Wasserfall

[Elvis Strindberg]

"Die sollten das mal besser nicht raten, sonst schleppen wir das Zeug hier noch bis zum Kap Hoorn", grinste Elvis breit. Hieß ja dann vielleicht auch 'fünf Jahre auf einem Bein hüpfen in... äh.. die Richtung!'. Zwar wusste er nicht genau, für was für Untersuchungen sie all die Pröbchen genommen hatten, aber irgendeinen Sinn musste das ja haben - und sei es auch nur, um eben nicht raten zu müssen.
"Und Scherz?" Amüsiert hob er die Brauen. "Meinst du, die hat hier wer gezeichnet, um uns ein paar Stunden Rätselspaß zu schenken?"
Apropos Spaß.. Wenn er die Gesichter der näherkommenden Wissenschaftler so beäugte, hatten die ein bissschen Aufmunterung wohl dringend nötig. "Ist was passiert?", rief er ihnen entgegen.

[Viktoria Klein]

"Bis nach San P.." Echoete Vikoria entsetzt. Das hatte sie sich ja noch nicht mal in ihren furchtbarsten Albträumen ausgemalt. Das würde die Tour um ein Vielfaches verschieben, wer weiß, ob dann überhaupt wieder Forschungsgelder aufgebracht werden konnten. Oder ob nicht ein Universitätspräsident der von Archäologie keine Ahnung hatte, außer wie man Gräben in die bepolsterten Sesselsitze grub. Oh Mann.. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Wo war nur Alejandro!!
"Verstehe." Murmelte sie enttäuscht und stapfte dem Professor mit hängendem Kopf hinterher. Am Lager suchte sie sofort den Platz nach Alejandro ab. Aber von dem war weit und breit keine Spur.
Nur Elvis und Scott standen grinsend herum. Anscheinend begriffen sie noch nicht so ganz den Ernst der Lage.
"Wir müssen jetzt erstmal nach Alejandro suchen.." Antwortete sie Elvis. "Oder ist er etwa..?" Aber bevor sie den Satz überhaupt aussprechen konnte. Schüttelte Scott schon verneinend den Kopf. "Verdammt." Schimpfte sie leise.

[Ray Williams]

cf: Tropfsteinhöhle

Auch Ray hatte für einen Moment auf ein Wunder gehofft - so wie er es eigentlich immer tat, wenn er die dunkle Feuchtigkeit hinter dem Wasserfall verließ, das Rauschen in den Ohren nachließ und er in ihr kleines Lager zurückkehrte. Bisher war er jedes Mal enttäuscht worden, und allein die Tatsache, dass Teddy immer noch ebenso tapfer wie heiser nach Alejandro brüllte, verriet, dass der Abschied auf Zeit wirklich nahe gerückt war.
"Wie Vik schon sagte", bestätigte er, während die Gewissheit, etwas Kostbares zurückzulassen, dumpf in seinem Magen schmerzte, "wir werden der Expedition eine kleine Pause zumuten müssen. Alejandro ist jetzt seit mehr als vierundzwangzig Stunden im Dschungel verschollen - es wird Zeit, dass wir die Behörden informieren und eine Suchmannschaft organisieren. Also werden wir das Lager abbrechen und flussabwärts zum Dorf zurück reisen - oder besser gesagt zu diesem Verwalter. Unter Umständen muss ich auch nach San Palabra reisen, falls die Telefonverbindung zu schlecht ist. Im Grunde...", fuhr Ray fort, auch wenn seine Stimme von der Bestimmtheit zuvor in einen langsameren, nachdenklicheren Ton wechselte, der verriet, dass er gerade damit begann, laut zu denken, ".. ist es natürlich nicht notwendig, dass wir alle aufbrechen."
Wenn man nicht gerade das Lager verließ, waren sie hier doch recht sicher, hatten Wasser und Vorräte und waren leicht zu finden.

