Steg

[Teo Howard]

cf: Frachtunterstand

Teo erwiderte Viktorias Lächeln kurz; danach rieb sie sich verstohlen die Oberarme. Zu ihrer Enttäuschung ging Viktoria nicht geradewegs zu Garcia, sondern hielt auf Delia und den Jungen zu, den sie gar nicht kannte. Und das letztere konnte doch eigentlich gar nicht sein. Hm, vorhin war der so im Gespräch mit Delia vertieft gewesen, aber wenn jetzt Viktoria da hin ging.. vielleicht konnte sie ihn fragen, ob er ihr rasch behilflich war, zumal..
Ein leichtes Stöhnen rang aus Teos Kehle, als sie sich erinnerte, dass sie ja nicht nur das Handgepäck der Expedition noch von Bord kriegen musste, sondern auch noch die zwei Kisten, die Miss Ruby in Auftrag gegeben hatte. Gut, die waren jetzt nicht zu groß, aber wer kleinen Gegenständen kein großes Gewicht zutraute, war doch blauäugig.
Also zögerte sie, 'entdeckte' ein offenes Schnürband an ihrem Turnschuh und kniete näher, um die Schleife neu zu binden - und darauf zu lauern, ob sie den Fremden vielleicht als Tragehilfe nutzen konnte - ob das ein Freund von Garcia.. nein. Nein, das war ja unmöglich. Ein Freund von Garcia.. Teo musste breit grinsen.

[Ray Williams]

Nachdem er nochmals den Blick über das Deck schweifen ließ und anschließend über das Wasser zum Horizont gesehen hatte, folgte Ray Mercedes auf den Steg und steuerte den Mann an, auf den ihre Beschreibung am besten passte.
"Buenos dias", grüßte er. "Raymond Williams" stellte er sich vor und beantwortete damit Garcias Frage nach ihm.
Er hielt dem Mann die Hand hin.
"Und sie sind ... ?"

[Garcia Blanco]

Mann, das dauerte vielleicht.. Dachten die etwa, er wäre hier im Urlaub? Also wenn sich dieser Professor mal endlich zeigen würde, dann würde der dem aber Bescheid geben! Oder es aufschlagen. Das war doch sicher so ein dürres, altes Männlein mit langem grauen Bart.. oder auch nicht.
Garcia runzelte kurz die Stirn, als Ray auf ihn zukam; das sollte ein Professor sein? Der sah eher gefährlich aus. Wie einer, dem man besser nicht krumm kommen sollte - auch, wenn er unwillkürlich das Flair eines Städters ausstrahlte.
"Garcia", stellte Garcia sich vor und griff tatsächlich, wenn auch etwas zögernd nach Rays Hand, um sie zu schütteln. Das war auch nicht der Händedruck eines alten, dürren Männleins.. "Ich bin der örtliche Verwalter. Die Senorita da drüber", er deutete mit dem Kopf hinüber zu Delia, "meinte, Sie wären der mit den Papieren." Er räusperte sich kurz. "Für so'ne Truppe haben Sie doch sicher Transitpapiere." Er lächelte schmierig. Hatte er sicher nicht, dafür musste man Wochen, wenn nicht Monate durch die Behörden robben! Und das machte doch keiner - für die wenigen Reisenden, die herkamen, ähnelten die Transitpapiere vor allem Dollarnoten.

[Ray Williams]

Mit einem etwas kräftigeren Druck als beabsichtigt, schüttelte Raymond die Hand des Verwalters. Schuld war der sofort wieder aufkeimende Ärger über den Telefonterror, den er gerade hinter sich hatte. Allerdings hatte die Ziege am anderen Ende nicht den Eindruck gemacht, als nächsten Schritt jemanden anzurufen, der so aussah wie Garcia hier vor ihm. Dazu hätte sie vermutlich erst sieben Verfügungen, 15 Erlasse und mindestens vier Genehmigungen für einen weiteren Anruf gebraucht.
In solchen Augenblicken, war pokern angesagt.

"Natürlich, wir haben alles. Ist ja schwerer zu ihnen zu kommen als nach Fort Knox", scherzte er.
"Im übrigen 'auch schöner hier". Beim Reden eher beiläufig, zog er die Brieftasche und hielt dem einen halben Kopf kleineren Mann tatsächlicherweise einen Packen amtlicher Dokumente vor die Nase. Ein bisschen sah dieser für Ray dabei aus als hätte er mit etwas anderem gerechnet, das ebenfalls knistern konnte.
Aber Ray wollte hier auf keinen Fall den Fehler machen, den nächsten falsch einzuschätzen. Das hatte ihm schon bei Teo leid getan. Hier lebte man anders als in Primera, natürlich sahen somit auch Verwalter anders aus als man es von einer Großstadt her kannte. Ihm waren auch schon Verwalter im Lendenschurz und mit einem Knochen durch die Nase begegnet. So weltfremd wie Ray vielleicht aussah und der Name Professor Williams möglicherweise ahnen lassen konnte, war er ja gar nicht.

