Hochplateau

[May Comida]

"Ganz genau, ganz genau." Brummte May Comida vor sich hin, während sie fein säuberlich die letzten Zigarettenreste aus ihrer Spitze entfernte und diese wieder griffbereit verstaute.
"Und wenn wir dabei sind.." Sie tätschelte Allegras Schulter beinahe mütterlich und bleckte sich die Zähne. "Mache ich gleich eine kleine Zwischenmahlzeit. Ihr fallt doch bestimmt alle bald vom Fleisch."
Sie zwinkerte Allegra zu, schulterte ihr Gepäck. Und murmelte frotzelnd: "Wo ist nur die Familie, wenn man sie mal braucht?"

tbc: Hauptraum?

[Allegra Dominguez]

Allegra grinste, auch wenn es ein reichlich schiefes Grinsen war - eines, das ihre Besorgnis nicht völlig verjagen konnte. Sie genoss es, May an ihrer Seite zu haben, die fern von jeder Dramatisierung blieb, solange sie noch nichts Genaues wussten. Nur eien Närrin hätte geglaubt, Mays Vorschlag entspünge lediglich ihrem hungrigen Magen.
"WIr sind jedenfalls kurz davor", stimmte sie May trocken zu und griff hilfsbereit zu, um ihr gegebenenfalls mit dem Gepäck zu helfen. "Allerdings ist die Familie derzeit verstreut; eigentlich wollte ich mit Javier zum Tunnel, um ihn gangbar zu machen, und die beiden anderen sind auch unterwegs, um Vorbereitungen zu treffen." Sie zuckte mit den Achseln. "Du wirst dich also damit begnügen müssen, nur mich zu bekochen."

tbc: Haus des Vollmondes/Hauptraum

[Narracion]

[Allegra Dominguez]

cf: Tempel/Außentreppe

Der Talisman, eine kunstvoll verschnörkelte Scheibe von 8 Zentimeter Radius, die aus dem Holz einer alten Wurzel geschnitzt und mit zahlreichen Runen verziert worden war, ehe sie eine Weile in einem Kasten im Mediationsraum aufbewahrt worden war, war ein Prunkstück in Allegras Sammlung. Rechtzeitig vor jedem Ritual begann sie damit, in den Nächten zwischen Voll- und Neumond diese Talismane als Geschenke für die Verhüllten herzustellen, die einander selten ähnelten und mal um den Hals gehängt werden konnten, dann wieder als Armband, Ring oder in der Hosentasche getragen werden konnten. Seit Jahrhunderten fertigen die Priesterinnen solche Gegenstände, die dabei helfen sollten, dass die Verhüllten unbemerkt zum Tempel gelangten. Sie machten sie nicht unsichtbar, nein, aber wer nicht gerade nach ihnen Ausschau hielt oder wusste, wonach er suchte, übersah jene, die so einen Talisman bei sich hatten, gerade im Zwielicht und Dickicht des Dschungels leicht. Im Prinzip waren es dieselben Runen, die auch die acht Königinnen und das Hochplateau selbst vor neugierigen Augen schützten - nur waren die Runen am Tempel ungleich stärker, weil sie schon hunderte von Vollmondnächten mit neuer Kraft gefüllt worden waren. Allegras Talismane genügten für vielleicht ein Dutzend Gelegenheiten; wie oft begegnete man schon jemandem im Dschungel? Diego würde also auch auf seine eigene Geschicklichkeit angewiesen sein, wenn er unentdeckt bleiben wollte.

"Mögen die Selenen dich beschützen", sagte Allegra ernst, als sie Diego zum Abschied den Talisman überreichte (sie machte erst gar nicht den Versuch, ihn ihm umzuhängen) und ihm die Rune des Reisesegens auf die Brust zeichnete. "Und achte gut darauf, ob du in der Nähe der Fremden Schatten bemerkst."

[Diego Santos]

c.f: Tempel / Außentreppe

Ob die Selenen ihn auch vor einem knurrenden Magen beschützten? Wobei Mays Proviant da sicherlich hilfreicher war, als ein Segen den man nicht essen konnte. Er nickte dankend und hängte sich den Talisman um den Hals. Die kleine Holzscheibe ging auf der breiten Brust fast komplett unter.
"Mach dir mal keine Sorgen. Ich schick Yane direkt zurück und wenn's mit den Fremden zu gefährlich wird, komm ich selber wieder."
Sagte er jetzt so leichtfertig, aber jeder der Diego kannte wusste, dass er vermutlich erstmal versuchen würde eventuelle Probleme auf eigene Faust zu lösen. Natürlich im Sinne der Selenen, aber trotzdem mit kindlicher Risikobereitschaft. Nein, vielleicht war er wirklich nicht der Richtige für den Job, aber blöderweise der Einzige, der grade da war. Es war ja blöderweise grade die Hoffnung dort Schatten zu finden, die ihn so fröhlich lockte.

