Lager Team Santiago

[Raphael Healy]

"Na dein Wort in Gottes Ohr. Oder wohin auch immer." Er zuckte nonchalant mit den Schultern.
Er würde nicht auf die Idee kommen an Santiago zu zweifeln - zum einen weil er irgendwie doch ein bisschen an seinem Leben hing, zum anderen weil er keinen Grund dazu hatte - aber Simon traute er nicht weiter, als er ihn werfen konnte. Und da er ja bereits charmanterweise als 'Hänfling' bezeichnet worden war, war das vermutlich nicht besonders weit.
"Wieso sollte er nicht? Hat ja beim Treffen auch nicht mit Angeberei gegeizt."
Glücklicherweise musste er den Mann, von dem er letztenendes das Geld für diesen Auftrag bekam nicht sympathisch finden. Healy war eben Söldner durch und durch; er arbeitete für die, die das meiste Geld boten und fragte nicht nach. Und Canalli hatte sich von vorn herein als mächtiger Mann dargestellt, was Healy ihm sogar abkaufte.
Ein Weilchen versuchte er in der Dunkelheit, in die Santiago starrte irgendwas zu erkennen, aber da war nichts außer noch dunklere Schatten. Musste der jetzt auch schon in die Botanik starren um Denken zu können? Und er dachte schon, dass nur Powell dieses eigenartige Bedürfnis hatte.

[Santiago]

"Yeah. Wird Zeit, dass er Taten folgen lässt." Damit war das Thema im Grunde auch erledigt. Alles andere würde sich nur direkt mit dem Mann klären lassen. Santiago nahm einen letzten Zug von dem Zigarettenstummel, schnippte ihn dann lässig ins Feuer, und nickte Healy mit einem 'auf die Beine mit dir'-Blick zu, während er bereits in seinen aufgeknüpften Hemdsaum griff.

*** Er zog den Ohrstöpsel hervor, straffte das dünne Kabel, prüfte die Höhe des Micros, und steckte sich das Plastik schließlich ins Ohr, während er sich von Healy abwandte, und gen anderer Seite des Lagerfeuers tigerte, sich darauf verlassend dass seine Ablösung so langsam Wachposition einnehmen würde, während er ihren Telefonjoker ausspielte. Wenigstens etwas, das er tun konnte, ehe das dynamische Duo hoffentlich mit guten Nachrichten zurückkehrte.

Santiago wählte an dem an seinem Gürtel hängenden Gerät Canallis Nummer und ließ es klingeln, ohne den Dschungel auch nur einen Moment lang aus den Augen zu lassen.

Berufskrankheit. ***

[tbc: parallel in San Palabra; Salon]

[Raphael Healy]

War er also doch dran mit Wachablöse. Teilweise zumindest.
Ohne Murren erhob er sich, die Zigarette im Mundwinkel und streckte sich einmal, wobei seine Wirbelsäule doch irgendwie ungesund knackte. Kam von der ewigen Schlaferei - mehr oder minder - auf diesem unebenen Boden, schien ihn allerdings nicht weiter zu jucken. Er wollte Santiago nicht beim Telefonieren stören, obwohl es ihn natürlich doch irgendwie ankotzte, dass er wieder niemanden zum quatschen hatte. Ernsthaft, langsam wünschte er sich schon die ewig nervige Evans zurück. Die war wenigstens ein bisschen unterhaltsam gewesen.

[Santiago]

Santiago wartete ungerührt darauf, dass der alte Mann abnahm, und horchte indessen am Rufzeichen vorbei in die Nacht hinaus. Zum Glück ließ ihn der Auftraggeber nicht lange warten. Daran, dass es vielleicht eine unpässliche Zeit für einen Anruf war, verschwendete er keinen Gedanken. Es galt, Prioritäten zu setzen.

*** Seine Stimme klang unaufgeregt, trocken und nüchtern wie eh und je, über den Dingen und routiniert. Diesmal verzichtete er allerdings auf den allzu gedämpften Tonfall, da er im Hintergrund eine wirtshausartige Klangkulisse vernahm, die dahingehend Schwierigkeiten bereiten könnte. Abgesehen davon war der Angerufene schließlich kein Maulwurf im Dschungel und auf Unauffälligkeit angewiesen.
"Professor Canalli. Es hat sich eine Möglichkeit ergeben, die Expedition von außen zu stören." Er hielt sich nicht lange mit Förmlichkeiten auf, wie auch nicht mit der Nachfrage, ob Canalli offen sprechen konnte oder nicht- Der Professor hatte immerhin abgenommen und wusste wer anrief. Also war zumindest fest davon auszugehen, dass der Mann zuhören konnte.
"Zwei Männer sind mit einem der Boote wieder flussabwärts unterwegs. Ein Mister Lemaitre wird zurück nach San Palabra gebracht. Die Expedition reist morgen mit nur einem Boot weiter. Sollten irgendwelche trivialen bürokratischen oder anders gearteten Schwierigkeiten die sofortige Rückreise des Bootes verzögern... müsste Williams weit länger als geplant mit nur einem Boot auskommen."