[Scott Mitchell]

Scott stemmte seine Hände in die Hüften und hörte den beiden Wissenschaftlern aufmerksam zu.
"Wir könnten den Weg nach Atempo auch nutzen, um Ihre Proben wegzubringen und um die verlorenen Sachen zu ersetzen." Der Untergang des Bootes hatte ihnen doch etwas Schaden zugefügt.
"Prof, wenn Sie wollen, komme ich gerne mit Ihnen als Träger zurück." Er schob sich mit einer Hand das Cap zurück und blinzelte in die Sonne.
Er hatte nichts gegen eine richtige Dusche einzuwenden, und hier sinnlos herumzuwarten.. Nun, das war nun wirklich nicht sein Ding. Außerdem hatte er irgendwie das Gefühl es Alejandro schuldig zu sein. Vielleicht hätte er seine Geschichte doch nicht so ausschmücken müssen.

[Viktoria Klein]

Nicht alle aufbrechen? Aber das hieße ja.. Mit einem Schlag leuchtete Viktorias Gesicht auf. "Sie haben natürlich völlig Recht!" Stimmte sie ihm übereilig zu.
"Ich würde mich sofort dazu bereit schlagen lassen, hier zu bleiben.." Sie grinste fröhlich. "Mir machen die Mosquitos nichts aus und wir könnten hier weiter überlegen, was die Hand heißen könnte. Wir könnten auch die Umgebung nach weiteren Anzeichen absuchen und den Weitermarsch vorbereiten und.."
Sie hielt inne, um sich selbst zu stoppen. Langsamer, ja fast zögerlich: "Also, rein hypothetisch, wenn ich hier bleibe, natürlich.." Fragend schaute sie zu ihrem Professor hoch.

[Elvis Strindberg]

Puh, den ganzen Weg zurück... Auch Elvis sah ein Lichtlein am Horizont aufblitzen, das ihm doch viel spannender vorkam, als den Fluss noch mal runter und in ein paar Tagen wieder raufzuschleichen. Scott hatte zwar nicht unrecht, sie könnten wirklich ein bisschen Nachschub gebrauchen, aber ob es da nicht auch genügte, ein bis zwei Träger mitzunehmen? So viel Zeugs hatten sie jetzt ja auch nicht in Proben umgewandelt, dass sie alle drei mitmarschieren mussten - selbst Teddy war doch in der Lage, eine Kiste zu tragen, und vielleicht nahm der Prof ja auch noch Luca mit.
"Ich würd auch mit der Senorita hier bleiben." Elvis nickte dienstbeflissen. Auf sie aufpassen und so. Und nebenbei ein bisschen Zeit haben, sich durch den Kopf gehen zu lassen, ob das hier nicht doch ein Zeichen der Extraterrestrischen sein könnte.

[Ray Williams]

Ray konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. An Viktorias Stelle hätte er es ebenso gemacht, und er verspürte fast Neid darüber, dass Viktoria das Angebot machen konnte, das ihm selbst versagt blieb. Natürlich könnte er auch Viktoria zu diesem Garcia schicken und sich selbst der Forschung vor Ort widmen, aber es war zum Donnerdrummel noch mal seine Verantwortung, seine Expedition, sein verlorener Student. Da musste er das allein auf die Reihe kriegen.
"In Ordnung", nickte er, "aber nur unter zwei Bedingungen! Erstens: Ihr bleibt vor Ort, keine Ausflüge in den Dschungel oder Erkundungstrips den Fluss hinauf." Ernst blickte er Viktoria und Elvis an. "Und zweitens meldet ihr euch regelmäßig über das Satellitentelefon. Ich versuche, noch ein paar Sachen aufzutreiben, und setze mich mit den Behörden auseinander; also werden wir vielleicht sogar zwei oder drei Tage unterwegs sein." Gut, wenn sie jetzt gleich aufbrachen, müssten sie noch vor dem Dunkelwerden das Dorf erreichen, bzw. den Handelsposten. Aber wenn sie wirklich nach San Palabra mussten, wo die Einkaufsmöglichkeiten zwar besser waren - dann würden sie dort vor morgen nicht ankommen.

