Äußerer Dschungel

[Santiago]

Santiago entging nichts. Weder Dantes ausgesprochen unamüsierte Reaktion auf Emilys Worte noch seine leichte Irritation über die Verheimlichung der Identität des Maulwurfs, weder Damians nur notdürftig verborgenes Grinsen noch seine offensichtliche Ungeduld, und schon gar nicht die allgemeine gespannte Erregung, dass es nun tatsächlich losgehen konnte. Viel Aufregendes würde allerdings vorerst noch nicht passieren. Er zog sein Satellitentelefon aus dem Gürtel und warf einen Blick darauf. Canallis Neffe war noch nicht sehr viel weiter gekommen. Gut, dass er sich vom Flugzeug aus versichert hatte, dass Williams' Expedition gerade mal beim Handelsposten nahe Atempo steckte.

"Ich fürchte, unser Maulwurf ist noch nicht ganz vor Ort, aber das dürfte sich in den nächsten paar Stunden ändern." Er sah in die Runde. "Wir schlagen unser erstes Lager vier Kilometer nordöstlich von hier auf und übernachten dort. Morgen früh werden wir wissen, wie weit die Expedition gekommen ist und uns dann so dicht wie möglich an sie ranheften." Nach diesen Worten schulterte Santiago sein Gepäck und marschierte auf eine kleine Lücke im dichten Dschungel zu, hinter der sich ein schmaler Pfad befand. Allerdings einer, der wohl schon länger nicht mehr benutzt worden war, da er stellenweise recht zugewuchert wirkte. Mit einer Machete in der Hand bahnte Santiago der Gruppe ihren Weg.

[Dante Powell]

Gut. Ein Maulwurf, der noch nicht da war, konnte nicht aus Versehen in Schwierigkeiten gebracht werden. Trotzdem konnte es ja nicht schaden, sich die Bande schon.. huh? Sie sahen sie sich erst morgen an? Nun, auch gut. Konnte er sich akklimatisieren, und sie liefen weniger Gefahr, sie zu verlieren, weil morgen schließlich ihr Sender mit ihnen mitspazierte. Also, falls der Maulwurf sich nicht vergrub.
Dante stapfte durch den weichen Sand hinter Santiago her und lockerte schon einmal seine eigene Machete. Es war kräftesparender, wenn sie abwechselnd den Weg freihackten, als das einem allein zu überlassen.
"Du solltest was gegen deinen Husten tun", empfahl er Damian trocken, als er an ihm vorbeizog, um dann, als er auf Emilys Höhe war, der Frau einen Rempler mit der Schulter zu verpassen, während er sie überholte - ganz so, als hätte sie sich ein wenig zu langsam zur Seite begeben, und als wäre das überhaupt keine Absicht gewesen. "Sorry", brummte er daher auch - was aber nicht einmal im Ansatz ehrlich klang. Dass er genau bei diesen Worten dann seine Machete aus dem Gehänge zog und das Metall im Licht der Sonne aufblitzte, fand er jetzt doch recht passend.

[Emily Evans]

Emily folgte Santiago voller Unternehmungslust, dabei natürlich genügend Raum lassend, dass sie nicht von seiner Machete getroffen wurde. Prompt begann sie leise ein kleines Liedchen vor sich hinzusummen, das sie wohl heute Morgen irgendwo aufgeschnappt hatte und ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging.
Rüde spürte sie Dantes Schubser mit dem Ellenbogen, als dieser sie überholte und strauchelte tatsächlich für einen kurzen Augenblick bedrohlich, ehe sie sich gerade noch fangen konnte.
Kurz verengte sie ihre Augen, bis dann Dantes 'Sorry' kam, auch wenn dieses nicht wirklich überzeugend klang. Die zierliche Frau schnaufte kaum hörbar und verrollte die Augen. Männer. Die konnten so unlustig sein, wenn man ihr Ego angekratzt hatte.
Kaum merklich zuckte sie die Achseln. Aber davon würde sie sich natürlich die Laune nicht verderben lassen, nur weil der mit dem falschen Bein aufgestanden war ...seit seiner Geburt vermutlich, übrigens...
Leichthin wandte sie sich an Damian: "Falls du ein Bonbon gegen deinen Husten brauchst, kannst du gern eins haben." Sie blinzelte ihm kurz über ihre Schulter zu, ehe sie sich wieder auf den Weg konzentrierte und statt der Summerei munter eine kleine Anekdote über 'Maulwürfe' zum Besten gab, die sie mal irgendwo aufgeschnappt hatte. Also über die Tiere, nicht über Maulwürfe wie ihren Maulwurf. "Da fällt mir auf, quasi haben wir jetzt ja ein gemeinsames Haustier mit unserem Maulwurf. Vielleicht sollten wir ihm einen Namen geben wie Bello oder Birdi oder Morle..." Emily grinste. Man wusste ja nie, ob sie nicht irgendwann in der Gegenwart anderer über ihren Kontaktmann reden mussten und dann war die Bezeichnung 'Maulwurf' ja doch etwas auffällig und den richtigen Namen würde Santiago ihnen gewiss nicht sagen wollen, wenn sie das richtig verstanden hatte, also war der Vorschlag eigentlich gar nicht so abwegig.

