Wasserfall

[Narracion]

[Elvis Strindberg]

cf: letzter Tag

Angesichts der Tatsache, dass einer von ihnen am letzten Abend verschwunden war, schlief Elvis ganz hervorragend. Er träumte nicht mal wild - allerdings konnte er sich auch seltenst erinnern, ob und was er geträumt hatte. Dennoch hatte er das Gefühl, als würde irgendwas nicht stimmen, als er aufwachte, sich noch gähnend aus dem Schlafsack schälte, sich erst das kratzige Kinn und dann das Steißbein kratzte und schließlich sein Shirt über den Kopf zerrte und - nach prüfendem Blick hinein - in seine Schuhe schlüpfte. Irgendwas fehlte.. ein Geruch! Jawohl, ein zarter Geruch nach Angstschweiß, vermischt mit dem letzten Rest Anti-Brumm. Dass kein Zähneklappern aus dem leeren Schlafsack drang - naja, der Frischling war sicher schon draußen. Aber gestern morgen hatte es irgendwie anders gerochen.
Elvis kroch aus dem Zelt, reckte sich und blinzelte kurz - so richtig hell war es noch nicht, aber wenn die Dämmerung erst mal anbrach, würde es nicht lang dauern, bis aus einem blutroten Leuchten ein richtiges Tageslicht wurde. So, und wieder 'finde den Fehler'. Da vorn lag der Prof in seinem Schlafsack am Feuer - uff, das musste aber irgendwer ein paar Mal gefüttert haben, das brannte immer noch fröhlich - da hinten waren die Zelte der anderen.. wo war Teddy?
Elvis kratzte sich ausgiebig an der Wange. Teddy saß nicht am Feuer, und zwischen den Zelten konnte er ihn auch nicht erkennen. Dass der Junge zum Pissen in den Wald verschwunden war, schloss Elvis mal einfach aus; der hatte sich gestern bei der ersten Suche schon beinahe in die Hosen gemacht; da würde der doch nicht in den Dschungel gehen. Allein. Ohne Bazooka.
Gerade wollte Elvis zaghaft brüllen, auch wenn es ihm ein klein wenig ein schlechtes Gewissen bereitete, dass er dem Prof sagen musste, dass schon wieder wer verschwunden war, als er glaubte, was zu hören. Eine Stimme, blubbernde Worte, weil.. naja, weil der Wasserfall mit seinem Rauschen im Weg war! Aber da war doch.. ein.. Hilfe?!

[Viktoria Klein]

Viktoria seufzte leicht, warum wollten sie nochmal so früh los?
Aber wenn sie sich so ihr Tshirt vom Leib zupfte, hatte sie sowieso keine große Lust noch all zu lang in diesem stickigen Zelt zu liegen und langsam sicher aufgeweicht zu werden. Ihre Haut hatte bestimmt schon die Konsistenz von Käse. Und bestimmt roch sie bald auch so. Ach.. Ein kleiner Schwimmgang wäre vielleicht doch gar nicht so übel.
Im Knien zog sich Viktoria umständlich ihren Bikini an, ehe sie ihre Sachen so verstaute, dass sie abreisefertig war.
Langsam zurrte sie den Reißverschluss des Zeltes nach oben, ach wie sie doch dieses Geräusch liebte. Es klang immer so nach Sommer und Unbeschwerth.. hilfe?
Viktoria steckte ihren Kopf aus dem Zelt heraus und schaute sich um, als sie Elvis erblickte. Irritiert und unsicher fragte sie nach: "Haben Sie das auch gehört?" Sie wollte ja jetzt auch nicht den Teufel an die Wand malen.

[Scott Mitchell]

Müde fuhr sich Scott mit dem Arm über die Augen. Er hätte vielleicht nach einer der letzten Gruselgeschichten einfach aufhören sollen am Lagerfeuer zu sitzen und stattdessen schlafen gehen sollen.
Nun, die Sonne hatte ihn wach gekitzelt und er hatte dringend Wasser lassen müssen.
Vertieft darin seine Hose zuzuknöpfen, schritt er auf das Lager zu.
Leicht amüsiert musste er grinsen, als er das ruhige Treiben im Campingplatz bemerkte. Nun, später würden sie bestimmt alle wieder rumjammern.
Ach, verdammt, warum wollte dieser eine Knopf einfach zu groß sein. Es klemmte und klemmte.

[Ray Williams]

cf: letzter Tag

Ray hatte wahrhaftig beschissen geschlafen. Es lag nicht daran, dass sein Zelt irgendwo im Flussbett der Laete ruhte und er deshalb open air schlief, denn das war er gewohnt, und eigentlich mochte er es fast lieber. Aber wie sollte man gut schlafen, wenn einer der eigenen Studenten, die man mit in den Dschungel genommen hatte, in eben jenem verschwunden war? Natürlich hatte er in der Nacht immer mal wieder das Feuer mit frischem Brennmaterial gefüttert, immer in der Hoffnung, dass Alejandro aus dem Dschungel getapert kam, nachdem er sich in der Nacht darin verlaufen hatte. Vielleicht hatte er einfach nur unterschätzt, wie schnell es im Dschungel dunkel wurde und wie wenig man dann darin sah, weil vom Mondlicht nichts durch das Blätterdach fiel und an künstliche Beleuchtung nicht einmal zu denken war. Zumindest waren das Rays Hoffnungen. Wäre ihm etwas zugestoßen.. also - da hätte er doch sicher geschrien?
Stimmen waren es dann auch, die ihn aus dem Schlaf rissen, und fast ebenso hoffnungsvoll wie verschlafen richtete Ray sich auf. "Was ist los? Ist Alejandro wieder da?" Er strampelte sich aus dem Schlafsack und richtete sich auf, während er den leicht verspannten Nacken rieb. Junge, Junge, Ray, du bist auch nicht mehr der Jüngste...
Er wandte den Kopf, aber das war nur Scott, der aus dem Dschungel ins Lager zurückkam. "Irgendeine Spur von ihm?"

