Dorfwege

[Narracion]

[Perceptua Jones]

cf:Kirche

Perceptua verabschiedete sich vom Padre und wies Dr. Bueno den Weg.
"Nein." setzte sie ihr Gespräch mit Dr. Bueneo fort. "Ich komme aus England." Sie ging langsam. Zur Hütte war es nicht weit.
"Bitte sehr." Sie standen vor der Hütte und Perceptua machte eine einladende Bewegung in die Hütte hinein. "Ist es Ihnen recht, sich erstmal in die Küche mit mir zu setzten? Ich mach den Kaffee und kann Sie gleich ausfragen!" lachte Perceptua.
"Wir können dann auf die Veranda oder uns im Wohnzimmer vergraben - das ist auch schon eine Abenteuerreise, versprech ich Ihnen."

tbc: Oscar Jones Hütte

[Mercedes Bueno]

cf: Kirche

Draußen war es auch nicht viel angenehmer als in der Kirche - etwas in Dr. Bueno sträubte sich dagegen, die Kirche als 'Gebäude' zu bezeichnen, denn Gebäude bestanden aus Stein - und Dr. Bueno kniff die Augen geblendet zusammen, während sie unbeholfen den unbefestigten Weg entlang humpelte. Schon das kurze Stück genügte, um ihren Knöchel wieder schmerzen zu lassen, aber was tat man nicht alles für die Wissenschaft?

Diese Jones wollte sie ausfragen? Nun, eigentlich ging Dr. Bueno davon aus, dass sie diejenige sein würde, sobald dieser Oscar vom Angeln heimkam, aber bis dahin musste sie sich halt um freundlichen Smalltalk bemühen.

"Ja, das ist mir durchaus recht", presste sie daher mit einem Lächeln hervor, das beinahe Smalltalk-Durchschnitt erreichte, und manövrierte sich über die Schwelle der Hütte. Sie registrierte die gehisste Flagge in dem, was man jenseits der Zivilisation wohl Garten nannte, glich es unwillkürlich mit Perceptuas genannter Nationalität ab und hoffte wider besseren Wissens, dass diese Hütte über eine Klimaanlage verfügte. Die schienen in Atempo ja auf der Liste der bedrohten Luxusgüter zu stehen.

"Denken Sie, Ihr Onkel wird noch lange beim Angeln sein?"

tbc: Oscar Jones' Hütte

[Perceptua Jones]

cf: Oscar Jones Hütte

Perceptua stützte Mercedes und sie gingen langsamen Fußes los. Für Dr. Bueno schien das Laufen sehr schmerzhaft zu sein. Perceptua hoffte nur, das die Salbe der Wirtin gut war.
Sie gelangten an den Dorfplatz ... wer saß denn da auf der Bank unter den schattigen Bäumen?
Perceptua fuchtelte mit der freien Hand und rief laut:"Onkel Oscaaar!" Erfreut meinte sie zu Mercedes: "Na das paßt doch hervorragend. Wie verabredet!"

tbc:Dorfplatz

[Mercedes Bueno]

cf: Oscar Jones' Hütte

Es ging erstaunlich gut, das Humpeln, wenn man einen Menschen statt einer Krücke zur Hilfe hatte. Allerdings musste sich Dr. Bueno dennoch auf ihre Schritte konzentrieren, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten oder den verletzten Fuß aus Versehen stärker zu belasten, als im Mindesten nötig war, um vom Fleck zu kommen. Andererseits war belangloser Smalltalk eh nichts, was ihr außerordentliches Vergnügen bereitet hätte, und so genoss sie das Schweigen eigentlich.
Perceptuas fröhliche Begrüßung ihres Onkels traf sie unvorbereitet, und sie drehte den Kopf etwas zur Seite, um nicht die volle Wucht des Rufes in ihrem Trommelfell klingeln zu haben. Die Aussicht, mit diesem interessanten Herrn aber ein erstes Gespräch zu führen, vertrieb den Groll über das plötzliche Rufen auf der Stelle.
"Ja, ein glücklicher Zufall", erwiderte sie lächelnd und sah neugierig zu dem alten Mann im Schatten. Sie erkannte in ihm den Mann von den Fotografien wieder, nur mit größeren Ohren und mehr Falten - und einer dieser braunen Cordhosen, die sie schon öfter an älteren Herren gesehen hatte. Hoffentlich war das, was er zu erzählen wusste, so interessant wie die Inneneinrichtung seiner Hütte!

