Wirtshaus

[Perceptua Jones]

"Oh, ja bestimmt." lachte Perceptua. Sie verglich gerade im Geiste ein nettes englisches Picknick mit einem Dschungelausflug ... Bei dem Picknick wäre sie auf der sicheren Seite, von der Gefahr des Langeweiletods mal abgesehen...aber, hm. Eigentlich müßte sie ja noch Unterlagen von ihrem Vater abholen. Ganz ernsthaft- ein
Dschungelausflug? Wie lange man wohl zum Handelsposten benötigte? Aber sie behielt ihre Gedanken erstmal für sich. Brandy macht müde. Und morgen früh waren sie beide ja Gastgeber für Dr. Bueno! Wie hatte Mercedes das nur geschafft?
Perceptua lächelte Oscar an. "Ich werd heimgehen, bleibst du noch?"

tbc:nächster Tag

[Narracion]

[NSC]

Donna Camargo
Die Tür hatte sich noch nicht lange wieder geschlossen, seit die beiden Gäste das Wirtshaus am Morgen verlassen hatten - in der Tat reichte die Zeit gerade dafür, die beiden in sicherem Abstand den kurzen Weg zur Hütte von Oscar Jones nachlaufen zu lassen und anschließend mit Stechschritt zum Wirtshaus zurückzugehen - als Donna Camargo hineinrauschte, sich einem Racheengel ähnlich umblickte und auf Ruby zu schritt.
"Ruby! Jetzt sind es schon zwei!"
Es war doch wirklich nicht so, als hätte sie nicht schon genug zu tun! Mama Santos' Aufbruch zum Tempel musste vorbereitet werden; sie müsste also längst Vorräte backen und kochen, die über die letzten drei Monate beschafften Vorräte für die Tempelleute einpacken, die sie zu jedem Ritual unaufgefordert mitbrachte, und sie hatte noch nicht einmal Zeit gefunden, ihren Schwager mit Vorwürfen über die Fremden im Dorf zu überschütten! Javier war zwar seit gestern im Dorf, aber unverständlicherweise schien er seiner lieben Schwägerin bisher aus dem Weg gegangen zu sein!

[Ruby Pires]

c.f Vortag

So wirklich wach war sie ja noch nicht. Nachdem sie dem Neuankömmling am Vorabend den Boden des Schankraums als einzigen Schlafplatz angeboten hatte - den er zu ihrer Überraschung tatsächlich dankbar angenommen und genutzt hatte - war sie nach nur wenigen Stunden Schlaf bereits wieder auf den Beinen, hatte Dr Bueno und Dr Carter wie gewünscht geweckt und stand seit ihrem Aufbruch wie ein Esel hinter der Theke, eine Tasse Kaffee in der Hand und starrte, noch immer im Halbschlaf auf irgendeine Stelle in der Luft. Normalerweise schlief sie länger. Normalerweise hatte sie aber auch keinen Übernachtungsbesuch. Sie sah ein klein wenig zerrupft aus, die dichte Mähne noch ungekämmt und mit Shorts und Shirt bekleidet, aber barfuß. Grade hatte sie sich aufgerafft, sich fertig zu machen, war schon auf dem Weg zu ihrer kleinen Wohnung im hinteren Teil des Wirtshauses, als die Tür aufflog und Donnas Erscheinung dafür sorgte, dass sie recht schnell die Beine in die Hand nehmen und fliehen wollte... nur nützte es nichts. Der Drachen war schneller.
"Dir auch einen schönen guten Morgen, Donna." Gott, dieses Weib.

[NSC]

Donna Camargo
"Ja, ja, guten Morgen, guten Morgen." Schnaubend winkte Donna ab, ehe sie die Fäuste voller Empörung in die Seiten stemmte. "Ich weiß allerdings nicht, was an diesem Morgen gut sein soll! Diese Frau ist immer noch da! Und noch schlimmer: Jetzt ist da auch noch dieser Mann? Ja? Die beiden haben gestern auf dem Dorfplatz schon die Köpfe zusammengesteckt, und jetzt sind sie zum armen alten Oscar gegangen... Was machen die hier? Eine war ja schon schlimm genug, aber jetzt sind sie zu zweit!"
Donnas Stimme überschlug sich schrill, und ihre Nasenflügel zitterten. Fremde Leute, die ihre Nasen in alles Mögliche hineinsteckten, was sie nichts anging, und die sich offenbar auch noch vermehrten! Allmächtige Selenen! Was für ein Alptraum!

