Fischmarkt

[Dante Powell]

Ja, und da wäre er doch richtig unglücklich, wenn sie ihn einfach so allein hier sitzen lassen würde! Dante machte es sich ebenfalls auf der Kaimauer gemütlich, soweit das ging, beäugte eine nahe Möwe argwöhnisch - konnte die es auf sein Essen abgesehen haben? - und biss dann erst einmal ein ordentliches Stück von seinem Hot Dog ab. Seine Befürchtung, es könnte nach Fisch schmecken, so wie hier alles nach Fisch zu riechen schien, bewahrheitete sich nicht, und so kaute er genüsslich, während er Evans' Geplapper halbohrig lauschte.
"Tja..", erwiderte er lang gezogen, nahm sich ein paar Pommes und kaute auch diese gründlich, so als müsste er über seine Antwort nachdenken. Je länger er schwieg, um so mehr Zeit gewann er, in der auch Evans nicht redete! Noch dazu würde sie die Zeit mit etwas Glück mit essen füllen, und er wollte sie ja auch um Gotteswillen nicht länger hier aufhalten als unbedingt nötig..
"Vielleicht finden sie tatsächlich was." Da, jetzt hatte die Möwe ihren Kopf gedrehte und starrte genau auf seine Pommes! Wenn das Drecksvieh sich näherte, würde er es einfach abknallen! Also abknallen wollen - einen Vogel am hellichten Tag auf einem belebten Marktplatz vom Himmel zu schießen, auch wenn er dabei auf Selbstverteidigung seines Essens und Notwehr plädieren würde, war doch viel zu auffällig, als dass er das wirklich gemacht hätte. Aber vorstellen war doch wohl noch erlaubt.
"So ein Dschungel ist groß", fügte er kauend hinzu. "Gibt ja auch Leute, die 'Beweise' für Ufos im Keller haben." An die er auch nicht glaubte.

[Emily Evans]

Emily kaute genüsslich auf ihren Pommes herum. Gar nicht mal so schlecht für Imbissbuden-Pommes, sie hatte schon schlechtere gegessen. Ganz davon abgesehen, dass sie tierischen Hunger hatte.
Sie hörte Dante aufmerksam zu und nahm dann grinsend einen Schluck aus ihrer Wasserflasche: "Ich muss sagen, ich glaube eher an ET als dieses Zeug hier, aber egal.." Immerhin war das Universum unvorstellbar riesig, wie konnte jemand da so vermessen sein zu glauben, dass das einzig intelligente Leben darin auf diesem Planeten hier existierte?!
"Sie werden es eh nie herausfinden, sollten sie Recht haben, dafür werden wir schon sorgen", verschlagen blinzelte sie ihn an und widmete sich wieder ihrer Nahrung, um noch einen Bissen zu nehmen.
"Meinst du, die haben auf dem Markt irgendwo einen Stand mit Comics?", etwas leiser ergänzend: "die nicht nach Fisch duften?" Vielleicht hatte er ja einen gesehen, dass würde ihr die Sucherei einfacher machen. "Ich könnte doch etwas Lesestoff brauchen."

[Dante Powell]

"Du glaubst an ET", wiederholte Dante trocken und nahm einen großen Bissen von seinem HotDog. Warum überraschte ihn das jetzt eigentlich nicht wirklich? Passte ja eigentlich ganz gut zu Evans, dass sie sich wünschte, noch viel mehr Opfer zu finden, denen sie die Ohren blutig quatschen konnte. Und wenn die dafür aus dem Weltall eingeflogen werden mussten!
Kopfschüttelnd legte er den HotDog neben sich an, nahm die Möwen wieder aufs Korn und schraubte die Wasserflasche auf. War es nicht ausreichend, dass Santiago ein Mädchen für einen Job engagierte, der eigentlich einen Kerl brauchte - jetzt entpuppte die sich auch noch als Seti-Fan!
Dante schnitt eine Grimasse. Toll, und blind auf den Augen war sie auch noch. Comics. Auf einem Fischmarkt. Als Verpackungsmaterial vielleicht?!
"Sieht aus, als würden die Fischer hier ihren Fang verkaufen. Wenn du einen findest, der Comics fängt - dann garantiert", erwiderte er, ohne die Möwe aus dem Auge zu lassen. Wenn er nicht genau wüsste, dass das nicht ging, hätte er ja gewettet, dass die sich gerade den Schnabel geleckt hatte!

