Fischmarkt

[Teo Howard]

Teo schrak zusammen. Gerade noch hatte sie mit gerunzelter Stirn eine dieser Tabellen voller Zahlen, deren Sinn sich ihr nicht entschloss, studiert; im nächsten Moment erklang die Stimme ihres Onkels, und ertappt fuhr ihr Kopf herum, während ihre Hände unwillkürlich die verräterische Zeitung zusammenpressten und dabei halb zerknüllte. "Anschleichen ist unfair!", behauptete sie und bemühte sich erfolglos darum, dabei schmollend die Unterlippe vorzuschieben. So etwas war einfach nicht ihr Ding. Also ergab sie sich in ein Grinsen und zuckte mit den Achseln. "Aber ich wünsche dir auch einen guten Morgen."
Seufzend sah sie auf ihre misshandelte Zeitung, breitete sie auf den Knien aus und bemühte sich, die Falten herauszustreichen. "Das ist eine ganz ernsthafte Recherche. Seit meine Mitbewohnerin in diesen Putter von den Primera Pumas verknallt ist, backt sie für jedes Hole-in-One Plätzchen, und ich muss meinen Speiseplan für den Rest der Woche darauf einstellen." Ihr Gesicht zuckte vergnügt bei jedem falschen Sportausdruck. Wer so lange in James' Nähe Zeit verbracht hatte wie sie, konnte nicht umhin, sich das richtige Vokabular angeeignet zu haben; aber das hieß ja nun nicht, dass sie sie auch anwenden musste!
"Sind vor dem Wochenende noch irgendwelche Spiele eingesetzt?"

[Richard Bishop]

CF # Pension Meerblick

Zwar würde er es nie wirklich zugeben, aber als ein Kind der Großstadt, überforderten ihn diese Märkte von Mal zu Mal mehr. Selbst die normalen Bauernmärkte, welche man besuchen konnte, wenn man nur etwas außerhalb der Stadt ging, waren schon zu viel des Guten. Supermärkte. Lieferservice. Das war seine Welt, aber sein Essen teilweise noch freudig lebend zu sehen, das war zu viel des Guten. Vor allem auf leeren Magen - aber dieser wollte und musste gefüllt werden.

Die Lippen leicht geschürt, die Hände in den Hosentaschen, musste der Mann warhrlich wie ein kleines Kind wirken, den man vergessen hatte. Fühlte er sich nicht auch ein wenig so? Der furchtlose Anführer der Gauner hatte die erste Etappe seines Endgegnerlaufs gefunden. Aber, wie jeder große Held, musste auch er sich hineinstürzen und es war noch immer wichtig, dass er sich erinnerte, was er bitte gestern schon erledigt hatte.

[Teo Howard]

Nie wieder, schwor sich Teo. Nie wieder würde sie den Fehler machen, James mit etwas wie einem Sportteil oder auch nur einem dem Baseball irgendwie artverwandten Begriff zu konfrontieren. Gut, dasselbe schwor sie sich, wann immer sie sich einen seiner Vorträge über die Clams hatte anhören müssen, und sie wurde nie schlauer, aber erst einmal genügte es ihr für heute mit dem Baseball - ein Thema, das James allerdings komplett davon abgelenkt hatte, dass seine Nichte schon so früh unterwegs war - und hatte sich damit entschuldigt, noch verabredet zu sein. Mit ihrer Mitbewohnerin. Weil sie versprochen hatte, ihr zu helfen, ehe sie zur Caminante kam, um das Schiff für die Fahrt heute flott zu machen. Genau.
Eigentlich wollte sie nachsehen, ob Miguel wieder auf den Füßen war, aber das wollte sie James nun wirklich nicht auf die Nase binden.

Beschwingt drängelte Teo sich durch die Wege zwischen den Ständen, als ihr Howard-Radar - zuständig für potentielle Kunden und Fahrgäste - ausschlug. Da vorne schlenderte jemand zwischen den Menschen, der nicht dorthin zu gehören schien. Teo leckte sich über die Lippen. Miguel war schon groß; sicher würde er noch zwei Minuten länger ohne sie auskommen, wenn er nicht ohnehin schon vor ihrer Mitbewohnerin geflohen war. Und länger als zwei Minuten würde es doch bestimmt nicht dauern, einem Gringo - schon wieder einem? - einen Plan mit den ungefähren Fahrzeiten der Caminante in die Finger zu drücken.
Mit freundlichem Grinsen steuerte Teo auf den Gringo zu. "Buenos dias, Senor!", begrüßte sie Richard. "Sie sehen aus, als würden Sie was suchen..."

