Tropfsteinhöhle

[Viktoria Klein]

"Sie ist hier!" Flüsterte Viktoria ganz ehrfürchtig. "Die Hand gibt es tatsächlich!" Jetzt wo sie es dem Professor sagen konnte, gewann dieses Erlebnis noch mehr an Realität. Es war wirklich, sie hatte sie gefunden. Also.. Ted und dann Elvis. Aber vor allem die Expedition! Sie waren ein beachtliches Stück weiter. Ach, war das nicht aufregend? Viktoria hätte in dem Moment die Welt umarmen können. Aber zunächst konnte sie sich auch damit begnügen, irgendwie wieder zum Camp zu kommen und die Kamera zu holen.
Wie sie so schnell über die Steine kam, könnte sie wohl im Nachhinein gar nicht genau sagen. Oder ob sie sofort die Kamera im Chaos fand. Nee, irgendwie ging alles wie von selbst.
Schnell gesellte sie sich zu dem Prof und hielt ihm die Kamera hin. Wie von alleine senkte sie die Stimme zu einem Flüstern, als ob ein unüberlegter Laut die Hand verschrecken könnte. "Ist es denn in Ordnung, wenn ich den Blitz benutze?"

[Elvis Strindberg]

Teddys Versuche einer sinnvollen Antwort wurden von der Ankunft des Professors unterbrochen, und als der sich beinahe ehrfürchtig der Hand näherte, befielen zwei Empfindungen Elvis' Gemüt: Zum einen konnte er förmlich die Begeisterung des Archäologen spüren, und das machte sie - wie Elvis fand - ja fast ein bisschen zur Brüdern, denn begeistert war er ja auch. Und zum anderen wurde es plötzlich ziemlich voll, vor allem wenn man einen Teddy bei sich hatte, bei dem Elvis immer noch befürchtete, dass der einen Schritt in die falsche Richtung und einen Absturz in den Wasserfall machte.

Elvis räusperte sich. Das ging zwar im Rauschen des Wasserfalls unter, aber es gehörte sich einfach so. Er konnte den Mann ja nicht völlig unangekündigt aus seiner Ehrfurcht reißen, völlig logisch! "Sollen wir sonst noch was an Ausrüstung besorgen, Senor?", erkundigte er sich. "Lampen wären vielleicht nicht übel: Da ist nämlich noch ne Höhle!" Und wenn er die Lampen holte, hatte er sicher auch eine Chance, dabei zu sein, wenn sie sich das, was Teddy vorwiegend mit der Stirn erkundet hatte, einmal genauer ansahen.

[Ray Williams]

Sie war kleiner - und sehr viel weniger metaphorisch - als Ray geglaubt hatte. Er hätte seine Hand dennoch mit Leichtigkeit hineinlegen können, und für etwas, was in eine feuchte Steinwand gekratzt worden war, sah sie wiederum recht kunstfertig aus. Selbst bei seiner ersten Betrachtung fand Ray, dass die Umrisse recht tief in den Felsen schnitten, und es wirkte, als könnte man sogar den Handteller erkennen.
Er nickte abwesend auf Elvis' Frage, riss sich dann aber wieder zusammen. "Ja. Versuchen Sie, irgendetwas aufzutreiben, was den Zugang zu dieser Stelle erleichtert, und suchen Sie nach den großen Lampen." Die leistungsstärksten waren in der Laete versunken, aber Stabtaschenlampen würden auch das ihre tun. Eine Höhle.. was sie dort wohl noch erwarten würde?
Ray wandte sich halb um, als Viktoria zurückkam, auch wenn es ihm schwer fiel, den Blick von der Hand abzuwenden. Grinsend schüttelte er den Kopf, auch wenn er Viktorias Frage nahezu von ihren Lippen ablesen musste. "Es wird ihr nicht schaden", sagte er jovial. Seine Augen glänzten, und auch, wenn sein Hemd vom Sprühwasser des Wasserfalls langsam durchfeuchtete - hm, die Feuchtigkeit könnte für die Technik ein Problem werden - und das Rauschen des Wassers in seinen Ohren dröhnte, gab es nur wenig Orte, an denen er jetzt lieber gewesen wäre.
"Wir haben es tatsächlich geschafft!", strahlte er seine Assistentin an. Natürlich mussten sie noch beweisen, dass es tatsächlich die Hand war und nicht irgendeine Steinkritzelei, die mit keinem Tempel in Verbindung stand, aber Ray spürte, dass sie auf dem richtigen Weg waren, und das erlaubten es sich seine Gedanken, schon einmal Monate nach vorne zu springen, wenn sie den Tempel gefunden und sein Alter und seine Herkunft belegt hatten. "Es könnte sein, dass genau da, wo jetzt unsere Zelte stehen, einst die Selenisten auf dem Weg zum selben Ziel gelagert haben! Ist das nicht großartig!"