[Emily Evans]

Emily schüttelte belustigt ihren Kopf: "Klar, immerhin ist ET mein Traummann, wie könnte ich da nicht an ihn glauben... Diese großen, treuen Augen, in denen frau versinken kann und die erotischen Finger und Hände.." Sie gluckste und verschluckte sich fast an ihren Pommes. Der hörte aber auch nie richtig zu, oder? Emily spülte schmunzelnd mit einem großen Schluck Wasser nach, ehe sie sich nach einem kleinen Räusperer wieder ihren Pommes widmete.
Die Brünette schaute sich dann achselzuckend um. "Wahrscheinlich hast du Recht und die Chancen, dass sich jemand mit einem Comic-Stand hierher verirrt, sind ziemlich gering." Sie unterdrückte ein Seufzen. Vielleicht konnte sie einen der Verkäufer allerdings fragen, ob es nahe des Markts ein Geschäft gab, in dem sie Glück versuchen konnte. "Na dann muss ich halt mit dem, was ich dabei habe, auskommen." Emily grinste schief und biss vom nächsten in Ketchup getunkten Pommesstück ab. "Was ist mit dir? Musst du noch was erledigen, ehe wir starten können?" Vielleicht konnte sie ihm ja dabei helfen.

[Dante Powell]

Typisch. Erst Blödsinn reden und dann nicht mal dazu stehen. Dante verdrehte die Augen. Wie konnte jemand, der nichts ernstzunehmen schien, mit Chemikalien und Drähten herumhantieren, die bei Fehlern knallhart in die Luft gingen? Da würde er auf jeden Fall Sicherheitsabstand einhalten, wenn die mit dem Basteln anfing! Das war doch reines Glück, das die noch alle Finger hatte..
"Comics sollen im Dschungel ja auch überlebenswichtig sein", brummte er zynisch, und mit einem fast triumphierenden Blick in Richtung Möwe verschlang er den Rest seines HotDogs. Blieben nur noch die Pommes vor dem gierigen Schnabel des Vogels zu schützen! Aber erst einmal brauchte er noch einen Schluck Wasser.
Dante zuckte mit den Achseln, während er die Flasche wieder aufschraubte, und ließ seine Muskeln ein wenig spielen. Da er angesichts der steigenden Wärme darauf verzichtet hatte, über dem engen T-Shirt noch irgendwas anderes zu tragen, zeichneten sich die Bewegungen gut unter dem Stoff ab. "Ich bin vorbereitet. Muss nur noch mein Zeug holen." Mit gewissen Gepäckstücken bot sich ein Spaziergang über den Markt einfach nicht an. Es wären zwar sicher auch überzeugende Argumente bei dem Piloten gewesen, aber wer einmal mit einer Waffe bedroht worden war, war meist schrecklich nachtragend, und Dante bevorzugte es, keine Zeugen beseitigen zu müssen, wenn das nicht nötig war. Das bedeutete eh immer zuviel Stress.

