Dorfwege

[Mercedes Bueno]

Na wunderbar, jetzt hatte sie schon den Status eines Gepäckstückes! Am liebsten hätte sie spitz erklärt, keine Hilfe zu benötigen, aber was würde ihr dieser Stolz schon bringen, abgesehen von höllischen Schmerzen, wenn sie sich alleine vorwärtsbewegte oder im schlimmsten Fall einem beeindruckenden Sturz auf die Nase?
Missmutig stützte sie sich nun auf Miguel - der ebenso wie der Professor viel zu viel Wärme ausstrahlte! - und humpelte neben ihm her zum Wirthaus. Na, wenigstens war das ein Gebäude, das aus Steinen gebaut worden war! Das versprach ja ein wenig Kühle?
"Es gibt hier Eis?", presste sie zwischen den Zähnen heraus. Madre di Dios, es gab doch noch Zeichen und Wunder!

tbc: Wirtshaus

[Viktoria Klein]

"Oh, danke!" Stöhnte Viktoria erleichtert auf, als der Professor höchst persönlich zwei von ihren Taschen übernahm. Vorsichtig streckte sie ihre Arme, um sie dann in aller Vorsicht wieder zu beugen. Beim Himmel, waren das Striemen, die die Taschen hinterlassen hatten? Wuah. So konnte sie das doch nicht weitermachen.
Nur gut, dass sie nicht weiter gehen würden, solange sie nicht noch ein paar Träger hatten. Sie warf Professor Williams einen weiteren dankbaren Blick zu. Auch Sebastien bedachte sie mit einem Blick, während sie versuchte die Hoffnung nicht allzulaut aus sich sprechen zu lassen: "Werden wir Senora Bueno hier erstmal unterbringen?" Und sich selbst dabei ein Getränk besorgen können und dieses ganze blöde Gepäck vorerst loswerden können? Oder mussten sie etwa schon weiter?

[Sebastien Lemaitre]

Sébastien nickte. Es war wohl richtig, was Williams sagte, das letzte, was sie auf dieser Expedition brauchten, waren Träger, die plötzlich mitten im Dschungel in den Streik traten. Wie sehr sie diese Träger brauchten, machte auch Viktoria deutlich, die der Weg hierher offensichtlich sehr erschöpft hatte. "Es wird uns kaum etwas anderes übrig bleiben, als sie erst mal hier zu lassen", antwortete er auf Viktorias Frage. Und erst recht, wenn der Professor wirklich bereits am nächsten Tag weiter wollte. Ein verständlicher Wunsch, schliesslich hatten sie eine Menge Arbeit vor sich und keine Zeit zu verlieren. War ja auch nicht so, dass der Ort hier sonderlich gastfreundlich wirkte. Die misstrauischen Blicke der Dorfbewohner ruhten weiter auf ihnen.

"Na schön, dann werde ich mich mal nützlich machen und sehen, ob ich hier zwei, drei kräftige junge Männer finde, die sich rekrutieren lassen", erklärte er dem Professor. Leicht würde das vermutlich nicht werden. "Am besten treffen wir uns dann nachher im Gasthaus, hein?" Er nickte den beiden zu. "A bientôt." Dann marschierte er los und begann sich umzusehen.


tbc Bootsstrand (in Erwartung der Ankunft von Elvis, Teddy und Luca)

[Ray Williams]

"Viel Erfolg", gab Ray Sébastien mit auf den Weg. Er selbst würde sich vielleicht einmal da vorne mit den beiden Männern am Schachbrett unterhalten; die sahen älter aus, und alt war gut, wenn es um Mythen ging. Alt oder Kind.
Ray ließ Viktorias Gepäck ebenfalls zu Boden gleiten. "Es wird ihr nicht gefallen, aber mit dem Knöchel wird Dr. Bueno uns nicht begleiten können." Zum Glück hatte sie das selbst begriffen; er würde sie ungern gegen ihren Willen hier zurücklassen, aber das würde gottlob nicht nötig sein.
"Womöglich erspart uns das sogar Zeit, die wir sonst mit Recherche hier im Dorf hätten verbringen mü.. können." Er grinste Viktoria an. "So können wir es uns leisten, gleich morgen früh aufzubrechen." Vorausgesetzt, sie fanden jemand, der ihnen beim Tragen half. Aber das sollte doch zu machen sein! Die Menschen hier hatten doch sicher nichts gegen ein bisschen Abenteuer einzuwenden!

