Hafenbezirk

[Luca Canalli]

Luca unterdrückte ein Schmunzeln, als er die Stimme seines Onkels vernahm, der alles andere als begeistert schien, dass sie von den beiden aufgehalten wurden. Okay, er selbst machte jetzt auch nicht gerade Freudensprünge, aber... ah, da klärte der ältere von beiden sie schon über ihre Namen auf, wie er es gehofft hatte. Elvis! Na, da war er doch nah dran..
Der Student quittierte den Scherz von Elvis, der die Bemerkung über den Koch auf sich bezog, nur mit einem höflichen angedeuteten Lächeln und musterte den Kerl namens Ted etwas aufmerksamer als dieser sich ebenfalls als Träger vorstellte. Nun, er sah nicht aus wie einer. Aber so etwas konnte natürlich täuschen.
Er blickte durch die Gläser seiner Sonnenbrille kurz zu seinem Onkel als Elvis fragte, ob sie sie mitnehmen konnten und machte eine etwas ausholende Geste: „Haben wir denn noch genügend Platz auf der Paloma Nera für zwei weitere Passagiere, Onkel?“ Er wollte ungern über den Kopf seines Onkels hinweg entscheiden, also überließ er es Homer Canalli, Elvis die Zu- oder Absage zu erteilen. Wenngleich er hoffte, dass sein Onkel sich zu ausreichend Großzügigkeit hinreißen ließ, denn er hatte keine Lust, allzu viel Gepäck selbst tragen zu müssen, wenn es doch Träger gab, die so etwas tun konnten.
Was roch hier eigentlich so merkwürdig?

[Homer Canalli]

Williams musste wirklich noch verzweifelter sein, als er gedacht hatte - das da war einer seiner Träger? Canalli zwirbelte schmunzelnd seine Schnurbartspitze, während er Teddy musterte. Hach, es wäre doch wirklich ein Jammer, wenn diese Fachkraft es nicht zu ihrem Arbeitsplatz brachte! Warum hatte er sich eigentlich die Mühe gemacht, Santiago anzuheuern, wenn Williams offenbar bereit war, seinen Erfolg in solche Hände zu legen?
"Wir werden einfach etwas zusammenrücken", erklärte Canalli und kicherte. Am besten blieben diese beiden draußen, und er würde sich dann im Salon vor ihrem Geruch verstecken. Ja, es gab wirklich Dinge aus seiner Jugendzeit, die er nicht im Geringsten vermisste!
"Allerdings", räumte er eine Spur ernsthafter ein, "wird es im Auto zu eng werden." Die Vorstellung, diesem Gestank auf so engem Raum ausgesetzt zu sein, war ja regelrecht beängstigend. "Ich fahre schon einmal vor - du kannst sie, wenn du möchtest, ja begleiten?" Ansonsten würden die beiden hoffentlich in der Lage sein, in diesem doch übersichtlichen Hafen den richtigen Pier zu finden.

[Elvis Strindberg]

Elvis ballte eine Siegerfaust mit der Hand, die auch seinen Hut hielt - aber Knautschen war der ja eh gewöhnt. "Das ist großartig, muchos gracias." Er strahlte sie breit an. Ja, manchmal muss man einfach ein bisschen Glück im Leben haben! Oder darauf vertrauen, dass die kosmischen Strömungen es schon richten würden. Die beiden waren nicht mal vor Lachen geplatzt, als Ted sich als Träger vorgestellt hatte - wenn das kein Zeichen war?!
Nur die Sache mit dem Auto klang ein bisschen seltsam. Sie waren doch schon im Hafen?
"Wenn es nicht außerhalb des Hafens ist, finden wir es auch allein, da müssen Sie sich keine Umstände machen. An welchem Pier ankern Sie denn?"

[Teddy Wilcox]

Er fühlte sich von den beiden Herren ein wenig ernster genommen, als es Elvis es getan hatte, aber trotzdem leicht veräppelt. Vermutlich verbot Beiden nur die gute Erziehung, jetzt ebenfalls loszugrölen, wie es sein zukünftiger Reisebegleiter getan hatte. Da wollte er doch gar nicht erst wissen, wie das werden würde wenn sie erst mit der Expedition zusammentrafen.
Trotzdem fiel ihm ein Stein vom Herzen, als ihnen ‚gestattet’ wurde auf dem Boot des Professors mitzufahren – wer war der Typ jetzt? – und er plapperte Strindbergs „Muchos gracias“ munter aber etwas unsicherer nach. Blamiert hatte er sich hier vermutlich schon zu genüge. Aber Gott, war er froh diesen schwedischen Pop-Pornostar getroffen zu haben!

[Luca Canalli]

Luca nannte Elvis den entsprechenden Pier und setzte noch eine kurze, prägnante Wegbeschreibung hinterher, um sich dann enthusiastisch an seinen Onkel zu wenden: "Ich denke, wir können beruhigt vorfahren, damit Senora Jones nicht unnötig warten muss, die Herren finden den Weg sicher allein." Im Dschungel würde er schließlich auch nicht die ganze Zeit Kindermädchen spielen können.
"Wir sehen uns dann gleich!" Er hob beiläufig eine Hand in Richtung der anderthalb Träger der Expedition und wandte sich in Richtung Auto. Nichts wie weg, seine arme Nase brauchte nun wirklich eine Pause. Wenn das auf See nicht erträglicher würde, würde er wohl dafür sorgen müssen, dass der schmächtigere von beiden - er nahm inzwischen an, dass er für den außergewöhnlichen Duft verantwortlich war - ein kleines Bad nahm...

tbc: Paloma Nera

[Homer Canalli]

