Schlauchboot 2

[Narracion]

Das gelblich-beige Schlauchboot bietet ausreichend Platz für Passagiere und Gepäck; die Passagiere können höchstens zu zweit nebeneinander sitzen. An Bug und Heck ist das Boot etwas schmaler, sodass hier in der Regel nur eine Person sitzt. Es bläst sich von selbst auf und kann unaufgeblasen in einer Tasche leicht transportiert werden; die Paddel sind aus besonders leichtem Material, werden zusammengesteckt und belasten das Gepäck auf dem Trockenen ebenfalls nicht. Es braucht allerdings ein Weilchen, sämtliche Luft aus den Kammern zu lassen. Aufgeblasen lässt sich das Boot dank als Trage- und Halte'griff' befestigter Kordeln ebenfalls über Land transportieren.

An einigen Stellen dieses Bootes befinden sich Kratzspuren eines harten Gegenstandes (eines Schraubenziehers) im Gummi, die das Boot aber nicht ernsthaft beschädigt haben.

[Narracion]

[Elvis Strindberg]

cf: Vortag

Kraftvoll ließ Elvis das Paddel durch das Wasser gleiten. Man durfte diese Strömung hier nicht unterschätzen; wirkte zwar träge wie ein Walross jenseits der Brunft- und Fressphase, aber wenn man so gar nicht paddelte, würde die Laete sie eher wieder zur Mündung tragen, als ein Affe furzte. Und das taten sie Elvis' Erfahrung nach ständig.

Ein Stück weiter flussaufwärts saß der Professor mit ein paar Leutchen im Boot, und Elvis äugte immer wieder aufmerksam hinüber. Schon zwei Mal hatten sie das Ufer angesteuert, weil irgendwer irgendetwas im Uferwald entdeckt zu haben glaubte. War aber jedes Mal nur ein optischer Irrtum gewesen. Elvis zog die Nase hoch. Wenn das in dem Tempo weiterging, würde das eine ziemlich lange Flussfahrt werden. Aber warum sollte er sich da beschweren? Er hatte den Job bekommen, den er gewollt hatte, die Bezahlung war ordentlich, und solange sie mit den Schlauchbooten hier unterwegs waren, trugen die das Gewicht der Ausrüstung, und er beschränkte sich halt aufs Paddeln. Hatte auch sein Gutes, fand Elvis.

[Sebastien Lemaitre]

"Mon Dieu", murmelte Sébastien und fächelte sich mit seinem Hut etwas Luft zu. Es war schrecklich heiss. Und verdammt viele Moskitos flogen hier auch rum. Seltsamerweise hatten die offenbar noch nie davon gehört, dass dieses extrem gute Insektenschutzmittel aus Paris, mit dem er sich ausgiebig eingesprüht hatte, sie davon abhalten sollte, sich ihm auf mehr als zehn Zentimeter zu nähern. Er warf einen Blick auf die Paddler in seinem Boot, unter anderem Elvis, froh dass sie geschafft hatten, genügend Leute zu finden, die diesen Job übernommen hatten. Natürlich hatte er sich bereit erklärt, zwischendurch auch zu paddeln, aber bisher war es dazu noch nicht gekommen.

Er warf einen Blick auf das vordere Boot, in dem ganze vorne der Professor stand und aufmerksam das Ufer absuchte. So wie sie alle anderen auch, schliesslich wussten alle, nach was sie Ausschau halten mussten. Irgendwas, das sich als 'Grosse Hand' interpretieren liess, ihre erste, entscheidende Wegmarke. Nur leider war da bisher überhaupt nichts gewesen. Da war nur Dschungel, Dschungel, Dschungel, ab und zu ein paar Felsen. Er hätte ja niemals gedacht, dass er Bueno mal vermissen würde, aber vielleicht wäre sie bei der Suche nach diesen Wegmarken eben doch ganz nützlich gewesen... Er lächelte dem paddelnden Elvis aufmunternd zu, setzte sich den Hut wieder auf den Kopf, erschlug ein Moskito und starrte nun ebenfalls wieder angestrengt ans Ufer rüber.

