Steg

[Garcia Blanco]

Tja, das hätte ruhig länger sein können, seiner Meinung nach. Unter Catarinas Blick kam man sich ja vor wie eine Schabe! Garcia war es ja wahrlich nicht gewohnt, dass man ihn mit Respekt, Freundlichkeit oder auch nur ausgesuchter Höflichkeit behandelte, aber woher die da ihre Hochnäsigkeit nahm, wusste jetzt auch bloß Jesus Christus. Und jetzt sollte die mit ihm reden wollen?
Garcia hob die Brauen. Würde er jetzt wirklich noch träumen, wäre sie vielleicht gekommen, um ihm einen zu blasen, aber das war in der Realität sicher ausgeschlossen. Was blieb noch? Es war noch keine Zeit für seine regelmäßigen Bezüge aus Atempo, das konnte es also nicht sein. Und.. Garcia schnitt eine Grimasse und blickte sich suchend um .. und wie war die eigentlich hergekommen? Vom Himmel gefallen?
"Über was?", fragte er brummig und etwas abgelenkt. Für die Caminante war's zu früh, ein Flugzeug hätte er gehört, und ein Boot.. hm, also wenn er die Augen zusammenkniff, könnte das da hinten ein Boot sein. Vielleicht.

[Catarina Bolivar]

Hörte der ihr überhaupt zu? Was gaffte er jetzt so blöd in der Gegend herum? Kurz folgte sie seinem Blick, erkannte in der Ferne Canallis Motorboot, das fröhlich in eine schönere Welt schipperte - ohne sie - und räusperte sich einmal streng. Der sollte sie gefälligst ansehen, wenn sie schon mit ihm sprach.
"Über etwas, das ein wenig Geld in deine Kassen bringen könnte." Allein beim Wörtchen Geld sollte es bei ihm eigentlich klingeln, wenn er nach wie vor so gierig war, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Unschuldig betrachtete sie ihre Fingernägel. Sollte der Kerl ruhig erstmal nen langen Hals kriegen, das hatte er dann davon, dass er sie so lange hier rufen und warten gelassen hatte. Also, die fünf Minuten...

[Garcia Blanco]

Garcias Augen blitzten kurz auf, als sein Kopf sich wie an einem unsichtbaren Faden gezogen bewegte. Holá, also jetzt redete sie seine Sprache! Und bekam natürlich die ganze Aufmerksamkeit, die sie wollte, und sei es auch nur dabei, dass sie auf ihre Fingernägel blickte. Wusste der Deibel, was die Weiber damit hatten, sich die Dinger zu feilen, zu lackieren, zu bekleben oder sonst was damit zu machen - aber solange sie dabei so reizende Wörter in den Mund nahm, dürfte sich Catarina all dies sogar in diesem Moment an den Händen machen lassen.
Es machte ihn auch in der Tat gleich um einiges wacher. Nein, die war keine Traumfigur, und sie war nicht nur eine zickige Nervensäge - sie war laufendes Kapital!
Er befeuchtete sich die Lippen und verkniff sich die Fragen nach dem Wieviel und Wofür. "Was halten Sie von einer Tasse Kaffee, Senorita Bolivar?" Nicht, dass ihm ihr Name wieder eingefallen wäre, aber so, wie die hier aufmarschierte, konnten sie doch unmöglich wirklich über 'wenig' Geld sprechen. Und für mehr Geld war Garcia sogar zu Höfllichkeiten bereit.

[Catarina Bolivar]

Na also, ging doch. Genau diese Aufmerksamkeit wollte sie haben. Garcia war nach wie vor so berechenbar wie früher und Catarina selig, dass wenigstens irgendwas hier noch seine Richtigkeit hatte. Wo ihr gesamter Aufenthalt in diesem Kaff schon vollkommen vermurkst war. Sie lächelte zufrieden.
"Wenn du die Tasse vorher nochmal abwäschst-", sie ließ den Satz einfach mal offen im Raum stehen, drückte ihm ihren Rucksack in die Hand und stöckelte sicheren Schrittes vor, auf die kleine Hütte zu, aus der er vorhin gekommen war. Wirklich rein wollte sie nicht, aber für ihre kleine Besprechung war vermutlich ein Ort besser, an dem sie nicht so leicht überhört werden könnten.

tbc: Haus des Verwalters

[Garcia Blanco]

Garcia hielt ein geschäftstüchtiges Lächeln aufrecht, bis Catarina an ihm vorbeigestöckelt war. Als der Geruch ihrer Duftstoffe in seiner Nase klebte, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. So ein verzicktes Weibsstück! Andererseits hatte sie Kohle, und wenn Garcia eins gelernt hatte, dann das, dass reiche Menschen keine Manieren brauchten. Richtig reiche legten die dann dennoch an den Tag, aber was sollte er von einer wie der, die aus einem Dorf aus der Bucht hier gekrochen war, schon erwarten? Doch wohl kaum Stil.

Er hinkte Catarina hinterher, während er im Stillen hoffte, dass sie auf ihren unpassenden Schuhen auf dem unebenen Weg umknicken und sich die Haxen brechen würde ('Einen Krankenwagen rufen? Si, Senorita, aber das Telefon funktioniert nicht immer, das kann etwas dauern.. oh ja, Ihre Dollar könnten das beschleunigen, muchas gracias.'). Die Tasse noch mal abwaschen.. was dachte die denn, wie er hier hauste? Wie ein Neandertaler?

"Gehen wir ins Wohnzimmer, die linke Tür", sagte er, als Catarina sein Haus betrat, ehe er ihr folgte.

tbc: Haus der Verwalters

[Narracion]