Pier für kleinere Transport- und Passagierschiffe

[Teo Howard]

"Dann wird das mit dem Klauen eh schwierig", lachte Teo fröhlich, nur um gleich geschäftig die Ohren zu spitzen. Atempo? Oh, das klang nach Kundschaft, da sollte sie den Mann wohl besser siezen. Einige waren da ja unglaublich empfindlich.. als würde sie jeden, den sie duzte, für einen ausgemachten Trottel halten. Meist war's eher andersrum!
"Ja, da haben die Herren recht." Sie nickte und klopfte zufrieden auf die Reling. "Das hier ist quasi der Wasserbus nach Atempo. Der einzige in der ganzen Stadt." Ihre Augen begannen neugierig zu funkeln. Es war ungewöhnlich, dass jetzt schon wieder wer in das Kaff wollte; eigentlich war Atempo doch so verschlafen wie eine alte Katze. Der würde doch nicht am Ende auch noch... nee. Forscher kamen doch nicht tropfenweise.
"Haben Sie da Verwandte?" Hm, der Typ war schwer einzuschätzen. Sah aber schon mal nicht aus wie ein Vertreter. Und genug Zeug, um dahin auszuwandern, hatte er auch nicht dabei. Vielleicht ein Kunde für Mama Santos? Der käme dann aber auch wirklich kurz vor Ladenschluss - Teo war sich absolut sicher, dass Mama Santos in weniger als vier Tagen mit der halben Verwandtschaft zu einem Besuch in einem Nachbarort aufbrechen würde - offiziell. Aber vorher konnte sie dem armen Teufel sicher noch einen Exzorzismus oder eine Reihe Traumfänger verkaufen.

[Des Carter]

Fuhr der Kutter also tatsächlich nach Atempo. Dass das Ding überhaupt noch schifffahrtstauglich war verblüffte Des ein klein wenig, aber ausnahmsweise hielt er sich mit seinen dusseligen Kommentare bedeckt. Schließlich wollte er hier ja was von dieser, herrlich mit Öl bekleckerten jungen Dame, da sollte ein gewisses Level an Höflichkeit gewahrt bleiben. „Keine Verwandten, aber einen seit langer Zeit als verschollen geglaubten Freund.“ Er grinste leicht. „Vermutlich ist der auch mit dem Schiff hier nach Atempo gereist, der hat ne Schwäche für solche Urgesteine.“ Er schulterte den Rucksack nach und reichte ihr freundlich die Hand, wobei er sich reichlich wenig für das Öl an ihren Fingern zu interessieren schien. Gab schlimmeres, als ein wenig Dreck an den Pfoten. „Ich bin übrigens Desmond, freut mich.“
Sie kam ihm immer noch bekannt vor. Ihr Gesicht, ihre Stimme... gut, St Palabra war auch nicht besonders groß, vermutlich waren sie sich tatsächlich schonmal über den Weg gelaufen. Frage war nur wo. Und wann vor allem. „Wann legt ihr denn das nächste Mal ab?“

[Teo Howard]

"Teo, sehr erfreut." Sie packte herzhaft zu und schüttelte Desmonds Hand grinsend, ohne überhaupt groß daran zu denken, wie verschmutzt seine Hand danach aussehen musste. Teo nahm nicht mehr jeden Schmutz auf ihrer Haut wahr, wenn sie erst mal in Fahrt war. Und erfreulicherweise schien er nicht soviel Wert darauf zu legen, dass man ihn mit aller Höflichkeit behandelte. Gerade unter Gästen traf man sowas selten. Die meisten schienen sich wunderwas darauf zu denken, dass sie bereit waren, sich transportieren zu lassen. Komisches Volk.
Nachdenklich warf sie einen Blick über ihre Schulter, grob in die Richtung, aus der sie vorhin gekommen war und in der der auseinander genommene Motor außerhalb Sichtweite lag. "Morgen, denke ich. Wenn ich bis dahin alles wieder zusammen habe. Aber ich würde nicht mit der Morgenflut rechnen." Sie grinste, und insbesondere gegen ihr verschmutztes Kinn strahlten ihre Zähne dabei besonders hell. Jetzt, wo Ferien waren, mussten sie auch keine Internatsschüler einsammeln, da hatten sie keinen Zeitdruck, weil niemand zu irgendeiner festen Zeit zurück vom Wochenende in der Schule sein musste. "Eher so am Nachmittag." Hm, und er kam ihr immer noch bekannt vor... "Wer ist denn dein Freund? Vielleicht kenne ich ihn."

[Des Carter]

Teo also... sogar der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Entweder litt er langsam an Altersdemenz oder er bildete sich irgendwas ein, jedenfalls konnte er sie nach wie vor nicht wirklich einordnen. Kam vielleicht noch.
„Also keine Chance, heute noch hier wegzukommen?“ Welpenblick funktionierte vermutlich nicht, schonmal gar nicht wenn man unrasiert war und Öl an der Hand kleben hatte, aber probieren konnte er es zumindest ein bisschen. Der Blick hatte ihn übrigens auch in die Forschungsgruppe gebracht, die ihn und Ray so zusammengeschweißt hatte. Der Blick und herausragend gute Noten, ja, aber bescheiden wie Des war, schob er’s lieber auf seinen schier endlosen Charme. Oder sowas.