[Viktoria Klein]

Viktoria hielt krampfhaft ihre Kamera fest. Sie könnte ja schwören, dass sich die Landschaft nicht großartig veränderte. Bäume zogen an ihnen vorbei, dicht gefolgt von noch größeren Bäumen. Aber Senora Bueno würde ihr sicherlich den Kopf abreissen, wenn sie nicht genügend Fotos machen würde.
Sie fühlte sich ja schon sehr an die Bootsfahrt erinnert, nur war dieses Bötchen um einiges wackliger und die Bäume um einiges näher.
Ach, sie freute sich schon darauf, wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen erreichen würden.
Viktoria warf einen kurzen Blick nach vorne auf das vordere Boot, ehe sie sich an Sebastien und Elvis wandte.
"Wissen Sie eigentlich etwas über die Tierwelt in diesem Fluss? Ich würde zu gerne meine Glieder in das Wasser eintauchen. Aber.." Mit beunruhigtem Blick sah sie einem hellen Schein hinterher, der durchs Wasser sauste. Vielleicht gab es hier Aale oder Piranhas oder Krokodile oder ...

[Teddy Wilcox]

c.f: Vortag

Sein Leben war derzeit wirklich ungnädig mit ihm. Kaum das sein Magen sich von der Fahrt auf Canallis Yacht erholt hatte, wurde er einem weiteren schwankenden Fortbewegungsmittel ausgesetzt und Teddy fand sich wieder einmal am Rande eines Scheintodes wieder. Auf der Yacht hatte er wenigstens unbehellt über der Reling hängen können, in diesen Schlauchbooten hier, musste er allerdings auch noch arbeiten. Naja, wenn man es arbeiten nennen konnte. Während Elvis, mit seinem Bizeps aus Stahl, das Ruder geradezu durchs Wasser pflügte wie ein Shire Horse, paddelte Teddy im hinteren Teil des Bootes mehr so alibimäßig vor sich hin. Warum sie ihn nach hier hinten verbannt hatten, wusste er auch nicht. Zumindest kam er nicht auf die Idee, dass es am penetranten Anti-Brumm Gestank liegen könnte.

Nachdem er anfangs krampfhaft beim Paddeln nur ins Boot gestarrt hatte, um sich jah nicht mit den Schrecken, die im Dschungel um ihn herum lauern könnten, auseinander setzen zu müssen, linste er inzwischen doch immer mal wieder neugierig ins Wasser oder zum Ufer hinüber. Bisher war ja noch nichts schlimmes passiert.
Beinahe schon ein bisschen entsetzt, fiel sein Blick schließlich auf den Rücken von Ms Klein. Na die kam auf waghalsige Ideen! „Sind Sie sicher, dass sie das gern würden?“, kam’s daher vom Ende des Bootes. Das Letzte, was Teddy einfallen würde, wäre die Füße hier ins Wasser zu stecken. Ein Träger mit abgekauten Waden war noch unpraktischer, als Teddy es allgemein schon war.

[Elvis Strindberg]

Elvis wandte den Kopf über die Schulter, grinste erst Viktoria an, lenkte dann aber seinen Blick an ihr vorbei zu Teddy und runzelte die Stirn. Kein Wunder, dass er hier vorne so eine Mühe hatte, den Kahn auf Kurs zu halten... "Eh, Ted, du weißt schon, dass du da hinten steuern musst? Paddel ins Wasser, los!" Auffordernd hob er die Brauen.
Anschließend wandte er sich wieder grinsend an Viktoria. "Wer schnell ist, kann seine Glieder in jeden Fluss halten - und kriegt sie sogar am Stück zurück." Er zuckte mit den Achseln. "Krokodile habe ich noch nicht gesehen, die sind an so Flüssen schon mal zu finden, und an meinem Paddel hat auch noch nichts genagt. Aber so genau kenn ich den Fluss hier jetzt nicht."

[Sebastien Lemaitre]

Sébastien erschlug ein weiteres Moskito und warf dann mit hochgezogener Augenbraue einen Blick auf Viktoria. Die Beine ins Wasser zu halten war eine recht gewagte Idee. Er sah zwar ein, dass sich dadurch möglicherweise ein gewisser Kühlungseffekt einstellen könnte, aber wer konnte schon wissen, was da gerade alles unter Wasser um das Boot rumschwamm. Der zweite Paddler, Teddy, der am Tag zuvor mit Elvis überraschend auf der Jacht in Atempo angekommen war, schien ebenfalls skeptisch.

