An Deck

[Elvis Strindberg]

"Genau." Elvis nickte zustimmend und ließ seine Pranke auf Teddys Schulter nieder. "Wir kümmern uns darum, dass auch alle mitkommen und sich keiner zwischendurch verläuft." Gut, für letzteres gab es hoffentlich auch Leute, aber so wie Elvis die meisten Expeditionen kannte, waren die meisten Teilnehmer darauf erpicht, in der Nähe ihrer Lebensmittel und Zelte zu bleiben. Da das ein oder andere sicher auf ihren Schultern liegen würde, ergab sich die Sache mit der Führung dadurch quasi von ganz allein - auch wenn's eher eine Rückführung war. Er lachte laut, während der Lärm irgendwo hinter ihm verriet, dass die Gangway verstaut und die Paloma Nera zum Ablegen bereit war. "Ich bin Elvis Strindberg, und das hier ist Tedd.." Er unterbrach sich gerade noch rechtzeitig, um den Frischling nicht als 'Teddy' vorzustellen. "Sehen Sie ihn sich gut an, Senora Jones, in ein paar Wochen werden Sie ihn kaum wiedererkennen, weil er dann soviel Muskeln bekommen hat, dass er kaum noch stehen kann!"
Er nickte aufmunternd. "Ein echter Abenteurer."

[Perceptua Jones]

Perceptua bedachten die beiden wichtigen Mitglieder der Expedition mit einem Lächeln.
"Setzen wir uns doch." Sie deutete auf die Liegestühle neben sich und nahm Platz.
"Ich bin neugierig! Können Sie mir etwas über die Expedition erzählen? Wohin führt sie ? Was gibt es denn im Dschungel archäologisch Interessantes? "
Sie war sich nicht sicher, ob ihr die beiden wirklich Auskunft geben konnten, aber Canalli würde seinen Neffen sicher nicht auf blauen Dunst auf eine Dschungelexpedition gehen lassen. Da war sicher irgendeine vergangene Stätte, ein Tempel vielleicht - ihre Phantasie sprang an.

[Elvis Strindberg]

Elvis musterte Teddy kurz. So richtig frisch sah der nicht aus, jetzt, wo die Yacht ein leichtes Zittern durchlief und der Wind aufzufrischen schien, weil die Paloma Nera langsam Fahrt aufnahm. Ehe der jetzt Senora Jones tatsächlich auf die Füße kotzte, übernahm er doch lieber das Reden - auch, wenn er nicht so wirklich viel wusste, sondern nur den Aushang in der Universität gelesen hatte.
"Einen noch unbekannten Inkatempel", erklärte er, ließ seinen Rucksack zu Boden und pflanzte sich breitbeinig auf die Liege. "Mitten im Dschungel!" Er hob die Brauen. "Können Sie sich vorstellen, was es da noch alles zu entdecken gibt? Weil noch nie ein Forscher vorher seinen Fuß reingesetzt hat?"
Gut, im schlimmsten Fall hatten das natürlich Grabräuber erleidigt, das elende Pack!

[Perceptua Jones]

Perceptua sah, wie der leichte Fahrtwind etwas Leben in das Gesicht des Jüngeren brachte.
"Inka..." sagte sie dann langsam. "Es gibt noch unentdeckte, unberührte Tempel? Aber wäre ja ... beinahe schade.. sie zu berühren und zu entdecken." meinte sie leise.
Sie lächelte kurz."Ich weiß, das ist eine -nun- sehr romantische Vorstellung."
Sie lachte und fuhr lebhafter fort:"Sehen würde ich sie natürlich auch gern."

[Elvis Strindberg]

"Man kann ja aber nichts lernen, wenn man sie nicht besucht." Elvis grinste. Ja, romantisch, das war die richtige Bezeichnung. Man konnte doch nicht die Schätze des Wissens irgendwo im Dschungel zuwuchern lassen, der Romantik wegen! Immerhin würden sein kleiner Fotoapparat und er - zur Not auch heimlich, wenn sie ihn draußen lassen wollten - vielleicht endlich Beweise finden, die sogar den Zweiflern und Hohlköpfen unter den Wissenschaftlern reichen würden! Ihm, Elvis, genügten ja schon die bisherigen Anzeichen, um die wahre Herkunft ihres Wissens zu erkennen; aber Wissenschaftler? Pff. Die glaubten doch jeden Mist, waren aber blind für die Wahrheit!
"Stellen Sie sich das nicht zu einfach vor, Senora. Vermutlich werden wir Tage unterwegs sein, vielleicht sogar Wochen! Das wird ein anstrengender Trip mitten durch den Dschungel, ohne Dusche, ohne Strom, ohne Kühlschrank.." Elvis riskierte einen Blick zu Teddy. Ob der wohl freiwillig ins Meer sprang, wenn er all die anderen zu erwartenden Schwierigkeiten aufzählte? Blutegel und Krokodile beim Waschen, kaltes Essen, warmes Bier...

[Perceptua Jones]

"Nein, bestimmt ist es nicht einfach." stimmte Perceptua zu.
Sie zögerte. "Aber es ist einfach eine unvergleichliche Erfahrung, die man machen würde- also weniger die Erfahrung des Mangels an Duschen, Toiletten und einem Dinner," lachte sie und fügte ernster hinzu ... "aber einen unbekannten, vergessenen Inkatempel zu sehen.. die Gelegenheit ergibt sich bestimmt nicht noch einmal!"
Perceptua schwieg einen Moment und überlegte. "Wen müßte ich fragen, um mitzukommen? Leitet Luca die Expedition?" Sie richtete ihren Blick entschlossen auf Elvis.

