Frachtunterstand

[Garcia Blanco]

cf: Steg

"Aufstellung?" Garcia zog die Brauen zusammen, nahm Viktoria das Papier eher unwirsch aus der Hand und ließ seine Augen darüber gleiten, noch während er zu den aufgetürmten Kisten und Gepäckstücken humpelte. Das Papier sträubte sich ein wenig dagegen, mit nur einer Hand lesegerecht gehalten zu werden, aber er verspürte wenig Lust, extra dafür stehen zu bleiben und den Stock zwischen die Beine zu klemmen, um beide Hände frei zu haben.
Was war jetzt das für ein Unsinn? Das war ja so - so - so bürokratisch! Brauchte man denn für alles eine Liste, und was war überhaupt aus dem Vertrauen unter den Menschen geworden? Was er las, klang zu großen Teilen eh nicht wie etwas, was sich gut unter den Hand verkaufen ließ.
Er zögerte kurz und ging seine Möglichkeiten durch. Vielleicht könnte er protestieren. Allerdings hatte er bisher bei Professor Williams wenig Erfolg mit Beschwerden gehabt; sein Preis hatte sich dadurch nicht erhöht. Je länger er mit denen diskutieren würde, um so länger würden sie allerdings auch hierbleiben.. was auch keine angenehme Vorstellung war.
Verstimmt verzog er das Gesicht. "Krieg ich davon 'ne Kopie?", brummte er missmutig. Soweit würde es schließlich noch kommen, dass die dann hinterher irgendwas auf die Liste draufkritzelten, was er dann angeblich verloren hätte...
Er blieb bei der Fracht der Expedition stehen, lehnte sich leicht gegen eine große Kiste und legte das Papier oben ab. Da hatte er wenigstens eine Unterlage.

[Viktoria Klein]

cf: Steg

Viktoria ging extra langsam, um Garcia nicht noch weiter unter Druck zu setzen. Er wirkte wie ein Mann, der es einem sehr lange übel nehmen würde, wenn man seine Männlichkeit verletzen würde. Und Ärger konnten sie nun überhaupt nicht gebrauchen.
Aufmerksam betrachtete sie seine Gesichtsmimik, während er sich den Zettel durch ließ. "Sie können das Papier behalten. Ich habe hier noch einmal die gleiche Liste." Und zeigte ihm diese vor, für den Fall, dass er die beiden abgleichen wollte.
"Ich hätte gerne auf beiden Listen eine Unterschrift von Ihnen. Meine befindet sich bereits hier unten." Sie deutete mit ihrer freien Hand auf die Unterzeichnung.
"Eine Versicherung.. Für beide." Lächelte sie ihn offen an, wobei ihr das schon ein wenig schwer fiel. Sein Mißtrauen schien auf sie abzufärben.

[Garcia Blanco]

"Na, wenn Sie sich dann besser fühlen, Senorita", brummelte Garcia abfällig, nahm Viktoria auch noch den zweiten Zettel aus der Hand und beförderte aus einer seiner Hosentaschen einen Kugelschreiber hervor. Zu Anfang musste er zwar ein bisschen mit dem Stift herumkritzeln, aber als die Tinte dann floss, unterzeichnete er beide Liste mit einer Miene, als würde er damit der Welt das Todesurteil ausstellen. Es war doch einfach nichts besser geworden, sondern nur anders: Besonnene Gringos hatte er sich früher mal gwünscht. Die Gringos, mit denen er noch vielen, vielen Jahren zu tun gehabt hatte, als er so dumm gewesen war, ihnen helfen zu wollen, waren nie so misstrauisch gewesen wie diese hier. Wo waren die nur, wenn sie einem mal nützlich gewesen wären?
Missmutig reichte er Viktoria die eine Liste, während er die andere nicht besonders sorgfältig faltete und mitsamt Stift in der Hosentasche verschwinden ließ. Dabei fiel sein Blick auf Miguel.
"Eh, Miguel. Soll dein Boot dahinten eigentlich liegen bleiben?" Er hob die Brauen. "Was mach ich, wenn ich den Platz brauche?" Nicht, dass es zu erwarten war, dass überhaupt noch jemand heute hier anlegte, und erst recht nicht, dass es drei oder vier weitere Schiffe sein würden, aber an irgendwem musste er seine schlechte Laune ja auslassen.