[Damian Cochrane]

Damian Cochrane
"Ich fürchte, unser Maulwurf ist noch nicht ganz vor Ort, aber das dürfte sich in den nächsten paar Stunden ändern."
Damit hatte Santiago hoffentlich recht. Lieber wäre es ihm natürlich, wenn dieser Canalli jetzt bereits bei dieser Expeditionsgruppe wäre, aber was sollte man machen. Abwarten und Tee trinken - nur leider würde er hier nur selten Tee trinken können.
"Wir schlagen unser erstes Lager vier Kilometer nordöstlich von hier auf und übernachten dort. Morgen früh werden wir wissen, wie weit die Expedition gekommen ist und uns dann so dicht wie möglich an sie ranheften." Damian verzog bei dieser Mitteilung für wenige Sekunden das Gesicht. Er hatte es ja befürchtet, es zu hören machte es allerdings nicht besser. Er war nicht zimperlich, auf keinen Fall, allerdings hatte er wenig Lust auf das Getier was es hier geben würde.

Jedoch zauberten ihm Dantes Worte wieder ein Lächeln auf die Lippen.
"Du solltest was gegen deinen Husten tun."
"Der ist leider sehr hartnäckig. Sorry!" grinste er Dante zu, ohne sich irgendwie ertappt zu fühlen. Sollte Dante doch erst einmal ein wenig angepisst sein.
Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf Emily und Dante, als dieser sie anrempelte. Allerdings hatte Emily sich auch gleich wieder gefangen, so dass er seine Finger aus dem Spiel lassen konnte. Wie ein kleines bockiges Kind. Oder eben zwei Kinder.

Er schüttelte auf Emilys Angebot, ihm einen Bonbon zu geben, nur mit dem Kopf. "Nein, danke!" Bonbons waren auch eher etwas für Kinder. Wahrscheinlich hatte Emily auch nur irgendwelche süßen Zuckerbonbons.
"Da fällt mir auf, quasi haben wir jetzt ja ein gemeinsames Haustier mit unserem Maulwurf. Vielleicht sollten wir ihm einen Namen geben wie Bello oder Birdi oder Morle..."
Ein Grunzen kommentierte Emilys Worte.

[Santiago]

"Wie wärs mit Fluffy", schlug Santiago vor, während er, die Augen starr geradeaus gerichtet, mit der Machete immer wieder mal Gebüsch aus dem Weg hackte. Es war nicht so, dass der Weg komplett überwuchert war, dann würden sie wohl trotz Macheten nur sehr langsam voran kommen, aber es gab immer wieder Abschnitte, die teilweise zugewachsen waren. Vom Gerangel und den kleinen Gifteleien bekam er nur mit, was verbal geäussert wurde, da sich alles hinter seinem Rücken abspielte. Er sah aber auch keinen Grund, sich da einzumischen, das gehörte alles zum Kennenlernen des Teams hinzu. Lauter Alphatiere, die erst mal eine neue Rangordnung herstellen mussten...

