Äußerer Dschungel

[Emily Evans]

Emily hatte als Dritte den Weg über die Brücke angetreten. Sehr vorsichtig, aber zielstrebig bahnte sie sich den Weg über die Planken, die hier und da ein klein wenig knarrten. Jedwede Gedanken daran, was passieren konnte, wenn die Brücke nicht hielt, hatte sie sich strikt untersagt. Zumal die Brücke ja bereits Dante und Damian ausgehalten hatte und beide deutlich mehr wogen als sie halbe Portion, wozu sich also unnötig nervös machen, das war nicht ihre Art.

Von dem Problem, mit dem Santiago hinter ihr zu kämpfen hatte, bemerkte Emily nichts. Zu laut war das Rauschen des Wassers unter ihren Füßen. Jedoch merkte sie, dass etwas nicht stimmen konnte, als die Brücke urplötzlich heftig zu schwanken und leicht zu erbeben begann. Das konnte nur eins bedeuten, dass es auf Santiagos Seite Probleme gab, die ihn dazu brachten, die Brücke eher zu betreten als geplant. Und das wiederum bedeutete, sie musste sich ebenso beeilen. Zum Einen, um die Brücke nicht länger als nötig mit dem Gewicht zweier Personen zu belasten und zum anderen, um Santiago nicht den Weg zu versperren. Flink beschleunigte die zierliche Brünette ihren Schritt, dabei stur geradeaus auf den Weg achtend, auch wenn die Versuchung, zumindest kurz über ihre Schulter zu spähen, enorm war.

Sie hörte Dantes "Duckt euch" und zog automatisch den Kopf etwas zwischen die Schultern, ohne jedoch stehen zu bleiben, sie musste das Ende der Brücke erreichen, weit war es ja nicht mehr.

Dann überschlugen sich die Ereignisse regelrecht. Sie hörte ein regelrechtes Krachen, eine der Planken musste gebrochen sein, ein heftiger Ruck ging durch die Brücke, gerade als sie sich umdrehen und nach Santiago sehen wollte, um ihm gegebenenfalls zu Hilfe zu kommen, hörte sie ein hässliches Reißen und spürte, wie die Brücke drohte auf der einen Seite in den Abgrund zu rauschen, eilig nahm sie noch zwei Schritte Anlauf und sprang mit einem Hechtsprung nach vorn in Richtung Damian und Dante...

[Dante Powell]

Dantes Schuss traf - er traf nicht das, was er treffen wollte, aber das würde er im Nachhinein natürlich anders behaupten, sollte ihn je jemand danach fragen. Evans duckte sich, Santiago zog den Kopf ein, die Brückenseile und damit die gesamte Konstruktion wackelte und den rennenden Füßen und Pfoten derer, die darüber stürmten.. war es da ein Wunder, dass die Kugel in eines der Seile einschlug?

Wie im Film brach das gesamte Konstrukt einen Herzschlag später in sich zusammen; Dante blieb nicht einmal Zeit zum Fluchen. Er sah Evans auf sich zufliegen und drehte seinen Körper zur Seite, um ihr nicht im Weg zu stehen, während seine freie Hand versuchte, nach einem der Seile zu greifen - eine völlig blödsinnige Aktion, wie ihm klar wurde, noch ehe seine Finger sich um das Hanf hätten krallen können. Er verspürte schließlich kein Interesse, mit in den Abgrund gerissen zu werden! Stattdessen packte er, falls nötig, nach Evans, um sie an sich vorbei in Damians Richtung zu schieben - sollte der sich um sie kümmern, falls sie vor Schreck anfing zu heulen - und beugte sich vor, um mit miesem Gefühl nach unten zu starren. So einen Sturz konnte Santiago doch nicht...

Dante grinste unwillkürlich, als er Santiago ein ganzes Stück weiter unten in der Brücke zappeln sah. "Hat der ein Schwein", murmelte er, steckte die Waffe weg und kniete sich hin. "Alles klar bei dir?!", brüllte er nach unten und machte sich bereit, Santiago gegebenenfalls eine helfende Hand zu reichen und ihn hochzuziehen.

