Unterer Lauf der Laete

[Miguel Bolivar]

Miguel nickte. "Bueno, Senor." Er würde tauchen und falls er wider Erwarten etwas finden sollte, dann... nun... würde er einfach weiterschwimmen und so tun als wäre nichts gewesen. Er marschierte an Viktoria, Ted und Alejandro vorbei, begutachtete dabei die geretteten Gegenstände und Teds eindrücklich reichhaltigen Rucksackinhalt und sah sich dann nach Scott um. Wo war der denn jetzt hinverschwunden?

Derweil Alejandro und Ted flussabwärts aufbrachen, besah sich Miguel die Situation am Ufer und versuchte zu entscheiden, was sich am besten für einen Unterstand eignete. Gerade hatte er sich eine Konstellation von Bäumen ausgesucht, die so standen, dass man nur noch ein Schutzdach gegen Regen bauen musste, als Scott plötzlich aus dem Dschungel auftauchte. "Hola, ich hatte mich schon gewundert." Miguel besah sich die Äste und nickte beifällig. "Sieht gut aus." Er zeigte auf die Baumgruppe. "Ich dachte, wir könntens hiermit versuchen, da bräuchten wir nicht viel mehr als ein Dach und wären dann einigermassen geschützt." Ausserdem waren ja bestimmt nicht alle Zelte untergegangen. Er sah Scott an. "Vorsicht bei Ausflügen allein in den Dschungel. Hat ne Menge hungriger Tiere..."

[Ray Williams]

"Verdammt!", fluchte Ray herzhaft, während er den Ordner entgegennahm und vorsichtig darin zu blättern versuchte. Es war ein Trauerspiel aus zerlaufener Druckertinte und zu Matsch mutiertem Papier; nur wenige Blätter hatten es mit einem feuchten Rand hinter ihrer Plastikfolie nahezu unbestanden überlebt. Der Rest taugte nun zum Feuermachen, wenn überhaut. Wenn er nur daran dachte, wie viele endlose Stunden er mit dem Ausfüllen irgendwelcher Anträge verbracht hatte, um diese Formulare zu erhalten! Klar, Mercedes hatte von allen eine Zweitabschrift, die sicher verwahrt in Primera lagerte, und wie groß war überhaupt die Möglichkeit, dass noch irgendwer käme, um sie zu prüfen? Nicht einmal die Bürokraten Narracions konnten doch so kleinlich sein, Unterlagen im Dschungel überprüfen zu wollen! Oder? "Hoffen wir, dass wir sie nicht so schnell wieder brauchen müssen", knurrte er bitter. Wenn sie tatsächlich gezwungen sein sollten, noch einmal nach Primera zurück zu reisen, nur um diese beschissenen Papiere zu holen.. es würde sie mindestens eine Woche zurückwerfen!
"Und dass sich Senor Gracias", er übernahm den verdrehten Namen und rang sich dabei sogar ein halbes Lächeln ab, "anständig benimmt." Zum Glück wusste Garcia ja nichts von dem verdorbenen Ordner.
"Wie sieht es mit Vorräten, Zelten, Medikamenten aus?" Ruhelos wanderte sein Blick über die geborgenen Güter. Sie hatten natürllich gerade diese Materialien auf beide Boote aufgeteilt, allein wegen der schieren Menge, und ihm würde es auch nichts ausmachen, ohne Zelt zu schlafen oder den Gürtel ein paar Wochen enger zu schnallen - zumal der Dschungel auch Nahrung bot, er ein exzellentes Rezept für gegrilltes Gürteltier kannte und selbst das Ausdauertraining in der Vorbereitung ein paar Pfündchen zuviel nicht hatte eliminieren können. Zur Not würde er allerdings jemanden zurück zu diesem Dorf schicken, um frische Vorräte zu kaufen. Alles elendige Verzögerungen!
Ray entdeckte als oberstes in dem Ordner eine laminierte Karte der Gegend und wischte einige Tropfen herunter. Wie weit waren sie eigentlich gekommen?