[Teddy Wilcox]

"Wer wird wohin unterwegs sein?" Gut, vielleicht war die Rumbrüllerei wirklich keine Ideallösung gewesen. Er war komplett heiser, sein Hals tat weh, als sonderlich erfolgreich konnte man sein Vorhaben auch nicht bezeichnen und anscheinend hatte er bei der halbherzigen 'Suche' nach Alejandro auch noch eine recht wichtige Diskussion verpasst. Wie immer eigentlich.
Neugierig sah Teddy von einem zum nächsten, während er versuchte sich möglichst unauffällig zu räuspern und nicht allzu auffällig zu einer der Wasserflaschen zu schielen. Ein Schlückchen würde schon helfen und vielleicht hatte ja jemand ein Hustenbonbon, oder sowas.
Seinen spontanen Ausflug in die Tropfsteinhöhle hatte er nach wie vor nicht besonders gut verkraftet und Elvis unzählige Theorien bezüglich eines Beamversuches von Aliens halfen jetzt auch nicht unbedingt bei der Traumabewältigung. Allein die Aussicht auf eine Rückreise in die Zivilisation - auch wenn sie entweder einen langen Fußmarsch oder eine erneute Bootstour beinhaltete - klang grade irgendwie mehr als himmlisch.

[Ray Williams]

"Wir - zum Handelsposten oder gleich nach San Palabra." Seltsam, je öfter er es aussprach, um so leichter fiel es ihm. Eine kurze Auszeit, um Vorräte kaufen, Emma und seine Frau anrufen und sein wirklich schlechtes Gewissen zu beruhigen, indem er eine anständige Suche für Alejandro organisierte - mit etwas Glück fanden sie den Jungen schnell, und es würde wirklich nur eine kleine Unterbrechung gewesen sein. "Alejandro könnte etwas zugestoßen sein; es wird Zeit, dass wir Hilfe organisieren. Das wird etwas Zeit in Anspruch nehmen. Viktoria, Luca und Elvis bleiben hier." Einen Augenblick erwog Ray, auch Teddy am Lager zu lassen - aber der Junge würde es vermutlich in Nullkommanichts schaffen, sich im Wasserfall zu ertränken; den ließ er lieber mal nicht aus den Augen! "Also los, Sachen packen, wir brechen in zehn Minuten mit dem Boot auf, Ted." Er nickte ihm auffordernd zu und machte sich dann daran, für sich alles Wichtige einzupacken - also vor allem die Proben sicher zu verstauen. Und dieses Mal würde er selbst rudern, zusammen mit Scott.

tbc: Unterer Lauf der Laete

[Elvis Strindberg]

Tja, ein paar Tage würden sie es hier sicher aushalten, es gab ja eine Menge zu sehen - nur hieß das jetzt doch vermutlich auch, dass sie weiterhin den Steg hinter den Wasserfall brauchen würden. Nur gut, dass sie den noch nicht abgebaut hatten!
"Gratuliere, Batata", grinste er und warf Teddy eine Flasche Wasser zu - nun, vielleicht nicht gerade sanft, aber doch so, dass jemand mit den durchschnittlichen Fangkünsten eines achtjährigen Mädchens sie würde fangen können. "Du gehst wieder auf große Fahrt."
Sein Blick richtete sich auf Scott, auch wenn er Teddy durchaus noch mitmeinte: "Viel Glück."
Obwohl seiner Meinung nach Alejandro nicht wirklich fehlte. Niemand mäkelte, niemand fror, niemand sonderte sich von ihnen ab - na gut, die ersten beiden Dinge tat Teddy ab und an. Aber das war Teddy. Da war er großzügig.