Wie gut verstand er seinen Neffen! Canalli nickte den beiden Proletariern zu, als er sich gemeinsam mit Luca zum Wagen wandte. "Senorita Jones", verbesserte er seinen Neffen, während er erleichtert Abstand zu der Duftwolke gewann. Seine Krankenschwester hatte doch gewiss ein Fläschchen mit Riechsalz, das er verdünnen und in ein Tuch geträufelt vor seine Nase halten konnte, wenn es diese beiden Arbeitskräfte doch noch ins Innere seiner Yacht schaffen sollten. "Perceptua ist nicht verheiratet."
Ächzend ließ Canalli sich in die weichen Polster plumpsen und gab, als die Türen wieder geschlossen waren, die Anweisung, zum Pier zu fahren. "Williams scheint verzweifelt zu sein, wenn das zwei Durchschnittsexemplare seiner Hilfskräfte waren." Canalli kicherte kurz. "Da möchte ich nicht in deiner Haut stecken."
Unfähiges Personal war ja immer schrecklich. Aber wenn man es noch nicht einmal kündigen konnte, weil man sich mitten im Dschungel befand? Skan-da-lös!

tbc: Paloma Nera/An Deck

[Elvis Strindberg]

"Bis gleich", strahlte Elvis dem jungen Canalli hinterher und buckelte auch noch kurz vor dem alten, bis beide in ihrem Wagen verschwunden waren und letztere langsam Fahrt aufnahm.
Zufrieden richtete Elvis sich auf und rammte sich seine Mütze auf den Schädel. "Wenn das nicht mal passt wie Arsch auf Eimer", brummte er zufrieden, rückte sein Rückengepäck zurecht und schüttelte den Kopf. "Aber bekloppt sind diese Canallis schon - fahren da mit dem Auto hin. Stupido." Er lachte laut auf. "Das sind doch nur ein paar Schritte." Trödeln sollten sie allerdings auch nicht, daher setzte sich Elvis in Bewegung. Reichte ja, eine Abfahrt pro Tag zu verpassen.
"Wir sind echte Glückskinder, Batata!"

[Teddy Wilcox]

Der Pornostar hatte grade verdächtige Ähnlichkeit mit einer Glühbirne. Stirnrunzelnd betrachtete Ted die Euphorie seines neuen Reisebegleiters und winkte dem Wagen der Canallis einen Moment hinterher. Den richtigen Zeitpunkt um sich zu bedanken hatte er natürlich verpennt. Wie sollte es auch anders sein? Jetzt zugeben dass er gern bei ihnen im Auto sitzen würde, weil sie da drin vermutlich Klimaanlage hatten? Lieber nicht, sonst würde Porno-Elvis ihn noch weniger ernst nehmen, als er es ohnehin schon tat.
„Erm... erm, sicher?“ Hastig schob er sich seinen Rucksack höher auf die Schulter und ignorierte dabei, dass ihm sein Anti-Brumm grade schmerzhaft in den Rücken bohrte. Er durfte jetzt bloß nicht den Anschluss verlieren, sonst hatte er wirklich ein Problem. Ein riesiges Problem.
„Wie lang ist denn so eine Überfahrt? Weißt du das? Weil, naja...“ Er zweifelte einfach nur im Stillen daran, dass es eine angenehme Fahrt werden würde. Für Elvis zumindest, den raubeinigen Pornostar. Er selbst war ja sowieso die Normalität in Persona, die bei den großen Schritten des Älteren kaum hinterher kam.

[Elvis Strindberg]

"Keine Ahnung." Elvis zuckte ehrlich mit den Achseln. "Kommt sicher auf das Boot an, und so genau weiß ich auch nicht, wo wir überhaupt hinmüssen." Irgendwo in die Bucht halt. Wie groß mochte die überhaupt sein?
Elvis' Gedanken wurden davon abgelenkt, dass ihn sein Gedächtnis daran erinnerte, dass irgendwas am Ende von Teddys Satz verdächtig danach geklungen hatte, als würde da noch ein Geständnis lauern. Vermutlich kein belangloses Geständnis, über das man gemeinsam ein Bier kippte und gut.
Elvis schob mit dem Zeigefinger seine Sonnenbrille auf der Nasenwurzel zurecht, hob die Brauen skeptisch und blickte seinen Lehrling-to-be über die Schulter hinweg an. Wenn er jetzt schon hinterher hinkte, wie würde er das im Dschungel managen? Andererseits würde Elvis da ja auch selbst nicht so problemlos mit den Schritten ausholen können; da war ja Zeug im Weg.
"Weil naja was?", bohrte er nach.

[Teddy Wilcox]

Also ein Geständnis folgte nicht. Kein wirklich gravierendes zumindest, eher eines das Teddy irgendwie peinlich war und ihn dazu verleitete, ein Momentchen unsicher rumzudrucksen, bevor er doch mit der Sprache rausrückte. „Der Kerl ist mir irgendwie unsympathisch“, kam’s kleinlaut. Welchen von Beiden er meinte ließ er einfach mal offen, schlicht weil er nähere Erläuterungen in diesem Moment vergessen hatte und Elvis ja nun nicht in seinen Kopf gucken konnte.
„Außerdem hab ich ehrlich gesagt keine Ahnung wie gut mir die Seefahrt bekommt.“ Es sollte ja Leute geben, die noch nie in ihrem Leben auf einem Schiff gewesen waren. Tatsächlich hatte Teddy für diese Reise zum ersten Mal die Staaten verlassen und sich allein bei dem Wort ‚Langstreckenflug’ beinahe eingemacht. Zu Fuß gehen war kein Ding, da kannte er sich aus, aber Boot fahren? Und dazu nicht irgendein Boot, sondern die Yacht eines anscheinend ziemlich reichen Typen?
„Was wenn ich dem sein Luxusschiffchen vollkotz?“