[Viktoria Klein]

"Gleich morgen früh?" Wiederholte Viktoria unnötigerweise mit gemischten Gefühlen. Klar, sie freute sich auf die Expedition, aber sie hatte das Gefühl, dass sie viele Träger brauchten. Um sie zu tragen! Jawohl. Viktoria grinste ganz kurz, schalt sich ein Weichei. Und nickte eifrig ihre Vorbehalte fort.
"Und was können wir bis dahin machen?" Voller neuer Energie sah sich Viktoria wohl zum ersten Mal so richtig bewusst um. So viel gab es hier ja nicht zu machen.

[Ray Williams]

Ray drückte den Rücken durch und lockerte seine eigenen Muskeln, auch wenn ihn die Tragerei bei weitem nicht so mitgenommen hatte wie seine junge Mitarbeiterin. "Wir werden unser Lager aufschlagen; ich möchte diesen Leuten hier so wenig wie möglich auf der Tasche liegen." Das würde Dr. Bueno noch zur Genüge tun - und außerdem sollte sich sein Team möglichst rasch an die Umstände gewöhnen, die sie in den kommenden Wochen erwarten würden. "Außerdem müssen wir uns darüber informieren, was wir hier unter Umständen an Unterstützung erwarten können, wenn uns im Dschungel etwas Unvorhergesehenes zustößt; das hier ist ja quasi der letzte Außenposten der Zivilisation." Er grinste, da die Vorstellung, dass sie jemanden womöglich tagelang hierher zurückschicken mussten, nur um frisches Klopapier zu kaufen, doch skurril war - und vollkommen außer Frage stand; wenn sie nicht gerade einen medizinischen Notfall hatten oder ihre gesamte Ausrüstung auf einen Schlag verloren, würden sie hierher eh nicht zurückkommen, ehe sie den Tempel gefunden hatten. Sich zu erkunden, ob es hier etwas zum Anstoßen gab, war dann aber doch noch verfrüht.
"Und wer weiß, ob uns hier niemand mit der Deutung der Wegmarken helfen oder uns Informationen über unseren ersten Wegabschnitt geben kann; sicher sind die Menschen hier doch schon einmal die Laete hinaufgefahren." Er sah Viktoria fragend an. "Ihre Dokumentation bisher hat noch keinen Hinweis eingebracht, denke ich. Wir sollten die Aufnahmen heute abend aber dennoch scannen." Obwohl es ihn sehr wundern würde, wenn sie schon auf dem Weg hierher diese 'große Hand' passiert hätten.

[Viktoria Klein]

"Nein." Viktoria hatte für einen kurzen Moment schlucken müssen. Und dachte bockig, dass sie nun nichts dafür konnte, dass ihre Fotos nichts zeigten. Doch sicherlich hatte Professor Williams sie auch gar nicht angreifen wollen. Nun, sie sollte sich darauf einstellen, dass die nächsten Tage auch immer wieder frustrierend sein würden. Schließlich suchten sie die Nadel im Heuhaufen.
"Sollen wir die Leute hier mit unseren Informationen oder zumindest einem Teil davon konfrontieren?" Fragend blickte sie zu Ray hoch. Irgendwie war sie sich unsicher, wie viel man den Dorfbewohnern hier anvertrauen konnte. Die wirkten teilweise so unverhohlen misstrauisch.