[Emily Evans]

Genüsslich stopfte Emily sich noch zwei Pommes in den Mund und kaute darauf herum, ehe sie leicht stöhnte: "Puh, nun bin ich aber satt. Falls du noch hungrig bist, tu dir keinen Zwang an..." Sie zeigte beiläufig auf die restlichen Pommes, die sie neben sich auf der Kaimauer abgestellt hatte und griff nach ihrer Wasserflasche, um sie aufzudrehen und durstig davon zu trinken. Mal sehen, was sie in den nächsten Tagen und Wochen so essen würden... hoffentlich gingen ihr nicht die Süßigkeiten aus, die waren immerhin wichtig. Nervennahrung.
Die junge Frau leckte sich über die Lippen, nachdem sie getrunken hatte und grinste: "Na, aber hör mal! Für mich sind sie das in der Tat! Ab und zu muss frau sich ja auch mal ein wenig von eurem Männergehabe erholen und ich kann ja nicht immer nur arbeiten, Entspannung ist ebenso wichtig. Das Hirn braucht ab und an die Möglichkeit, auch mal abzuschalten." Sie blinzelte ihm gutgelaunt zu, während sie ihre Flasche wieder zuschraubte. "Außerdem sind Comics lustig, kannst dir gern mal einen ausleihen, ein wenig mehr Humor könntest du hin und wieder auch brauchen." Sie grinste ihn herausfordernd bis belustigt an und kramte dann nach ihrem Lutscher. Verdammt, wo hatte sie den hingesteckt...

[Dante Powell]

Dantes Brauen wölbten sich leicht, während er sein Wasser in kleinen Zügen trank und Emily schweigend zuhörte. Was auch immer das Zeug gekühlt hatte, es hätte etwas höher eingestellt sein können! Bedächtig schraubte er anschließend, immer noch schweigend, die Flasche wieder zu. Männergehabe. Was das wohl sein sollte. Sie packten die Dinge an, für die sich andere Leute zu fein waren, und sie taten, was notwendig war. Klar, kleine Mädchen hätten lieber noch mal alles in Ruhe durchgequatscht, ein Tässchen Tee hier, ein Stück Gebäck hier.. Und wenn sie in wenigen Stunden durch den Dschungel marschieren würden, würde sie klagen, dass ihre Schultern schmerzten und die Schuhe drückten und ihr Haar nicht richtig saß.. Männergehabe. Soviel Humor, dass er sie später mit einem kühlen Lächeln anrempeln und im Dschungel überholen würde, soviel hatte er. Aber das hier erst einmal kommentarlos zu schlucken?
"Wenn dir der Job zu hart ist, kannst du jetzt noch aussteigen, Evans", sagte er ruhig und stellte die Flasche neben sich ab. "Würde dir keiner übelnehmen. Ist eh kein Job für Mädchen."
Natürlich wäre sie in der Branche erledigt. Wie sie es überhaupt solange da ausgehalten und auch noch geschafft hatte, sich von Santiago anheuern zu lassen, war ihm schleierhaft. Selbst wenn sie Argumente eingesetzt hatte, die nur eine Frau bei einem Kerl einsetzen konnte - und damit meinte er jetzt nicht mädchenhaftes Rumgeheule - hätte das bei Santiago nicht gezogen; der machte seine Vorstellungsgespräche doch nicht im Liegen. Nun, Santiago irrte nach Dantes Erfahrungen selten, aber kein Mensch war unfehlbar.

[Emily Evans]

"Ha!" Nach einigem Kramen in ihren Taschen, beförderte die Brünette mit triumphierendem Grinsen endlich den heiß begehrten Lutscher hervor und hielt ihn präsentierend in die Luft. "Hab ich dich!"
Voller Vorfreude leckte sie sich bereits über die Lippen und begann mit geschickten Fingern, das kleine, süße Ding aus seiner Verpackung zu schälen, was sich als nicht so leicht herausstellte, wie gehofft. Angestrengt klemmte sie ihre Zunge zwischen ihre Lippen und schielte zwischen einigen Haarstähnen zu Dante.
"Ich bin aber kein normales Mädchen, musst dir also keine Sorgen um mich machen, Schnucki", sie verdrehte angedeutet ihre Augen und knubbelte weiter an dem Papier herum. "Ich denke nicht im Traum dran auszusteigen. Der Job ist wie gemacht für mich, du wirst schon sehen."
Grinsend zeigte sie ihm ihre Zähne und tadaaa, endlich riss das Verpackungspapier und mit einem geschäftigen Rascheln befreite sie den Lutscher und stopfte ihn sich in den Mund. Etwas undeutlich, mit Lutscher in der rechten Wange: "Mmmh... legga..."

