Dorfplatz mit Brunnen

[Des Carter]

Oh, er hätte die beiden wohl vorstellen sollen! Nunja. Dr. Bueno schien etwas überrascht, hatte Ray nichts gesagt? Er hatte es wohl auch nicht erwähnt...
Die beiden hatten sich also bekannt gemacht...
"Jaa", sagte er gedehnt. "Die anderen sind schon los. Ich war leider auch zu spät." und grinste. "Und Dr. Bueno hier hat sich leider den Fuß verstaucht und wurde zurückgelassen." Er unterdrückte ein Grinsen und versuchte mitleidig zu gucken, wandte sich aber lieber etwas ab und sagte:
"Nun dann, die Damen," er machte eine Handbewegung gen Dschungel, "auf gehts!"

tbc. unterer Lauf der Laete?

[Catarina Bolivar]

c.f Vortag

'Catiiiii? Kann ich deinen Lippenstift habän?' Wen musste man hier bezahlen um einen Rückflug in die Zivilisation und einen Martini auf dem Weg zu bekommen? Ob gerührt oder geschüttelt war nebensächlich und eigentlich trank sie auch nicht zur Mittagszeit, aber wenn ein kleines, nur halbwegs sauberes Kind an ihrem Rock zuppelte, nachdem es schon drauf und dran gewesen war ihre Handtasche zu leeren, dann hatte sie eindeutig einen Drink verdient.
"Catarina. Nicht Cati. Und nein, kannst du nicht."
Sie schürzte missbilligend die Lippen als das dreckige Etwas davon wuselte. Von Mama wegkommen war eine freudige Ablenkung. Kein frittiertes Essen, keine ewige Fragerei wann sie denn wieder nach Atempo ziehen würde - wobei die Antwort nach wie vor "Niemals" lautete - und was bekam sie stattdessen? Kinder. Kinder, die alle auf irgendwelchen Umwegen mit ihr verwandt waren und vor denen Astoria sie nicht gewarnt hatte. "Und wie lang hast du die erm... Kinder jetzt bei dir?" Sie lächelte die Cousine ihrer Mutter etwas schief an und wich gleichzeitig einem kleinen Jungen aus, der mit 'wrom wrom wrom' Lauten an ihr vorbei peste.

[NSC]

Astoria Bolivar
"Nur bis heute abend." Besänftigend lächelte Astoria ihre Nichte an. Kein Wunder, dass sie sich mit den Kindern so schwer tat - in der Anonymität der Stadt, in der sie wohnte, kannte man ja weder Nachbarn noch Freunde! "Dann kommen ihre Eltern vom Fischen zurück - abgesehen von den Santos natürlich." Sie neigte sich zu der Kleinen, die umsonst um den Lippenstift gebettelt hatte, und reichte ihr eine rote Kreide aus ihrer Tasche. "Hier, Süße, die ist auch schön rot, und damit kannst du mir etwas malen gehen, ja?" Sie riss ihr noch rasch eine unbenutzte Seite aus ihrem Skizzenblock und sah kurz zu, wie das Kind eifrig mit dem Malen begann, ehe sie sich wieder an Catarina wandte.
"Mama Santos ist zum Arzt gefahren, wegen ihrer Hüfte, die macht schon so lange Probleme, und weil Mama nicht mehr so gut zu Fuß ist und Donna noch irgendwelche Einkäufe machen möchte und sie vielleicht auch noch Javier ein Stück begleiten - der war neulich mal wieder hier, musst du wissen - also, jedenfalls sind sie da nach San Palabra aufgebrochen. Und jemand muss sich ja um die Kleinen kümmern, die können ja nicht mit in diese - Stadt." Astorias ganze Abneigung gegen Städte allgemein und große ganz besonders schwangen in ihrem letzten Wort mit.