[Viktoria Klein]

"Gracias." Wiederholte Viktoria und fing an zu lachen, ihr war ihr eigener Versprecher überhaupt nicht aufgefallen. "Wenn er sich jedesmal bedanken würde, wenn er anderen Leuten Geld abknöpft, wäre der Name wirklich goldrichtig!" Sie ließ ihr Lachen in ein kurzes Husten übergehen.
Irgendwie war jetzt wohl doch nicht die Zeit, Scherze zu machen. Erstmal sollte man den Schaden haben und begutachten, bevor man zu spotten begann.
"Nun, ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass unser Senor Garcia vorhatte, uns hinterherzulaufen. Das wäre seinen Beinen wohl nicht gut bekommen." Ach ein Scherz ging wohl doch noch: "Oder warten sie, vielleicht hat Garcia den Unfall geplant, um uns letztlich doch Geld abknöpfen zu können."
Viktoria lachte bei ihrem eigenen Scherz noch mal kurz auf, ehe sie fortfuhr, Rucksäcke und Taschen auszuleeren, um die Sachen zum Trocknen auszulegen.
Aber jetzt zu den ernsteren Sachen: "Medikamente sind sicher, die waren alle verschweißt aufbewahrt. Die Zelte können trocknen.. Und die Vorräte, tja.. Alles was in Dosen und Kanister aufgehoben war, ist nach wie vor trocken. Das Brot können wir wohl wegschmeißen." Oder Enten füttern. Oder Piranhas.. "Aber um zu sehen, was wir tatsächlich verloren haben, müsste ich die Listen mit den Vorräten vergleichen.."

[Scott Mitchell]

Scott liess das Gehölz an Ort und Stelle fallen, als er die Kombination der Bäume sah. "Gut gemacht, Miguel." Er klopfte ihm auf die Schulter. "Das erspart uns einige Zeit."
Wahrscheinlich hätte er mehr Zeit verbringen sollen, nach nahestehenden Bäumen Ausschau zu halten. "Der Boden scheint hier relativ weich zu sein. Es sollte kein Problem geben, auch Seitenwände zu bauen.. Schützt vor Regen, langen Fingern und wilden Tieren."
Er zwinkerte Miguel zu. "Keine Sorge, ich kenne mich mit der hiesigen Tierwelt aus."

[Teddy Wilcox]

Er kam aus dem Schämen wirklich gar nicht mehr raus. Blödheit, zu viel Kram im Rucksack, es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Teddy diesen vermaledeiten Nervositäts-Schluckauf bekam. Vielleicht hätte er dabei bleiben sollen, auf der Bühne seiner texanischen Universität den Baum zu geben. Und irgendwann vielleicht auf eine größere Rolle zu hoffen. Für’s Dschungel-Camp war er jedenfalls nicht geeignet. Irgendwie waren alle hier viel tougher als er. Und wo war Elvis, wenn man ihn mal brauchte?
Ein wenig nervös stapfte er also Alejandro hinterher, den Blick stets aufs Flussufer und die träge dahinströmende Laete gerichtet. Gab es hier nun eigentlich Krokodile oder nicht?

„Sieht aus wie ne Tasche.“ Da dümpelte tatsächlich irgendwas im Wasser herum und es sah recht groß aber weniger schwer aus. Sonst wäre es vermutlich auch untergegangen. „Ich glaub nicht, dass hier noch wer ist, der Kram im Fluß versenkt“, kratzte er sich am Hinterkopf. Wenn er wüsste... Kurz sah er sich nach irgendeinem Stock oder etwas anderem um, mit dem man nach der Tasche fischen könnte, fand allerdings nichts, was lang genug wäre. Mist!
Ein kurzer Blick zu Alejandro, dann ergriff ihn von irgendwoher ein widerliches Pflichtgefühl und er grinste schief. „Du bist ja schon klatschnass, wahrscheinlich bin ich dran.“ Hatte er das grade wirklich gesagt? Wieso hatte er das grade gesagt?! Ein Zurück gab’s nun nicht mehr, also ließ er die drei Taschen die er mitschleppte auf den Boden sinken und zog sich Schuhe und Socken aus. Er konnte das. Ehrlich, war ja nur’n Ründchen Schwimmen, das bekam er hin. In einem dreckigen Fluß, in dem es von allerhand Getier nur wimmelte und die eine Hälfte vermutlich giftig und die andere menschenfressend war. Ja, er konnte das. Und der kleine Möchtegern-Comicheld watete ins eiskalte Wasser.

