Vorderdeck

[Narracion]

Das Vorderdeck erstreckt sich zwischen der Kajüte und dem Bug. Die Spitze des Bugs ist nur zu erreichen, wenn man über eine hölzerne Balustrade klettert. Dort ist gerade ausreichend Platz, dass sich eine Person hinstellen bzw. -knien kann.

Das Vorderdeck ist mit einer über ein Metallgestell gespannte Plane vor Regen und direkte Sonneneinstrahlung geschützt. Darunter bieten hölzerne Sitzbänke den Passagieren Platz, die nur wenige Zentimeter Abstand zur Reling halten. Zwischen den Sitzbänken und der Kajüte ist in einem hölzernen Aufbau ein Stauraum geschaffen worden.

Sind keine Passagiere an Bord, können die Sitzbänke abgebaut werden, sodass eine große Fläche entsteht, auf der zusätzliche Fracht transportiert werden kann oder die - falls man auf der MS Caminante übernachten will, auch ausreichend Platz für Schlafsäcke und Isomatten bietet.

[Narracion]

[Mercedes Bueno]

Erleichterung durchflutete Dr. Bueno, als mitten in dem Grün, das schaukelnd an der Küste vorbeigezogen war, etwas Helles auftauchte, das eine baldige Landung versprach. Schon ein paar Mal hatte sie geglaubt, Häuser oder Strände zu erkennen, aber dieses Mal war da ein Steg, ein schöner stabil aussehender Steg. Die Zeit, die zu Beginn ihrer Reise genannt worden war, war eh langsam ausgereizt, und je eher sie von diesem wackelnden Kahn herunterkam, um so weniger musste sie befürchten, dass die Wirkung der Tabletten gegen Seekrankheit aufhörte.

Sie klappte das Notizbuch zu, in das sie bisher Beobachtungen aufgeschrieben hatte, die allerdings erschreckend belanglos waren. Kein einziger Hinweis auf die große Hand oder eine der anderen Wegmarken aus dem Lied. Diese Fahrt jedenfalls hatte noch nicht gebracht, was sie sich erhofft hatte. Allerdings war das auch nicht zu erwarten gewesen.

[Viktoria Klein]

Viktoria warf einen Blick auf ihre Uhr. Die Schifffahrt hatte kürzer gewirkt, als sie angenommen hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie die ganze Zeit Fotos und Videos für die Expedition schoss. Solange man was zu tun hatte, verging die Zeit wie im Fluge. Oder in diesem Fall wie im Schwimmen? Schiffen? Ach,.. Wortspiele ließ sie lieber. Die Sonne hatte wohl doch mehr geknallt. Nur gut, dass sie ihre helle Haut vorher mit Sonnencreme geschützt hat? Oder hat sie? Bei dem Licht konnte man eh nicht erkennen, ob die Haut schon gerötet war.
Nein, da betrachtete sie doch lieber mit erwartungsvoll glänzenden Augen den nahenden Hafen. Falls man das, was auf sie zukam, tatsächlich als solchen bezeichnen konnte. Nun gut, sie war seltsamere Anlegestellen gewohnt.
Gespannt drehte sie sich zu Bueno um: "Was werden wir als Erstes tun?" Sie könnte ja an Land als Erstes ein Schwein verdrücken, aber diesen Gedanken behielt sie lieber erstmal für sich.

[Mercedes Bueno]

Dr. Bueno wandte den Kopf in Kleins Richtung und lächelte leicht. Sie für ihren Teil würde als erstes am liebsten den festen Boden küssen, auf dem dann ihre Füße wieder stehen würden. Andererseits wollte sie lieber nicht wissen, was besagter Boden schon so alles in sich aufgenommen hatte. Aber war es nicht der Gedanke, der zählte?
"Wir werden erst einmal ausladen, schätze ich." Ihre Stimme bekam etwas ungewohnt unsicheres, während sie sich nach Prof. Williams umsah. "Professor Williams? Sollen wir gleich ausladen?" So langsam war es doch an der Zeit, dass der seinen Masterplan ausgeben würde! Sie hatten einmal erwogen, direkt hier das Camp aufzuschlagen - zumindest solange sie noch nicht wussten, wo sich das wahre Objekt ihrer Begierde befand. Sie hatte gehofft, eine etwas... wohnlichere Atmosphäre vorzufinden als diese Wellblechhütte da vorne und dieses - Haus? - dort hinten.
Dr. Bueno seufzte. Sie hatte sich fest vorgenommen, das Unternehmen als Abenteuer zu sehen, aber etwas mehr Zivilisation hätte dem Abenteuer ja wohl nicht geschadet. Dabei hatte sie in San Palabra schon geglaubt, im Urwald angekommen zu sein!

[Sebastien Lemaitre]

"Williams hängt da hinten schon wieder am Telefon...", erklärte Sébastien und trat zu den beiden Frauen. Dabei hielt er sein eigenes Handy in der Hand, das ihm ein lakonisches 'Kein Netz' entgegen blinkte und schüttelte den Kopf. "Muss bei nem anderen Provider sein", murmelte er und steckte das Smartphone wieder in die Tasche. Er persönlich hatte die Fahrt genossen, der Flirt mit dem Girl, Buenos nur knapp unter Kontrolle gebrachte Seekrankheit - und überhaupt: Die Vorfreude auf die Expedition und dass es jetzt endlich, endlich soweit war. Auch wenn der Weg zum Ziel sicherlich noch ein ziemlich steiniger werden würde. Sein Blick wanderte zum sich nähernden Ufer, deren Behausungen nochmals deutlich schlichter waren als an der Ablegestelle.

