Hinterdeck

[Teo Howard]

Oh, der gute Sound eines stotternden Motors - ein Kämpfer unter den Antrieben. Teo konnte sich ein stolzes Lächeln ebenso wenig verkneifen wie einen liebevollen Blick zu jenem ölverschmierten, teilrostenden Flickwerk aus Metall, Hoffnung und Schweißnähten.
"Da sag ich mal nicht nein. Ich mach nur eben die Leinen los."
Und kurz darauf - der Motor lief nun wesentlich runder und ruhiger, mit etwas Wohlwollen konnte man geradezu von einem Schnurren reden - war die Caminante enttaut und mit eingezogener Gangway bereit, in die Bucht hinaus zu tuckern.
"Hast du neuerdings eigentlich mal über einen Mengenbonus bei Garcia nachgedacht?"

[James Howard]

Zusammen mit dem Motor, stotterte auch die Kaffeemaschine im Steuerraum vor sich hin und selbstverständlich bekam Colin die erste Tasse. Für einen Schuss Lecker im Kaffee war es noch zu früh am Tag, aber gegen Abend würde er sich vermutlich für ein Schlückchen Rum ebenfalls begeistern können. Die zweite Tasse drückte er draußen Teo in die Hand und sah zufrieden zu, wie der Landesteg sich immer weiter entfernte.
"Nachgedacht definitiv, aber irgendwie find ich noch keine ordentliche Formulierung. Du kennst Garcia, der schneidet sich eher beide Füße ab, als dass er irgendeinen Bonus rausrückt." Wobei es definitiv angebracht wäre. In den letzten Tagen hatte er ja fast mehr Touristen als Ware an den Handelsposten geschifft und mit Fracht verdiente er mehr Geld, als mit Gringos. Bedauerlicherweise. "Du bist doch so ein charmantes Wesen. Magst du ihm nicht was aus der Tasche leiern?" Das unschuldige Grinsen versteckte er gekonnt hinter seiner Kaffeetasse.

[Teo Howard]

"Ts." Mit einem empörten Heben der Augenbrauen sah Teo auf. Sie hatte vorsichtig in den Kaffee gepustet, während sie die ziemlich warme Tasse zwischen ihren Händen drehte, musterte jetzt jedoch ihren Onkel streng. "Ich hätte ein bisschen mehr Rückgrat von dir erwartet, James. Bloß, weil etwas aussichtslos ist, heißt das doch nicht, dass ein Howard es nicht versuchen sollte! Ist das bei den Clams nicht auch so?" Unschuldig lächelte sie James an.
"Und außerdem habe ich all meinen Charme von meinem Onkel. Wenn der schon etwas nicht zu schaffen glaubt, sollte ich es als bloße Kopie doch auch nicht versuchen." Sie nippte an ihrem Heißgetränk. "Da müsstest du mir schon einen ordentlichen Anteil versprechen, damit ich mein Glück auf die Probe stelle..."
Schließlich hatte sie auch das neben Charme von ihrem Onkel geerbt und gelernt: Wenn eine lukrative Gelegenheit vorbeikommt, kann es nicht schaden, sie sich einmal genauer erklären zu lassen.

[James Howard]

"Dass du dir alles so zurecht drehst wie's dir passt, hast du aber eindeutig nicht von deinem Onkel!"
Doch, hatte sie. Schließlich nutzte er den Trick selbst nur zu gern. Da waren Rost und ein Motorschaden an der Caminante kein Grund für eine Preisminderung der Überfahrt sondern eben der Bonus, auf einem wirklich historischen Boot zu fahren. Konnte nicht jeder sowas. Der schlechte Geschmack vom Kaffee kam auch nicht daher, dass er billig war, sondern dass er aus echten narracischen Bohnen gemalen wurde, wobei natürlich keinerlei Chemie, wie bei anderem Kaffee verwendet wurde. Und Colin war auch nicht besoffen sondern schlicht im Reinen mit sich und der Welt und einfach ein geborener Optimist. Der gerne fluchte. Jawohl.
"Wenn ich dir einen ordentlichen Anteil von einer Summe biete, die Garcia mir zahlen soll, hab ich am Ende gar nichts übrig", er grinste.