tbc: Dorfplatz

[Narracion]

[Mercedes Bueno]

cf: letzter Tag

Nie wieder würde sie in Gegenwart eines Bewohners von Atempo eine leichtfertige Bemerkung machen, schwor sich Dr. Bueno, als sie humpelnd ihre Flucht ergriff. Anders konnte man es nicht beschreiben: Wenn sie sich noch einen narracitischen C-Film ansehen musste, während die alte Dame neben ihr sie mit Anekdoten vom Film versorgte und ganz genau darauf hinwies, wann die eine Szene kam, an der sie ein Glas von rechts nach links trug, an einem Tisch saß und zu plaudern vorgab oder großartige Sätze wie "Ihre Fahrkarten, bitte" oder "Die Aussichtsplattform ist für heute leider schon geschlossen, bitte kommen Sie morgen wieder" von sich gab, dann würde sie sich die Augen aus- und die Trommefelle durchstechen, jawohl! Sie hätte die Frau eher unterbrechen sollen, dass sie mit intereressiert an Geschichte keineswegs die Film- und Fernsehkarriere von Nicht-einmal-beinahe-Stars gemeint hatte! Madre de Dios, das war wirklich ein komplett verschwendeter Vor- und Nachmittag gewesen! Wenigstens war sie wieder leidlich beweglich: Sie benötigte noch immer die Krücke, aber heute ging das Humpeln schon weit besser - sie hatte sich dann doch dazu durchgerungen, Rubys Salbe auszuprobieren, und sie hatte es zumindest nicht schlimmer gemacht.

Dr. Bueno atmete die Abendluft tief ein, aus der alle Schwüle gewichen war. In diesem Moment konnte sie fast verstehen, was man an einem Leben in dieser Idylle finden konnte: Die Geräusche des Meeres von Westen verbanden sich mit dem abendlichen Konzert aus dem Dschungel im Osten und Norden und Süden des Dorfes; in der Luft lag neben tausend Gerüchen von Pflanzen und Tieren auch eine Spur Salz, es gab kein hektisches Lichtgewirr von Fahrzeugen und Reklametafeln, und die Laute der Menschen waren auf Plaudern und Lachen begrenzt - die allerdings unglücklicherweise aus Richtung des Wirtshauses zu Dr. Bueno drangen. Womöglich war es keine kluge Idee gewesen, sich dort mit Perceptua treffen zu wollen. Aber in der Küche ihres Onkels konnte Dr. Bueno sie wohl kaum nach dessen Geisteszustand befragen - das wäre unhöflich gewesen!

Die Geräusche wurden schon lauter, als Dr. Bueno entdeckte, dass sie nicht allein auf dem Weg zum Wirtshaus war. Zwischen den Häusern - also den Hütten; wie lang war sie schon aus der Zivilisation fort, dass sie diese Gebäude schon als 'Haus' zu bezeichnen bereit war! - konnte sie Perceptuas Gestalt ausmachen; dort vorne, wo die beiden sogenannten Wege aufeinander stießen, würden sie unwillkürlich aufeinander treffen.

"Guten Abend, Senora Jones", rief Dr. Bueno, als sie sicher war, dass Perceptua sie hören konnte. Da musste sie doch nicht das letzte Stück allein gehen - oder sich die Blöße geben, nach ihrem Gast einzutreffen!