[Catarina Bolivar]

Sie war sich nicht sicher, was anstrengender war: den Rotzblagen ausweichen oder im Kopf der gesamten Verwandtschaftsaufzählung zu folgen und den Personen dann noch die entsprechenden Gesichter zuzuordnen. Mama Santos konnte sie nicht vergessen - selten hatte sie im Leben eine dermaßen dicke Person gesehen und in der Stadt traf man auf einiges Gesocks - aber Javier sagte ihr grade reichlich wenig. Naja, Santos eben.
"Natürlich nicht! Wer weiß was den Engeln da alles passieren könnte." Bildung zum Beispiel. Oder Hygiene.
Ihre Mutter-freien-Nachmittag hatte Catarina sich trotzdem irgendwie anders vorgestellt. Irgendwo mit Ventilator und einem kühlen Getränk vorzugsweise. Und ein knielanger Rock mit Stilettosandalen war auch äußerst ungeeignet fürs Babysitting, wie sie grade feststellte. "Also hast du die Santos Meute bis- wann am Hals?" Man sprach hier schließlich von gefühlten fünf Kindern und eines sah schlimmer aus als das andere.

[NSC]

Astoria Bolivar
Astoria warf Catarina einen mitfühlenden Blick zu. Die Arme war ja schon ganz vom Zynismus der Städter ergriffen! Herrje, es war doch wirklich höchste Zeit, dass sie sich darauf besann, wo ihre Wurzeln waren und wo sie wirklich ihr Glück finden würde! Doch sicher nicht in einer lärmenden, anonymen, kalten Stadt fern ihrer Familie!
"Nur bis zum Abendessen, dann werden sie von ihren Geschwistern und Tanten und Onkeln betreut. In einer großen Familie findet sich ja immer jemand, der auf den anderen aufpasst." Sie rückte ihren Skizzenblock zurecht. Eigentlich hatte sie nebenbei ein wenig zeichnen wollen, zur Entspannung, aber offenbar musste sie nicht nur auf die Kinder aufpassen, bei denen man nur darauf achten musste, dass sie nicht in den Dschungel oder ins Meer rannten oder einander einzugraben versuchten, sondern es war auch an ihr, die Versäumnisse ihrer Cousine aufzuarbeiten und Catarina ein paar Anreize zu geben, bald zurückzukommen. "So etwas musst du doch schrecklich vermissen, Liebes."

[Catarina Bolivar]

Vermissen? Nun ja, ungefähr so sehr wie man eine Blasenentzündung vermisste.
Catarina erinnerte sich dunkel daran, immer mal wieder von einem Verwandten zum anderen weitergereicht worden zu sein, wenn Mama nach San Palabra musste oder die halbe Familie zum Fischen rausgefahren war. Eine Tante hier, eine andere da, dann die ein oder andere Cousine - Astoria zum Beispiel - und trotzdem schlief man Abends immer im eigenen Bett weil die Verwandtschaft das eigene Haus entweder gar nicht erst abschloss, oder jeder einen Schlüssel für jede einzelne Tür in Atempo hatte. Wenn sie das mit der Ruhe ihrer eigenen vier Wände in San Palabra verglich... ja, sie hatte es in der kalten, anonymen Großstadt definitiv sehr viel schlechter.
"Es kann manchmal schon sehr einsam werden", log sie ungeniert und wie immer vollkommen überzeugend. "Aber wie das Leben nunmal so spielt, man ist neugierig, reist ein bisschen, lässt sich irgendwo nieder..." Sie seufzte gespielt. Wann war der Mist hier jetzt vorbei?

[NSC]

Astoria Bolivar
Mit einem Seufzen tätschelte Astoria Catarinas Unterarm. "Ja, und dann merkt man plötzlich, wie weit man von Zuhause weg ist. Das war bei mir ja nicht anders." Immerhin hatte sie in San Palabra die Schule besucht, und das war ja auch sehr weit von Atempo entfernt, da brauchte man schon ein Boot, um hinzukommen!
Kurz vergewisserte sich Astoria, dass die Kinderchen mit einander und ihrem Spiel beschäftigt waren, ehe sie sich anschickte, zu einem delikateren Bereich Nachforschungen anzustellen. "Gibt es denn wenigstens jemanden in deinem Leben, der dir etwas Halt vermittelt?" Sie ließ die Hand auf Catarinas Unterarm liegen, während sie sie mit einer Mischung aus Neugier und Mütterlichkeit ansah.

