Hafenkneipe "Piranha"

[Santiago]

"Wir werden mit nichts irgendwelche Schwierigkeiten haben...", sagte eine Stimme hinter Canalli. Santiago hatte lautlos die Kneipe betreten, Damian mit einem Mann in einer Ecke an einem Tisch sitzen sehen und seinem Komplizen mit einer Geste bedeutet ihn zu ignorieren. Auf diese Weise hatte er sich Canalli schnell und ebenso lautlos von hinten nähern können und seine letzte paar Sätze noch mitbekommen. Nun setzte er sich auf einen der freien Stühle, nickte Damian zu, "Damian", und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf seinen Auftraggeber. "Sehr erfreut", begrüsste er ihn nun noch offiziell, "ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise." Canalli sah verschwitzt und ein wenig leidend aus, was nicht gerade dafür sprach.

"Ich habe mich draussen noch ein wenig umgesehen, aber wie es scheint, ist uns niemand gefolgt." Santiago schob seinen hellen Tropenhut aus der Stirn, zündete sich eine Zigarette an und bot den beiden anderen Männern ebenfalls eine an. Er wirkte entspannt, gleichzeitig kontrolliert und sehr selbstbewusst. Schliesslich fixierte er Canalli. "Es ist einigermassen ungewöhnlich, dass meine Auftraggeber mich kurz vor dem Einsatz noch vor Ort treffen wollen - erst recht, wenn der Ort derart... exotisch ist." Er wechselte kurz einen Blick mit Damian. "Was also können wir für Sie tun, Senor?"

[NSC]

Damian Cochrane
Der Mittelsmann zog eine seine Augenbrauen nach oben, als er leise Canallis Kichern wahrnahm. Es war ja durchaus möglich, dass so ein Dschungel eine Gruppe aufhalten konnte, dennoch wollte er ungern unnötig Zeit verplempern. Wobei es ihm natürlich auch egal sein konnte, wo Canalli ihr Auftraggeber war und sie bezahlte.
Während Canallis Gespräch hatte Damian Santiago wahrgenommen. Er hätte gedacht, Santiago würde ihm noch ein paar Minuten mehr Zeit geben. Aber es war auch nicht seine Idee gewesen, dass Santiago erst nach ihm hinzukam.
Er nickte Santiago zu, als sich dieser ihnen zu erkennen gab und sich Professor Canalli vorstellte. Ablehnend hob Damian eine Hand und lehnte sich dann leicht zurück. Nunmehr waren seine Gesprächstalente auch nicht weiter notwendig und er überließ Santiago gerne die weiteren Verhandlungen.

[Homer Canalli]

Bei Santiagos Worten zuckte Canalli zusammen. Er hatte gar nichts gehört! Der Gedanke beschlich ihn, dass es unter Umständen klüger gewesen wäre, Luca gleich mitzunehmen, aber wusste er denn, ob er damit seine 'Mitarbeiter' nicht vertrieben hätte?
Noch einmal wischte er sich über die Stirn, ehe er Santiago die Hand hin hielt. "Senor Santiago, nehme ich an." Er lächelte, und wenn das Lächeln zu Beginn auch noch etwas dünn war, so gewann Canalli rasch seine Selbstbeherrschung wieder.
Mit einem "Ich bin so frei" bediente er sich an Santiagos Zigaretten. Als Jugendlicher, als er sich auf seine ersten Reisen verdingt hatte, hatte er viel - nach Meinung seiner Ärzte zu viel - geraucht; heute bevorzugte er europäische Zigarrillos oder echte kubanische Zigarren. Aber seit er zu diesem kleinen Ausflug aufgebrochen war, fühlte er sich in seine Jugendzeiten versetzt, da konnte ihm eine Zigarette doch auch nicht schaden.
"Wie ich Senor Cochrane gerade mitgeteilt habe, hat es sich ergeben, dass ich dabei bin, Williams noch etwas - oder besser - jemanden zu bringen. Mein Neffe wird Teil der Expedition sein." Canalli aschte geziert ab und zuckte mit den Achseln. "Da ich großen Wert auf seine Unversehrtheit lege und davon ausgehe, dass Insider-Informationen bei Ihrem Vorhaben nützlich sein könnten, möchte ich ihn gern mit Ihnen bekannt machen. Er wartet nicht weit von hier im Wagen auf meinen Anruf."
Manchmal hatte es Vorteil, ein bekannter Historiker zu sein. Ein Anruf beim hiesigen Bürgermeister - den Namen hatte Canalli bereits wieder verdrängt - und Canalli war dessen Wagen zur Verfügung gestellt worden. Der einzige Nachteil war, dass er am Abend dafür vor der hiesigen historischen Gesellschaft einen Vortrag halten musste. Canalli hegte noch den Verdacht, dass sich die historische Gesellschaft erst nach seinem Anruf gegründet hatte.
"Wenn Sie nichts dagegen haben?" Canalli zückte sein Handy.