[Perceptua Jones]

cf. letzter tag
Perceptua hatte den Tag mit Notizen verbracht ... und am Strand. Die Fische waren wirklich superfrisch hier. Ein wenig hatte sie sich sogar in den Dschungel getraut. Nur ein paar Schritte. Einerseits hatte sie Angst, andererseits fand sie es aufregend... und lebendig. Das stille, sonnige Dorf... und dann nur ein paar Schritte im Dschungel- wie abgeschnitten - eine andere Welt.
Nun war sie auf dem Weg zu ihrer Verabredung mit Dr. Bueno. Sie überdachte nochmal die spannende "Inkatempel Sache". Leider war der Abend zuvor mit Oscar zwar herzerfrischend, aber im Sinne der "Sache", nicht ertragreich gewesen. Vielleicht hatte Mercedes bei ihren Kontakten mit weiteren Dorfbewohnern mehr Glück? Bei der Vorstellung entsprechender Szenen einer verbissenen Mercedes und feindseligen oder, noch schlimmer ! schwatzhaften Dorfbewohnern mußte Perceptua lachen und sah sich dann erschrocken um, ob sie auch keiner dabei beobachtet hatte. Aber da erblickte sie Dr. Bueno. Diese rief einen Abendgruß herüber. Oh, die Arme. Perceptua winkte und lächelte und eilte zu Mercedes, um ihr ein wenig Halt zu geben.

[Mercedes Bueno]

"Ich hatte schon befürchtet, mich zu verspäten", erklärte Dr. Bueno, während sie wie selbstverständlich Perceptuas Hilfe annahm - dabei war sie es weiß Gott nicht gewohnt, sich jemandem anzuvertrauen. Bisher hatte sie zu engen sozialen Kontakt immer zu vermeiden gewusst - es war auch nicht wirklich nötig gewesen. Aber auch, wenn ihre Schmerzen schon wesentlich leichter zu ertragen waren, war es auch wesentlich angenehmer, jemanden als Stütze an der Seite zu haben und nicht nur auf diese unbequeme Kunststoff-Krücke angewiesen zu sein. "Ich wurde - aufgehalten." Und das war noch die mit Abstand höflichste Umschreibung. Sie war ihrer Zeit beraubt worden, mit den eigenen Manieren als Mittäter!

"Ist Ihr Onkel gestern noch gut ins Bett gekommen? Es war ja doch recht spät." Zumindest bestimmt für einen alten Mann. Dr. Bueno hatte sich auf dem Rückweg zu ihrer derzeitigen Unterkunft erstaunlich wach gefühlt. Ein Spaziergang im Licht des zunehmenden Mondes - bald musste Vollmond sein - hatte ihr schon immer gut gefallen. Sie mochte die Ruhe am Morgen, insbesondere an der Universität, wenn man später am Vormittag das Fenster nicht mehr öffnen konnte, ohne das ständige Gerede und Lachen der Studierenden zu hören, aber eigentlich war sie von jeher ein Nachtmensch. Bei Senor Jones hingegen hatte sie gestern doch das Gefühl gehabt, als fiele es ihm zum Ende seiner - zugegeben phantastischen - Erzählungen bereits die Augen zu.

[Perceptua Jones]

"Ich hatte wirklich die Hoffnung, das wir (wir?) etwas konkeretes erfahren." meinte Perceptua bedauernd.
WIR! O Gott, sie war schon Feuer und Flamme! Oscar war wohl einfach zu müde, um dem Verlangen der beiden Damen nachzukommen- Dabei hatte er doch schon einen Lichtblick und verstanden, was sie wollten. Nun, Geduld wird die Not besiegen!
"Vielleicht haben ja ihre Kollegen im Dschungel mehr Glück... wo sie wohl grad sind... und was sie erleben?" sinnierte Perceptua.
Sie steuerten aufs Wirtshaus zu. Draußen waren allerhand Leute. Der nahende Vollmond schien das Dorf- gegen Abend- ein wenig munterer zu machen. Richtig lebendig, nach den heißen, ausgestorbenen Siestastunden! Erwartungsvoll suchten ihre Augen einen Tisch im Freien...