„Raymond Williams. Ungefähr so groß“, wobei er mehr oder minder seine Größe andeutete; „Yankee Klamotten, Aussie Akzent, meistens ungepflegt, zieht die Gesellschaft von Steinen der von Menschen vor...“ Also wenn sie sich aufgrund dieser Beschreibung nicht an Ray erinnern würde, dann vermutlich gar nicht. „Er dürfte auch erst vor kurzem hier aufgetaucht sein. Leitet eine Expedition in den Dschungel, soweit ich weiß.“

[Teo Howard]

"Doch, klar." Teo nickte ernsthaft, beugte sich vor - natürlich nicht so weit, dass sie Gefahr lief, von der Reling zu rutschen und dann zwischen Bordwand und Pier zerquetscht zu werden - und fuhr fort: "Zum Beispiel schwimmend." Sie lachte fröhlich, ließ die Beine baumeln und setzte sich wieder aufrechter. Beinbaumeln und Gleichgewicht halten klappte nicht immer.
Ein bisschen Mühe, ihre Fröhlichkeit zu bewahren, hatte sie dann aber doch. Hach, jetzt war der doch einer von denen! Oder gehörte zumindest irgendwie dazu. Sollte sie den jetzt anflunkern und sagen, sie hätte noch nie was von dem gehört? Aber irgendwann würde er ja doch in die Bucht kommen, und dann würde er ihn am Ende treffen, und dann... ne, Lügen mit zu kurzen Beinen waren lästig.
"Jaah", antwortete sie daher ein wenig gedehnt, "ja, der war hier. Den haben wir gestern an Board gehabt und am Handelsposten rausgelassen." Sie befeuchtete sich die Lippen. "Den wirst du jetzt aber sicher nicht mehr treffen, der ist doch sicher schon weiter." Ob sie ihren Onkel dazu bewegen konnte, dass das Schiff morgen auch noch kaputt war? Hm, unwahrscheinlich. Wenn der Kohle witterte, kannte er nicht Freund noch Feind.

[Des Carter]

„Schwimmend, huh?“ Nachdenklich sah er aufs Wasser raus. „Was meinst du, wie weit komm ich wenn ich in der Grundschule das Seepferdchen als Abzeichen gemacht hab?“ Doch mit Sicherheit bis zum Handelsposten. Und dann konnten sie ihn direkt zurück ins Krankenhaus bringen. Nee, blöder Plan. „Dann warte ich doch lieber aufs Schiff.“ Er grinste schulbubenhaft.
Er nahm kurz den Hut vom Kopf und kratzte sich leicht am Nacken. „Jah, der wird schon weiter sein.“ Der Hut landete wieder da, wo er hingehörte. „Aber den hol ich schon ein. Ist nicht der erste Dschungel, durch den ich allein latsche. Der Kerl rennt jetzt schon’n ganzes Weilchen erfolgreich vor mir weg, langsam muss ich den mal erwischen.“ Natürlich fiel ihm nicht auf, dass ihre Fröhlichkeit plötzlich etwas aufgesetzt wirkte. Sein Humor war vielleicht unschlagbar, aber seine Menschenkenntnis litt hin und wieder ein wenig.
„Musst du noch viel an der Kiste rumschrauben?“, er deutete leicht auf den Motorraum, aus dem sie vorhin gekrochen gekommen war.

[Teo Howard]

Teo lachte pflichtschuldigst über die doch sicherlich rhetorisch gemeinte Frage mit dem Seepferdchen. Auch wenn sie ihn immer noch nicht richtig einordnen konnte, war er doch auf jeden Fall ein Kunde, und sowas war Howardsches Gesetz: verärgere nie einen Kunden, selbst wenn du der einzige Anbieter bist.
Hm, aber leider klang der so, als würde er sich in Dschungeln etwas besser auskennen als der Großteil der Leute, die sie da abgesetzt hatten. Sie hatte ja gehofft, mehr Informationen über die Expedition zu bekommen, da sie heute auf der Rückfahrt Delia wieder vom Handelsposten eingesammelt hatten. Aus irgendeinem Grund reiste die wieder zurück nach Primera, und auch wenn Teo mit ihr versucht hatte, von Selenistin zu Selenistin zu reden, hatte Delia nur verstockt geschwiegen. Teo hatte beinahe den Eindruck bekommen, als wäre Delia wie ein unartiges Kind zurückgeschickt worden und schmollte jetzt deswegen. Na, wenigstens hatte sie ihr erzählt, dass Miguel tatsächlich als Träger angeheuert hatte und sich einer der Expedition den Fuß verknackst hatte. Leider nicht der große, der aussah, als würde er sich nicht im Dschungel verlaufen. So wenig wie dieser hier. Und wenn sie ihn doch aufhalten könnte...? "Och, heute nicht mehr so viel", behauptete sie daher mit einem weiteren Schulterblick. "Ist ja auch schon spät. Der meiste mache ich morgen; ich muss das nur noch wegräumen." Sie befeuchtete sich die Lippen. So. Wie bekam sie jetzt am besten wieder die Kurve zurück?
"Wenn er immer vor dir fortläuft, scheint das aber keine besonders gute Freundschaft zu sein", grinste sie. "Oder bist du Gerichtsvollzieher?"