[Catarina Bolivar]

Wenn es irgendeinen idealen Zeitpunkt zum weglaufen gab, war es vermutlich dieser.
Sie verkniff sich sämtliche Kommentare zum Thema 'Weg von Zuhause' und lächelte bloß. Einfach lächeln, ja. Lächeln und so tun als wäre man unglaublich glücklich und dankbar für das ganze Verständnis. Sie hatte es schließlich schwer im Leben, so ganz allein in der bösen Großstadt, weit weg von Heim und Herd. Im Ernst, wäre sie in Atempo geblieben, säß sie jetzt vermutlich auch mit sechs Kindern hier und ihr Mann würde nach Fisch stinken. Wie so ziemlich alles in diesem Kaff.
"Jemanden der- oh! Oh gute Güte, nein!" Sie schüttelte beinahe schon entsetzt den perfekt frisierten Kopf. "Für sowas hab ich gar keine Zeit. Männer sind ein unglaublich anstrengendes Volk. Zeitraubend ohne Ende." Sie war schließlich zum Arbeiten nach San Palabra gezogen. Apropos San Palabra, wieso war sie noch gleich hier?

[NSC]

Astoria Bolivar
Astoria lachte ein wenig bei Catarinas Entsetzen. Ach, die Jugend! Da stellte man die Freiheit und eigene Bequemlichkeit an oberste Stelle und übersah dabei immer wieder, welche Dinge wirklich wichtig waren im Leben. Sie waren doch alle so gewesen! Nun, bei genauerem Hinsehen natürlich doch nicht alle - sie selbst etwa hatte sehr früh erkannt, dass ein Mann an der Seite nicht das Schlechteste war. Allerdings hatte sie ja auch Nacho kennengelernt, und selbst der... Hm. Bei genauem Hinsehen... "Da hast du gar nicht so unrecht", sagte Astoria nach kurzem Zögern und zog die Hand zurück. "Manchmal können einen die Männer in den Wahnsinn treiben!" Wenn sie sich mit den Kindern stritten, zum Beispiel. Hartnäckig darauf bestanden, jeden Morgen hinausfahren zu wollen und auf alles den Daumen zu behalten. Statt den Kindern mal zu vertrauen und etwas Zeit mit ihrer liebenden Ehefrau zu verbringen!

[Catarina Bolivar]

"Siehst du." Sie nickte bloß bestimmt. Hier in Atempo kam es vermutlich einer Todsünde gleich, aber in der Großstadt war es vollkommen legitim für die Dame von Welt, mit ihrer Arbeit verheiratet zu sein. So wie Catarina eben. Und ganz ehrlich, Canalli beanspruchte ihre Zeit schon zu genüge. Selbst wenn sie wollte, könnte sie da unmöglich einen festen Partner reinquetschen.
"Deswegen mag ich meine Arbeit. Die nörgelt nicht, ich kann sie mal liegen lassen ohne das sie beleidigt ist, sie ist vorhersehbar-", naja, nicht immer. "Und die Arbeitszeiten sind auch flexibel." Von Schmuck und Klamotten, die die Arbeit ihr einbrachten mal ganz zu schweigen. Aber für sowas hatte Astoria sowieso keinen Sinn. Für sowas hatte niemand hier einen Sinn. Hinterwäldler. 'Caaaaatiii? Darf ich deine Klack-Klack-Schuhe anziehen?' Ein Blick auf die dreckigen Füße des kleinen Matschmonsters reichten und Catarina wusste die Antwort. "Nein."