[Santiago]

Santiago schüttelte Canallis verschwitzte Hand und wischte sie sich danach reflexartig an seiner Hose ab. "Sie nehmen richtig an", hielt er fest und streckte dem Professor auch gleich das brennende Feuerzeug hin, um die Zigarette anzuzünden. Dann hörte er seinem Auftraggeber aufmerksam zu und liess sich nichts davon anmerken, dass ihn diese unerwarteten Zusatzinformation durchaus irritierte. Canallis Neffe? Nicht dass er es nicht prinzipiell eine gute Idee fand, jemanden bei Williams' Expedition dabei zu haben, aber er hätte es bei weitem bevorzugt, wenn das jemand wäre, den er kannte und dem er vertrauen konnte. Unwillkürlich stellte er sich den Neffen so vor wie eine jüngere Ausgabe des Professors - und das erschien ihm wenig vielversprechend.

Aber Canalli war der Boss. Auch wenn Santiago solche last-minute-Überraschungen wenig schätzte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie hinzunehmen. Sicher war es notwendig, sich den Mann mal anzusehen. Wenn man ihn gebrauchen konnte, umso besser. Wenn nicht... würde er eben zusätzlich noch jemanden einschleusen, natürlich ohne den Neffen zu informieren. "Nur zu, sehen wir uns den jungen Mann mal an." Santiago warf Damian einen Blick zu, der signalisieren sollte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, egal was da nun auf sie zukam.

[NSC]

Damian Cochrane
Damian hatte sich zurück gelehnt und dem kurzen Gespräch der beiden gelauscht.
Noch einmal musste er Canalli mustern, nachdem dieser erwähnt hatte, dass sein Neffe ebenfalls an der Expedition teilnehmen würde und versuchte sich Canallis Neffen vorzustellen. Er machte sich innerlich eine Notiz, dass sie diesen ominösen Neffen unbedingt noch genauer unter die Lupe nehmen sollten.
Santiagos Blick nahm er gelassen auf. Was sollte ihnen dieser halbwüchsige Bursche schon tun? Das schlimmste war, dass er ihre Deckung irgendwann auffliegen lassen könnte. Solange dieser Professor noch nichts von ihnen wusste, war es natürlich einfacher. Aber auch alles andere würden sie prima auf die Reihe bekommen, da war er sich sicher.

[Homer Canalli]

Canalli nickte, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, und drückte auf die Kurzwahltaste, die die Verbindung zu Luca herstellte. Kurz wartete er auf den Piepton, der verriet, dass Lucas Handy nun klingeln musste; dann legte er wieder auf. Sein Neffe wusste, was dieses Zeichen bedeutete, und warum unnütz Zeit mit einer Botschaft verschwenden, deren Inhalt der Junge schon kannte?
"Er wird gleich da sein", erklärte er seinen Gesprächspartnern und zog an seiner Zigarette, während er das Handy wieder in der Jackentasche verschwinden ließ.
Luca war ein kluger Junge, und auch wenn er sich sicher war, dass er sein Vertrauen nicht umsonst in ihn setzte, war Canalli selbst darauf gespannt, wie Luca mit diesen Leuten hier zurecht kam. Ein guter Forscher, das hatte Canalli immer gepredigt, musste mit jeder Sorte Mensch auskommen, und wenn das Ziel es rechtfertigte, war jede Zusammenarbeit erstrebenswert, wenn sie einem einen Fortschritt versprach.
"Sie haben bereits für Ihre Passage gesorgt?" Er fragte nicht wirklich aus Interesse; er ging davon aus, dass er für das Geld, das er bezahlt hatte und noch zahlen würde, Profis bekommen hatte. Aber mit irgendetwas musste die - wenn auch sicher nur sehr kurze - Wartezeit ja überbrückt werden.

[Luca Canalli]

cf: Erstpost

Selbstsicheren und festen Schrittes stieg Luca die Stufen hinauf, die zum Eingang der Kneipe führten, in der er von seinem Onkel und dessen Handl... Geschäftspartnern erwartet wurde. Besser er stimmte sich direkt darauf ein, sie angemessen zu behandeln in deren Gegenwart, so wie sein Onkel es sich wünschen würde.
Er betrat die Kneipe und orientierte sich mit einem kurzen Blick, tote Fische an den Wänden, kein Wunder dass es hier stank...
Kaum merklich rümpfte er die Nase und durchquerte den Raum in Richtung seines Onkels, sobald er ihn mit den beiden Männern an einem der Tische sitzend entdeckt hatte. Wirklich ärgerlich dieses Timing, gerade war er dabei gewesen einen neuen Bubblez-Rekord auf seinem Iphone aufzustellen - natürlich nicht, ohne zudem die Umgebung und den Eingang der Kneipe im Auge zu behalten, als sein Onkel ihn angeklingelt hatte! Aber was tat man nicht alles für seinen größten und großzügigsten Gönner.

