Verhüllte (Generelles und Einstieg)

[Narracion]

Was kann gespielt werden?
Wenn der Mond zum Frühlingsanfang zunimmt, nähert sich das große Ritual, zu dem die Selenisten, die in der Boccacciobucht als Verhüllte scheinbar ein normales Leben führen, zum Rad des Mondes reisen. Einige kommen schon im Vorfeld und können daher, sobald am Rad des Mondes bekannt ist, dass mit der Expedition eine mögliche Bedrohung des Tempels an Land gegangen ist, aktiv werden.

Alle Verhüllten haben ein normales Leben und können daher frei gestaltet werden. Einzige Vorraussetzung ist die Berücksichtigung der Informationen über den Selenismus (z.B. dass nur Mitglieder aufgenommen werden, die bereits die Pubertät erreicht haben).

Wie steige ich denn ein?
Verhüllte können einzeln oder in Gruppen jederzeit einsteigen; sie können mit der MS Caminante oder einem anderen Transportmittel in der Bucht ankommen (z.B. auch mit dem eigenen Fischerboot, das irgendwo an der Küste versteckt wird). Wer möchte, kann sich auch an den NSCs in Atempo anlehnen oder einen von ihnen übernehmen. Dann kann der Verhüllte auch einfach in Atempo leben.

[Narracion]

Folgende Ideen sind nur ganz knapp angerissen und sollen v.a. zeigen, welche Vielfalt an Charakteren unter den Selenisten zu finden sind. Natürlich müssen sie, um zu Figuren zu werden, noch ausgearbeitet werden. Sie eignen sich einerseits als Kurzzeit-Charaktere, die nur während des Rituals gespielt werden, können andererseits aber auch als reguläre Figuren gespielt werden, die entweder am Tempel bleiben, um ihn vor den Fremden zu schützen, oder nach Hause zurückkehren, um von dort aus zu versuchen, ihre Fäden zu ziehen.
Wie genau man sich an diese Vorschläge halten und wie viel daran man ändern will, ist vollkommen frei gestellt. Sie sollen als Inspiration dienen und keine unumstößlichen Schranken auflegen.



Der Hausmann stammt aus San Palabra, ist mit einer Nicht-Selenistin verheiratet und hat mindestens zwei Kinder im schulfähigen Alter. Da seine Frau zu aufgeklärt oder christlich-gläubig ist, um ihm jemals die Geschichten seines Kultes, von Furien und Schatten und Selenen zu glauben, hat er sie nie eingeweiht. Dieses Geheimnis stellt ihre Ehe auf eine harte Probe, denn in der Zwischenzeit ist seine Frau überzeugt, dass er ein Verhältnis hat, da er keine überzeugenden Erklärungen mehr dafür finden kann, warum er manchmal zwei bis vier Tage lang verreist oder manchmal nachts aus dem ehelichen Bett verschwindet.
Der Hausmann ist sehr unglücklich mit seiner Situation und überlegt schon, den Kult zu verlassen; der Gedanke, sich entdecken zu lassen, klingt allerdings auch verlockend für ihn. Insgesamt ist er eher ein Mitläufer.


Der Ex-Tempelwächter lebt mittlerweile als gesetzter Herr und Großvater in San Palabra, wo er einen Handwerksbetrieb betreibt (z.B. Schneider, Friseur, Schreiner). Er war einst Schlüsselträger und neigt heute noch dazu, gutgemeinte Ratschläge zu geben, wann immer er den Tempel besucht.
Dass er seine Berufung aufgegeben hat, um eine Familie zu gründen, hat er nie bereut; aber noch einmal in die gute alte Zeit zurück und aktiv in den Schutz des Tempels eingreifen, klingt zu verlockend in seinen Ohren, um nicht noch einmal vom Mitmischen zu träumen.


Die Karrieristin arbeitet in der Verwaltung von San Palabra und befindet sich kurz auf dem Sprung nach ganz oben. Sie hat eigentlich nur noch wenig Zeit für ihren Kult, aber andererseits sind Selenisten auch Wähler, und da sie noch dazu weiß, nicht nur glaubt, dass die Schatten eine reale Gefahr werden können, besucht sie die Rituale regelmäßig, auch wenn sie es immer eilig hat, wieder nach Hause zu kommen.
Da sie um die Träume einiger einflussreicher Personen in San Palabra weiß, die Stadt zu einer Touristenhochburg zu machen, ist der Gedanke einer archäologischen Sensation quasi vor der Haustür eine Herausforderung an ihre Loyalität. Sie glaubt fest an die Macht des Kompromisses und vielleicht lässt sich da ja was finden...?


Die Super-Verhüllte hat die 30 überschritten, lebt recht zurückgezogen und wird in ihrem realen Leben eher gemobbt als gemocht. Nur am Tempel blüht sie auf, weil sie sich hier in der Gesellschaft der Selenisten gemocht und willkommen fühlt und es außerdem irgendwie verdammt cool findet, sich die ganze Zeit zu maskieren. Das hat ja beinahe etwas von Superheld, dessen geheime Identität dauernd unterschätzt wird, der zum Happy End aber alle rettet, sogar die Fiesen!
Die Super-Verhüllte würde jeden Vorwand nutzen, mehr Zeit unter den Selenisten zu verbringen. Sie hofft, sich beweisen zu können und vielleicht sogar im Endeffekt mehr Selbstvertrauen für ihr wahres Leben zu finden. Außerdem hat sie einen leichten Helferkomplex, was dazu führen könnte, dass sie übertrieben oder kopflos handelt.