"Na, Senora, das sieht doch ganz vielversprechend aus, hein?" Er stellte sich neben Viktoria und lächelte Bueno schief an, deren Gesichtsausdruck erneut ihr Missfallen an der grundsätzlichen Existenz von so etwas Wildem wie Dschungel zum Ausdruck brachte. "Ausladen scheint mir jedenfalls eine naheliegende Strategie zu sein..." hielt er fest, mit einem Blick rückwärts in Richtung des Expeditionsleiters. Allerdings mussten sie erst mal anlegen, und dafür war seine neue beste Freundin zuständig. Noch immer bedauerte er es, dass der Flirt mit ihr dann allerdings schon zu Ende sein würde. Aber vielleicht würde er sie ja auf dem Rückweg wieder sehen. Na die würde Augen machen, wenn sie dann den einen oder anderen Tempelschatz der Selenisten dabei hatten. A propos: Wo war sie eigentlich?

[Teo Howard]

cf: Kajüte

Geschäftig bog Teo um die Kajüte. Da waren ja ihre Passagiere mal wieder mehr oder weniger versammelt! Sie legte ein Grinsen auf und blieb nahe der Reling stehen. "Herrschaften, in wenigen Augenblicken legen wir am Handelsposten an. Also bitte nehmen Sie Ihre Sitzplätze ein, stellen Sie die Rückenlehnen in eine aufrechte Position und stellen Sie das Rauchen ein... oder suchen Sie sich zumindest einen Platz, wo Sie nicht gleich hinpurzeln; es könnte etwas ruckelig werden."

Sie lachte und begann, sich nach einem der verstauten Taue zu bücken, während ihr Blick wie zufällig zu Sébastien glitt. Nanu, hatte der vorhin nicht noch eine andere Hose angehabt? Aber was für ein Städter ging sich denn mitten auf der Fahrt durch die Bucht umziehen? Was für ein lustiger Vogel!

"Wer möchte, darf übrigens helfen und mir gleich das Tau zuwerfen.." Sie zwinkerte ihm auffordernd zu. Beim Ablegen war er ja doch sehr hilfsbereit gewesen, und es hatte Spaß gemacht, sich mit ihm zu unterhalten - auch wenn das Gespräch nicht so ergiebig gewesen war, wie sie erhofft hatte. Zumindest nicht, was das Ziel ihrer Expedition betraf.

[Delia Sanchez]

Delia Sanchez
Delia Sanchez stand etwas abseits von der kleinen Gruppe bestehend aus Dr. Bueno, Miss Klein und dem Schönling. Allerdings auch nur soweit entfernt, dass sie noch alles hörte, wenn nicht zu leise gesprochen wurde.
Ihr Blick wanderte zu Teo, die plötzlich auftauchte und das Ende ihrer Reise ankündigte. Trotz ihrer indirekten Aufforderung blieb sie dort stehen, wo sie stand und ließ ihren Blick gleichgültig zum Ufer gleiten. Warum sollte sie sich denn jetzt die Hände schmutzig machen? Nö, da nahm sie lieber die Umgebung in Augenschein und behielt Dr. Bueno ein wenig im Auge bzw. lauschte. Könnte ja sein, dass sie irgendetwas entdeckt hatten als sie die Landschaft gefilmt haben. Zudem würde sie dann beim ausladen noch genug ins Schwitzen gerade. Nein, da musste man sich jetzt nicht in den Vordergrund drängen.

[Viktoria Klein]

"Ausladen scheint eine ganz fabelhafte Idee zu sein." Viktoria lächelte Bueno und LeMaitre fröhlich zu. "Und sich festzuhalten wirkt davor sogar noch wichtiger."
Sogleich ergriff Viktoria auch die Reeling des Bootes und warf Bueno einen eiligen Blick zu. Sie würde sich wohl kaum diesem Rat entziehen wollen.
Viktoria lachte leise auf, als Teo sich mehr oder weniger direkt an LeMaitre wandte, um seine Hilfe zu erbeten. Doch er machte eine ganz sportliche Figur. Für sie war das jedenfalls nichts bei all dem Geschaukel noch ein schaukeligeres Tau in der Hand zu halten. Nein, nein. Da blieb sie doch lieber in der Nähe von Bueno und Sanchez.
Mit einem herzlichen Lächeln zu Sanchez: "Und Sie haben die Bootsreise auch nicht zu langweilig gefunden?"

[Mercedes Bueno]

"Immer noch?" Ungläubig sah sich Dr. Bueno nach Williams um. Selbstverständlich war ihr bewusst, dass es noch diverse Angelegenheiten zu regeln gab, dass es noch die ein oder andere Ausrüstung und - viel wichtiger - die ein oder andere Hand benötigen konnte, damit ihr Unternehmen den gewünschten Erfolg zeigte, aber sie hatte nicht erwartet, dass es den Professor derart an sein Mobiltelefon fesseln würde!
Sie schnitt eine unwillige Grimasse, die sich auch durch die Ankündigung ihrer baldigen Ankerung nicht wirklich aufhellte, ebensowenig wie der in ihren Ohren unangemessene Humor, den das Besatzungsmitglied an den Tag legte. Hastig verstaute sie ihr Notizbuch in ihrem Rucksack, damit es ja nicht Gefahr lief, auf ihren Händen auf Deck und von da am Ende ins Wasser fiel, und klammerte sich anschließend so fest an die Reling, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie nickte Viktoria knapp bestätigend zu, die Lippen zu einem Strich zusammengepresst. Hoffentlich war das Anlegen wirklich nur noch eine Frage von Minuten!