[Teo Howard]

"Außer der Gewissheit, dein Geld ganz exzellent, wenn auch wenig zinsbringend investiert zu haben", erwiderte Teo strahlend, während ihre Gedanken ratterten, ob sie die Richtung, in die das Gespräch gerade verlief, nicht irgendwie nutzen konnte. Nachdem Garcia sie ja mehr oder weniger für die Steigerung seiner Einnahmen nutzte, wäre es doch nur fair, wenn jetzt auch mal er genutzt werden könnte - und sei es nur als Grund dafür, morgen frei zu haben.
"Vielleicht sollten wir diese Gringoflut auch nutzen, um Garcia zu zeigen, wie glücklich er sein kann, dass wir uns überhaupt darum bemühen, diese Verbindung aufrecht zu erhalten. Ich meine: Ohne uns... da würden sich doch ganz viele so ein Mini-Boot mieten und direkt nach Atempo oder in eines der anderen Dörfer schippern. Ist doch nett von uns, dass wir ihm seine Kunden vor der Haustür absetzen.."
Natürlich hatte das auch praktische Gründe wie die Tatsache, dass die kleinen Boote eher wenig Platz für größere Frachtmengen hatten, aber das war ja auch mal irrelevant.

[James Howard]

"Du bist heute auch auf Hochtouren, was?" Er grinste gegen den Rand seines Kaffeebechers. So früh am morgen und die Nichte heckte schon die schönsten Pläne aus. Hatte er in ihrem Alter auch gekonnt. Inzwischen brauchte er eine etwas längere Anlaufzeit, ähnlich wie die Caminante. Waren halt beide schon alt, was sollte man machen. "Ich bezweifel, dass man Garcia auf irgendeinem Wege klar machen könnte das er sich glücklich schätzen kann. Dazu meckert er viel zu gern." Im Stillen glaubte er ja immer noch daran, dass Garcia eigentlich der Grund dafür war, weswegen Colin mit dem Saufen angefangen hatte. Nüchtern ertrug ja niemand den Mann. "Aber wenn du so sehr darauf bestehst, kann ich ihn gerne daran erinnern, wie wertvoll wir ja für ihn sind."
Bis sie den Handelsposten erreicht hatten, hatte er auch zwei, drei Tassen Kaffee mehr intus und sah sich in der Lage, mit dem vollen Tatendrang eines Geschäftsmannes aufzutreten. Nur weitaus unrasierter.

[Teo Howard]

Hochtouren? Ha, sie hatte ja noch gar nicht richtig angefangen! Teo wippte vergnügt auf den Fußballen, während sie ihre Gedankengänge mit dem schlechtesten Kaffee diesseits des Rad des Mondes zu sich nahm - allerdings war sie die Plörre derart gewohnt, dass ihr das noch nicht einmal auffiel. Guter Kaffee irritierte sie meist.
"Klingt nach einem Plan", grinste sie ihren Onkel an, ehe sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr. Vermutlich würde Garcia sich nicht darauf einlassen, schon gar nicht, wenn es finanzielle Nachteile für ihn bedeutete. Darauf konnte man sich bei ihm eigentlich verlassen. Hieß, dass sie die Daumenschrauben anziehen mussten - also James. "Und wenn er zicken macht, machen wir morgen blau und erzählen ihm übermorgen, dass 'Auf, auf und davon' echt viele Kunden hatten - oder irgendwer uns erzählt hat, dass er mit dem Boot teure Fracht nach Atempo gebracht hat. Sonst wird Garcia noch misstrauisch, weil er kein Flugzeug gesehen hat." Teo strahlte James an. "Und du kannst morgen Baseball kucken."

[Narracion]