[Alejandro Cortez]

Das sah wirklich aus wie eine Tasche. Und wenn dem so war, war es eine von ihren, denn wie Teddy schon folgerichtig gemeint hatte, würde außer der Expedition hier niemand sein Hab und Gut in der Laete versenken. Dafür war zu wenig los – und das hier eher kein klassisches Touri-Gebiet.

Alejandro sah amüsiert zu, wie sich Teddy sichtlich widerwillig von sämtlicher Fußbekleidung befreite und ließ ihn sogar ein paar Schritte in den Fluss laufen. Ausgleichende Gerechtigkeit, und so. Dann rief er lachend, „Blödsinn. Reicht doch echt, wenn einer von uns nass ist, nech?“ und winkte den jungen Mann ans Ufer. „Sei kein Dummkopf.
Allerdings…“, er tippte sich gespielt nachdenklich mit dem Finger ans Kinn, „… erwarte ich dann, dass Du mir heute Abend beim Essen den Vortritt lässt UND“, er hob den Finger und wedelte dem anderen damit vor der Nase herum, „mir einen heißen Tee bringst, wann immer mir danach ist.“

Ein freches Grinsen begleitete die Worte und Alejandro fühlte sich grad sehr überlegen. Er hatte seine großzügigen fünf Minuten – und nein, er mochte das kalte Wasser genauso wenig, aber nun ja. Man sollte trotzdem die Kirche im Dorf lassen, oder? – und wenn Teddy das nicht ausnutzte, war er echt selber schuld.
„Was natürlich nicht heißt, dass Du mich untergehen lassen sollst, wenn ich absaufe. ODER wenn irgendwo ein Krokodil auftaucht. Oder sonst welches Getier an mir rumnagen will.“

[Miguel Bolivar]

"Na dann ist ja gut", sagte Miguel und fragte sich reflexartig wie gut Scott sich hier wirklich auskannte. Er war ja irgendwie wohl schon länger in der Gegend. Aber zweifellos hätte er dem Professor längst was gesteckt, wenn er etwas über den Tempel oder die Selenisten wüsste. "Was hat dich eigentlich hierher geführt?" fragte Miguel dann, um etwas Konversation zu betreiben, während sie sich ans Werk machten, mit den zur Verfügung stehenden Materialien und Werkzeugen einen behelfsmässigen Unterstand zu bauen. Zum Glück war es völlig egal, wie windschief und hässlich das Ding am Ende aussah. Und länger als eine Nacht musste es auch kaum halten.

Mit halbem Auge behielt Miguel dabei im Auge, was die anderen taten, und als kurz darauf das Boot mit den drei anderen und reichlich durchnässtem Material ankam, richtete er sich kurz auf und versuche zu sehen, was sie alles eingesammelt hatten und was nicht. "Sieht ja nach keiner schlechten Ausbeute aus", kommentiere er dann Richtung Scott, stellte aber auch freudig fest, dass das zweite Schlauchboot nicht dabei war. Das lag vermutlich wirklich am Grund des Flusses im Schlamm. Sehr schön.

[Ray Williams]

Ray stieß einen kurzen Lacher aus. Er konnte sich das sogar fast vorstellen, dass dieses gierige Frettchen ihnen jetzt mindestens eine Strafgebühr für unsachgemäße Entsorgung eines Schlauchboots in fließenden Gewässern aufbrummte! Aber Viktoria hatte sicher recht, der würde in seinem Häuschen hocken und sich nicht nach draußen bewegen. Ein Punkt für sie.
"Machen Sie das", murmelte er abgelenkt. Sicher waren geraden die Konserven und Kanister versenkt worden, aber verdammt, sie waren in einem Dschungel, das war futtertechnisch quasi ein Supermarkt, wenn man nicht zimperlich war! In der Wüste oder auf dem Eismeer, da wäre das eine Katastrophe gewesen. Hier war das kein Hindernisgrund.
Er starrte eine Weile wie hypnotisiert auf die Karte, fuhr mit dem Finger verschiedene Linie entlang und nickte schließlich entschlossen auf einen Punkt. So würde das gehen. So konnten sie hier noch Zeug suchen und verloren trotzdem nicht zuviel Zeit.
"So machen wir das", verkündete er mit fester Stimme, auch wenn gar nicht mal so viele anwesend waren. "Wir bleiben heute hier, und morgen abend lagern wir hier, an diesem Wasserfall." Er tippte wieder auf die Karte und blickte auf, um Viktoria anzusehen. "Wir werden uns trennen. Sie und ich, wir machen uns mit Lemaitre, Canalli und Cortez zu Fuß auf den Weg, und", er überlegte einen Moment, "und Scott wird uns führen. Wir untersuchen, was wir finden und schauen uns etwas um, und gegen Abend stoßen wir dann am Wasserfall auf die anderen. Der ist mit dem Boot sicher in einer guten Stunde zu erreichen. Also können Miguel, Ted und Elvis morgen hier noch nach weiterem Treibgut suchen, nach dem Boot tauchen und dann mit zwei Fahrten alles zum Lagerplatz transportieren." Und morgen abend schauten sie weiter.

