Tropfsteinhöhle

[Viktoria Klein]

Viktoria schulterte sich den Rucksack und überprüfte mit der Taschenlampe, dass sie auch nichts vergessen hatten.
"Heißt das, wir müssen ganz zurück, nach Atempo, um Alejandro zu suchen?" Sie schaute ihn unverhohlen erschrocken an. Das konnte doch wohl nicht wahr sein, würde das nicht einen Rückschritt bedeuten? Sie waren so nah dran, mehr über diesen Ort herauszufinden und..
Viktoria verstummte innerlich. Das was sie dachte, war ja ungeheuerlich, wenn man bedachte, dass ein Expeditionsmitglied fehlte. Wollte sie derjenige sein? Auf keinen Fall!
Viktoria atmete tief durch und nickte dann ihrem Professor zu. "Sie haben Recht, wir sollten ihn nun sofort suchen."

tbc: Wasserfall

[Ray Williams]

"Wenn Atempo überhaupt reicht", brummte Ray unglücklich und betrat vor Viktoria den schmalen Gang, der von der Tropfsteinhöhle hinauf hinter den Wasserfall führte. Alles in ihm sagte ihm, dass es längst überfällig war, nach Alejandro zu suchen, dass er schon viel zu lange gezögert hatte, etwas zu unternehmen! Natürlich, der anfängliche Enthusiasmus nach der Entdeckung der Hand entschuldigte vielleicht, dass er darauf gehofft hatte, dass es sich von alleine regeln, dass Alejandro einfach wieder auftauchen würde. Aber wenn dem Jungen etwas passiert war und sie ihm noch hätten helfen können, würde er sich das nie verzeihen! "Womöglich müssen wir sogar bis San Palabra, um Hilfe zu organisieren."
Er seufzte schwer, ehe er sich vergebens an einer optimistischeren Miene versuchte und über seine Schulter zu Viktoria sah. "Sehen wir es positiv, Vik: Das Rad des Mondes hat schon so lange darauf gewartet, entdeckt zu werden - ein paar Tage Verzögerung machen den Kohl da auch nicht mehr fett."
Es tat nur einfach weh, diesen Rückschlag hinnehmen zu müssen. Vielleicht hätte er doch mehr Zeit darin investieren sollen, sein Team für diese Expedition vorzubereiten. Eine Suche im Dschungel war schließlich kein Wandertag.
Die Gischt des Wasserfalls und das Tageslicht begrüßten ihn, und Ray versagte sich einen Blick auf die Hand, als er sich seinen Weg zurück ins Trockene suchte.

tbc: Wasserfall

[Viktoria Klein]

cf: Wasserfall

"Und damit verdienst du auch dein Geld?" Fragte Viktoria neugierig nach. "Das muss ja ein aufregendes Leben sein!" Nur, dass ihr da der wissenschaftliche Aspekt fehlte. Das Auswerten der Funde war doch ein wesentlicher Teil der ganzen Unternehmung. Die Veröffentlichung der Ergebnisse, das Diskutieren der Kritiken - nein, darauf wollte sie auf gar keinen Fall verzichten.
Andererseits war sie auch keinesfalls geeignet als Träger zu agieren. Dankbar warf Viktoria Elvis einen langen Blick zu, der mit der schweren Ausrüstung nach ihr in die Höhle kam.
"Und hast du schonmal so etwas ähnliches gesehen wie diese Hand? Die Farbe? Die Zeichenart?"

[Elvis Strindberg]

cf: Wasserfall

"Nur an guten Tagen." Elvis lachte bellend und zwängte sich dann dicht bepackt durch die letzte Enge des Tunnels, der von der Wand mit der Hand hinunter in diese Höhle führte. "Zwischendurch mache ich andere Jobs. Man muss ja von irgendwas die Miete bezahlen." Bloß gut, dass er nicht so wirklich hohe Ansprüche hatte, so dicke bezahlt waren die wenigsten Jobs. Ein Bett, ein Klo, ein Schreibtisch und ein Internetanschluss - naja, und eine Dusche, ein Kühlschrank und ein Herd waren auch immer ganz nett.
"Hm." Nachdenklich runzelte Elvis die Stirn, während er behutsam alles ablud, was er sich auf die Arme geladen hatte. Eigentlich ganz interessant, diese Frage. Normalerweise stellten ihm die Wissenschaftler, die er sonst so begleitete, solche Fragen nicht. Dachten vermutlich, er könnte nicht darauf antworten, die ollen Spießer.
Elvis kratzte sich am Kinn, während er Viktorias Frage sorgfältig überprüfte. Eigentlich hatte ihn die Hand ja spontan an irgendeine Wandschmiererei erinnert. Klang aber nicht sonderlich professionell. Und das Ding hatte ja auch nicht einfach nur irgendwer hingepinselt, der "I was here" nicht buchstabieren konnte, sondern das Ding hatte doch eine Bedeutung! (Vielleicht nicht die, an die die Senorita dachte, aber eine Bedeutung war es dennoch!)
"Wirkt auf mich jedenfalls nicht wie Inka", gestand er dann treuherzig. "Deren Zeichnungen waren abstrakter - oder voller. Nur so 'ne Hand..." Er zuckte mit den Achseln. "Das ist doch die einzige Zeichnung hier, oder?" Zumindest hatte ihm keiner was anderes erzählt, und dass sie was vor ihm verborgen hielten.. na, mal nicht paranoid werden! Sonst musste er sich noch mit der Möglichkeit auseinander setzen, dass sein Pseudonym aufgeflogen war!

