Haus des Verwalters

[Catarina Bolivar]

"Enthalten? Nein", sie lächelte nach wie vor.
Garcias Informationen waren Gold wert und sie wusste, dass Canalli höchstzufrieden mit ihrer Arbeit sein würde. Ihre Ausgaben für diesen kleinen Auftrag waren zwar begrenzt, aber das hier konnte ihnen potentiell den Hintern retten und weil Garcia so fein hilfsbereit war, sah Catarina keinen Grund, ihm nicht entgegen zu kommen. "Aber eventuell könnte man eine Naturgewalt durch einen kleinen Extraobolus abdecken. Vorausgesetzt es lohnt sich und die Ausrüstung wäre nutzlos." Sie überflog nochmal die Liste und freute sich innerlich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Sämtliches Dokumentationsequipment gammelte in Garcias Schuppen vor sich hin, Ausrüstung um ein vollständiges Camp aufrichten zu können, sogar eine wertvolle Kamera lagerte dort. Im Ernst, wer solche Sachen einem Mann wie Garcia anvertraute, der hatte es eigentlich nicht anders verdient.

[Garcia Blanco]

Gut, wenn sie nicht enthalten waren, gingen sie also extra. "Oh, es kommt in diesen Breiten durchaus einmal vor, dass etwas in Flammen aufgeht." Er hinkte langsam zur Küchentür, um sich seinen Stock zu holen. Das Schlauchboot zeigte er ihr vielleicht am besten draußen. Das hatte dann diesen magischen Effekt - und es würde ihn doch irgendwie freuen, wenn sie sich im Schlamm ihre schönen Schuhe verdarb. "Vor den Nachmittagsgewittern natürlich." Ein Brand hätte auch den wundervollen Vorteil, dass er ein paar Dinge herausziehen und später noch mal extra verticken könnte. "Allerdings bräuchte ich dann auch die Garantie, dass nicht plötzlich der beste Freund von Professor Williams auftaucht und sich Staranwalt oder hohes Tier im Primera entpuppt. Ich lass mir gern einen neuen Unterstand bauen, aber in den Knast geh ich für sowas nicht."
Das könnte sie ihm gar nicht bezahlen. Sein jetziger Knast gefiel ihm schon nicht sonderlich, aber hier hatte er keine Wächter, keine Mitgefangenen, keine Gitterstäbe - und es war ja auch offiziell gar keiner, auch wenn er seinen Wohnort längst so empfand.

[Catarina Bolivar]

"Mach dir da keine Sorgen." Zufrieden schob sie das ordentlicher zusammengefaltete Papier in ihre Handtasche. "Wenn ich mit Williams fertig bin, hat er keine Freunde mehr."
Es war doch wirklich erstaunlich, was aus einem kleinen Mädchen aus einem verschlafenen Fischerdorf werden konnte, wenn man ihr Geld und die wunderschöne Welt der Korruption präsentierte. Manipulation auf höchstem Niveau, versehen mit einem atemberaubenden Lächeln. Eigentlich konnte sie sich nie wieder bei ihrer Familie blicken lassen. Obwohl dieser Erfolg hier die Weiterreise nach Atempo ein klein wenig versüßte.
"Also, wo ist die ganze Ausrüstung?"
Erwartungsvoll sah sie zu Garcia, bereit ihm nach draußen zu folgen.

tbc: Frachtunterstand

[Garcia Blanco]

