Pier für kleinere Transport- und Passagierschiffe

[Elvis Strindberg]

Erst wollte Elvis ihn ja schon fragen, was es denn da zu 'glauben' gab. Dass es sie gegeben hatte? Das war so sicher wie das Bier zum Feierabend! All die Ruinen, die Kunstgegenschätze, das Gold, das die Spanier abgezockt hatten.. Inka waren doch keine Glaubenssache, sowas wie der Yeti oder Gott oder der Sieg von Fortuna Primera, die waren eine Tatsache, so wie außerirdische Existenz!
Aber all diese Einwände wurden weggewischt. "Träger? Du?" Elvis verschluckte sich beinahe, als er in Lachen ausbrach. Das musste sich bei ihm nicht erst aufbauen, sondern brach gleich laut und fast ordinär aus ihm heraus; Tränen stiegen ihm in die Augen, und sein ganzer Körper bebte vor Vergnügen. Herrlich, das wollte er sehen! Wenn der durch den Dschungel laufen konnte, ohne über seine Schnürsenkel zu stolpern, würde das doch schon einem Wunder gleichen, aber dabei auch noch was tragen? "Na wenn du dabei bist", mühsam rang Elvis um Fassung und Atem und wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln, "dann kann ich ja gleich hier bleiben, Batata. Haa, herrlich!" Immer noch lachend schüttelte er den Kopf und nahm die Sonnenbrille ab, um sie sich in den Hemdkragen zu hängen. Dann stemmte er sich hoch und entfaltete dabei seine Körpergröße, um Teddy schließlich die Hand hinzustrecken. "Ich bin Elvis Strindberg." Und der Junge brauchte ganz eindeutig einen Mentor. Nur gut, dass er ihn getroffen hatte.

[Teddy Wilcox]

Erm, okay... es war nicht unbedingt so, dass das Amüsement des Älteren Teddy überraschte. Nicht wirklich zumindest. Er sah nun wirklich nicht aus wie der kräftigste Typ auf Erden und auch nicht unbedingt wie ein ausdauernder Wanderer, der sich tapfer durch den tiefsten Urwald schlug. Was zum Teufel tat er hier eigentlich?
Nach wie vor vollkommen bedröppelt stand er vor dem grölenden Mann und blickte betreten von seinen Füßen, zu seiner neuen Bekanntschaft und dann etwas unsicher in die Gegend, nur um zu schaun wie viele Leute sie bereits anstarrten. Einen derartigen Lachkrampf hatte er selten erlebt. Zaghaft hob er einen Zeigefinger, öffnete den Mund, klappte ihn allerdings kurz darauf direkt wieder zu. Brachte ja eh nichts.
Erst als der Lachanfall seiner neuen Bekanntschaft geendet hatte, setzte er ein schiefes „Hehe, ja“, hinterher und tat wieder so als hätte er das ‚Batata’ nicht gehört.
Der zweite Schock folgte, als der amüsierte Herr sich erhob und Teddy mal eben um gut einen Kopf überragte. Na ganz großartig. Kräftig, groß, souverän und er stand daneben und war unscheinbarer denn je.
Elvis der Pornostar.
Wenn das mal nicht passte wie Arsch auf Eimer. Er bemühte sich um einen kräftigen Händedruck, als er ihm die Hand reichte, auch wenn er bezweifelte dass es tatsächlich funktionierte. „Theodore Wilcox, aber erm...“, musste er das jetzt wirklich zugeben? „Freunde nennen mich Teddy.“ So, wo konnte er sich jetzt einbuddeln?

[Elvis Strindberg]

"Freut mich, Teddy." Elvis schüttelte ihm grinsend die Hand. Witze über Vornamen lagen bei ihm nicht sonderlich hoch im Kurs; wer nach dem King getauft worden war und auf die bloße Vorstellung mit dem eigenen Vornamen oft genug ein 'Angenehm, Costello' ertragen musste, war großzügig bereit, die Grausamkeit von elterngegebenen Vor- und von sonstigen verliehenen Spitznamen zu übergehen. Abgesehen davon bot Teddy so unglaublich viel Angriffsfläche.. da war ein Vorname doch viel zu einfach.
Elvis wandte den Kopf, um kritisch aufs Meer hinaus zu sehen, aber so wie in den vergangenen Minuten war da nichts zu erkennen, was auch nur ansatzweise in diese Richtung kam und dabei groß genug war, um als Caminante in Frage zu kommen. Und da Schiffe nicht vom Himmel zu fallen pflegten, hatten sie wohl noch etwas Wartezeit vor sich. Wollten sie die denn wirklich hier verbringen? Oder besser: Wollte er das?
"Bis das Schiff wieder da ist, dauert es sicher noch." Er bückte sich, hob seinen eigenen Rucksack hoch, vergewisserte sich, dass die Machete noch fest daran befestigt war, und schwang ihn sich auf den Rücken. "Lass uns hier abhauen." Auffordernd verpasste er Teddy einen kameradschaftlichen Schlag gegen die Schulter und machte Anstalten, den Pier hinauf Richtung Festland zu schlendern. Er hatte Durst, und da vorne gab's doch sicher was Kühles zu trinken.

