Haus des Verwalters

[Catarina Bolivar]

Dieses kleine Aas. Dieses verdammte kleine Aas. Wenig begeistert lehnte Catarina sich in den verlotterten Polstern zurück, die Arme vor der Brust verschränkt. "Fein, legen wir die Karten auf den Tisch, Garcia." Was hatte sie schon zu verlieren? Der Mann war käuflicher als jeder Junkie und jede Hafennutte und sie hatte was er wollte und davon noch massenweise.
"Es gibt keine Hehlerei. Und die Expedition will vermutlich wirklich nur in diesem riesigen grünen Sandkasten buddeln. Aber ich arbeite für einen Mann, dem diese Expedition nicht schmeckt und deswegen soll dieser Junge aus Atempo, den du bedauerlicherweise nicht erkannt hast, nicht zu dieser Expedition zurückkehren. Machen wir also einen Deal, die magst du ja." Sie zog ihre Handtasche heran und zückte einen kleinen Notizblock, sprach aber weiter während sie schrieb. "Wenn du mir hilfst den Träger und das Boot hier in Atempo zu halten und mir sämtliche andere Informationen gibst, die du über diese Expedition hast, bekommst du... diesen kleinen Obolus für den Aufwand."
Sie schob ihm den Zettel über den Kaffeetisch hin und die Summe, die darauf stand, sollte eigentlich dafür sorgen, dass Garcia mit Schnappatmung vom Sessel kippte.

[Garcia Blanco]

Wie schade, sie schien nicht mitspielen zu wollen. Diese jungen Dinger hatten einfach keinen Sinn für diese Art von Hin und Her. Grinsend holte sich Garcia seine Kaffeetasse zurück und nahm etwas schlürfend einen Schluck, während er amüsiert Catarinas Ausführungen folgte. Uh, das klang ja immer besser: Ein Auftraggeber, und eines von zwei Zielen hatte er schon erledigt, ehe es ausgesprochen wurde, wenn er an das unförmige Plastikding in seinem Unterstand dachte.
Noch einmal beugte er sich vor, nahm den Zettel und las die Summe darauf, die in der Tat beachtlich war und seine Brauen und Mundwinkel unwillkürlich anhob. Davon würde er zumindest mal wieder einen längeren Urlaub machen und ein paar Annehmlichkeiten kaufen können. Allerdings war eine Summe auf einem Zettel die eine Sache; knisternde Scheine eine andere.
"Ja, Deals mag ich in der Tat." Er ließ den Zettel sinken und grinste Catarina breit an. "Und gegen klare Worte habe ich auch nichts. Zum Beispiele klare Worte über Zahlungsmodalitäten oder einen Vorschuss. Als - Erinnerungsstütze."

[Catarina Bolivar]

"Einen Vorschuss bekommst du, wenn du mir irgendwas alkoholisches bringen kannst, das kein Bier ist und wenn du mir sagst, ob es hier noch irgendwas gibt, das mich interessieren könnte, bevor ich nach Atempo weiterreise." Sie lächelte zuckersüß. Irgendwas musste er hier haben. Papiere der Expeditionsteilnehmer, zumindest Kopien, Unterlagen die man im Nachhinein fälschen lassen könnte, irgendwas, das sie ein wenig manipulieren konnte. Sie würde nicht nach Atempo weiterreisen, bis der Träger mit seinem Boot am Handelsposten aufgeschlagen war, aber die Zeit bis dahin konnte man ja auch konstruktiv nutzen.

[Garcia Blanco]

"Ziemlich früh, um mit dem Saufen anzufangen, was?" Garcia fühlte sich ungewöhnlich aufgeräumt, beinahe glücklich, denn im Gegensatz zu dem, was die Senorita wohl erwartete, hatte er sogar einen ganzen Haufen interessanter Dinge für sie!
Schwerfällig kämpfte er sich hoch, wobei ihm auffiel, dass er immer noch recht unkonventionell gekleidet war, zupfte an seinem Hemd und hinkte wieder in die Küche. War es jetzt das Wissen, dass sie auch nur ein kleiner Handlanger war, trotz ihres Kostümchens, ihrer hochhackigen Schuhe, ihrer Schminke und ihres feinen Getues? Oder die Tatsache, dass ihm hier der Teufel wirklich mal einen großen Haufen hinterlassen hatte, der stinken mochte, aber für jemanden ohne Gewissen (oder besser gesagt: mit käuflichem Gewissen) lieblich duftete?

Garcia öffnete die Tür zum Vorrat, angelte eine Flasche Rum von einem Brett, holte auf dem Weg zurück durch die Küche noch zwei Pinnchen dazu und trug es zurück zu Catarina, wo er alles leise klirrend auf den Tisch stellte. "Hier, kleine Stärkung. Genieß sie; ich geh mal pissen, und wenn ich dann bei meiner Rückkehr ein paar kleine Scheine finde, zeige ich dir was Schönes." Er grinste beinahe anzüglich, dann hinkte er in Richtung Flur. An der Tür blieb er kurz stehen. "Und sei nicht geizig, dann bin ich's auch nicht, Senorita."

[Catarina Bolivar]

"Das nennt sich Anstoßen." Wie man es auf einen gelungenen Deal hin tat und sie hatte das Gefühl, einen ebensolchen gelandet zu haben. Und mit dieser Plörre von Kaffee anstoßen wollte sie weißgott nicht. Rum war auch nicht ideal, aber besser. Und schlimmer als der Kaffee, konnte der sowieso nicht sein.
Seine rüde Art ließ sie tapfer unkommentiert, zückte stattdessen ihr Portemonnaie und legte ein paar Scheine neben die Rumflasche. Dann füllt sie die Pinnchen und wartete, bis der Herr von seinem... Geschäft wieder da und inzwischen hoffentlich auch etwas mehr angezogen war.