[Garcia Blanco]

Hätte man Garcia ein saftiges Steak vor die Nase gehalten und dann durch einen harten Kanten Brot ersetzt, hätte er nicht enttäuschter kucken können, als er den Dokumentenstapel sah. "Ich... ja. Ja, schön hier. Ich..", stammelte er, während er mit fast zitternden Fingern nach den Papieren griff, sich halb gegen einen Poller lehnte, um sich nicht auf den Stock stützen zu müssen, und geistesabwesend durch die Papiere blätterte. "Sie haben.. also, da fehlt.. nein, fehlt nicht. Und die Erlaubnis für.. ah, ist auch dabei. Und.." Garcias Stimme wurde immer kraftloser; ein-, zweimal keimte Hoffnung in ihm auf, aber das Papier, das er dann für fehlend gehalten hatte, war dann doch da. Das war doch zum aus der Haut fahren!
Garcias Miene war am Ende finster wie der Dschungel während der Mittagsgewitter, und er schluckte schwer, als er die Papiere zurückreichte. "Da haben Sie ja sicher lang für gebraucht, Senor", brummte er und quälte sich noch ein Lächeln ab, auch wenn es nur so echt wirkte wie die Brustweite mancher Pornosternchen. "Und Sie haben wirklich an alles gedacht." Das schien die gesamte Palette von Genehmigungen zu sein, die es überhaupt für die Bucht gab - einige der Papiere waren sogar ihm fremd gewesen! Wie sollte man sich denn da noch eine falsche Genehmigung ausdenken! Garcias Kopf war in dieser Hinsicht vollkommen leer.
"Was haben Sie denn hier vor, dass Sie so'n Aufwand gemacht haben?" Er runzelte die Stirn. "Machen Sie 'ne Farm auf?" Sowas wäre vor Jahren schon mal fast sein Nachbar geworden - eine Farm. Hatte sich zum Glück im letzten Moment zerschlagen.

[Ray Williams]

Eine Farm?
„Nein, Agrikultur ist zwar auch interessant, aber wir sind hier um auf den Spuren ihrer Inkas zu wandeln.“
Inkas war immer unverfänglich und das war es auch, was in den Papieren stand. Rays heimliche Obsession mit den Selenismus-Theorien hatte er einzig den tatsächlichen Expeditionsteilnehmern verraten. Logisch, sie hatten diese Obsession alle. Und das aus den verschiedensten Gründen.
Jeder andere würde ihn jedenfalls auslachen. Das kannte er schon zur genüge. Aber nicht mehr lange.
Mit einem leichten Schmunzeln taxierte Ray sein Gegenüber.
So ungläubig und enttäuscht, wie der die Papiere durchgesehen hatte, bestand Grund zur Befürchtung, dass er bei dem Gedanken an die Kunst- und Kulturstätten seiner Vorfahren ebenfalls eher die Kassen klingeln hörte als Nationalstolz oder gar wissenschaftliches Interesse zu verspüren.
"Aber da sind wir doch sicher nicht die ersten ... "
Wieder ein Test. Ray hoffte inständig, dass sie die ersten waren. aber was die Behörden wussten und was einheimische wussten, wich nicht selten weit voneinander ab. Das schlimmste szenario, das ray sich ausmalen konnte, waren immer private Antiquitätenjäger. Die hatten leider oftmals einen besseren Riecher als ganze Universitäten zusammengenommen und schneller waren sie auch. Aber hier ... hoffentlich nicht.

[Garcia Blanco]