[Richard Bishop]

Sah er wirklich so verloren aus, oder war es doch nur... instinktiv griff Rick in Richtung der Tasche, wo sich Unterlagen und Geld befanden und ließ diese ruhend darauf liegen. Zwar sah das junge Ding nicht unbedingt wie eine gewöhnliche Taschendieben aus, aber er auch nicht unbedingt wie der gewöhnliche Heiratsschwindler und von etwas leben, das mussten sie am Ende des Tages alle. Und doch der ganzen Skepsis, die er just an den Tag legte, dazu hin und wieder kurz über sie hinweg schauend, in der Hoffnung, er würde das finden, was er suchte (wovon er selbst jedoch noch keine Ahnung hatte), sah er sie dennoch freundlich an. "Tue ich das, wirklich?", kam es leicht feixend über seine Lippen. "... da könnte sogar etwas dran sein." Er war gespannt, was sie ihm andrehen wollte. Niemand, wirklich niemand sprach irgendwen einfach so an. Alle hatten Hintergedanken und er wollte nun gerne ihre erfahren.

[Teo Howard]

"Das ist es meistens." Vergnügt zog Teo die Nase kraus, während sie ihre Daumen in die Gürtelschlaufen hängte und auf den Fußballen wippte. Manchmal war es doch echt überraschend, wie schlecht Menschen darin waren zuzugeben, dass sie Hilfe brauchten. Teo fand, dass sie Gringos gerade dadurch wunderbar verrieten: Lieber mit der Nase im Reiseführer vergraben hilflos umherirren - zumal Teo zumindest einen Reiseführer der Stadt kannte, der eher das Wunschbild der Stadt beschrieb und einige Besucher zur Verzweiflung trieben, weil sie etwa den Weg zum Flughafen einschlugen und nur am Bretterzaun um das holprige Rollfeld landeten, statt am verglasten Eingangsportal der geduldigen Grafik - als einfach mal jemanden fragen, der sich damit auskennt. Sie zum Beispiel. Dabei gab's als Belohnung doch dann sogar noch Tipps für die Freizeitgestaltung!
"Wenn Sie mir verraten, was Sie suchen, kann ich Ihnen vielleicht sogar weiterhelfen." Sie beugte den Kopf näher und dämpfte die Stimme vertraulich, während sie ihm zuzwinkerte. "Ich kenn mich hier nämlich aus."

[Richard Bishop]

Wäre er jemand anderes, als er selbst (und allein dieser Gedanke klang schon recht merkwürdig), würde er wohl behaupten, dass dieses junge Ding mehr als sympathisch war und eigentlich fand er es auch. Je mehr er in diesem Moment darüber nachdachte, aber es blieb dieses leise Klopfen im Hinterkopf, dass nicht alles gold war, was glänzte. Und ja, er gehörte definitiv zu den Menschen, die ungerne um Hilfe baten, konnte das nun der Punkt sein, wo er es tun musste?
Aber, irgendwie wirkte sie viel zu vernügt. Rick musste kurz überlegen, was sie wohl zum Erhalt ihres Lebensunterhaltes tat, um sich dann so charmant aufzudrängen.

"Dann sollte ich wohl definitiv noch an einem Pokerface arbeiten." Musste er eigentlich nicht, und deswegen schob er dieses hier als besondere Umstände ab. "Zu erst, suche ich etwas Nettes, wo ich mein Frühstück zu mir nehmen kann." Um mal mit der kleineren, anfänglicheren Geschichte anzufangen. Das, was danach kommen würde, müsste sich zeigen. Er wollte ungerne die Option erwähnen, dass er noch eine Fahrtgelegenheit brauchte, man konnte ja an diesem Punkt noch nicht wissen, ob sie so etwas hatte und wenn, in welchem Zustand?

[Teo Howard]

Frühstück um diese Zeit... Teo verzog nachdenklich das Gesicht, während sie sich innerlich zu ihrem Instinkt gratulierte. Jemand, der um diese Zeit einen Ort zum Frühstücken suchte und sich wie ein Fremder bewegte, war schon mal nicht hier, um irgendwas Berufliches anzustellen. Also war er das, was in San Palabra einem Touristen am nächsten kam: ein Reisender mit Zeit. Dass sich echte, richtige Touristen mal hierher verliefen - nun, das mochte in den Höhenflügen der örtlichen Verwaltung möglich sein; Teo hielt das eher für ausgeschlossen.

