Allegra den Atem an, dann entwand sie sich freundlich Mays Umarmung. "Es wundert mich immer wieder, dass diese Treppe", sie deutete auf den langen, bröckeligen Weg nach unten, "dich jedes Mal aufs Neue zu überraschen scheint. Alles eine Sache des Trainings, glaube mir." Sie zwinkerte und legte eine Hand auf ihren flachen Bauch. "Obwohl ich mich über die Verpflegung grundsätzlich nicht beschweren könnte, meine Jungs sorgen gut für mich. Außer..."
Ihr Blick verfolgte Mays Hand, und sie lachte entspannt auf, als sie den Tabaksbeutel in ihrer Hand spürte. "..außer diesem gesundheitsgefährdendem Teufelszeug." Nur gut, dass die Zeiten der Moralpredigten vorbei waren. Sie war alt genug, um ihre Gesundheit zu ruinieren, wenn ihr danach war. "Ja, den siebten Sinn. Das könnte man fast meinen. Danke sehr. Du ruinierst mein Leben."
Lächelnd ließ sie den Beutel in ihre Umhängetasche gleiten, wurde dann allerdings etwas ernster. "Apropos siebter Sinn: Gibt es einen Grund, dass du so früh hergekommen bist?" Wachsam musterte sie Mays Gesicht. Eigentlich würde es sie wundern, wenn May nicht von dunklen Vorahnungen heimgesucht würde.

[May Comida]

"Glaub mir, jede Sportart wird völlig überbewertet und sei es Treppensteigen." Sie winkte großzügig ab und beobachtete mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen, wie der Tabakbeutel in Allegras Hand verschwand.
"Gern geschehen. Immer für die Schattenseiten des Lebens da." Grinste sie. Nur, dass sie meistens gegen die Schatten agierte.
Langsam wurde aber auch ihre Miene ernster. "Den gibt es in der Tat." Seufzte sie. "Seit Tagen hatte ich schon so ein merkwürdiges Gefühl. Ich dachte erst es wäre ein Schatten, aber im Dorf scheint zur Zeit alles unter Kontrolle zu sein. Nein.." May schüttelte ihren roten Lockenkopf. "Ich habe die Vorahnung, dass wir Besuch bekommen werden. Keine Schatten, Fremde."

[Allegra Dominguez]

Allegra biss sich auf die Unterlippe. May bestätigte ihre Vorahnungen und das dunkle Gefühl, dass etwas passieren würde, was sie auch mit Javier teilte. "Fremde?", entfuhr es ihr dann aber doch überrascht, und sie zog die Brauen zusammen. Fremde kamen nicht in den Dschungel. Der Dschungel war immer ihr bester Schutz gewesen, ihr tüchtigster Wächter und ihre unüberwindbarste Mauer. Selbst wenn Fremde in die Bucht kamen, blieben sie an der Küste. Dass sich einer in ihre Nähe gewagt hatte, das lag doch schon Jahre zurück!
Aber war es damals nicht auch so ein seltsames Gefühl gewesen, wenn sie meditiert hatte?
"Ich habe gespürt, dass etwas nicht stimmt - aber Fremde, May?" Sie runzelte die Stirn. "Bist du dir sicher?"

[May Comida]

"Sicher?" May Comida häkelte sich umständlich eine Zigarette aus ihrer Handtasche und steckte sie an die Spitze. Sie liess sich recht viel Zeit, als sie ihre Zigarette anzündete, eine Rauchwolke in die Luft paffte und eine Hand in ihrer Hüfte abstützte.
"Nein." So bequemte sie sich doch zu einer Antwort. "Ich bin mir ganz und gar nicht sicher. Aber.." May tippte ein paar Mal an die Spitze um abzuaschen. "Ich bin mir sicher, dass wer immer auch sich die Mühe machen wird zu uns zu kommen, keinen Schatten hat.. Keinen herkömmlichen jedenfalls." Sie lacht kurz tiefkehlig auf, um sofort wieder ernst zu werden, während sie sich ein wenig vorbeugte.
"Und ich würde dieses komische Gefühl bestimmt nicht haben, wenn ein Dorfbewohner im Dschungel Pilze suchen würde. Nein,.." Sie schüttelte ihren rothaarigen Schopf zur Bestätigung. "Aber ich hoffe es natürlich."

[Allegra Dominguez]

"Wollen wir hoffen, dass er auch keinen anderen Schatten hat", brummte Allegra besorgt und kratzte sich am Kopf. Natürlich war das etwas, was sie herausfinden mussten. Es brachte nichts, Vermutungen anzustellen und nur aufgrund wilder Vermutungen anschließend Vorsorge zu treffen.
Nur war so ein Dschungel keine Sockenschublade - um hier etwas oder jemanden zu finden, konnte man sich nicht einfach ein bisschen beobachten. Vor allem dann nicht, wenn man nebenbei noch etliches zu tun hatte - die Vorbereitungen für das Ritual machten sich ja auch nicht von alleine.
Allegra schüttelte den Kopf. "Komm, wir bringen erst mal deine Sachen rein, und du hast doch auch sicher nichts gegen etwas zu trinken einzuwenden." Sie lächelte May an. "Mit kühlem Kopf überlegt es sich besser." Sie würde Javier bitten, doch allein vorzugehen.