Die Gruppe kam recht gut voran, bis sich vor ihnen der Dschungel lichtete und der Weg abrupt an einem Abgrund endete. Tief unter ihnen toste ein Fluss, zur anderen Seite waren es mindestens 50 Meter. Santiago runzelte die Stirn, eigentlich sollte hier doch eine Brücke...? Er sah nach links und rechts und entdeckte dann weiter flussaufwärts eine schmale Hängebrücke, die sich hinüber auf die andere Seite spannte. "Ah", sagte er und hielt darauf zu. Sie wirkte einigermassen intakt, sah aber nur mässig vertrauenserweckend aus. "Irgendwelche Freiwillige, die austesten wollen, ob das Ding stabil ist?" fragte er und sah erwartungsvoll in die Runde.

[Dante Powell]

Zack, und da war er wieder, der Grund, warum er nie eine Frau mitnehmen würde zu solchen Aktionen: Die nahmen einfach nichts ernst. Und da es keine ernsthafte Antwort auf so einen Blödsinn geben konnte, zog Dante es vor zu schweigen - auch wenn seine Brauen sich verengten, als ausgerechnet Santiago Evans in ihren Albernheiten unterstützte. Sowas durfte man doch nicht ermutigen, die würde ihnen doch jetzt vermutlich mindestens zwei Tage mit sowas auf den Senkel gehen! Nur gerade eben konnte Dante seinen Seufzer unterdrücken, indem er sich ganz auf seine Aufgabe konzentrierte und Santiago stur durch das grüne Dickicht folgte. Offenbar waren sie auf einen alten Trampelpfad gestoßen.

Er schlug ein paar Querschläger ab, als Santiago plötzlich stehen blieb, und alarmiert spannte Dante seine Muskeln an und spähte seinem Boss über die Schulter. Ganz schön tief ging es da runter! Er bezweifelte auch, dass der Fluss unter ihnen sorglose Wanderer, die den Sturz nicht vermeiden konnten, sonderlich freundlich empfangen würde. Abgesehen davon, dass allein die Höhe den Aufprall auf der Wasseroberfläche nicht angenehm gestalten würde, brach sich das wütende Wasser an zahlreichen Felsen, und auch, wenn man sie nicht sehen konnte, hatte der Fluss doch sicher seiner Bewohner.
Dante entdeckte daher erleichtert die Brücke. Die Alternative wäre sicher ein Umweg gewesen - oder ein Abstieg hier und ein Aufstieg auf der anderen Seite. Kein Problem für ihn selbst, vermutlich - aber wer sollte Evans da hochtragen?
"Sieht abenteuerlich aus", sagte er langsam, nur um dann zu grinsen und die Machete sicher zu verstauen, die hier nicht mehr nötig schien. "Aber was hatte ich auch erwartet." Er folgte Santiago am Rand des Abgrunds - und nur zufällig ließ er mal einen kleineren Zweig nach hinten schnellen, wo Evans lief - immer verbunden mit einem leicht verzögert gebrummten "Vorsicht". Keiner der Zweige würde ausreichen, jemanden ernsthaft zu verletzen, nicht einmal so ein Fliegengewicht, aber sie sollte sich erst gar nicht der Illusion hingeben, dies hier könnte ein Spaziergang werden.
Santiago blieb wieder stehen; die Brücke war nun sehr nah. Die Nähe machte ihre Erscheinung allerdings nicht gerade besser: Verblichene Holzplanken schaukelte sacht zwischen dicken Strängen aus ineinander gedrehten Hanfseilen, und auch die Stricke, die zur Stabilisierung der Brücke dienten, weckten nicht gerade Dantes Vertrauen. Sah nach einer Schaukelpartie aus - wenn die Planken nicht gleich beim ersten Schritt nachgaben.
"Ich mach's", erklärte er sich dennoch ohne zögern bereit, die Brücke einem ersten Test zu unterziehen. "Bin schließlich der schwerste." Noch einmal ruckelte er an seinem Rucksack, dem Pistolenholster und dem Gehänge der Machete, um sicher zu gehen, dass alles fest saß, ehe er sich prüfend auf die Brücke begab, die sich tatsächlich gleich in Bewegung setzte und unter jedem seiner Schritte erzitterte. Dante hielt sich rechts und links fest, belastete die Planken vorsichtig und lauschte auf verdächtiges Knarren, das laut genug wäre, um das Wasserrauschen von unten zu übertonen. Hm. Bisher wirkte das doch ganz stabil. Er wandte den Kopf und blickte nach hinten. Fünf, sechs Meter hatte er jedenfalls schon hinter sich gebracht. "Sieht gut aus!", brüllte er gegen den Lärm von unten.