[Teddy Wilcox]

"Erm...", war erstmal Teddys einzige Reaktion auf das eher ungewöhnliche Angebot. Er war sich nicht ganz sicher, ob Alejandro ihn verarschte, oder es tatsächlich ernst meinte. So recht konnte er sich nicht vorstellen, dass er nochmal freiwillig in den eiskalten Fluß latschen wollte. Deswegen blieb er auch erstmal, verblüfft blinzelnd und vermutlich ziemlich dumbatzig vor sich hinstarrend, im knietiefen Wasser stehen und betrachtete Alejandro mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwunderung.
Bis im einfiel, dass er vielleicht doch besser mal was dazu sagen sollte. "Ernsthaft? Du willst da nochmal rein?" Womit er aufs Wasser deutete wie ein minderbemitteltes Lama.
Man musste man ihm allerdings lassen, dass er noch so viel Geistesgegnwart besaß, nach einer zufällig vorbeitreibenden, leichten, kleinen Aluminiumkiste zu greifen, die im seichteren Wasser entlang dümpelte. Vermutlich irgendwas Richtung Vorräte, was eventuell Alejandros Abendessen sichern könnte. "Wenn du drauf bestehst...", kommentierte es also, die tropfende Kiste unter den Arm geklemmt, und trat demonstrativ einen Schritt zur Seite, sehr darauf bedacht nicht auf irgendwelchen Steinchen auszurutschen. Irgendwie war er froh, dass er sich nicht direkt mit einem Hechtsprung ins Wasser geschmissen hatte.

"Wie kommt man überhaupt auf die Idee, bei der schwülen Hitze heißen Tee trinken zu wollen?"

[Alejandro Cortez]

„Von WOLLEN kann nicht die Rede sein“, meinte Alejandro, während er mit Todesverachtung in den Fluss stapfte, „aber ich bin nun mal schon nass.“ Er zuckte mit den Achseln und fing emsig an, Wasser zu treten. Und zwar im wahrsten Sinne und als wenn er alles, was darin rumkreuchte und fleuchte, gleich mit einem EXTRA-Tritt bedenken wollte.
Alles!
„Und ja, ich bestehe drauf.“

Tat er das wirklich? Hatte er nicht tief drinnen gehofft, dass Teddy irgendwas von ´Ach was! Geteiltes Leid ist halbes Leid´ anbringen würde? Und sie dann einträchtig durch diese Drecksbrühe waten konnten und BEIDE nass wurden? Alejandro seufzte innerlich und knurrte nur, „Anscheinend warst du noch nicht weit genug drinnen, sonst wüsstest du, dass sich JEDER, der hier Schwimmübungen macht, nach was Warmem zum Trinken sehnt.“ Das Wasser war ja nicht nur weiter draußen eiskalt, sondern generell, aber… ´Whatever.´ Alejandro beschloss, nicht mehr länger nur rumzudenken, sondern die berühmten Nägel mit Köpfen zu machen und das Teil, das da etwas weiter draußen rumschwamm, zu ´bergen´. Das war… Alejandro machte einen ungläubigen Japser, als er näher kam… das Schlauchboot, das sich anscheinend irgendwo verhangen hatte.
Jetzt konnte er es dem Anderen doch nicht ersparen. „Ted! Tut mir leid, Mann, aber das schaff ich nicht allein!“

tbc: nächster Tag / Wasserfall.

ooc: … keine Ahnung, ob wir das angeschossene Schlauchboot überhaupt finden DÜRFEN – bzw. ob das eine andere Gruppe schon hat – wenn das so nicht passt, einfach schreien.