[Ray Williams]

"Tja, eine gute Frage." Nachdenklich kratzte Ray sich am Kinn. Wenn irgendjemand Gerüchte und selenistische Legenden aufgeschnappt und nach all den Jahrhunderten im kollektiven Gedächtnis konserviert hatte, dann doch sicher so eine kleine, abgelegene Gemeinde. Andererseits würden sie am Ende nur erst noch allen erklären müssen, was Selenismus war, nur um dann hinterher festzustellen, dass sie Zeit verschwendet hatte, weil doch niemand mit dem Begriff etwas anfangen konnte und eine Ruine für die Dörfler hier einfach nur eine Ruine war. Wer sie einst erbaut hatte, blieb da nebensächlich; man holte sich im archäologisch schlimmsten Fall Steine von dort und beachtete sie weiter nicht.
"Bleiben wir zunächst bei der Legende mit den Inka", entschied er schließlich. Wenn die Menschen hier freundlicher waren, als der frostige Empfang glauben machte, würden sie ihnen auch helfen, einen Inka-Tempel zu finden. Für sie machte es ja keinen Unterschied.
Ray grinste und legte Viktoria tröstend eine Hand auf die Schulter. "Und machen Sie sich nichts daraus, wenn wir heute abend auf Ihren Bildern noch nichts entdecken. Es wäre pures Glück."

[Viktoria Klein]

Hm, es machte nicht den Eindruck, als würden sie bald in das Wirtshaus gehen und ihre Zunge klebte schon am Gaumen.
Viktoria bückte sich zu einer Tasche, die sie auf den staubigen Boden abgestellt hatte, und kramte eine Wasserflasche hervor. Das Wasser war zwar warm und diente nicht gerade für eine Erfrischung, aber es war nass. Und sie hatte Durst. Und wenn sie sich über die Wärme beschweren würde, würde ihr bestimmt auch ein Neunmalklug erklären, dass es wegen der Körpertemperatur gar nicht gut wäre, kalte Getränke in einer heißen Gegend zu trinken.
"Mhm," gab Viktoria als zustimmenden Laut von sich, als sie das Wasserflasche ansetzte und diese mit großen Schlucken leerte, ehe sie diese wieder in ihre Tasche fallen ließ. Sie musste unbedingt daran denken, sie wieder aufzufüllen.
"Ja.." Sie lächelte Professor Williams treu an, als er seine Hand auf ihre Schulter legte. "Ein bißchen Glück wäre aber gar nicht zu verachten." Auch nicht in der Wissenschaft. "Vielleicht erweist es sich ja auch in den Gesprächen mit den Dorfbewohnern. Wann fangen wir an?"
Mh, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie mit dem Wasser auch Elan in sich aufgesogen hatte.

[Ray Williams]

"Sobald Sébastien zurück ist." Hoffentlich mit guten Nachrichten, fügte Ray in Gedanken hinzu. "Ich werde mich jetzt erst einmal erkundigen, wo wir hier unser Lager aufschlagen können, und wenn wir dann alle etwas gegessen und getrunken haben und die Zelte stehen, teilen wir uns in zwei Gruppen. Eine beginnt mit der Auswertung Ihrer Bilder, und die andere mischt sich unters Volk und erkundigt sich nach lokalen Erzählungen oder außergewöhnlichen Orten."
Und jetzt, wo er diese Marschrichtung festgelegt hatte, fühlte Ray sich auch gleich viel wohler. Unternehmungslustig bückte er sich, um sich wieder sein Gepäck aufzuladen. "Aber zu allererst bringen wir das hier mal rein in die gute Stube."
Energisch stapfte er beladen zum Wirtshaus und stieß die Tür mit der Schulter auf, um Viktoria mit einem Nicken zu bedeuten, dass er sie vorließ. Und morgen, morgen würden sie ihre nächste, ihre vielleicht wichtigste Etappe in Angriff nehmen!

tbc: nächster Tag