[Damian Cochrane]

Damian Cochrane
Damian ging auf die Namensvorschläge für Emilys Haustier nicht weiter ein. Was sollte es auch bringen? Es brachte sie in keinster Weise voran. Es war einfach nur unnützes Gespinst. Aber wenn Santiago meinte, er müsse Emily auch noch ermutigen, war das seine Sache. Er musste ja nicht immer Santiagos Meinung sein.

Er blieb abrupt stehen, als es nicht weiter durch den elenden Dschungel ging und trat näher an den Abgrund, um einen Blick zu riskieren.
"Sehr hübscher Abgang!", entgegnete er. Mit dem Fuß brachte er ein paar kleinere Steine zum rollen und beförderte sie den Abhang hinunter in den Fluss. Einfach nur zum Spaß. Wirklich weiter brachte sie das auch nicht.
Sein Mund öffnete sich zu einer Antwort, als Santiago nach einem Freiwilligen für die Hängebrücke fragte und schloß sich kurz darauf wieder. Dann eben Dante. War vielleicht auch ganz gut so. Sollte die Brücke nicht das hergeben, was sie sollte.
"Na dann, viel Glück!" Er grinste breit und gab Dante eine kumpelhaften Handschlag auf die Schulter.

Vom sicheren Ufer beobachtete er, wie sich Dante den Weg über die Brücke bahnte und sicher am anderen Ende ankam.
"Na schön," sagte er und sah von Dante zu Santiago. "Dann weiter."
Er setzte einen Fuß auf die wacklige Brücke und ging dann ebenfalls hinüber auf die andere Seite.
Ob es wohl Piranhas in diesem hässlichem Stückchen Fluss gab, fragte er sich, während sein Blick nach unten wanderte. Wahrscheinlich würde er es erfahren, wenn die Brücke unter seinem Gewicht nachgeben würde. Eine andere Frage war es, ob er das wirklich herausfinden wollte.

[Santiago]

Dafür wie wenig vertrauenserweckend die Brücke aussah, erwies sie sich als erstaunlich stabil. Zwar schwankte sie gelegentlich bedrohlich während zuerst Dante und dann Damian das nur mit Holzplanken und Seilen zusammen gehaltene Konstrukt überquerten, aber sie hielt stand. Santiago überliess Emily den Vortritt, die sich zwar nicht darum gerissen hatte, die Brücke zu testen, aber sich zumindest keine Angst anmerken liess, falls sie welche verspüren sollte. Auch sie kam gut voran, wenig überraschend, war sie doch einiges leichter als die beiden Männer vor ihr.

Santiago hatte sich eine Zigarette angezündet, während er darauf wartete, dass sie auf der anderen Seite ankam, als er ein lautes Knacken aus dem Dschungel hinter sich hörte, so laut, dass es das Tosen des Flusses tief unter ihm übertönte. Reflexartig drehte er sich um und erstarrte. Ihm gegenüber, keine fünf Meter entfernt stand eine gewaltige Raubkatze. Was gleich doppelt absurd war. Denn erstens sollte es hier eigentlich nur Jaguare geben, die deutlich kleiner waren als das, was ihm hier gegenüberstand, und zweitens waren die Raubkatzen in dieser Gegend eigentlich nachtaktiv und ausgesprochen menschenscheu. Die Katze fauchte, Santiago machte einen Schritt rückwärts und hielt drohend seine Machete hoch. Das Tier machte einen Schritt vorwärts, dann duckte es sich, um zu springen.