Die Lehrerin unterrichtet Literatur und Kunst am Internat in San Palabra - eine Fächerkombination, die es ihr erlaubt, Mythen und Geschichten ihres Glaubens einfließen zu lassen. EIn paar Mal hatte sie deshalb schon Probleme mit der Direktion, weil sie vom Lehrplan abwich, aber sie ist beliebt bei ihren Schülerinnen und Schülern und hat es auch deshalb geschafft, die Wogen immer wieder zu glätten. Außerhalb ihres Unterrichts führt sie ein geselliges, abwechslungsreiches Leben; in ihrem Familien- und Liebesleben tummeln sich viele (verhüllte) Selenisten.
Die Lehrerin betrachtet das Problem gern analytisch, und auch, wenn sie jede Entscheidung der Gemeinschaft mitträgt, ist sie insgesamt eher zurückhaltend mit eigenen Vorschlägen, wie der Gefahr zu begegnen ist.


Der Sportler gilt als unglaubliches Talent, während er selbst es nicht so super findet, allein auf seine Physis reduziert zu werden. Dennoch sportet er mit Hingabe, ist diszipliniert und für seine Karriere auch durchaus zu Opfern bereit. Er trainiert eine Kindermannschaft ehrenamtlich, wird aber von seinem Trainer dazu gedrängt, stattdessen lieber selbst zu trainieren. Sich verhüllen und unter den anderen als einer von vielen behandelt zu werden, genießt er sehr, zumal er hier Zeit mit seinen (selenistischen) Eltern verbringen kann.
Für den Sportler wäre es eine Erleichterung, mehr Zeit am Tempel verbringen zu können; allerdings fürchtet er wohl nicht ganz zu unrecht, dass sein Trainer Suchtrupps nach ihm losschicken und einen schrecklichen Medienrummel veranstalten würde, wenn er nicht rechtzeitig zum Frühtraining wieder auf der Matte steht.


Die Alleinerziehende wartet sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihr Kind in den Kult aufgenommen wird. Sie ist eine unglaubliche Organisatorin, aber es wäre schon eine Erleichterung, ihren Glauben nicht mehr vor dem Kind verheimlichen zu müssen und zu den Ritualen Betreuungsmöglichkeiten zu besorgen. Sie arbeitet als Redaktionsassistentin bei der Tageszeit von San Palabra, wo sie Augen und Ohren ständig aufsperrt, falls ein Thema ihr gefährlich erscheint. Dann findet sie immer einen Weg, es unter den Tisch fallen zu lassen - aber irgendwie passiert das selten.
Der Alleinerziehenden brennt die Zeit unter den Nägel; dabei würde sie so gern bleiben und helfen! Aber mehr ist einfach nicht drin...


Narracitische Moralvorstellungen sind prüde; selenistische nicht. Frisch von ihrem letzten Freund getrennt ist die lebenslustige Singlefrau während der Rituale nicht nur an spirituellen Erfahrungen interessiert. Dabei ist sie auch im echten Leben selbstbewusst und zielstrebig. Sie hat ihr eigenes Geschäft und weiß, dass sie um ihre Absätze fürchten müsste, wenn sie sich "unanständig" in San Palabra aufführen würde.
Die Singlefrau ist es gewohnt, auch mal hinten rum zum Erfolg zu kommen und mit härteren Bandagen zu kämpfen. Sie hat nichts dagegen, ein wenig mehr Zeit am Tempel zu verbringen - aber zu lang darf's auch nicht sein, sonst wundern sich ihre Kunden.


Der Fatalist ist schon eine ganze Kante älter, und seiner Erfahrung nach regelt sich ja doch alles von selbst. Er ist Vater, vielleicht sogar Großvater einiger anderer Verhüllter, hat dem Dschungel schon so manchen Quadratmeter als Bauland abgerungen (früher, als er noch in der Baubranche tätig war) und kennt sich mit seinen Gefahren durchaus aus.
Der Fatalist hat nicht das Bedürfnis, überhaupt irgendwas zu unternehmen. Wenn die Fremden sie finden sollen, werden sie sie finden. Dann kann man immer noch mit ihnen reden oder sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Das Leben ist ein Fluss...


Die Aktivisitin ist Umweltschützerin mit Herzblut und hat sich v.a. dem Kampf gegen den geplanten Flughafen in San Palabra verschrieben. Sie ist sehr resolut, einigen erscheint sie beinahe unverschämt, und selbst ihre eigene Familie versucht sie bisweilen zu dämpfen, was ihnen aber kaum gelingt. Doch ist der Ruf erst ruiniert, kann man ja erst so richtig ausholen.
Die Aktivistin ist durchaus bereit, die ein oder andere Grenze zu überschreiten. Sie hat da auch ein paar Kontakte, aber die kann sie natürlich nicht in den Dschungel holen, denn im Gegensatz zu eigentlich all ihren Freunden und Familienangehörigen sind die keine Selenisten.