[Viktoria Klein]

Viktoria nickte begeistert: "Das wäre der Wahnsinn und.." Viktoria lachte auf. "die haben gestern noch solche unsinnigen Gruselgeschichten erzählt, .. angesichts der großen Geschichte dieses Ortes.. Oh Mann, oh Mann!" Sie konnte ihre Gedanken gar nicht mehr richtig ordnen, kaum zu sprechen von ihren Sätzen. Ach.. War das herausragend! Es stimmte tatsächlich.
Viktoria legte sich wie zur Beruhigung eine Hand auf ihr Herz, lächelte ihren Professor kurz zu, ehe sie mit der anderen die Kamera an ihre Augen führte: "So.. Wenn Sie jetzt einen Schritt zur Seite treten könnten.." Viktoria ging ein wenig in die Hocke, um die Hand aus allen möglichen Blickwinkeln zu fotografieren.
Wenig später nachdem sie die Höhle zum Blitzen und Leuchten gebracht hat, senkte sie die Kamera ein wenig ab und richtete sich wieder auf. "Ach, wäre das nicht schön, wenn wir Senora Bueno ein Foto von der Hand schicken könnten?"

[Elvis Strindberg]

"Aye, das klingt machbar", nickte Elvis und nickte beflissen, ehe er mit Teddy Platz machte für Viktoria und ihre Kamera. Dann schob er Teddy, der jammerte, erblindet zu sein - man sollte auch nicht neugierig ins Blitzlicht starren - in die Richtung jener Stelle, die es erlaubte, hinter den Wasserfall zu gelangen. "Komm, Batata, bringen wir dich ans Tageslicht." So wie der Frischling wirkte, würde er sich wohl erst mal ordentlich ausruhen müssen. Am besten, beschloss Elvis, würde es sein, wenn er ihm erst mal einen Kaffee oder etwas noch Stärkeres in die Hand drückte und dann Scott und Luca auftrieb, um die benötigten Materialien zu suchen.
Als sie das Wasser passierten, musterte Elvis kritisch die Decke des Felsvorsprungs, der ihnen den halbwegs trockenen Übergang ermöglichte. Ob man da woh was hinzimmern konnte, damit man sich nicht dauernd eine Mini-Dusche abholte? Andererseits war das bisschen Wasser ja egal; das trocknete wieder. Und wenn DAS der Preis für ihre erste Wegmarke zum Inkatempel war... kein Thema. Da zahlte Elvis gern drauf!

tbc: Wasserfall

[Ray Williams]

Ray nutzte die Zeit, in der Elvis Teddy in Sicherheit brachte und Viktoria die Hand fotografierte, um seine Gedanken zu ordnen. Natürlich würden sie die Koordinaten festlegen müssen, schon um später Luftbildaufnahmen von der Lichtung anzufordern, auf der sie lagerten - und um in einen vermutlich Monate, wenn nicht Jahre dauernden Papierkrieg für weitere Ausgrabungen einzusteigen. Sollte sich die Suche nach dem Tempel zu sehr verzögern, könnten sie aber zumindest versuchen, auf dem Grund des Teiches hier oder auf der Lichtung Spuren für eine Besiedlung zu finden - es wäre zumindest ein erster Schritt für eine lange Beweiskette, wenn ihre Hoffnung sich nicht erfüllte. Andererseits war der Fund doch wohl mehr als Grund genug, um optimistisch zu sein!
"Ja, das wäre es", grinste Ray. "Also einerseits. Andererseits würde ich zu gern ihr Gesicht sehen, wenn sie das Bild sieht." Aber man konnte halt nicht alles haben. "Überlassen wir es dem Funknetz hier, wann sie davon erfährt. Erstmal müssen wir die Höhle erkunden, und wir brauchen auch Proben aus den Konturen der Hand, um das Alter besser bestimmen zu können." Womöglich hatte es sogar mal Zeichnungen gegeben, deren Rückstände sie in den Ritzen finden konnten.
Ray schüttelte langsam den Kopf. "Da war sie direkt vor unserer Nase, und wir hätten sie nicht einmal bemerkt...", brummte er.

