von Dante Powell » Do 20. Sep 2012, 21:29
cf: letzter Tag/Lager Team Santiago
Unter normalen Umständen war Dante mit einem festen Schlaf gesegnet. Alle Naslang hochzuschrecken, bei jedem kleinsten Geräusch zusammenzufahren oder sich schlaflos hin und her zu wälzen, statt einfach die Augen zu schließen und einzunicken - das alles war ihm normalerweise fremd. Aber was war hier schon 'normal'?
Es war nicht normal, dass er mit einer ungesicherten Pistole herumlief; dass er stolperte; dass er einen Teamkollegen anschoss. Solche Fehler waren für ihn nicht 'normal'. Es war auch nicht normal, was er gestern bei seinem Unfall gespürt hatte, auch wenn er sich seither alle Mühe gab, daran zu glauben, dass er tatsächlich nur in der Dunkelheit gestolpert war. Trotz Nachtsichtgerät. Dass diese Katzen nichts damit zu tun hatten. Dass er Schlafprobleme hatte, weil sein Boss sauer auf ihn war, weil er einen Einsatz verpatzt hatte, weil er einen Irren wie Payne angeschossen hatte, der das sicher nicht auf sich sitzen ließ. Aber warum hatte er dann so häufig an diesen Edelstein denken müssen, den er - Unfall vorausgesetzt - nie gesehen hätte?
Zumindest hatte Dante beschlossen, dass es so nicht weitergehen konnte. Lieber machte er sich nützlich, indem er beim Wasserlassen gleich einen kleinen Rundgang machte. Der Gefangene war noch dagewesen, als er gegangen war, und über sein Headset würde er auch jederzeit erreichbar sein - abgesehen davon war das hier ja nur ein kleiner Wachgang, um den Kopf freizukriegen und sich darüber klarzuwerden, dass das alles eine logische Erklärung hatte - dass Raubkatze und Edelstein nur einer überbordenden Fantasie zuzuordnen waren, die er zwar nie gehabt hatte, aber irgendwann brach sowas vielleicht mal bei jedem durch. So wie jetzt, als er glaubte, jemanden gesehen zu haben - bloß flüchtig, mehr als Schemen aus den Augenwinkeln. Waren sie etwa doch verfolgt worden?
Ohne zu zögern griff Dante nach seiner Waffe - doch das Holster war leer. Richtig, er hatte sie im Lager gelassen, um einen erneuten Unfall zu vermeiden. Gut, dann also so. Doch als Dante den Blick wieder vom leeren Holster nahm, war die Gestalt, oder was immer er zu sehen geglaubt hatte, verschwunden. Also schlich er vorsichtig weiter, mühte sich, wenig Geräusche oder Spuren zu hinterlassen und suchte schließlich Deckung am Stamm eines gewaltigen Baumes. Vielleicht sollte er lieber seinen Ohren als seinen Augen vertrauen. Also schloss er die Augen und lauschte.