[Garcia Blanco]

Garcia ließ sich Zeit, und als er aus dem Bad zurückkam, hatte er die Haare gekämmt und im Nacken zusammengebunden, die Zähne geputzt, die Gerüche der Nacht von seiner Haut gewaschen, ein frisches T-Shirt angezogen und seine Hose gerichtet. Jetzt fühlte er sich schon mehr wie ein Mensch - was aber auch an dem Koffein lag, das sein Blut durch seinen Körper transportierte.

Als er ins Zimmer zurückkam, suchte und fand sein Blick gleich das Bargeld. Garcia lächelte breit. Ja, so liebte er das. So machte man Geschäfte. Er sollte Senorita Bolivar - er war sich fast sicher, dass ihr Vorname mit einem Konsonanten begann - bitten, sie häufiger aus dem Schlaf zu schrecken, wenn sie ihm dann immer soviel Vergnügen bereitete.
"So." Er bückte sich, griff aber statt des Glases nach dem Geld und zählte es in aller Seelenruhe nach. "Scheint dir wirklich was zu bedeuten", grinste er anschließend und nahm das Pinnchen, ohne sich allerdings die Umstände zu machen, sich dafür noch einmal hinzusetzen.

[Catarina Bolivar]

Wow, er war ja doch ein Mensch. Irgendwo, ganz tief drin. Zumindest sah er halbwegs wieder aus wie einer, was vermutlich Grund genug für Begeisterungsstürme gewesen wäre. "Du hast ja keine Ahnung", lächelnd stieß sie mit ihm an, kippte den Rum auf Ex und stand dann ebenfalls auf, heilfroh, endlich von dieser verflohten Couch runterzukommen. Der nächste Besuch bei Garcia würde definitiv vor dem Haus stattfinden, draußen, an der halbwegs frischen Luft, wenn die MS Caminante sie nicht wieder verpestete.
"Also, was hast du für mich?"

[Garcia Blanco]

Die Neugier, was an diesem Auftrag für die kleine Stadtzicke interessant sein könnte, schluckte Garcia mit seinem Rum herunter. Ging ihn ja nicht wirklich was an, und hey - er war schließlich kein Verbrecher auf der Suche nach potentiellem Erpressungsmaterial. Er war nur ein anständiger, unterbezahlter Verwalter in einer mückenverseuchten Bucht voller naturgeschützter Pflanzen und Tiere.
"Wie wär's für den Anfang mit einer Liste diverser Ausrüstung, die momentan wohlverwahrt in meinem Schuppen steht, weil die Herrschaften von der Expedition sie vorerst zwischenlagern wollten?" Garcia grinste selbstzufrieden, während er mit der Hand, die pinnchenfrei geblieben war, die lieblos zusammengefaltete Liste aus der Hosentasche zog. Das Klemmbrett damit hatte noch im Flur gelegen. Er selbst hatte keine Ahnung, wozu der Großteil von dem Zeug überhaupt nützlich war, aber er schätzte, dass es was mit der Untersuchung von Fundstücken zu tun haben würde. Wenn er's richtig verstanden hatte, hatten die ja nur das untergestellt, was sie nicht brauchten, ehe sie nichts gefunden hatten.

[Catarina Bolivar]

"Du hast hier Teile ihrer Ausrüstung?" Das wurde ja immer besser und besser. Ihre perfekt manikürten Finger rupften den Zettel aus Garcias Hand und neugierig faltete sie das Papier auf... und je weiter sie las, desto mehr erhellte sich ihr Blick. Garcia hatte vermutlich keine Ahnung, aber so wie es aussah lagerte da sehr viel wertvolles und teures Equipment in seinem Schuppen. So wertvoll, dass es eine Schande wäre, wenn nur irgendwas dran kommen würde. Wasser beispielsweise, oder ein Schraubenzieher. Sicher, der Plan war, dass die Expedition gar nicht erst irgendwas fand, das sie untersuchen könnte. Aber falls Plan A in die Hose ging, war es sicher nicht schlecht, wenn man einen Plan B hatte. Und ohne funktionierende Ausrüstung, gab es keine Forschung.
"Und das steht alles in deinem Schuppen, ja? Wie ähm, wie sicher ist denn dieser Schuppen abgeschlossen?"

[Garcia Blanco]

Ja, sie hatte eindeutig Blut geleckt, und beinahe machte sie das Garcia ein paar Dollar sympathischer. Wenn sie die Zahl vom Zettel auch wirklich umsetzte, würde er es auch verschmerzen können, Ärger mit diesem Professor und seinen Leuten zu bekommen. "Er ist gar nicht abgeschlossen." Garcia zuckte mit den Achseln. "Ein paar der Sachen habe ich auch im Haus - zur Vorsicht." Er befeuchtete sich die Lippen. "In der Summe, die du so hübsch aufgeschrieben hast, sind Spesen nicht enthalten, oder? Anwaltsrechnungen, Regressansprüche.. ein neuer Unterstand, weil der alte leider einer Naturgewalt zum Opfer fiel?" Er grinste sie freundlich an.
Wenn sie auf diese kleine Liste schon so abging, wie würde sie dann erst auf die Sache mit dem Schlauchboot und den Namen ihres Verwandten reagieren? Garcia begann, wirklichen Spaß jenseits des Kontos bei diesem Geschäft zu entwickeln.