[Miguel Bolivar]

Miguel hatte sich im Schatten des Frachtunterstands an einen Pfosten gelehnt und die Szenerie beobachtet. Die Gringos, wie sie vom Boot kamen, diskutierten, Garcia, der offensichtlich nicht bekam, was er sich erhofft hatte - immerhin klang es so, wie wenn tatsächlich ein Entscheid gefallen war, nun erst mal nach Atempo zu gehen und Träger anzuheuern. Somit lief also alles nach dem Plan, den er mit Teo vorhin ausgeknobelt hatte. Aber ihm schwante, dass da ein paar schwierige Wochen auf ihn zukommen würden.

Er nickte dem Typen zu, der dann beim Unterstand ankam und begann, in seiner Tasche zu wühlen, kurz darauf tauchte Garcia mit einer Gringa und Papierkram auf. Miguel beobachtete die beiden bei ihrem Austausch, und der Missmut des Verwalters war nicht zu übersehen. Er grinste, bis dieser sich plötzlich an ihn wendete. Puta madre, das Boot! Und vor allem sein Fang..., das hätte er ja fast völlig vergessen. Sehr viel länger konnte der hier nicht mehr rumliegen, sonst konnte er die verfaulten Fische gleich wieder zurück in den Fluss werfen. Reflexartig sah er rüber zur Anlegestelle, wo sein Boot in der prallen Sonne lag. Vermutlich war das ganze Eis längst geschmolzen. Maldito! Miguel zuckte mit den Schultern und sah Garcia cool an. "Du meinst, wenn plötzlich drei Touristenboote und zwei Frachter gleichzeitig kommen zwischen jetzt und heute Abend?" Seine Stimme klang ironisch, denn sie wussten beide, dass das ein Problem war, das der Handelsposten nie haben würde.

[Viktoria Klein]

Viktoria sah frustriert zu, wie der Zettel samt Stift in der Hosentasche von Garcia verschwand. Das war so typisch. Erst ein riesiges Theater aufführen, weil die richtigen Papiere nicht da waren, und dabei groß auf die Achtung der Regeln klopfen, von wegen es müsse alles seine Ordnung haben. Und dann so gleichgültig die Sachen von anderen behandeln. Immer dieser Opportunismus. Kein Gedanke mehr an Ordnung und Achtung.
Nur mit Mühe liess sich Viktoria nichts anmerken, als Garcia dann auch noch diesen Miguel anblaffte. Nur ein kleines Seufzen entschlüpfte ihren Lippen. Wahrscheinlich diente das nur zur Machtdemonstration. Na gut, ihr sollte es egal sein. Garcia würde wohl kaum ein Träger für sie werden.
Fast erleichtert sah sie aus den Augenwinkeln wie Dr Bueno auf den Frachtunterstand zukam.

[Garcia Blanco]

"Zum Beispiel dann, ja", erwiderte Garcia ungerührt. War es denn seine Schuld, wenn die Boote und Frachter hier nicht ankern durften? Man hatte ja auch schon Krokodile beim Kraul gesehen. Wenn jetzt eine ganze Segelregatta von einem Tornado aus dem Nichts hergeschleppt wurde, was dann? Oder schlimmer: Wenn das, was Miguel in seinem Boot hatte, zu stinken anfing und ihm das bisschen Luft, das er hier sein Eigen nennen durfte, verpestete?
"Wenn du das Boot da liegenlassen willst, musst du Liegegebühren bezahlen." Ganz sicher gab es sogar dafür irgendwo in seinen Unterlagen eine Preistabelle. Aber er konnte sich auch einfach etwas ausdenken; in solchen Dingen war Garcia in der Regel flexibel. Und solange Miguel das Boot nicht dazu nutzen wollte, seine Gäste oder ihr Gepäck ins Dorf zu schaffen, würde es ihn nur daran erinnern, dass diese ganzen Städter zurückkommen würden.

