Sofia Pereiras Hütte

[Adam Turpin]

"Weil dein angeblich Opa so eine herausragende Persönlichkeit ist?"
Wie's aussah war sich ja nichtmal Sofia sicher, ob sie mit dem alten Herrn nun verwandt war oder nicht. Woher sollte der Typ es dann wissen? Aber gut, eines musste man ihr lassen: sie war tatsächlich eine herausragend gute Schauspielerin und konnte vermutlich jedem, der sie nicht kannte, schwarz für weiß verkaufen.
"Fein, ich komm mit. Seine Nichte ist momentan bei ihm?" Vielleicht mussten sie ja nicht unbedingt dort aufschlagen, wenn das halbe Dorf anwesend war.
Und was hieß hier überhaupt Foto-Bobby. Erstens war die ganze Masche Ricks Idee und zweitens funktionierte sie jedes Mal einwandfrei. Gut, sie war unglaublich Klischee, dass es beinahe schon schmerzte, aber vielleicht war genau das der Grund, wieso sie eben funktionierte.

[Sofia Pereira]

"Nein, weil du dich unsterblich in meinen Uropa verliebt hast." Sofia verdrehte die Augen. Herrje, musste sie denn wirklich das gesamte Denken für ihn übernehmen? Ein kleines bisschen mehr Spontaneität täte Adam schon gut; so schwierig war es doch nun wirklich nicht, sich einen guten Grund für ein paar Bilderchen auszudenken! "Du bist doch der Fotograf von uns beiden; denk dir gefälligst was Sinnvolles aus - eine Porträtreihe von Leuten über 90 oder was weiß ich."
Lautstark schlürfte Sofia an ihrem Kaffee, während sie spürte, wie alles in ihr langsam, aber sicher wirklich erwachte. Mit ein bisschen Glück hatten sie sogar schon etwas erreicht, bis ihr ungeliebter Dampfplauderer von 'Anführer' hier auftauchte und ihr die Tour verdarb.
"Ja, meine liebe Tante wohnt bei ihm." Sofia schnitt eine Grimasse. Ihr hatte Oscar nicht angeboten, das Lager bei ihm aufzuschlagen, sondern sie hatte sich mit diesen Miesepetern von Dörflern herumschlagen müssen, bis sie in diese Hütte hatte ziehen können. Aber kaum tauchte seine Nichte aus England auf, durfte die es sich bei Oscar gemütlich machen. Was für ein bösartiger alter Sack!

[Adam Turpin]

"Erstaunlich, wie gut du dich mit deiner Verwandtschaft verstehst."
Vermutlich sollte er in dem Zusammenhang direkt mal die Schnauze halten. Schließlich hatte seine Mutter damals beim U-Haft Drama steif und fest behauptet, er habe ihr das Herz gebrochen und seit dem sämtlichen Kontakt abgebrochen. So spielte das Leben. Vor allem Adams Leben, in dem ja sowieso immer alles schief ging.
"Dein Opa war doch auch mal Abenteurer, oder Weltenbummler oder sowas, stimmt's? Dann bleib ich einfach bei der National Geographic Nummer und muss mir nicht drölftausend verschiedene Geschichten ausdenken." Sowas verwirrte letzten Endes nur, auch wenn Adam immer bemerkenswert gut dazu in der Lage war, sämtlichte verschiedene Persönlichkeiten, die er im Verlauf eines Jobs so annahm, sauber auseinander zu halten. Wobei Sofia definitiv mehr von einem verlorenen Hollywood-Starlet hatte, als er.

[Sofia Pereira]

Familiengeschichten wurden ja nun wirklich überbewertet. Sie hatte es eben nicht nötig, sich bei jedem einzuschleimen! Zumindest hatte Sofia sich darauf mit sich selbst geeinigt, als sie hatte feststellen müssen, dass Oscar sich standhaft weigert, sie sich einzuschleimen zu lassen! Womit hatte sie dieses Misstrauen nur verdient!
"Na bravo." Sofia lächelte Adam lieblich über den Rand ihrer Tasse hinweg an. "Da ist dir ja doch noch eine Coverstory eingefallen, und das sogar beinahe spontan!" Das war das einzige, was sie an Ricks Anwesenheit vorzog - im Gegensatz zu Adam verlangte Rick nie, dass man alles viermal durchkaute. Ob er ihn jetzt als Abenteurer interviewte oder als ältesten Mann der Region... apropos.
"Übrigens ist der Typ eine Mumie. Um mein Großvater zu sein, müsste er meine Mutter vermutlich schon als Rentner gezeugt haben. Er ist mein Urgroßvater." Vermutlich. "Vermassle das nicht." Sie stellte den Kaffee beiseite und erhob sich - wesentlich geschmeidiger als zuvor. Ja, sie fühlte sich eindeutig langsam wach.

[Adam Turpin]

"Urgroßvater. Natürlich."
Na wenn er wirklich so ein Fossil war, dürfte es eigentlich nicht allzu schwer sein, ein paar Informationen aus ihm rauszubekommen. Hoffte er einfach mal pauschal. Kaum, dass Sofia sich erhob, fand Adam seine Kaffeetasse überaus interessant. Man musste ja nicht direkt hinstarren, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass dieses Weibsbild genau das provozieren wollte. Sooo schusselig war Sofia nicht, dass sie einfach mal vergaß sich ein Paar gescheiter Hosen anzuziehen.
"Brauchst du jetzt wieder drei Stunden zum duschen, anziehen und so weiter? Dann versuch ich in der Zeit nochmal Rick zu erreichen. Wenn der Empfang nicht wieder in die Knie geht." Wie bei den letzten vier Versuchen, dieses dusselige und durch und durch hinterwäldlerische Buschtelefon zu benutzen.