[Elvis Strindberg]

"Oh, eine unvergleichliche Erfahrung ist auch der Duschmangel", warf Elvis ein, "das können Sie mir glauben, Senora Jones." Wenn die Haut erstmal vom eingetrockneten Schweiß eine Salzschicht bekommen hatte und jeder Mensch anfing, nach - nun: Mensch zu riechen, weil Seifen, Duftwässerchen und andere Tricks ihren Dienst einstellten, dann war das eindeutig ein Erlebnis, das sich einbrannte. Um man es unbedingt machen musste, sei dahingestellt. Vor allem, wenn man eine reiche Lady war...
Elvis' Augen weiteten sich unwillkürlich. "Wenn Sie...? Also - nein. Nein, Luca Canalli leitet sie nicht. Sie steht unter der Führung von Professor Williams." Er runzelte die Stirn. "Und wenn ich das sagen darf, Senora Jones: Das ist jetzt kein Abenteuertrip für'ne Reiseanekdote. Das ist echt harte Arbeit!"
Für eine Gringa war doch schon das Klima im Dschungel eine Anstrengung - und Elvis hatte ja schon Teddy, den er unter seine Fittiche nehmen würde; die Vorstellung, dass ihre Aufgabe vielleicht auch darin bestehen könnte, die Senora zu tragen... "Waren Sie denn überhaupt schon einmal im Dschungel? Für - länger?"

[Perceptua Jones]

"Wieso?" fragte Perceptua gespielt ungläubig. ""Warten denn keine romantischen Wasserfälle am Rande der Expedition auf urtümlich riechende Expeditionsteilnehmer?"
"Nun ...," fuhr sie lachend fort. "Ich möchte ja auch jemanden besuchen und es würde mir leid tun, seine Bekanntschaft nicht zu machen. Aber ich habe bereits Reisen unternommen, auf denen Komfort nicht das Wichtigste war." betonte sie.
"Es wäre nur reizvoll- von der Hitze, der Anstrengung, den Tieren, die da krabbeln, fleuchen und stechen, mal abgesehen."

"Ich war allerdings noch nicht im Dschungel unterwegs." gab sie zu.

[Elvis Strindberg]

Lauthals stimmte Elvis in Perceptuas Lachen ein. Senora hatte Humor! Gut, sie nahm seiner überaus professionellen Meinung die Reise durch den Dschungel zu sehr auf die leichte Schulter, aber dass sie das Abenteuer reizte, konnte er ja nur zu gut verstehen. So ein Trip war ja auch irgendwie was Feines - natürlich vor allem im Rückblick, wenn man nicht mehr unter Klima, Insekten, Durchfall oder Schlafmangel litt und einem die Arme nicht schlaff rechts und links herunterhängen wollten von der ganzen Tragerei.
"Sie sind mir ja eine", grinste er. "Nur unterschätzen Sie mir mal den Dschungel nicht. Ich kann Ihnen da Geschichten erzählen..."
Und da er damit schon mal angefangen hatte, tat er das auch gleich und berichtete von langen Märschen und den daraus resultierenden Blasen und den Blasen auf den Blasen, von moskitogeplagten Nächten, Blutegeln an überaus delikaten Körperstellen, wenn man mal kurz die schweißsalz-verkrustete Haut durch ein Bad erfrischen wollte, angegammeltes Essen, das aber dennoch mal eine ganze Affenkolonie angelockt hatte, die sie so ausgeplündert hatte, dass sie reichlich hungrig aufgeben musten, von Fieber- und Durchfallerkrankungen, denen zum Trotz man dennoch weitermarschieren musste - und dann halt eine Unterhose mehr trug..
Teddy schien das Thema nicht allzu sehr zu behagen, denn der Frischling bevorzugte es, während die Paloma Nera durch das Wasser der Boccacciobucht pflügte, die örtlichen Fischkolonien mit anverdautem Frühstück aus seinem Magen zu füttern. Währenddessen glitt am Ufer das undurchdringlich wirkende Dschungel vorbei, ab und an von ein paar Felsen oder einem Strandabschnitt unterbrochen, und einmal kam ihnen ein klappriger und nach Motoröl stinkender Kutter entgegen, auf dessen Bordwand 'MS Caminante' zu lesen war. Schließlich, nachdem sie auch eine Bucht, in die ein langer Steg ragte, passiert hatten, näherten sie sich wieder einem Strand, an dem einige Fischerboote lagen. Die Yacht wurde langsamer und blieb im tiefen Wasser, ein ganzes Stück vom Ufer entfernt.
"Sieht aus, als wären wir", grinste Elvis. "Hier wohnt Ihr.. wen besuchen Sie eigentlich, Senora?"

[Perceptua Jones]

Perceptua lauschte amüsiert dem Erzählungen Elvis', bei denen die Zeit wie im Fluge verging. Natürlich wußte sie, das im Dschungel nicht alles so faszinierend war, wie sie es sich vielleicht vorstellte.
Sie seufzte und richtete ihren Blick neugierig auf ihren Aufenthaltsort, für die nächsten Wochen. Sie freute sich schon sehr auf Oscar.
"Ich besuche Oscar Jones." wandte sie sich an Elvis.