von Ray Williams » Fr 5. Jul 2013, 17:52
cf: letzter Tag
Draußen donnerte und blitzte es, während der Regen die Scheiben prasselte. Ein richtiges Sauwetter, aber Ray hätte dennoch seine rechte Hand dafür gegeben, in diesem Augenblick draußen im Dschungel zu sein statt hier im Trockenen zu hocken, die restschwülige Luft zu atmen und darauf zu warten, dass dieser arrogante Schnösel von Polizist anrief. 'Halten Sie sich zu unserer Verfügung' - pah! Ray schnaubte verärgert bei der Erinnerung an dem kurzen, aber heftigen Gespräch mit dem Mann, und nur das Wissen, dass er Emma unmöglich würde erklären können, weshalb er für ein paar Tage wegen Beamtenbeleidigung in Beugehaft geraten war - Des wiederum hätte das sicher königlich amüsiert.. - nur dieses Wissen hatte ihn ein letztes bisschen Selbstbeherrschung zusammenkratzen zu lassen.
"So sieht es also aus", fasste er für die Anwesenden der Expedition, die er für eine Lagebesprechung in sein Zimmer gebeten hatte, noch einmal zusammen. "Alejandro geht es den Umständen entsprechend gut; das Krankenhaus will ihn noch einen Tag zur Beobachtung behalten, und sobald er das medizinische Okay bekommt, wird er nach Hause reisen." Schade eigentlich; trotz der ein oder anderen Attitüde hatte Ray einen anständigen Forscher in dem Jungen gesehen. Aber wirklich verdenken, dass er nach Hause wollte, konnte Ray es ihm auch nicht. "Wer diese Entführer waren, ist bisher ungeklärt, aber die Polizei", wieder schnaubte Ray kurz durch, "die Polizei spekuliert, dass es mit Alejandros familiären Hintergründen zu tun haben könnte."
So weit, so gut eigentlich. Hätte es sich darauf beschränkt, hätte Ray seinen recht anstrengenden Vormittag, den er in diversen Wartezimmern und Besprechungsräumen verbracht hatte, als Erfolg verbucht. Wäre da nicht dieses letzte Gespräch gewesen... "Theoretisch könnten wir heute nachmittag also unsere Einkäufe erledigen, die Proben verschiffen und uns morgen in aller Frische auf den Weg zurück zum Wasserfall machen. Allerdings", Ray hob die Brauen, "ist den örtlichen Behörden es lieber, wenn wir untätig hier herumsitzen, während sie sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen, ob man uns wirklich 'einfach so' durch den Dschungel laufen lassen kann." Reine Schikane war das doch! "Was genau sie da jetzt allerdings planen, konnten sie mir auch nicht sagen." Am wahrscheinlichsten schien ihm noch ein Aktenordner voll Verzichtserklärungen, die sie für ein paar weitere nutzlose Papiere ausfüllen müssten: damit sie die örtliche Politik die Hände in Unschuld waschen konnte, falls ihnen noch etwas passierte. In diesem Fall wäre es schade, dass Mercedes den Dschungel der Stadt vorgezogen hatte - vermutlich zu ihrer eigenen Überraschung.