[Santiago]

Santiago griff nach der ausgestreckten Hand und zog sich daran hoch, bis er wieder festen Boden unter den Füssen hatte. Danach richtete er sich auf, klopfte seine Kleidung ab und nickte. "Alles bestens", antwortete er Dante, ziemlich cool dabei klingend. Erfreut nahm er zur Kenntnis, dass Emily es wohl tatsächlich noch vor dem Brückensturz auf die andere Seite geschafft hatte. "Zu schade, dass wir keine Verfolger haben, die nun auf der anderen Seite festsitzen..." Er zündete sich eine Zigarette an und starrte runter in die Fluten des reissenden Flusses. Und gut zu wissen, dass es hier derart grosse und aggressive Raubkatzen gab. Auf die würden sie aufpassen müssen.

Sein Adrenalinspiegel normalisierte sich langsam wieder, und er sah in die Runde. "Nun denn, keine Müdigkeit vorschützen. Wir müssen noch immer einen guten Platz für unser Nachtlager finden." Und so übernahm er wieder die Spitze der kleinen Gruppe und arbeitete sich mit der Machete voran durch das Gestrüpp als wäre nichts geschehen.

tbc Zeitsprung / mal sehen

[Dante Powell]

"Man kann nicht alles haben", bemerkte Dante trocken, konnte sich ein kleines erleichtertes Schmunzeln allerdings nicht verkneifen. Tatsächlich hatten sie wohl vor allem deshalb Glück gehabt, weil die Brücke hinter und nicht vor ihnen eingebrochen war; sonst wären nämlich sie die Verfolger gewesen, die auf der falschen Seite der Schlucht festsaßen. So hatte es ihn eine Kugel gekostet und Santiago und Evans vermutlich einen Strich auf der Liste ihrer Schutzengel, aber abgesehen davon waren alle da, wo sie hingehörten: sie auf dieser Seite und das Vieh...
Dante spähte neben Santiago nach unten. Was war das überhaupt für ein Biest gewesen? Sollten die Miezekatzen im Dschungel nicht vor Menschen Reißaus nehmen und wenn nur überhaupt nur durch nächtliches Gebrüll unangenehm auffallen? Dante verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Scheiß-Dschungel.
Er übernahm die fast unbeteiligte Attitüde seines Anführers, als Santiago sich weiter auf den Weg durch den Dschungel machte. Für ihren ersten Tag war das jedenfalls kein so verheißungsvoller Anfang gewesen. Er war wirklich schon mal netter begrüßt worden!

tbc: nächster Tag

[Narracion]

[Dante Powell]

cf: Dschungel/Irgendwo im Dschungel

Sie waren ein ganzes Stück gelaufen, Healy und er. Dante hatte sich bemüht, nur kurze Pausen einzulegen, in denen sie etwas trinken konnten, aber je weniger Atem Healy zu verschwenden hatte, um so länger würde er ja vielleicht die Klappe halten. Dante jedenfalls war zu beschäftigt mit der Orientierung, dem Freihacken des Weges und dem verbissenen Schweigen gewesen, um irgendwas zu einer Konversation beizutragen - höchstens Schnauben und Grunzen.
Jetzt aber wurde der Dschungel anders, lichter - und die Geräusche des Meeres drangen zu ihnen, was bedeutete, dass die Küste gleich hinter dem nächsten Busch...ah, richtig geraten. Sonst hätte der Urwald wohl auch alles Rauschen geschluckt.
Dante bog einige riesigen Farne zur Seite, atmete tief die salzige Luft und bemühte sich darum, sich einigermaßen zu orientieren. Eine Bucht. Ziemlich steil ging's runter zum Ozean. Und kein Schiff zu erkennen, was sie sich ausleihen könnten. Wieder blickte Dante auf den Kompass. Eigentlich müsste San Palabra im Süden liegen. Also nickte er in die entsprechende Richtung. "Da lang." Ob dieser Handelsposten wohl noch auf dem Weg lag? Vielleicht konnten sie da ein Boot organisieren.

[Narracion]