[Teddy Wilcox]

Ob es ihn selbst so sehr freute, da war Teddy sich noch nicht sicher. Einerseits schon, geteiltes Leid war schließlich halbes Leid und der Kerl sah tatsächlich so aus, als wisse er was er hier tat – was man von Ted nicht behaupten konnte. Andererseits konnte er sich schon vorstellen, dass Williams ihn bloß lachend wieder nach Hause schicken würde, wenn er hier mit einem Kerl wie Elvis auftauchte. Und ja, vermutlich würde er Kopfschmerzen bekommen, wenn er sich länger Witze à la ‚Der King lebt!’ verkniff.
„Na hoffentlich verpassen wir die Expedition nicht komplett.“ Das wäre dann vermutlich die Flaute des Jahres und absolut passend zu Teddys generellem Glück im Leben. Fantastisch. Wirklich.
Das leise Quietschen beim Anblick der Machete, die der andere vollkommen nonchalant an seinen Rucksack geklemmt hatte, konnte Ted noch so grade eben unterdrücken. Wäre auch zu peinlich gewesen. Schämen tat er sich sowieso schon, allein wenn er dran dachte wie stolz er auf sein neuerstandenes Schweizer Taschenmesser gewesen war. Ob er sich hier auch so ein Schlachtbeil zulegen musste? Und wenn ja, von welchem Geld? „Erm... und wenn wir sie wieder verpassen?“ Allein am Steg bleiben wollte er allerdings auch nicht, also nahm er die Beine in die Hand und wuselte dem Hünen – aus Teddys Sicht aus war das bestimmt sogar zutreffend – eiligst hinterher.

[Elvis Strindberg]

"So ein Schiff ist kein Bus", erklärte Elvis würdevoll und blickte über seine Schulter zu Teddy, während der zu ihm aufschloss. "Das hält hier länger als ein paar Minuten. Und glaub mir - die Aussicht da von dem Poller ist weder besonders verlockend noch spannend. Und die Klimaanlage ist beschissen." Er lachte wieder und korrigierte noch mal den Sitz seines Rucksacks. Das dumme Ding drückte!
"Außerdem", er hob belehrend den Zeigefinger seiner freien Hand, "sind wir jetzt zu zweit. VIelleicht können wir da auch irgendwen bequatschen, dass er uns da hinbringt. Hier sind ja genug Boote." Und mit dem Frischling konnte man bestimmt gut auf Mitleidsmasche machen. 'Nehmt uns mit, sonst versucht mein Kumpel hier noch zu schwimmen, und ihr wollt doch nicht, dass das Anti-Brumm dann die ganzen Fische der Bucht vergiftet..' Ja, da würden die Einheimischen hier sicher mit sich handeln lassen. Handeln war schließlich wichtig, aber das konnte der Frischling ja nicht wissen, der war ja nicht von hier, sondern.. hm, woher wohl?
"Von wo aus bist du eigentlich zum Sterben hergekommen?", erkundigte sich Elvis neugierig, während er den Pier verließ und Richtung Piranha hielt.

tbc: Hafenbezirk

[Teddy Wilcox]

Er hatte schon zu viele schlechte Filme gesehen, um zu wissen dass man auch durchaus ein Schiff verpassen konnte. Vor allem wenn man in einer Kneipe saß und eventuell nur noch torkelnd am Rande der Nüchternheit entlangwankte. Und in Richtung Kneipe wollte der Ältere anscheinend. Eine etwas schattig aussehende Kneipe – also, schattig nicht nur im Sinne von wenig Sonnenschein, sondern auch im Sinne von wenig einladend – wie Teddy feststellte, je näher sie dem Etablissement kamen.
„Na wenn das mal nicht massenweise kostet.“ Ob da einer pessimistisch wurde? Nur ein kleines bisschen. Wenn man allerdings bedachte dass Ted sein Schiff verpasst hatte und sich nach wie vor nicht sicher war ob die brütende Hitze ihm doch irgendwann auf den Kreislauf schlagen würde, Strohhut hin oder her, konnte man dieses latente Sentiment doch eventuell nachvollziehen.
„Aus Texas. Austin um genau zu sein. Sterben kann man da auch blendend aber ich hab mir gedacht hier ist’s vielleicht spannender“, grinste er schief und dackelte treudoof dem, nach wie vor völlig fremden, älteren Mann hinterher, Richtung Hafenkneipe.
„Und du? Graceland?“ Haha, der war platt.

tbc: Hafenbezirk

[Narracion]

[Des Carter]