"Soweit ich weiss, werden die Alligatoren hier in der Gegend nicht so gross, aber das hier ist Anakonda-Gebiet", erklärte der Franzose dann, der sich natürlich auf die Reise vorbereitet hatte. "Weiss nicht, ob die sich an einen ausgewachsenen Menschen wagen, aber als eh... cobaye... wie sagt man, Versuchshase?, würde ich mich auch nicht zur Verfügung stellen wollen..."

Er fächelte sich weiterhin mit seinem Hut Luft zu und musterte dann Teddy nochmals, der von Elvis gerade zum Steuern ermahnt worden war. "Sag mal..., woher kommst du nochmal? Und was genau hat dich bewogen, dich für diesen Job zu melden?" Es klang nicht kritisch oder skeptisch, eher neugierig. Der Typ schien einfach so gar nicht hierher zu passen.

[Viktoria Klein]

"Naja.." Viktoria rutschte ein wenig herum, um sich zu ihrem Hintermann umdrehen zu können. Dennoch fühlte es sich so an, als würde sie gleich ihren Kopf abnudeln, wenn sie ihn nur einen weiteren Zentimeter nach links drehen würde. Aber was tat man nicht alles, um sein Gegenüber beim Reden ins Gesicht schauen zu können.
"Mr Wil.. cox, nicht wahr?" Ach, neue Namen, das war ja nun wirklich nicht ihr Ding. "Ich hab das Gefühl, dass ich sitzen bleiben muss, wenn wir anlegen. Ich klebe dermaßen, ich werde mich nie mehr vom Schlauchboot lösen können." Es sei denn jemand hatte Hammer und Meißel dabei. Sie lächelte ihm kurz ein wenig leidend an, ehe sie sich nach vorne umdrehte, wobei natürlich ihre nackten Oberschenkel ein hübsch-quietschendes Geräusch auf der Gummioberfläche des Bootes auslösten.
Dieser Elvis wirkte auf sie fast wie eine Autorität. Er schien sich in dem Gebiet sehr gut auszukennen und hatte wohl schon einige Erfahrungen auf Exkursionen gemacht. Also als guide oder Träger. Aber in genau solchen Momenten brauchte man ja auch sowas ähnliches wie Einheimische.
Mit einem wechselnden Blick zu Sebastien und Elvis: "Das klingt eher so, als sollte.. werde ich meine Arme und Beine bei mir behalten." Sie seufzte leicht und warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Wasser. Nun, so wirklich sauber wirkte es auch nicht. Aber vielleicht würde es die Mosquitos von ihrem Geruch und der Körpertemperatur ablenken.

[Teddy Wilcox]

„Wilcox, ja. Aber Ted ist auch in Ordnung“, heiter winkte er ab, bemerkte Elvis bösen Blick und packte dann rasch wieder mit beiden Händen das Paddel, während er zuhörte, was Viktoria dazu bewegte, ausgerechnet hier die Füße ins Wasser halten zu wollen. Naja, mit langen Hosen hatte er weniger Probleme mit dem quietschenden Gummiboot, wünschte sich grade allerdings jemanden, der ihm Luft zufächerte, wie Sebastien. Irgendwie gab es hier den ein oder anderen Kandidaten, der rein von der Optik nicht wirklich in eine Dschungelexpedition passte, aber Teddy schien der auffälligste von ihnen allen zu sein. Das konnte ja nicht nur am Anti-Brumm liegen! Ablenkung von der Hitze – und von Elvis’ Ermahnung suchend – grinste er also die einzige Dame im Boot ein klein wenig schief, aber durchaus freundlich an. „Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Elvis kennt mit Sicherheit auch irgendein Allheilmittel gegen festgeklebte Damen.“

Apropos Elvis, der hätte ihm ruhig mal früher sagen können, dass er hier hinten fürs Lenken verantwortlich war. Mal abgesehen davon, dass Teddy noch nie in einem Schlauchboot gefahren war, war er sich nun nicht mehr sicher, ob er die Aufgabe des Steuermannes wirklich übernehmen wollte. Aber er strengte sich an, das musste man ihm lassen.
Die Antwort auf Sebastiens Frage kam deswegen nicht ganz so prompt, wie sonstiges Geplapper des Jüngsten der Runde. „Ich? Oh uhm... Neugierde schätze ich. So ein Studium kann auf Dauer etwas fad werden, insbesondere in Texas.“