[Dante Powell]

Schnucki. Autsch. Da hatte sie ihn jetzt aber sowas von getroffen. Dante hob einen Mundwinkel leicht an. Echt, Mädchen. Die wussten nicht mal, wie man wen beleidigte.
"Ja, das werde ich sehen", erwiderte er ruhig, griff nach der Pappschachtel mit seinen übrig gebliebenen Pommes und begann mit einer gezielten Vernichtung, ehe die hungrige Möwe von ihrem Pfahl da vorne noch abheben und zum Angriff übergehen würde.
Natürlich hatte Evans unrecht. Wenn der Job wie für sie gemacht wäre, könnte sie im Stehen pinkeln, ohne dabei eine Sauerei anzustellen, und sie würde dann nicht beim Anblick eines Jaguar vergnügt 'Kätzchen!' quietschen, sondern überlegen, wie sie dem Biest eine Ladung Eisen in den Schädel pumpen könnte, ehe es sie zum Abendessen kürte.
"Wolltest du dich nicht noch umsehen gehen?", fragte er kauend. Dann würde er zumindest nicht mehr ihrem Geplapper ausgesetzt sein, bis Santiago und Damian aufkreuzten.

[Santiago]

cf: Hafenkneipe Piranha


Nachdem er gemeinsam mit Damien die Kneipe und ihren Auftraggeber hinter sich gelassen hatte, atmete Santiago erst mal durch. Wie er diese Änderungen in letzter Minute hasste! Tage und Wochen verwendete man Zeit darauf, einen brauchbaren Plan auszuarbeiten, und dann kam in letzter Minute noch etwas dazu, an das alles wieder neu angepasst werden musste. Als ob sie bei der eigentlichen Ausführung des Auftrags nicht schon genügend Überraschungen erleben würden, mit denen sie klarkommen mussten. Kam hinzu, dass er von diesem Luca wirklich nicht gerade viel erwartete. Aber nun gut, Canalli war der Geldgeber, und der Geldgeber war der Boss.

"Sorry wegen dem Telefon, ich hab' natürlich Ersatzgeräte dabei", sagte er mit einem Seitenblick zu Damien, während sie in Santiagos Jeep stiegen und sich auf dem Weg zum Hafen machten. Der Plan war, die anderen beiden auf dem Fischmarkt zu treffen. "Ich hoffe bloss, dieser Luca ist ein weniger grosser Grünschnabel als er den Eindruck macht..." Er griff hinter seinen Sitz in eine grosse Tasche, zog ein identisch aussehendes Satellitentelefon hervor und hielt es Damien hin.

Kurze Zeit später stoppte Santiago das Fahrzeug am Strassenrand, und die beiden Männer bahnten sich ihren Weg durch den geschäftigen Markt zum Kai. Dort mussten sie dann auch nicht lange suchen. Dante und Emily hatten sich bereits gefunden und die Wartezeit offensichtlich damit überbrückt, sich etwas zu essen zu organisieren. "Holà", sagte Santiago zur Begrüssung. "Dann sind wir jetzt also komplett." Er sah in die Runde und musterte sein Team. Mit jedem einzelnen hatte er schon zusammengearbeitet, aber noch nie in genau dieser Kombination. Dennoch war er zuversichtlich, dass er mit diesen dreien genau das richtige Set an Fähigkeiten beisammen hatte für eine erfolgreiche Durchführung dieses Auftrags. Luca hin oder her. "Das hier ist das letzte Stück Zivilisation, das wir für einige Zeit erleben werden. Falls jemand von euch noch was erledigen oder organisieren muss, bevor wir aufbrechen, sollte er das jetzt tun."