Pause. Es war damit zu rechnen dass Canalli das Format dieser Ansage nicht zwingend gefiel, da es nur wenig von einem Bericht und mehr von einer Forderung hatte- Aber Santiago hatte nicht vor zu palavern, und viel für den Professor relevantes gab es nicht zu berichten. Er würde beispielsweise den Teufel tun, Evans zu erwähnen. *** Indessen warf er einen Blick zu Healy hinüber, beobachtete einen Moment lang wie dieser seinen Posten bezog. Dabei legte er es keineswegs darauf an, dass der Scharfschütze nicht mithörte. Erstens, wieso auch, und zweitens- Die bereits erwähnte Änderung in Sachen Teampolitik.

[Raphael Healy]

Er hörte tatsächlich aufmerksam zu, auch wenn sein Blick strikt auf den Dschungel gerichtet war.
Es war schwer irgendwas in der Dunkelheit auszumachen und er rechnete eigentlich halb damit, dass Powell und Payne jeden Moment durch das Unterholz kamen, aber es blieb ruhig. Angenehm ruhig. Während ihn die Stille in der ersten Nacht noch ein wenig nervös gemacht hatte, fand er sie jetzt mehr als beruhigend.
Um sie herum knackte und raschelte, irgendwo zirpte es und Healy wünschte sich still und leise einen starken, ungezuckerten Kaffee. Oder zumindest einen von diesen ekelhaften Enegery Drinks. Nur weil er nicht schlafen konnte hieß das nicht, dass er nicht langsam müde wurde.

[Santiago]

Ob es in einem gewissen Missfallen gegenüber dem Auftraggeberkontakt lag, oder schlichtweg daran dass er seine Hände beschäftigt halten wollte- Santiago lehnte sich an einen der Bäume in Einzugsbereich des flackernden Lagerfeuerlichts, zog das Kampfmesser aus der Scheide an seinem Oberschenkel, prüfte mit einem gelassenen Blick die Schneide. Dann schleifte er es seelenruhig mit fließenden Zügen eines ebenso beiläufig gezückten Schleifsteins, während er antwortete.
*** "Nein. Laut ihrem Neffen einer der Träger. Kontaktieren sie ihn, wenn sie es noch genauer brauchen", kam es kurz und knackig zurück. Zugegeben, Santiago hatte sich für den zweiten Mann nicht weiter interessiert- Schließlich war der aus dem Dschungel kommende Bootsverkehr in San Palabra nicht so dicht, als dass anzunehmen war, dass man dieses bestimmte Boot mit zwei Mann und ohne Fracht verfehlen könnte.
Wie dem auch sei- Weiter im Programm. Trotz seiner rauen Art war Santiago Geschäftsmann genug, um zu wissen, dass man zahlende Kunden bei einem Mindestmaß von Laune halten musste. "Darüber hinaus haben wir die Dinge im Griff, und die Expedition mittels Sabotage an einem der Boote bereits um einen vollen Tag zurückgeworfen, den sie für Reparaturen aufwenden mussten. Ihr Neffe ist vor Ort, seine Tarnung intakt, sie ahnen nichts." Das musste in aller sachlichen Kürze reichen und war, was die Dinge betraf, von denen Canalli wissen musste, mehr als genug. Routinegemäß hätte Santiago nun aufgelegt, aber er tat dem Professor den Gefallen, ihn noch einmal zu Wort kommen zu lassen. Vielleicht würde er den Einfluss des Mannes noch mehrfach brauchen. Unnötige Komplikationen ihrer Geschäftsbeziehung waren vorerst nicht angebracht. So eilig hatte er es gerade ohnehin nicht. ***

[Raphael Healy]

Irgendwie wurde es hier mit der Langeweile auch nicht besser.
War es wirklich so verdammt schwierig, einen der hier anwesenden zu einem Pläuschchen zu bewegen? Irgendwie zweifelte er nicht daran, dass Simon sich mit ihm unterhalten würde, aber auf eine derart schwachsinnige Unterhaltung hatte er dann auch keine Lust. Dann lieber schweigen zugrunde gehen... oder so ähnlich.
Für den Moment war Santiagos Telefonat ohnehin unterhaltsam genug. Während Healy weiterhin genau den Rand des Dschungels im Auge behielt, dabei immer wieder mal eine Runde im Kreis drehte und eigentlich darauf zu warten schien, dass er sich irgendwann wieder niederlassen konnte, hörte er halbwegs aufmerksam dem Gespräch zu. Canalli war ihm beim ersten Treffen mehr als unsympathisch erschienen und von Canallis Neffen hatte er auch nicht sonderlich viel gehalten, weswegen es ihn irgendwie erheiterte, dass Santiago ihren Auftragheber so knapp angebunden immer wieder abspeiste.