"Tja, wenn Sie gegen Freiluft-Atmosphäre nichts einzuwenden haben, gibt es den besten Kaffee am Hafen an dem Kaffeestand da vorne." Teo deutete in die entsprechende Richtung. "Das Frühstücksangebot ist da zwar klein, aber was sie verkaufen, schmeckt und lässt einen nicht so rasch wieder hungrig werden. Ooooooder", sie rieb sich am Kinn, "Sie versuchen es im Buchladen an der Hauptstraße. Die haben eigentlich rund um die Uhr die Kaffeemaschinen laufen und verkaufen gute Wraps." Sie fügte nicht hinzu, dass der Buchladen sich die Räume mit einem Café teilte - das war viel zu selbstverständlich für sie. "Allerdings haben Sie vom Kaffeestand einen besseren Blick aufs Meer und den Hafen", fügte sie treuherzig hinzu.

[Richard Bishop]

Das nachdenkliche Verziehen ihres Gesichts blieb für ihn nicht unbemerkt, und sorgte nicht unbedingt dafür, dass er sich just von dem Gedanken abbringen konnte, dass sie ihm wirklich etwas andrehen wollte und er einfach das 'leichte Opfer des Tages' war. So fühlte sich das also an. Richards Mundwinkel verzogen sich leicht zu einem wissenden Grinsen, ehe er sich räusperte und seine Aufmerksamkeit wieder der jungen Damen entgegen brachte. "Ich glaube, dass ist genau das, was ich gesucht habe, sonst hätte ich ja auch in der Pension bleiben könnte." Ganz einfache Mathematik für ihn.

"So klingt es auch, und ich denke, ich nehme den Hinweis mir zu Herzen und werde diesen Kaffeestand aufsuchen." Ihm war klar, dass das hier mit Sicherheit nicht so schnell zu Ende sein sollte. Wie erwähnt, war er das Opfer, konnte sich aber noch keinen Reim machen, was sie ihm andrehen wollte, aber genau darauf würde er es jetzt ankommen lassen. "Vielen Dank und ich wünsche noch einen schönen Tag." Ganz geschäftsmäßig, nickte er ihr dennoch zum Abschied einmal freundlich zu und machte sich dann auf in die Richtung des Kaffeestandes. Nicht zu schnell, nicht zu langsam - denn ja, er war neugierig geworden.

[Teo Howard]

Pension - tadaaa! Beweiskette abgeschlossen. Teo grinste vergnügt. "Da wünsche ich Ihnen einen guten Appetit, Senor." Sie fuhr sich kurz mit der Zungenspitze über die von der Seeluft salzigen Lippen. Hoppla, jetzt aber schnell noch die Botschaft loswerden, ehe der Gringo außer Hörweite war und ihrer familiären Geschäfts-Vorbelastung ein schlechtes Gewissen für den Rest des Tages verursachen würde. "Und falls Sie bei dem schönen Ausblick auch noch Appetit auf eine Hafenrundfahrt oder eine Tour in die Bucht bekommen - fragen Sie nach der Caminante. So ein Wetter wie heute sollte man ausnützen!"
Gut, so ein Wetter wie heute war hier eigentlich täglich, aber das musste sie dem Gringo ja nicht auf die Nase binden.

[Richard Bishop]

Da war es also. Wie er sich schon sicher war, dass sie nicht nur freundlich zu ihm sein wollte, kam erst die normale Höflichkeit und dann hielt er bereits mehr oder weniger die Einladung in der Hand. Rick verzog leicht die Lippen zu einem Lächeln und legte den Kopf etwas schräg. "Ich werde es im Hinterkopf behalten, ja. Caminante. Das sollte sich doch zu merken sein. Vielen Dank.", sprach er, wandte sich. Ehe er jedoch einige Schritte ging, blieb er stehen und wandte sich erneut an die blonde, junge Dame.

"Eine Frage." Der Mann blieb wieder im gesellschaftlich angemessenen Abstand vor ihr stehen und legte die Stirn in Kraus. "Sagen Sie, macht ihre Caminante auch andere Touren, außer normale Rundfahrten?" Nein, er hatte es nicht vergessen, dass er da noch ein Ziel hatte und hier bot sich ihm vielleicht die Möglichkeit, dieses auch auf die erledigt-Liste zu legen.