[Viktoria Klein]

"Oh ja, das wäre sicherlich ein großartiges Fest." Viktoria lächelte ihrem Professor kurz zu, ehe sie die letzten Aufnahmen von der Hand machte.
"Und was alleine das schon für ein Aufsehen in der Wissenschaftswelt machen könnte." Viktoria packte grinsend ihre Kamera weg, ehe sie nach dem Ausgang schaute, um nach Elvis und den Taschenlampen Ausschau zu halten.
"Andererseits.." Viktoria senkte ihren Ton. "Wahrscheinlich werde ich etwas paranoid, aber sollten wir Doktor Bueno wirklich über Funk in Kenntnis setzen?" Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und haspelte etwas unüberlegt weiter: "Also nicht, dass ich hinter jedem Stein einen Verräter wittere, aber könnten diese Informationen nicht in die falschen Hände geraten?"

[Ray Williams]

"Viel gravierender: Wie stellen wir fest, dass jemand da ist, der sie zur Not auffängt, wenn sie die Botschaft aus den Schuhen haut?", erwiderte Ray leichthin und grinste breit. "Machen Sie sich mal keine Sorgen, Vik. So traurig es auch ist, aber das", er deutete auf die Steingravur der Hand, "allein wird wohl kaum jemanden davon überzeugen, dass die Theorie stimmt. Wir werden erst Beweise sammeln müssen, dass sie auch wirklich von Selenisten hier zurückgelassen wurde." Er rümpfte die Nase. "So manch einer wäre sich nicht einmal zu fein, die irgendwelchen Jugendlichen oder bekifften Künstlern zuzuschustern - Hauptsache keinen Selenisten." Ray schüttetelte den Kopf. Da musste er sich doch nur an die Kolleginnen und Kollegen in den Ausschüssen und Gremien erinnern, vor denen er um die Genehmigung für seine Expedition gekämpft hatte. Oder an die Kurzsichtigen, die Desmonds Forschung auf den Index gesetzt hatten. Des. Der würde auch ausflippen, wenn er das hier je zu Gesicht bekäme! Vor allem, weil er einfach so die Chance ausgeschlagen hatte, ihn zu begleiten.
"Bisher ist doch auch noch nichts passiert, was darauf hinweisen würde, dass irgendwer mit finsteren Absichten unsere Fortschritte beobachtet." Abgesehen vom üblichen Pech. Aber das kam halt vor.

[Viktoria Klein]

"Ja. Da haben Sie natürlich Recht." Viktoria räusperte sich verhalten und war froh, dass man in der Dunkelheit nicht sah, dass ihr Wangen sicherlich etwas rot geworden wurde. Sie sollte in Zukunft besser überdenken, was sie sagen möchte. Das war hier schließlich ihr Professor und er sollte nicht denken, dass sie unter Verfolgungswahn leidet.
"So.." Fügte sie nach einer Pause hinzu und steckte ihre Kamera weg. "Wie geht es jetzt weiter?" Neugierig blickte sie in die Dunkelheit herein. Ob sie wohl jetzt schon alle hier herein gehen würden? Oder erstmal nur der Professor? Oder..

[Ray Williams]

"Eigentlich", Ray warf einen Blick zu jener Stelle, an der Elvis mit Teddy durch das herunterprasselnde Wasser verschwunden war, "sollten wir jetzt auf die Lampen warten." Er hielt nur mit Mühe einen Seufzer zurück. "Und dann nachsehen, was dieser Durchgang dort für uns bereit hält." Gut, Teddy hatte behauptet, dort sei nichts zu finden, aber Teddy war... Teddy. Selbst in der kurzen Zeit, die er nur gehabt hatte, um seinen Träger etwas kennenzulernen, war in ihm nicht der Eindruck erwachsen, als gehöre Teddy wirklich hierher in den narracitischen Dschungel. Vielleicht sollte er sich und vor allem den Jungen einen Gefallen tun und ihn nach Hause schicken.
Seine Aufmerksamkeit kehrte wieder zu dem Eingang des Tunnesl zurück. "Immerhin", fuhr er fort, "könnte es sein, dass es dort schon Fundstücke gibt, die uns beim Beweis unserer Theorie helfen könnten." Artefakte, Wandmalereien, vielleicht auch ein Ausgang, der sie direkt auf den Weg zum Tempel bringen würde... Ray fuhr sich mit der Zungenspitze über die ohnehin feuchte Oberlippe, ehe er entschlossen die Taschenlampe zückte, die er eh bei sich führte. Sie würden vorsichtig sein und einfach nur einen ersten Blick riskieren, jawohl. "Oder wir werfen schon einmal einen Blick hinein."