[Ruby Pires]

"Sie gehören beide zu der Expedition, die diesen Inkatempel sucht." Ruby zuckte mit den Schultern und nippte an ihrem Kaffee. "Und was heißt hier überhaupt armer, alter Oscar? Du kennst den Mann so gut wie ich, wenn der keine Lust auf eine Unterhaltung hat, stellt er sich noch tauber als er ohnehin schon ist." Was Ruby immer wieder belustigte und womit sie bei der Fragerei von Dr Bueno schon beinahe rechnete. Oscar wusste sich schon zu wehren und Perceptua war im Notfall ja auch noch bei ihm.
"Was soll ich bitte machen? Noch mehr Verdacht erregen indem ich ebenso abweisend rumdruckse wie alle anderen? Ich bin Wirtin, Donna. Wirtin. Ich bewirte Gäste. Das ist mein Beruf." Von irgendwas musste sie ja leben und ihr Wirtshaus war sehr viel besser besucht als Donnas Pseudo-Katholische Kirche.

[NSC]

Donna Camargo
"Ach, und weil sie beide dazu gehören, ist das jetzt gut, oder wie?" Donna schnaubte unwillig. In ihren Augen war das alles andere als gut. Eine Expedition: das war ja schon eine Katastrophe. Aber sie hatte doch wenigstens geglaubt, die wären hergekommen und anschließend alle im Dschungel verschwunden, wo sie mit etwas Glück gefressen wurden. Jawohl. Dass da jetzt noch mehr Leute kamen und ausgerechnet in ihrem geliebten, beschaulichen Dörfchen landeten, das ging nun doch wirklich gar nicht.
Und ja, ja, ja, Oscar stellte sich taub, aber darum ging es ja auch gar nicht. Sondern um die Belastung für den armen alten Mann, jawohl!
"Ich will dir mal etwas sagen: Es gibt immer eine Möglichkeit, jawohl! Wenn man etwas wirklich will, findet man auch einen Weg!" Sie reckte das Kinn vor. "Du hast gesagt, dass die Fremde morgen verschwunden ist. Jetzt sind sie zu zweit. Wann ist der andere verschwunden, deiner Meinung nach?" Sie hob auffordernd die Brauen.

[Ruby Pires]

Langsam bekam sie Kopfschmerzen. Das alles so früh am Morgen, tat das wirklich Not? Sie hörte sich Donnas Geplärre und Gemoser an und kippte sich wortlos einen kleinen Schuss Schnaps in die Kaffeetasse. Anders hielt man das hier ja nicht aus.
"Was weiß denn ich? Bald hoffentlich, weil sie ab heute sonst ohne Bleibe sein werden."
Eigentlich musste sie sich wirklich langsam fertig machen. Javier wollte bald hier sein und da konnte sie schlecht mit ungepackten Taschen und ungewaschen, dafür aber, dank ihrer abgewandelten Version eines Irish Coffee, bereits sturzbetrunken, im Schankraum stehen. Und nein, diesmal würde sie sich nicht die Mühe machen, Donna auch etwas anzubieten. Hatte die Furie nicht verdient, so!

[NSC]

Donna Camargo
"Hoffentlich?" Donna kräuselte die Oberlippe und musterte Rubys Tun. Also, ob eine Priesterin, die schon so früh am Morgen dem Alkohol zusprach, für den Tempel tragbar war, war wirklich etwas, was sie noch einmal mit Mama Santos besprechen sollte. Herrje, seit die von ihrem Amt als Priesterin zurückgetreten war, ging es aber auch wahrlich bergab! Unter Mama Santos wäre so etwas hier jedenfalls nicht passiert!

"'Hoffentlich' klingt nicht so, als hättest du schon einen Plan." Donna verschränkte die Arme unter ihrer Brust, während sie Ruby misstrauisch beäugte. "Und was meinst du damit, dass sie ab heute keine Bleiben haben werden? Willst du sie jetzt doch rausschmeißen? Endlich?" Sie reckte das Kinn vor. Also wenn das dann aber nicht plötzlich doch auffällig wurde...

[Ruby Pires]

Diese Priesterin sprach nur so früh am Morgen dem Alkohol zu, weil sie solche Gäste wie Donna am Allerwertesten kleben hatte. Die Höflichkeit gebot ihr allerdings, das dem ungewollten Besuch nicht mitzuteilen, obwohl die sonst so geduldige Ruby recht nah dran war. Wenn man ihr den Posten als Priesterin nicht mehr zutraute, bitte, aber eine bessere Heilerin als sie gab es in ganz Atempo und San Palabra zusammen nicht, so!
"Ich reise heute noch ab. Javier holt mich gleich ab, dann wird das Wirtshaus abgeschlossen und gut ist. Wo sie dann bleiben ist nicht mehr meine Sache." Sie lächelte. "Du kannst dich ja dann gern um sie kümmern. Vielleicht backen sie ja ein bisschen was mit dir." Jah, die dralle Wirtin hatte ihre ganz eigenen Wege zu sagen 'Ich bin wichtiger als du, ätsch!'. Und irgendwann hatte Donna einfach mal einen kleinen Dämpfer verdient.