Mama Santos' Hütte

[Narracion]

Herz der Hütte ist die große Wohnküche mit einem gemauerten Kamin. Obwohl Mama Santos schon seit Jahren nicht mehr selbst kocht, brennt hier stets ein Feuer und sorgt für große bis unerträgliche Hitze in dem Raum, dessen Fenster hinter schweren Vorhängen verborgen sind. Kreidezeichnungen auf dem Boden, Regal mit Flaschen und Tiegeln voll undefinierten Inhalts, falsche und echte Knochen und Edelsteine und allerhand mystischer Tand helfen dabei, Mama Santos' Ruf als Exzentrikerin bzw. Wahrsagerin und Voodoo-Priesterin zu festigen. Ihre Gäste, die herkommen, um sich Rat zu holen, wären sicher enttäuscht beim Anblick der hinteren Räume, die zwar auch das ein oder andere Artefakt (bzw. mystischen Krempel) bereit halten, ansonsten im großen und ganzen aber von gediegenen, ebenso bequemen wie stabilen Möbeln geprägt sind, zwischen denen ausreichend Platz ist, damit Mama Santos mit ihrem gewaltigen Körperumfang sich nicht ständig blaue Flecken holt. Dank der fleißigen Arbeit ihrer Familienangehörigen ist das Haus abseits der großen Wohnküche sauber, relativ ordentlich und gut gelüftet. In ihren beiden Gästezimmer heißt Mama mit Freuden Familienmitglieder willkommen, die auf Besuch sind.

[Narracion]

[Javier Santos]

Javier betritt die Hütte. Er läßt seinen Blick über Mama's Sammelsurium schweifen- Hoffentlich kommt dieser Doktor nicht auch noch hierein, denkt er. Auch bei Oscar soll sie schon rumgeschnüffelt haben, hatte er gehört. HOFFENTLICH hat es da da nix zu entdecken gegeben. Aber gestern abend klang es nicht so, als ob sie Beweise gefunden hätte! Mit dem Amulett war er sich gar nicht so sicher...Hatte Oscar nicht in sehr viel jüngeren Tagen ein Schutzamulett getragen? Ach, er verscheuchte die lästige Gedanken und ein paar Fliegen und rief gutgelaunt ruft er in den Raum hinein:
"Mama!? Mamicita?"

[NSC]

Mama Santos

Der Vorhang, der den dunklen, stickigen und überheizten Raum von den hinteren Zimmern abtrennte, bewegte sich raschelnd, als ihn eine - freundlich beschrieben - korpulente Dame zur Seite schob. An ihren kurzen Fingern mit den schwarz lackierten Nägeln blitzten verschiedene Ringe, und um ihren kurzen, faltigen Hals hingen diverse Amulette und Ketten - einige billiger Tand, andere mit Herzblut und Hingabe geschaffene selenistische Talismane. Ihr zunächst noch etwas argwöhnische Blick wich, als sich ihr Mund zu einem strahlenden Grinsen verzog.
"Der verlorene Sohn kehrt heim!", rief sie und watschelte auf Javier zu, um ihn feste in die mütterlichen Arme zu nehmen und zwei dicke Schmatzer auf seine Wangen zu knallen. "Und ich hab schon gedacht, Donna wäre schon wieder da. Was für eine Freude, dich zu sehen - wenn auch kein freudiger Anlass." Sie drückte ihn noch einmal an sich, ehe sie ihn aus der Umarmung entließ. "Das ist doch wohl ein ziemlicher Schlamassel..."

[Javier Santos]

Auch Javiers Gesicht strahlte auf, als seine Mama auf ihn zu kam. "Mamma" Er drückte und küsste sie.
Dann machte er ein betretendes Gesicht, als ob er persönlich an dem Schlamassel schuld wäre. "Ja, ein Schlamassel." seufzte er.
Er setze sich an den Tisch und streckte die Füße aus. Bedächtig erklärte er. "Ich mach mich nachher gleich auf den Weg mit Ruby. Dann sind wir alle zusammen. Es wird alles gut. Wir haben die Schutzrunen verstärkt!" Er sah seine Mutter an, was ise dazu sagte. Er wollte sich nicht schon wieder die Ruhe nehmen lassen, aber das Gefühl von Gefahr war so stark... bisher war sein Dienst, seine Aufgabe ruhig und reibungslos verlaufen, durchbrochen nur von freudigen Höhepunkten wie den Ritualen. Er wollte seine Unruhe verbergen, aber Mama hatte einen scharfen Blick. Bitte sag, das alles gut wird, flehte er im Stillen ironisch. Manchmal war man eben nur ein kleines Kind.
Vorsichtig sah er hoch. "Was meinst du denn in dieser Sache?"