[Santiago]

"Gut, gut. Dann weiterhin viel Erfolg" ***
Yeah, du mich auch. Ihm war nicht albern genug zumute, um es laut auszusprechen, aber sein Gesichtsausdruck sagte genau das aus, als er das Gerät am Gürtel in den Standby schaltete und sich des Ohrsteckers entledigte, der abermals in seinem Kragen verschwand.

Als Santiago die wenigen Schritte zum Lagerfeuer zurückgelegt hatte, sah er ungerührt auf seine Armbanduhr, beantwortete dann Healys Blick mit einem Kopfschütteln, und damit, sich an seinem an einen Baumstumpf angelehnten Marschepäck zuzuwenden. "Die Beiden sollten in Kürze zurück sein. Entweder das, oder sie sind auf Schwierigkeiten gestoßen." Mit wenigen Handgriffen zauberte er ein Blechkännchen, ein Filtersieb und eine Tasse hervor, reichte es nach hinten zu seinem Scharfschützen durch. "Schlafen lohnt sich weder im einen noch im anderen Fall- Gieß' mal Wasser ein." Obwohl das eine nichts mit dem anderen zu tun hatte kamen beide Satzteile im selben Tonfall. Indessen zauberte er eine zusammengeknüllte Alu-Frischepackung mit Kaffeepulver hervor. Nicht mehr frisch gemahlen, aber wer schleppte schon eine Kaffeemühle in den Dschungel mit?

[Raphael Healy]

Na ob diese Plörre von Kaffee da noch reichte? Zumindest war Healy kein Typ, der sich sonderlich häufig oder ausgiebig über Dinge beschwerte - seine Langeweile mal außen vor - weswegen er trotz leichter Zweifel das Kännchen mit sauberem, in Kanistern mitgeschleppten Wasser füllte und, ein wenig faul vielleicht, an Santiago zurückreichte, der ohnehin näher am Feuer saß.
"Na mal schaun ob auch Beide wohlbehalten zurückkkommen." Er für seinen Teil, wäre zumindest in Versuchung Simon einfach so, schnell und unauffällig im Dschungel zu erschießen und ihn dann in der Laete zu versenken. Bei der angeblichen Dichte von Krokodilen und Piranhas, dürfte man von einer eventuellen Leiche nicht mehr allzu viel finden. Er ließ sich Santiago gegenüber auf dem blanken Boden nieder. Wenn sie ohnehin beide wach blieben, konnten beide auch ein Auge auf den Urwald haben.

[Santiago]

"Alle Achtung. Klingt ja fast, als würde es dich wirklich interessieren", kommentierte der Söldner trocken, während er am Feuer in die Hocke ging, und die Blechkanne zwischen den Steinen am äußeren Rand des Flammenscheins einbettete, wo sie genug Hitze abbekam, aber dennoch problemlos wieder herauszubugsieren war. Indessen kramte er aus seiner Brusttasche eine weitere Kippe hervor, zog einen der glühenden Scheite aus den Flammen, zündete sich den Sargnagel an, und legte nicht nur das halb verkohlte Gehölz zurück, sondern zwei weitere Scheite nach. Auch sein Blick richtete sich eher hinter Healy als auf diesen. Spiegelbilder flackernder Flammenzungen tanzten in seinen von der Hitze schimmernden Augen. Was gegenseitige Rückendeckung betraf hätte er es schlimmer treffen können- als Scharfschütze hatte Healy nicht nur einen scharfen, wachen Blick, sie hatten auch schon zusammen gearbeitet. Auch wenn diese Zusammenarbeit in einer Branche stattgefunden hatte, deren Natur nicht unbedingt dazu einlud, am Lagerfeuer alte diesbezügliche Geschichten aufleben zu lassen.

Santiagos Mundwinkel zuckte, während er den Filter sorgfältig mit dem Kaffeepulver füllte. "Der Typ, auf dessen Schießkünste du einen Dreck gibst, und der noch nicht gezeigt hat wozu er sonst gut sein soll- und ein entarteter Irrer der sein Leben lang abwechselnd Tarzan und Planet der Affen nachspielt?" Sein Tonfall gab keinen Aufschluss darüber weshalb er gerade in diesem Thema herumstocherte- ob ein Kalkül oder nur etwas Konversation dahintersteckte.