[Mercedes Bueno]

cf: Steg

Mit Scotts Verpflichtung in der Tasche betrachtete Dr. Bueno den Hügel an notwendigem Reisegepäck, das sie auch vor Entdeckung mit sich herumtragen würden, schon mit leichterem Herzen. Dass es so einfach gewesen war, einen ersten Träger zu finden, ermutigte doch außerdem dazu, dass es in Zukunft nicht viel schwerer werden würde.
"So", sagte sie und blickte sich dann erwartungsvoll um. "Es sieht aus, als könnten wir aufbrechen. Senor Mitchell", sie drehte sich halb und deutete auf den jungen Mann, der auf dem Steg im Gespräch mit Teo war, "hat sich bereiterklärt, uns als Träger zu begleiten. Bis zu Miguels", sie schenkte dem jungen Einheimischen ein kurzes, geschäftliches Lächeln, "werden wir unsere Sachen allerdings noch unter uns aufteilen müssen. Senorita Klein, ich würde es dennoch begrüßen, wenn Sie auch diesen Weg dokumentieren könnten; zumindest ein paar Fotos von größeren Auffälligkeiten machen." Sie musste gleich mal mit dem Professor darüber reden, wem sie in Zukunft die Betreuung der Träger übertragen konnten. Senorita Sanchez vielleicht. Oder dem jungen Canalli - wenn der denn bald zu ihnen stieß.
"Ansonsten - hat noch jemand Fragen?" Sie beendete ihre Vorlesungen gern mit dieser Floskel - das hatte so etwas Verbindliches..

[Miguel Bolivar]

Der Typ war echt unglaublich. Miguel dachte kurz nach. "Ich hab' kein Geld, aber du kannst die Fische haben. Wenn du sie richtig kühlst, reicht das für ein paar anständige Mahlzeiten - mehr als genug Bezahlung für die paar Stunden. Heute Abend hole ich das Boot." Zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn sich Garcia darauf einliess. Die Fische konnte er eh vergessen, also konnten sie ruhig als Bezahlung herhalten. Und er hatte wirklich kein Geld, das hätte er nur dann gehabt, wenn er die Fische heute auf dem Markt verkauft hätte. Der Verwalter hatte also die Wahl zwischen den Fischen und nichts.

Dann kam die Frau zurück, mit der er vorhin verhandelt hatte. Offensichtlich waren sie dann langsam so weit. Und sie hatte offenbar bereits einen ersten Träger gefunden. Miguel musterte Scott von weitem und wendete sich dann Bueno zu. "Sobald Sie Ihre Leute zusammen haben, können wir aufbrechen nach Atempo. Der Weg ist nicht sehr weit, aber mit diesem Gepäck werden wir schon ein, zwei Stunden brauchen." Je nach dem wie viele Pausen sie einlegen mussten, die feuchte Hitze mit dem Gepäck war sicherlich nichts für verwöhnte Städter.

[Sebastien Lemaitre]

Na endlich! Sébastien konnte es kaum erwarten, dass sie hier endlich wegkamen und diese Expedition endlich in die Gänge kam. Seine Tasche geschultert, stellte er sich zur Gruppe dazu. "Keine weiteren Fragen, und falls irgendwer noch welche hat, können wir die auch nachher in Atempo klären", hielt er in bestimmten Ton fest. Die Aussicht, jetzt hier zwei Stunden mit seinem Gepäck durch den Dschungel zu marschieren, war zwar nicht allzu attraktiv, aber es war besser als hier rumzusitzen und zu warten, bis sie vom Dschungel überwuchert wurden wie die Gemäuerreste der Selenisten, die sie zu finden hofften.

"Allons-y!"

tbc Atempo/Dorfwege

[Garcia Blanco]

Hmmmm. Ein paar Mahlzeiten Fisch im Austausch dagegen, dass er den Anblick eines Bootes ertragen musste - oder nicht einmal das, wenn er gar nicht erst am Steg herumhing. Er musste nur warten, bis die Caminante weg war, und danach konnte er sich wieder schön in sein Haus verziehen, wo es stickig, aber wenigstens halbwegs kühl war. Gar kein so schlechter Tausch.
"Bah", gab er dennoch eher unbestimmt von sich und schnitt eine Grimasse, als hätte Miguel ihm gerade angeboten, den Fisch mitten in der Sonne braten zu lassen, bis er stank.
Garcia warf noch einen Blick auf die nun immer mehr werdende Gruppe von Forschern unter dem Frachtstand, und grußlos machte er sich dann auf den Weg zu Miguels Boot, um dort die Fische zu holen und damit in Richtung Haus zu hinken. Brachte ja nichts, die noch länger hier rumliegen zu lassen!

tbc: irgendwo am Handelsposten wenn gebraucht