[May Comida]

c.f: Tempel / Außentreppe

May stieg schnaufend mit einem Beutel um die Schulter gehängt am Hochplateau an und schaute sich das Jungvolk belustigt an. Es war herauszusehen, dass sie beide hier vor ihr waren.
"Diego." Sie schulterte ihre Tasche ab und reichte sie ihm. "Pass auf dich auf, hier drin wirst du alles nötige zum Überleben finden. Jedenfalls wenn der Hunger dich am Schlaffittchen packen sollte." Sie tätschelte mit ihrer freien Hand. "Auch sonst solltest du öfters was essen, du fällst uns sonst noch von den Rippen."
Vor allem machte sie ihre Sprüchchen, um ihre aufkeimende Nervösität und ihre Sorgen zu überspielen. Ach, ihr gefiel das alles überhaupt nicht.
Auch May machte ein Zeichen oberhalb der linken Brust und murmelte: "Und beeile dich."

[Allegra Dominguez]

"Solange die Gringos nicht unter dem Einfluss von Schatten stehen, mache ich mir keine Sorgen", erwiderte Allegra ernst. Ihre Schutzmechanismen hatten im Laufe der Jahrhunderte ihre Wirksamkeit bewiesen, und was auch immer diese Gringos hierher gebracht hatte, würde sie wohl kaum zum Tempel führen, sondern höchstens in ihre Nähe. Solange kein Schatten sich ihrer bemächtigte und sie in die richtige Richtung stubste, würden sie Jahre damit verbringen können, nach einem Hinweis zu suchen. Eher würden sie direkt am Tempel vorbeilaufen, ohne ihn zu sehen, als einen Fuß aufs Hochplateau oder auch nur die Stufen hier herauf zu setzen!
Zumindest würde es so sein, wenn sie nicht gerade in eine Gruppe Verhüllter liefen.
Allegras Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen. "Oder sagen wir: Solange mache ich mir bedeutend weniger Sorgen." Ihr Blick ging zu May, und sie legte eine Hand auf den Oberarm der anderen Priesterin. "Es wird sicher gut gehen."

[Diego Santos]

Aha! Essen. Zufrieden schulterte er den Proviantbeutel - als ob grade er vom Fleisch fallen würde - und schmunzelte vor sich hin. Es war nichtmal so, dass er den Ernst der Lage verkannte, er sorgte sich nur einfach nicht sonderlich. Würde sowieso alles gut gehen, so wie es auch die vergangenen Jahre immer wieder gut gegangen war.
"Eben, macht euch mal keinen Kopf", nonchalant winkte er ab und verabschiedete sich knapp aber happy von den beiden Priesterinnen. Kein Wunder, zum fröhlich sein hatte er grad mehrere Gründe. Erstens durfte er raus in den Dschungel, zweitens konnte er Schatten jagen und drittens musste er nicht beim Tempelputzen helfen. Alles bestens.

tbc: definitiv im Dschungel, wo genau werden ma sehn

[May Comida]

May schaute Diego kopfschüttelnd hinterher und blickte dann etwas spöttisch grinsend zu Allegra hoch.
"Kannst du dich noch daran erinnern, als wir so jung waren?" May seufzte leicht. "Ich hätte mich nicht einmal umgedreht, sondern wäre auch mit offenen Armen in mein Unglück gerannt. Hoffentlich ergeht's ihm gut."
Nun verhungern würde er sicherlich auch nicht. Und wenn Diego nur halb so vorsichtig wie unvorsichtig... Dann sollte nichts schief gehen. Ja, bei dem Typen half nur verquere Logik.

[Allegra Dominguez]

Keinen Kopf, der war gut. Allegra verzog leidend das Gesicht, während sie Diego nachblickte. Wie sollten sie sich denn keinen Kopf machen? Selbst wenn diese Expedition nicht zum denkbar ungünstigsten Termin gekommen wäre - allein die Tatsache, dass sie sich ausgerechnet hierher verirrt hatten, missfiel Allegra - musste ihr missfallen. Es war nie gut, Menschen in die Nähe von Schatten zu bringen, und wo ewige Steine waren, waren immer Schatten.
"Um Diego müssen wir uns nicht sorgen", brummte sie wider eigenen Gefühlen und bemühte sich, zumindest diese Sorgenfalte erst gar nicht zuzulassen. "Er verbringt viel Zeit im Dschungel, und noch dazu ist er in Atempo aufgewachsen - er wird zurecht kommen." Sie rang sich ein schiefes Grinsen ab. "Wer mit Donna verwandt ist..." Gut, nur angeheiratet, aber dennoch.
"Ich mache mir eher Sorgen um Yane. Denkst du, sie wird sich von Diego einfach herschicken lassen?" Allegra hatte da so ihre Zweifel.