[Elvis Strindberg]

Elvis hatte schon die Hand hinters Ohr gelegt, um eine natürliche Hörhilfe zu bekommen, und sah dementsprechend etwas blöde aus, als er sich zu Viktoria umdrehte und nickte. "Ja, da brüllt wer." Blieb nur die Frage, wer. Es könnte natürlich Alejandro sein, der seine 'Mami, Mami, die wollen mit mir Spaß haben'-Phase nach einer Nacht im Dschungel überdacht und beschlossen hatte, lieber Teil des Teams als jammernde Memme sein zu wollen - aber wo war dann Teddy hin? Und lag da nicht auch mehr so ein vertrautes 'Ich stehe hier und sterbe - bestimmt!'-Timbre in der trotz Wasserrauschen leicht kieksenden Stimme? Elvis war sich nicht ganz sicher - vor allem nicht, ob er darüber erleichtert sein sollte, dass sich der Frischling hoffentlich schnell wieder anfinden würde, oder ob er nicht doch ein bisschen schlechtes Gewissen haben sollte, dass Alejandro wegen ihm (und eindeutigem Humormangel) in den Dschungel gezogen war, statt mit ihnen einen spaßigen Abend zu haben?
"Nee", rief er daher in Richtung des Professors, "ich glaub, das ist Teddy." Und damit er sicher gehen konnte, gab's nur einen Weg: dem Lärm folgen.
Mit langen Schritten marschierte er näher an den Wasserfall heran, denn das Gebrüll kam eindeutig von dort! "TEDDY?!"

tbc: Tropfsteinhöhle (von außen)

[Scott Mitchell]

Spur? Für einen Moment kratzt sich Scott verdutzt den Nacken. Natürlich hatte er eine Spur hinterlassen. Er hatte ja schließlich sein Revier markiert. Aber das meinte der Professor sicherlich nicht. So ganz war er bestimmt nicht an seinem Urin inter..
Argh! Das hatte er ganz vergessen. Alejandro, der vom Wasserlassen nicht mehr zurück gekommen war..
Entgeistert schüttelte Scott den Kopf. "Ringsherum war nichts zu entdecken." Und er hatte sich nun auch nicht an den nächstbesten Baum gestellt.
"Meinen Sie nicht, dass er den anderen nicht vielleicht doch hinterhergegangen ist?"

[Viktoria Klein]

Kroch nun ganz aus dem Zelt heraus. Nun sie hielt Teddy nicht unbedingt für einen Helden und wenn man es genau bedachte, glich er eher einem Hasen. Und sie konnte sich auch vorstellen, dass die Situation, in der sich Teddy befand, nur halb so schlimm wie erwartet sein würde. Aber dennoch.. er hatte Angst, und da gebot es einem der normale Menschenverstand ihm zu helfen.
Schnell stand Viktoria auf, wischte ihre Hände ab und lief Elvis hinterher. "Ich komme mit." rief sie noch. Wer weiß, vielleicht konnte Elvis Hilfe gebrauchen.
Keine körperliche. Aber vielleicht konnte sie Teddy dann trösten..

tbc: Tropfsteinhöhle (unten)

[Ray Williams]

Sorgenvoll blickte Ray Elvis und Viktoria hinterher. Teddy? Was um alles in der Welt machte Teddy am Wasserfall?! "Nein", antwortete er Scott kopfschüttelnd, ohne seinen Blick von den beiden zu wenden, die geradewegs zum Ufer liefen, wo die Gischt des herabstürzenden Wassers feinen Dunst in die Luft jagte. Falls ihm jetzt noch jemand abhanden kam... nun, Ray hätte nicht übel Lust, dann alle anderen zurück zum Dorf zu beordern und allein weiterzugehen. So brachte er wenigstens niemanden in Gefahr. Andererseits konnte er auch nicht vor seiner Verantwortung davonlaufen.
"Nein, wiederholte er und zwang sich, seine Gedanken auf das Gespräch mit Scott zu konzentrieren, auch wenn auch er jetzt glaubte, im Rauschen des Wasserfalls ein Rufen zu vernehmen - das kam allerdings von Elvis. "Er wäre ihnen doch nicht ohne sein Gepäck nach oder ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Außerdem waren Sébastien und Miguel schon ein paar Minuten fort - er hätte sie also unmöglich einholen können. So dumm kann Cortez einfach nicht sein." Obwohl ihm augenblicklich ein dummer Student lieber wäre als einer, der sich etwas Schlimmeres eingebrockt hatte.

[Scott Mitchell]

"Das stimmt natürlich." Gab Scott zu, während er sich verlegen am Hinterkopf kratzte. "Aber er kann doch nicht einfach verschwunden sein." Und er ist eindeutig viel zu lange weg, um noch auf dem Klo zu hocken. Oder am Busch.
Zu dumm, dass sie keinen Spürhund oder so was hatten. Abgesehen von.. "Wissen Sie, ob Elvis Strindberg Spuren lesen kann?" Ihm würde er das definitiv zutrauen, ja, sogar dass er einen Geruch folgen könnte.
Nachdenklich schaute er den beiden hinterher. "Ansonsten müssen wir ihn wohl alle suchen.." Und auch wenn das natürlich notwendig war, im Dschungel nach jemanden zu suchen war ganz und gar nicht lustig.