Luca blieb am Tisch stehen und nickte seinem Onkel lächelnd zu: "Onkel", ehe er sein Gesicht den beiden anderen zuwandte und zuerst Santiago und dann Damien einschätzend in die Augen sah, um ihnen anschließend in der selben Reihenfolge die Hand zu reichen mit kräftigem Händedruck: "Freut mich. Ich bin Luca - der Neffe von Professor Canalli", mit einem kurzen Seitenblick auf seinen Onkel: "Aber ich schätze, das wisst ihr bereits."
Nachdem er sich nun 'brav' vorgestellt hatte, zog er sich einen Stuhl zurecht und nahm darauf Platz. Das konnte ein interessantes Gespräch werden. Seine Hände falteten sich ineinander. Aber zunächst würde er sich zurückhalten, es ging immerhin um die Geschäfte seines Onkels.

[Santiago]

Santiagos Augen verfolgten wachsam das Verhalten des Professors. Offensichtlich hatte er mit seinem Neffen ein reines Klingelzeichen verabredet. Canalli schien solche Dinge nicht zum ersten Mal zu machen... Santiago zog seinen linken Mundwinkel leicht nach oben und nickte. "Gut." Er lehnte sich zurück und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Würde kaum sehr lange dauern, bis dieser Luca hier war. Damian hielt sich schweigend zurück und überliess ihm das Reden, es ging eben nichts über ein eingespieltes Team!

Canallis Frage quittierte er mit einem leichten Lächeln. "Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Je weniger Sie über unsere Operation wissen, desto einfacher ist es, am Ende alles abzustreiten, falls etwas schief geht. Was es natürlich nicht wird", fügte er noch an und zog genüsslich an seiner Zigarette. Dann allerdings sah er auch schon, wie ein junger Mann die Kneipe betrat, der Neffe, keine Frage. Und so war es auch. Santiago nahm den festen Händedruck erfreut zur Kenntnis und nannte kurz seinen Namen, während er den anderen interessiert musterte. Nachdem der sich gesetzt hatte, sah er zwischen Luca und dem Professor hin und her. "Und was qualifiziert dich für diesen... sagen wir mal... etwas heiklen Job?"

[NSC]

Damian Cochrane
Damian seufzte innerlich auf, als Canalli erst jetzt zu seinem Handy griff und anscheinend seinem Neffen Bescheid gab, dass er jetzt kommen konnte. Herrje, sie vertrödelten hier kostbare Zeit. Nicht nur Zeit für den Job, sondern seine Zeit. Er wollte gar nicht daran denken, was er in dieser Zeit alles hätte tun können. Aber bitte sollten die Herrschaften ihre Spielchen spielen.
Leicht erhob sich Damian von seinem Platz, ehe er Luca Canalli die Hand schüttelte. "Damian Cochrane."
Ruhig ließ er sich wieder auf seinem Platz nieder und lauschte gelangweilt dem Gespräch der beiden Auftraggeber.
Er empfand es als gefährlich, dass dieser Neffe von Canalli sie kannte und bei der gegnerischen Seite unter kam. Wie leicht konnte sich dieser Jüngling verplappern oder irgendeinen anderen Fehler begehen.

[Homer Canalli]

Canalli erwiderte Santiagos Lächeln dünn. Ein Ja oder Nein hätte ihm ja durchaus genügt; so nahm er einfach mal an, dass es bereits Vorbereitungen gab. Nichts wäre doch ärgerlicher, als wenn die 'Experten' den Auftrag versemmelten, weil sie schon daran scheiterten, überhaupt hinzukommen! Aber dafür bezahlte er ihnen eindeutig zu viel. Man musste auch einmal Vertrauen in seine 'Angestellten' setzen.
Andererseits bedeutete das nicht, dass er sich von oben herab behandeln lassen wollte!
Lucas Erscheinen heiterte den Professor etwas auf, auch wenn sein Blick kein onkelstolzes Herzenswärme-Glühen annahm, als sein Neffen auftauchte: mit einer gewissen Zufriedenheit begrüßte er Luca, doch eher so, als hätte die Post ihm gerade das bestellte Spezialwerkzeug geschickt. Er setzte hohe Erwartungen in den Jungen, aber das würde ihn nicht 'weich' machen.
Canalli hätte Santiago im ersten Moment gern Revanche für dessen Zurechtweisung gegeben und wäre Lucas Antwort mit einem 'Das lassen Sie einmal meine Sorge sein' zuvorgekommen, aber er war zu gespannt, wie Luca mit der Situation umgehen würde, und so lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück - erstaunlich bequem für so ein Möbelstück in diesem Außenbezirk der Zivilistation! -, verschränkte die Hände auf seinem Bauch ineinander und betrachtete Luca und Santiago mit demselben Interesse, dass er auch bei einer politischen Diskussion aufgebracht hätte.