[Des Carter]

„Nicht mehr so viel, huh?“ Gut, somit stand sein Plan fest. Er war nunmal gesellig und wenn er es noch eine Nacht in diesem erm... netten Örtchen aushalten sollte, dann hatte er gern Gesellschaft beim Abend im Pub. Für ein, zwei Bierchen war’s noch nicht zu spät und just als er zu seiner unverblümten Frage ansetzen wollte, unterbrach sie ihn. „Seh ich aus wie ein Gerichtsvollzieher?“, grinsend deutete er an sich runter und wusste genau, dass er mehr aussah wie eine Art Crocodile Dundee für Arme. Nur eben... rothaarig. Ein irischer Kobold als Dundee verkleidet oder sowas. „Sagen wir, es ist die Art Freundschaft, von der meine Mutter steif und fest behauptet, dass es keine Freundschaft ist. Wir sehen uns meistens nur ein-, zweimal im Jahr.“ Er zuckte nonchalant mit den Schultern. Sogar sein Patenkind sah er häufiger, dafür war der Email- und Telefonkontakt mit Ray rege. Vorausgesetzt er brach nicht grade auf irgendeine Expedition in den Dschungel auf.

Um aber auf seine ursprüngliche Frage zurückzukommen; „Noch Lust auf nen Drink? Ich geb aus.“ Bemerkenswert, dass er so freundlich fragen konnte, dass sie nichtmal ansatzweise auf den Gedanken kommen könnte, er würde sie angraben. Er war wirklich einfach nur ein netter Kerl, der eine junge Frau ohne Hintergedanken auf einen Drink einlud. Gab es tatsächlich noch, den Schlag Mann.

[Teo Howard]

"Seh ich aus wie die weltbeste Mechanikerin der Welt?" Sie grinste beinebaumelnd. Wenn sie von irgendeinem Inkasso-Unternehmen geschickt worden wäre, um einem Forscher in den tiefsten Urwald zu folgen, hätte sie auch keinen Zweireiher an! Aber er wirkte tatsächlich nicht wie jemand, der oft Geld in den Händen hatte. So sehr konnte eine Oberfläche gar nicht täuschen.
Blöd nur, dass sie jetzt noch immer nicht wirklich wusste, wer er war und warum er auch noch in den Dschungel wollte. Vielleicht kam er ja auch, um seinen Freund nach Hause zu holen! Gut, die Chance war jetzt nicht soooo riesig, aber wie groß war die Chance, dass eine Expedition ausgerechnet jetzt zum unpassendsten Zeitpunkt überhaupt hierher kam und ausgerechnet ihren Tempel suchte? Da war doch etwas ausgleichende Gerechtigkeit möglich!
Erfreut stellte sie fest, dass ihre Chance, mehr zu erfahren, aber noch nicht vorbei war. "Das ist eine großartige Idee." Sie strahlte Des ehrlich an und kletterte beschwingt wieder von der Reling. "Ich mach nur noch etwas sauber, dauert so... zehn Minuten? Du kannst solange warten, oder du gehst schon mal vor. Der Piranha ist ganz nett und gleich da vorne." Sie wedelte in die entsprechende Richtung - und stutzte dann kurz. Piranha. Und ein Typ, der sie zu einem Drink einlud. Gut, letzteres kam häufiger vor, vor allem von ausländischen Touristen, aber die meisten wurden irgendwann frech. Teo legte den Kopf schief. "Warst du schon mal hier?"

[Des Carter]

„Jah, da war ich grade schon.“ Ganz nett war wirklich optimistisch ausgedrückt, aber das Bier war nicht übel und als ausgewiesener Abenteurer, hatte man wirklich keine höheren Ansprüche. Nur die Buchauswahl des Wirts machte ihm immer noch Sorgen irgendwie.
Er wollte sich grade schon zum Gehen wenden und schon mal vordackeln, als sie ihn doch nochmal mit einer Frage aufhielt. „War ich“, er nickte. „Ist allerdings schon ein ganzes Weilchen her. Bestimmt ein Jahr oder so.“ Und er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was er damals hier gelockt hatte. Vermutlich wieder reine Neugierde, die ihn ja immer wieder in diverse Ecken des Landes trieb. Vermutlich wäre das der geeignete Moment gewesen, in dem Des auf den Trichter kommen könnte, dass er die junge Dame tatsächlich kannte, aber Vergesslichkeit konnte man bei ihm bereits auf Altersdemenz schieben und er erinnerte sich nicht. Nicht genau jedenfalls.
„Wieso?“