Klang, als hätte sie soviel Selbstbewusstsein wie Penunzen. Garcia verzog den Mund zu einem halb schmierigen, halb abfälligen Grinsen. Oder sie hatte nur ganz gewaltige Komplexe.
"Na draußen, im Unterstand." Garcia stellte sein Pinnchen ab und humpelte dann mit einem geknurrten "Hab ich doch gesagt" voraus, ohne sich dabei unnötig zu hetzen. Er musste ja eh noch seine Schuhe anziehen, die irgendwo im Flur liegen mussten.
"Da hab ich auch noch eine weitere, ganz besondere Überraschung für dich", versprach er. Hoffentlich fiel ihr das Boot nicht gleich ins Auge; er hatte es zwar aus dem Wasser gezogen, aber die Luft nicht herausgelassen, weil ihm das zu aufwändig erschienen war. Stattdessen hatte er das Expeditionsschlauchboot nur in eine Ecke gestopft und eine Decke drübergeworfen, damit nicht am Ende noch irgendwas drauffiel. Immerhin hatte er nur die Hälfte des Geldes bekommen, das ihm dieser Lemaitre versprochen hatte. Schien wohl nicht alles Bargeld bei sich zu führen, der junge Herr. Oder er traute ihm nicht, dass er Miguel das Boot unbeschadet wieder abliefern würde. Tja, wie's schien, hatte er eh verloren, denn Senorita Bolivars Angebot hier war eindeutig das lukrativere.

Mit Schuhen an den Füßen verließ Garcia schließlich sein Haus und hielt sogar für einen Moment noch die Tür auf, damit Catarina ihm folgen konnte; dann hinkte er in Richtung Frachtunterstand und lauschte darauf, ob die Senorita auch hübsch wegen des Weges fluchte.

tbc: Frachtunterstand

[Narracion]

[Garcia Blanco]

cf: hier/vor ein bisschen länger

So langsam beschlich Garcia das Gefühl, dass Catarina überhaupt kein Handy besaß! Seit zwei Tagen wartete er auf eine Nachricht von ihr, und bisher? Nada. Nicht mal nachgefragt, ob ihr Cousin hier aufgeschlagen war, hatte sie! Aber dafür würde sie bezahlen - und zwar nicht im übertragenen Sinne. Garcias Rechnung wurde länger und länger mit jeder Stunde, die ohne Nachricht von der feinen Senorita verstrich.
Zumindest ließ ihm die Warterei Zeit für wichtige Dinge - da war zum Beispiel dieser neue Tunnel, den er vor ein paar Tagen mit der Post zugeschickt bekommen hatte. Der würde sich auf seiner Modelleisenbahnanlage großartig machen!

[Perceptua Jones]

Perceptua überlegte, ob sie wohl besseres Wetter hätte abwarten sollen? Ganz schön schlammig... war das ... der Pfad...
Sie würde völlig verdreckt am Handelsposten ankommen... Egal, Plan ist Plan!

Doch, sie fühlte sich halbwegs sicher auf dem Pfad... wenn keine allzugroßen Spinnen oder ...Raubtiere ...Schlangen ...eine Machete wäre wohl nicht schlecht gewesen.

Tapfer schritt sie auf ihrem Wege dahin und versuchte es trotz leichten Unbehagens zu genießen ....die Orchideen waren hier viel schöner als zuhause auf ihrer Fensterbank.


Mit vermodderten Hosen und verschwitzt erreicht Perceptua den Handelposten. Sie holt noch mal Luft und steigt die paar Treppenstufen zur Tür hinauf.

"Hallo? Hallo?" ruft sie laut. Hat sie da eben ein Eisenbahntuten gehört?

[Garcia Blanco]

Die seelige Zufriedenheit auf Garcias Gesicht, mit der er seinen Modellzug im neuen Tunnel hatte verschwinden sehen, verschwand, als seine Stirn sich runzelte. War da nicht gerade was zwischen dem Donnergrollen und dem Prasseln des Regens an den Fensterscheiben gewesen? Da rief doch.. ja, jetzt wieder. Er erkannte die Stimme nicht, aber sie klang weiblich, und das bedeutete, dass eine gewisse Chance bestand, dass es Catarina mit dem gut gefüllten Portemonnaie war. Das wiederum brachte seine Probleme mit sich.

Ließ er sich jetzt Zeit und sie warten, so wie sie es mit ihm gemacht hatte? Ein bisschen Schutz gab die Hütte natürlich, aber wer bei dem Wetter unterwegs war, schützte sich entweder durch eine anständige Regenhaut oder war halt pitschepatsch durchnässt. Hätte sie verdient, die Tussi. Andererseits war sie eine recht flüssige Tussi. Da wäre etwas Eile angebracht.