[NSC]

Mama Santos

Schnaufend ließ sich Mama Santos auf ihrem gepolsterten Stuhl nieder, verschränkte die Finger über ihrem Bauch und lauschte ihrem mittleren Sohn aufmerksam, ehe sie mit den Achseln zuckte. "Ach, Gringos kommen, Gringos gehen." Sie hatte gehofft, sie würden schneller gehen, wenn sie ihre Schwiegertochter auf sie ansetzte, aber leider waren sie vor Donna in die falsche Richtung geflohen. "Was bleibt, sind die Santos und der Tempel." Sie grinste breit, wenn auch nicht mehr komplett mit ihren eigenen Zähnen. "Wir werden uns direkt unter ihrer Nase an ihnen vorbeischleichen, wenn sie uns in die Quere kommen, und wenn ihr die Runen verstärkt habt - na, wie sollen sie den Tempel dann überhaupt finden? Sie werden sich im Dschungel verlaufen, und dann wird Miguel zu ihnen zurückkehren und sie zur Stadt bringen." Der gute Junge. Sie hätte sich ja nicht überwinden können, die Ungläubigen so lange in der Nähe zu ertragen; aber zum Ritual würde er ja sicher zum Tempel kommen - das musste er ja - und dann würde sie ihn noch einmal drücken. Man merkte, dass er in seiner Ahnenlinie eine Santos hatte.
Leicht ächzend beugte Mama Santos sich vor und tätschelte Javiers Handrücken. "Glaub mir, über die Schatten mache ich mir mehr Sorgen als über diese Gringos, und selbst die Schatten haben sich nie auf die vier Stufen verirrt."

[Javier Santos]

Breit lächelte er. Mama sah das genau richtig. Gringos kommen, Gringos gehen. Gut ein leiser Hauch von Zweifeln blieb...aber allein bei der Vorstellung der sich an der Expedition vorbeischleichenden Mama, lachte er fröhlich los.
"Ja, Mama," sagte er, "so machen wir das." und grinste seine gute Mama an.
"Ich treffe mich jetzt mit Ruby am Fluß. Ich hoffe doch sie ist fertig mit Packen." Er verdrehte nochmal die Augen, lachte und stand auf. "Wie sehen uns in 2 Tagen. Mögen die Selenen uns alle schützen!" Impulsiv umarmte er seine Mutter nochmal, sah sie liebevoll an und lächelte und kehrte der Hütte den Rücken.

tbc: unterer Lauf der Laete

[NSC]

Mama Santos

"Du musst schon wieder los?" Etwas enttäuscht seufzte Mama Santos tief. Ihr Sohn verbrachte zu wenig Zeit daheim, das war ganz klar. Aber es machte sie auch stolz, dass er die Tradition weiterführte. Da hatte sie ganz andere Kinder, die sie zwar auch von Herzen liebte, von denen sie aber hatte einsehen müssen, dass sie für den Tempeldienst oder gar für den Glauben ganz und gar ungeeignet waren. Väterliches Erbe, eindeutig.
"Nimm ein paar Kekse mit; Donna hat sie gebacken, und sie sind köstlich." Denn das verstand ihre Schwiegertochter tatsächlich vorzüglich! "Und grüß May und Diego ganz herzlich." Sie umarmte ihn noch im Sitzen - ihre Kilos jetzt schon wieder hochstemmen zu müssen, hätte ihren Gelenken sicher nicht gut getan - und drückte ihm noch einen Schmatzer auf die Backe, nur um gleich darauf mütterlich zu versuchen, die Spuren ihres Lippenstifts wieder abzureiben. "Wir sehen uns dann in zwei Tagen."
Sehnsüchtig blickte sie Javier hinterher. Eigentlich wurde es langsam Zeit, dass er ein nettes Mädchen kennenlernte. Vielleicht sollte sie mal überlegen, welche Selenistin denn zu ihm passte..

tbc: wo gebraucht

[Narracion]