[Viktoria Klein]

"Was war der schlimmste Job, den du jemals gemacht hast?" Viktoria betrachtete Elvis kurz von der Seite. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie die Antwort gar nicht hören wollte. "Als ich noch in den Anfangsjahren steckte, war ich Hilfswissenschaftlerin für einen Professor, und furchtbar aufgeregt, dass ich jetzt auf viele hunderte Expeditionen mit ihm gehen durfte." Sie lachte kurz auf über ihre eigene Naivität. "Letztlich durfte ich ihm nur Bücher aus den verschiedensten Unibibliotheken heraussuchen. Aus modernen Bibliotheken. Eine langweiligere Arbeit habe ich noch nie verrichtet."
Viktoria stellte wieder die Lampen an ihren früheren Platz auf. "Aber ja, ich fürchte, dass das die einzige Zeichnung hier ist." Sie seufzte, während sie sich die Hand näher betrachtete. "Komisch, nicht wahr? Als Kinder haben wir an der Kindergartenwand auch immer unsere Patschehände hinterlassen. Aber damals war das nie ein besonderes Zeichen."

[Elvis Strindberg]

"Ich hab mal ne Jauchegrube ausgehoben." Allein die Erinnerung genügte, dass Elvis das Gesicht verzog. Aber es war ja irgendwie für einen guten Zweck gewesen. "Mehr sag ich dazu nicht." Er deutete einen Reißverschluss über seinen Lippen an und wandte sich deutlich angenehmeren Themen zu. Obwohl er Viktorias Frust auch deutlich nachvollziehen konnte. Bei seiner ersten Expedition hatte er sich noch wunderwas von der Trägerei versprochen - dass ihn die anderen als gleichberechtigten Forscher sehen würde. Aber am Ende war er immer nur der Kerl, der die Zeltstangen oder die Fressalien schleppte.
"Vielleicht sind die anderen ja mit der Zeit auch verschwunden?" Elvis kratzte sich am Kinn. "Ist ja ziemlich feucht da oben hinter dem Wasserfall." Er blickte über seine Schulter zurück zum Tunnel, der hinauf hinter den Wasserfall führte. Aber eigentlich war er ja auch gar nicht hier, um seine Theorien zu diskutieren! Erst mal brauchten sie hier unten wieder Licht!
Eifrig begann er damit, das aufzubauen, was sich so als Lampe hier unten eignete. Junge, Junge, er hoffte nur, dass Teddy, Scott und der Prof ein paar anständige Leuchten mitbrachten! Mit den Funzeln war ja kein Nobelpreis zu gewinnen.

tbc: nächster Tag

[Viktoria Klein]

"Oh!" Rief sie aus und rümpfte ihre Nase. So eine hatte sie noch nie aus der Nähe gesehen, aber der autofüllende Geruch auf der Landstraße reichte ihr auch schon. Da wollte sie auch gar keine Details wissen und machte sich lieber daran, Elvis unter die Arme zu greifen.
Vielleicht war das gar keine schlechte Idee mit den vielen verschiedenen Händen. Andererseits aber auch gar nicht vergleichbar. Dann müssten die Selenisten ja riesig gewesen sein. Oder riesige Hände gehabt haben.
Gut gelaunt arbeitete sie an Elvis Seite bis ihr Rücken schmerzte und der Magen grummelte.

tbc: Nächster Tag

[Narracion]

[Mercedes Bueno]

cf: Vortag/unterer Lauf der Laete

Langsam tastete Dr. Bueno sich den schmalen Gang entlang. Sie hatte den Vormittag damit verbracht, die Zeichnung der Hand in ihr Notizbuch zu übertragen, sie zu vermessen, mit der Lupe nach Spuren weiterer Zeichen zu suchen und ganz allgemein damit, die Strapazen der Nacht im Zelt und der vortägigen Anreise zu vergessen zu versuchen. Da war natürlich noch keine Zeit gewesen, auch die untere Etage zu begutachten. Da ihr jeder versichert hatte, dass dort allerdings auch keine weiteren Zeichnungen zu finden gewesen waren, hatte sie zuvor auch nicht wirklich einen Sinn darin gesehen. Nun aber, wo selbst hinter dem Brausen des Wasserfalls das Donnern des Gewitters zu hören gewesen war und sie befürchten musste, unter dem Wasserfall nicht wirklich in Sicherheit zu sein, hatte Dr. Bueno beschlossen, dass es an der Zeit war, auch der Tropfsteinhöhle einen Besuch abzustatten. Allerdings begann sie, dieses Unterfangen zu bedauern. Hier unten war es ja doch recht - eng. Und dunkel. Und irgendwie feucht.
Sie würgte den Kloß herunter, der sich in ihrem Hals zu bilden begann. Nicht ins Bockshorn jagen lassen! Viel größer waren einige Archive auch nicht, in denen sie sehr viel mehr Zeit verbracht hatte! "So", sagte sie laut. "Das ist es also."

[Viktoria Klein]

"Senora Buenos, soll ich das Licht auf etwas bestimmtes ausrichten?" Viktoria hatte sich sehr gefreut, als ein Teil der Exkursion sich ihnen wieder angeschlossen hatte. Wobei sie natürlich etwas bekümmert darüber war, dass ihr Professor Williams noch nicht mit von der Partie war. Aber mit ihm würde er sicherlich schon einige Auswertungen ihrer Proben mitbringen. Und wenn das nicht spannend war?
Nun hatte sie sich bereit erklärt mit der Doktorin wieder in die Tropfsteinhöhle zu steigen und war gespannt darauf, ob sie neue Entdeckungen machen würde. Und sie war Teil von alldem, sie konnte ihr Glück manchmal kaum glauben.