‚Dr Carter? Es hat aufgehört zu regnen.’ Dezent verwirrt und ein bisschen wie aus einer anderen Welt gerissen, sah Des von dem Buch auf, in das er bis grade vertieft gewesen war. Er hatte keine Ahnung was er da überhaupt gelesen hatte, aber es war alles gewesen, das der Wirt vom ‚Piranha’ da gehabt hatte. Irgendwas im Jane Austen Stil, was befremdlich war wenn man bedachte, dass der Kerl in irgendeinem vorigen Leben bestimmt mal Metzger gewesen war. „Estão bem.“ Er leerte sein Bierglas, packte seine verstreuten Unterlagen zusammen und trat aus der Kneipe. Die Luft war immer noch etwas schwül und stickig von dem Gewitter, das bis vor kurzem noch über Narracion gezogen war, aber Des war guter Laune und voller Tatendrang.
Natürlich hatte er seinen werten Kameraden und langjährigen Freund nicht über seine Pläne unterrichtet und sowieso niemandem Bescheid gesagt, als er am Vortag nach St Palabra aufgebrochen war um von dort aus weiter nach Atempo zu reisen. Bislang war die Reise auch kein Problem gewesen, nur die Überfahrt stellte ihn vor ein kleines Problem. Es gab gemeinhin nur zwei Methoden um weiterzukommen und Beide waren verhältnismäßig teuer.

Man hatte ihm die MS Caminante empfohlen, ein Name der ihm irgendwie bekannt vorkam, auch wenn er ihn nach wie vor nicht wirklich zuordnen konnte, also wanderte er von der Kneipe weiter Richtung Pier, um irgendwann das verrostete Etwas zu entdecken, das munter und leicht auf den Wellen vor sich hinschaukelte. Wenn er nicht schon schlimmeres gewöhnt wäre... „Hallo? Jemand an Board oder kann ich den Kutter klauen ohne das es jemand mitbekommt?“ Versuch wäre es zumindest wert.

[Teo Howard]

"Nur wenn du auch ohne Motor fahren kannst", kam eine launige Stimme von Bord des Schiffes, und kurz darauf tauchte Teo auf, die den von Vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch unternahm, ihre Unterarme, die mit einer schwarzen, öligen Schicht bedeckt waren, mit einem bereits reichlich verschmierten Lappen zu säubern. Wo ihre Hände in letzter Zeit irgendwas berührt hatten - ihre Stirn, ihre Wangen, ihr Kinn, ihre Hosen, Teile ihrer Haare - waren dunkle Streifen zurückgeblieben. Aber so ein Ölwechsel ging halt nicht sauber wie frische Wäsche von sich! Und irgendwie hatte sie die Hoffnung, dass der Motor mit neuer Ölung und wenn er erst mal wieder zusammengebaut war, weniger laut brummen würde. Je weniger Lärm sie bei ihrer Taxifahrt in ein paar Tagen machen würde, umso besser. Außerdem lenkte sie das von den Gedanken ab, ob Miguel schon was erreicht hatte und sie vielleicht ihren Talisman schon bald wieder tragen würde. Auch an ihrer Kehle zeugte ein schwarzer Fleck davon, dass ihre Finger häufiger die Stelle berührten, wo normalerweise ihr Anhänger ruhte.

Teo legte den Kopf schief und musterte den Fremden neugierig. Irgendwie.. also ganz dunkel kam der ihr bekannt vor. Aber einer von den Fischern war das nicht. Oder einer vom Hafen, der ihr mit der Frage auf die Nerven gehen wollte, wohin sie ihr Altöl packte. Pah. Als würde sie das das erste Mal machen und das Zeug einfach ins Hafenbecken kippen! Wenn sie die Umwelt versauen wollte, würde sie es einfach während einer Fahrt draußen in der Bucht entsorgen, aber hallo? Sie lebte hier! Sie schiss doch auch nicht in ihren Flur!

"Was gibt's denn?" Sie schwang sich auf die Reling, wischte halbherzig über die Flecken, die sie dabei verursachte, und fuhr dann damit fort, ihre Haut von schwarz in grau zu reiben.

[Des Carter]

„Ich könnte vermutlich nicht mal mit Motor fahren.“ Neugierig beobachtete er, wie sich eine ziemlich dreckig aussehende Gestalt aus dem Schiffsinneren schälte. Eine Frau, die einen Schiffsmotor reparierte. Sachen gab’s... ziemlich erquickend und er schmunzelte ganz von alleine und eigentlich völlig grundlos.
„Die freundlichen und wohlriechenden Herrschaften in der Kneipe da vorne haben mir mitgeteilt, dass dieses erm... Schiffchen hier regelmäßig in Richtung Atempo fährt. Stimmt das?“ Irgendwoher kannte er sie. Flüchtig vermutlich, aber der ganze Look und die präzise verteilten Ölflecken auf ihren Klamotten kamen ihm irgendwie bekannt vor. Nun, er war inzwischen nicht mehr der Jüngste, da durfte er Namen schon mal vergessen. Wenn es ihn nur nicht so wurmen würde. Als er das letzte Mal in Atempo gewesen war – eine Reise die nun gut ein Jahr her sein dürfte – war er freundlicherweise mit einer kleinen Propellermaschine mitgenommen worden, die statt Scheiben bloß Plastikplane in die Fensterrahmen gespannt hatte. Schlimmer konnte dieses Schiff also wirklich nicht sein.