Garcia brachte den Zug zum Halten, erhob sich und griff nach seinem Stock, um gerade so schnell, dass er nicht gehetzt wirkte, Richtung Flur zu humpeln. Die Tür zu seiner Eisenbahn zog er dabei sorgfältig zu.

Er öffnete die Tür in Erwartung, die spitzzüngige Rothaarige vorzufinden - aber die Frau da war ihm unbekannt. Also nicht völlig. Er hatte fast jeden in der Bucht schon mal gesehen, weil er ja fast alle Passagiere um den ein oder anderen Obulus erleichterte. Die da... hatte nicht bezahlt. Glaubte er. Oder vielleicht doch. In der trockenen Version hätte er vielleicht eine Chance, sie zu erkennen. "Ja?", fragte er rau und hob die Brauen.

[Perceptua Jones]

Puh. Sie hätte erstmal verschnaufen sollen. Oder trocknen. Was unmöglich war, bei dem wundervollem Regen. Sie unterdrückte einen Fluch- wieso hatte sie sich keine Regenjacke organisiert? Dabei hatte sie zuhause in England schicke, modische Regenjacken... aber irgendwie war sie der irrigen Ansicht gewesen, in tropischen Gefilden ist es warm ...keine Regenjacke ...und zugegeben sah der Himmel, als sie losging auch sehr blau aus ...einfach dämlich! Aber sie war nicht nur dämlich, sondern auch eine Dame- und Damen fluchen nicht-wenn sie dran denken- also lächelte sie, holte Luft und sagte mit aller Freundlichkeit die sie in ihrem jämmerlichen Zustand aufbieten konnte:

"Mister Garcia!
Mein Name ist Perceptua Jones. Ich bin bei Oscar Jones zu Besuch. In Atempo." setzte sie hinzu.
"Ich, also ich erwarte Papiere von meinem Vater aus England. "Rannte da grad Wasser ihren Rücken hinunter?
"Die müßten, hoffe ich, hier eingetroffen sein?" Verstohlen zupfte sie hinten an ihrem Pullover, sah nochmal in den dunklen Himmel und entschied sich dann noch für ein Lächeln. Nicht daß der Mann so aussah, als ob er oder ein Handtuch, eher nur ein Handtuch (oder auch das lieber nicht?) für Charme zu haben war...
für Vogelscheuchencharme sowieso nicht ...

[Garcia Blanco]

Jones. Garcias Laune sank. Wenn sie die Wahrheit sagte - und kein normaler Mensch war doch mit diesem Fossil freiwillig verwandt! - würde das Abkommen zwischen Dorf und Handelsposten dafür sorgen, dass er sie nicht übermäßig ausnehmen konnte. Am Ende beschwerte sie sich bei der Verwandschaft, und dann hatte er all diese unsympathischen, nervigen Dörfler vor der Tür, die sich beklagten. Da hatte er nun wirklich keine Zeit für!

Hätte Garcia nicht unter dem pathologischen Drang gelitten, Menschen keine Hilfe anzubieten, hätte er Perceptua wohl vermutlich zumindest hereingebeten. So aber lehnte er sich nur mit der Schulter gegen den Türrahmen und zog den Kopf leicht zwischen die Schultern. Dieser blöde Wind weht die Feuchtigkeit in seine Richtung! Wenn da nur nicht wieder sein Bein anfing zu ziehen.

"Papiere?", knurrte Garcia desinteressiert. Hatte er in letzter Zeit Papiere abgefangen, oder zumindest einen Umschlag, dessen Inhalt er für interessant genug gehalten hätte, um das zu tun? "Was denn für Papiere? Also - in welchem Umfang?" Bestimmt hatte er Umschläge unterschlagen.. blieb nur die Frage, ob in einem davon die gesuchten Papiere waren!