Er wartete nicht ab, sondern drehte sich rum und rannte auf die Brücke, in der Hoffnung, dadurch das Biest abschütteln zu können. Emily hatte noch etwa einen Viertel der Strecke vor sich, um auf die andere Seite zu kommen und hatte noch nichts bemerkt - viel zu laut war das Tosen des reissenden Flusses unter ihr. Doch mit ihnen beiden auf der Brücke begann diese nun heftig zu schwanken, auch weil Santiago ein ziemliches Tempo an Tag legte. Ein hektischer Blick über seine Schulter zeigte ihm, dass die grosse Katze zögerte, dann jedoch ebenfalls die schwankende Brücke betrat. Sie musste verdammt hungrig sein. Santiago erhöhte sein Tempo und hoffte, dass die Brücke hielt. Ausserdem gestikulierte er in Richtung Damian und Dante - konnte einer von den beiden das Vieh hinter ihm nicht einfach abknallen?

[Dante Powell]

Nachdem Damian ebenfalls sicher angekommen war, erwartete Dante halb, dass es mit Evans Probleme geben könnte, doch zu seiner Überraschung begab sie sich ohne sichtbare Zickerei auf den schwankenden und ein wenig glitschigen Weg auf diese Seite des Ufers. Seine Muskeln blieben gespannt, denn nur, weil die Brücke zwei Personen nacheinander getragen hatte, hieß es ja nicht, dass sie vollkommen sicher war; gerade in der Mitte hatte Dante das Gefühl gehabt, als seien die Planken von der Feuchtigkeit des Klimas arg angefressen gewesen. Wenn Evans genau da durchbrach...

Dante konnte seinen Gedankengang nicht beenden, denn mit einem Mal klammerte Evans sich an den Seilen fest, die zu zittern und zu schaukeln begonnen hatte, und nicht nur sie: Die gesamte Brücke begann zu beben und zu wanken! Über Evans hinweg konnte Dante Santiago sehen, der gestikulierend auf sie zurannte - ob er dabei das Gleichgewicht würde halten können, wenn er auf glitschigere Stellen trat? - und dahinter...

"Heilige Scheiße", knurrte Dante und hatte schon den Revolver im Anschlag - aber auf einer wankenden Brücke mit zwei Personen darauf ein Ziel zu treffen.. noch dazu war es unwahrscheinlich, dass eine kleine Kugel wie die aus seinem Revolver das Biest erledigen könnte... "Duckt euch!", brüllte er dennoch Evans und Santiago zu. Er brauchte ein freies Schussfeld, verdammt!

[Santiago]

Die glitschige, morsche Stelle mitten in der Brücke rettete Santiago das Leben. Er sah noch wie Dante mit der Pistole zielte und zog den Kopf ein, um es ihm leichter zu machen, die Raubkatze hinter ihm zu treffen, die näher und näher kam. Gleichzeitig rannte er weiter vorwärts. Sein Stiefel landete schwungvoll auf der morschen Stelle und brach durch. Während Santiagos Bein versank und sein Adrenalinspiegel sich schlagartig nochmals erhöhte, hörte er ein seltsames Reissen von hinter sich, dann das erschreckte Fauchen der Katze, und schliesslich spürte er wie die Brücke, in die er mit seinem Bein nun unrettbar verheddert war, vom Schwanken in den freien Fall überging.

Das Konstrukt hing nur noch auf der Seite, auf der Dante und Damian schon standen, die andere war frei und raste beschleunigt durch das Gewicht der beiden Menschen und der Katze schwungvoll Richtung Felswand. Santiago bereitete sich auf den Aufschlag vor, hörte dann ein jammerndes Knurrgeräusch von unter sich und sah wie das Raubtier in die reissenden Fluten unter sich stürzte. Dann kollidierte er ungebremst mit der Wand.

Ganz kurz wurde ihm schwarz vor Augen, aber er war hart im Nehmen - und dank seines durch die Planken gebrochenen Beins, hing er stabil in der Brücke, die er nun als Leiter würde verwenden müssen. Ein Blick nach oben zeigte ihm, dass der Weg frei war. Emily musste sich bereits hochgearbeitet haben. Oder hatte sie es sogar noch rüber geschafft, bevor die Brücke zu fallen begonnen hatte? Vorsichtig manövrierte Santiago sein Bein aus dem Loch und begann dann zu klettern. Der Rucksack, der auf seinem Rücken festgezurrt war, hatte das alles erstaunlicherweise unbeschadet überstanden.