[Sofia Pereira]

Bestimmt hatte sie nicht vor, sich jetzt abzuhetzen, nur weil Adam hier herumsaß und sich langweilte! Außerdem hatte sie ihm ja auch nicht verboten, ein bisschen länger zu schlafen; er war also selbst schuld, wenn er der Meinung war, sie würde zuviel Zeit verschwenden. Sofia kompensierte ihren dringenden Wunsch nach einem Verdrehen der Augen mit einem lieblichen Lächeln. Sie hatte ihn doch hergeholt, damit er sie unterstützte; nicht, damit er sie nervte!
"Grüß Rick bitte ganz herzlich." Sie klimperte mit den Wimpern und spazierte wippend in Richtung Badezimmer, nur um an den Türrahmen dort noch mal kurz gelehnt stehenzubleiben und sich genüsslich zu räkeln - rein aus Provokation. Danach fand sie es dann allerdings doch an der Zeit, sich duschen und die Haare machen zu gehen, die Zähne zu putzen - da war so ein fader Beigeschmack von Adams Genörgel auf ihrer Zunge.. - und sich etwas ausgehfeiner zu kleiden. Allzu lange würde Uropi ja sicher auch nicht schlafen; der alte Sack war manchmal ein unausstehlicher Frühaufsteher. Vermutlich einer von denen, die um 17 Uhr ins Bett gingen und sich dann beschwerten, dass sie nicht mehr bis um 7 Uhr am nächsten Morgen durchschlafen konnte - die 14 Stunden...

tbc: wieder hier

[Adam Turpin]

"Jaja", ganz lieb grüßen, sie ihn auch.
Ihre - definitiv nur aus purer Bosheit passierende, jawoll! - Räkelei trieb ihm schon beinahe die Schamesröte ins Gesicht und Adam schnappte sich das Satellitentelefon etwas schneller als er vermutlich gemusst hätte. Blödes Weibsbild. Durch und durch. Hatte die Frau eigentlich gar kein Schamgefühl?
Um ihre morgendlichen Präparationen nicht zu stören - oder vielmehr um es nicht zu riskieren, sie im Handtuch zu sehen - verzog er sich mit dem Telefon vor das Häuschen. Ein bisschen frische Luft hatte noch nie geschadet, der Empfang war hier besser und irgendwie schien das Dorf erst um die Mittagszeit aufzuwachen. Zumindest war hier noch alles ruhig, als er Ricks Nummer wählte und erleichtert aufatmete, als tatsächlich ein Freizeichen ertönte.

tbc: Pension Meerblick - Telefonat

[Sofia Pereira]

Frisch geduscht und in Shorts und Top gekleidet fühlte sich Sofia schon gleich viel besser. Der einzige Nachteil war der fehlende Anschluss für einen Fön im Bad - oder für sonst ein elektrisches Gerät. Vermutlich sollte sie froh sein, dass es zumindest etwas Strom für den Kühlschrank und eine Steckdose im Wohnzimmer gab! Kaff, elendiges!
"Und, was sagt unser großer An..." Sie brach ab, runzelte die Stirn und blickte sich um. Kein Adam. So groß war das Wohnzimmer jetzt ja nicht, als dass er sich hier hätte verstecken können!
Sofia zuckte mit den Achseln und ging zum Schrank, um sich mit etwas Nahrhafterem als Kaffee zu versorgen. Wenn Adam die Zeit damit vertat, mit Rick zu plaudern, war das ja kein Grund, ihren Bauch hungern zu lassen. Außerdem konnte es sich sicher nur um ein paar Momente dauern, bis Adam aus irgendeiner Ecke kam und sich über Rick beklagte. Und ausnahmsweise würde sie ihm da einmal zustimmen - egal, worum es ging. Über Rick konnte sie sich einfach immer beklagen.

[Adam Turpin]

c.f: Pension Meerblick - Telefonat

Nach drei, vier Minütchen des stillen Lamentierens und der Unterdrückung des Drangs, irgendwie die Hüttenwand zu demolieren, trat Adam erstaunlich gefasst in den Wohnraum der Hütte zurück, nur um Sofia in irgendwelchen Schränken rumorend zu finden. Da konnte sie sich nen Wolf suchen, die Küche war mit so ziemlich allem ausgestattet, außer mit Lebensmitteln. "Der Dorfladen müsste doch eigentlich gleich aufmachen, oder?"
Vielleicht sollten sie erstmal etwas Essbares besorgen, bevor sie ihren Urgroßvater belästigten. Eventuell gab es hier sogar irgendwelche netten Spirituosen, die ihm vielleicht den Abend retten konnten. Ernsthaft, dass er bei den freundlichen Kollegen nicht schon längst zum Alkoholiker geworden war, grenzte auch an ein Wunder.

[Sofia Pereira]

Sofia warf einen Blick über die Schulter, als sie Adams Stimme hörte, kaum dass sie den Schrank mit einem allerersten Blick gescannt hatte - was sehr schnell ging, weil nichts drin war. Da war Adam also wieder. Und sah vollkommen durchschnittlich unglücklich aus. "Die machen auf, sobald die Leute, die da wohnen, mit dem Frühstück fertig sind." Sie schloss die Schranktür achselzuckend, drehte sich um und lehnte sich mit dem Hintern gegen die Küchenfront. Öffnungszeiten suchte man hier komplett vergebens - sicher eine Katastrophe in Adams Weltbild. Sooo unzuverlässig!
"Und?" Auffordernd hob sie ihre Brauen und lächelte ein freudloses, eher spöttisches kleines Lächeln. "Was sagt unser großer Anführer? Hat er die Koffer schon gepackt und ist auf dem Weg hierher?" Ha, ha. "Oder muss er vorher noch die Betten von halb San Palabra inspizieren?"