"Inka. Hier." Garcias Blick bekam etwas Spöttisches. Gott sei Dank keine Ökospinner. Alle paar Jahren tauchten die hier auf und veranstalteten einen Riesenzirkus und gingen ihm damit tierisch auf die Nerven, bis sie sich endlich wieder verpissten. Kam ihm jedes Mal vor wie eine Ewigkeit. Das hier waren also Inka-Trottel, die verschwanden hoffentlich ganz fix im Dschungel, und wenn er Glück hatte, verschwanden sie darin. Wobei.. dann hatte er vermutlich irgendwelche Ausländer auf dem Hals, die Verwandte suchten.
"Doch, das sind Sie die ersten." Die allerersten sogar. Gut, das Land mochte voll sein von bröckelnden Steinen, die Leute für unglaublich wichtig hielten, weshalb sie extra Museen für sie bauten und arme Schulkinder zwangen, langweilige Ausflüge dorthin zu unternehmen. Garcia kümmerte sich lieber um die Gegenwart. Also früher jedenfalls.
Er befeuchtete sich die Lippen, als ihm ein Gedanke kam. Vielleicht lockte ja doch noch irgendwo ein bisschen Geld.. "Und ich muss Sie sicher nicht darauf hinweisen, dass ich alles, was Sie finden, vor der Abreise hier überprüfen muss. Reine Routine." Und zwar eine, die ihm Dollar bringen würde, wenn es schneller gehen sollte! Oder wenn es was geben sollte, was der Professor lieber nicht auf den Listen haben wollte... sowas konnte man doch dann sicher gut verticken, wenn man ein Professor war. Würde er jedenfalls machen. Bekam doch sicher auch zu wenig bezahlt, so ein Professor..

[Sebastien Lemaitre]

cf: MS Caminante / Vorderdeck

Sébastien rollte mit den Augen. Der Typ war ja wohl nicht zu fassen. Er war dem Professor gefolgt, als dieser fast als letzter vom Bord gegangen war und hatte während des Gesprächs mit dem Verwalter stumm neben Williams gestanden. Dieser hatte bisher sämtliche Dreistigkeiten mit bemerkenswerter Eleganz und Souveränität pariert und würde sicher auch mit dieser hier fertig werden. Aus dem Augenwinkel hatte er beobachtet, wie sich Teo wieder genähert hatte, die tatsächlich mit dem Fischerjungen das ganze Gepäck von Bord geschleppt hatte. Jetzt war sie in der Nähe der beiden Studentinnen, die sich um diesen anderen Typen geschart hatten, der nicht wie ein local wirkte, aber offenbar aus der Gegend war. Und Bueno sah er weiter hinten beim Unterstand mit dem Fischer reden.

Er überliess es dem Prof, mit dem geldgierigen Schleimbeutel fertig zu werden und ging ein paar Schritte weiter Richtung Teo und der anderen Gruppe. "So schnell wirst du mir untreu", erklärte er dann bei ihr angekommen mit einem milden Seufzer und einem Blick Richtung Miguel. Dann grinste er und wies Richtung Boot. "Sieht aus, als ob wir ziemlich alles von Bord hätten. Ich nehme an, das heisst, ihr macht euch jetzt dann auf den Rückweg, hm?"

[Teo Howard]

"Exklusivrechte gibt's nur mit Ring am Finger", lachte Teo zu Sébastien hinauf, auch wenn er mit seiner Ansprache verhinderte, dass ihr neue Wortfetzen der Gespräche in ihrer Nähe zuflogen. Manchmal wünschte sie sich, sie hätte mindestens acht Ohren und vier Augen! Sie warf einen gespielt kritischen Blick auf ihren Handrücken und hob die Brauen. "Und da glitzert noch nichts."
Sie stemmte sich schwungvoll in die Höhe, kam dabei ein wenig ins Wanken und hielt sich an Sébastien fest, um nicht strauchelnd gegen ihn zu prallen. Puh, die Schlepperei hatte ihren Kreislauf ganz schön mitgenommen; da würde sie sich gleich mal was zu trinken organisieren - aber keine von Colins Flaschen.
"Außerdem scheinst du mich nicht sehr vermisst zu haben, wenn du mich jetzt gleich wieder loswerden willst." Teo klimperte unschuldig mit den Wimpern.

[Delia Sanchez]

Delia Sanchez
Delia grinste bei seiner Nachfrage. Neugierig war er schon einmal.
"Momentan lebe ich in Primera. Und davor war ich des öfteren in San Palabra wegen der Schule." Das war immerhin nichts, was er nicht wissen sollte oder ihr irgendwann zum Verhängnis werden würde. Und ihr Leben vor Atempo ging ihn ja nichts an. Es war auch nichts, woran sie sich wirklich stark erinnerte.
Sie legte ihren Kopf leicht schräg. "Abgemacht. Aber wehe dir wenn ich erfahre, dass du dich doch alleine auf den Weg gemacht hast." Sie zwinkerte ihm zu und bemerkte dann auch schon aus den Augenwinkeln, dass sich ihnen jemand näherte. Viktoria.
Schulter zuckend antwortete sie Scott. "Keine Ahnung. Schauen wir mal wie sich unser Professor jetzt entscheidet. Vorhin war das nämlich noch nicht ganz raus." Sie verdrehte die Augen, ehe sie sich Viktoria zu wand.
"Hey! Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?"