Tropfsteinhöhle

[Elvis Strindberg]

Ja, klar, nicht schlafwandeln. Was dann - war er gebeamt worden? War er... Elvis stutzte, gerade als Teddy ihn aufzuhalten versuchte, aber ohne auf dessen Worte zu achten, wandte sich vom Tunnel ab und betrachtete Teddy aus leicht zusammengekniffenen Augen, während er ihm den Kegel der Taschenlampe geradewegs ins Gesicht hielt. Konnte es denn möglich sein, dass - wer immer ursprünglich den Tempel gebaut hatte, den sie suchten - noch hier war und darauf wartete, dass man ihn fand? Und dass er oder sie oder es Teddy auserwählt hatte, ihn im Zelt dematerialisiert und hier wieder materialisiert hatte, um ihm eine Botschaft zu zeigen oder so etwas?
Vermutlich war es nur ein Luftzug auf der durch den Dunst feucht gewordenen Nackenhaut, aber Elvis spürte eine leichte Gänsehaut über seinen Rücken gleiten. Teddy, der Auserwählte...

[Teddy Wilcox]

Er wollte grade anfangen, angestrengt und konzentriert auf die Stelle zu starren, an der er die Wandmalerei vermutete. Wäre da Elvis nicht gewesen...
Verstört zuckte Teddy zusammen, hielt sich mehr reflexartig eine Hand vor die Augen und musterte Elvis böse, wobei nicht sicher war, ob er tatsächlich sauer war, oder einfach nichts sehen konnte. "Was machst du denn?!" Die Wand war da vorne und ganz bestimmt nicht in seinem Gesicht!

[Elvis Strindberg]

Nun, bei genauerer Betrachtung.. Elvis lachte fröhlich und schüttelte seinen Kopf. "Ach, ich wollte nur sicher gehen, dass du dir nicht unterwegs den Kopf angeschlagen hast oder so." Auserwählt - Teddy! Während er direkt daneben schnarchte! Nein, nein, sie sprachen hier immerhin von einer hochentwickelten Kultur; die würden sich doch nicht an jemanden wenden, der.. also nicht an Teddy wenden. "Sieht aber aus, als wäre noch alles dran."
Noch immer grinsend wandte Elvis sich von Teddy ab, blendete dabei aus Versehen auch Viktoria noch kurz und suchte dann mit dem Kegel der Taschenlampe nach der Malerei. Höhlenmalerei. Sowas hatte ja auch oft geheime Botschaften!
Und doch, als er die Malerei dann genauer betrachtete, musste Elvis die Brauen hochziehen und den Kopf schräg legen. "Brat mir doch einen 'nen Storch."
Also das konnte doch kein Zufall sein! Das war eine Hand!

[Viktoria Klein]

Viktoria betrachtete das Schauspiel zwischen Teddy und Elvis mit einigem Abstand und schüttelte letztlich über deren beiden Verhalten nur den Kopf. Also manchmal war sie sich nicht sicher, ob bei den beiden wirklich alles in Ordnung war. Jeder für sich hatte eine komplette Schraube locker, ja sogar eventuell noch mehr. Kein Wunder, dass die beiden sich so gut verstanden.
Aber dass sie ... ahhh! Schnell hielt sie sich eine Hand vors Gesicht, als Elvis auch sie blendete. Mann..
Nervös blinzelte sie die hellen Sternchen weg, als auch sie die Höhlenmalerei sah.
Entsetzt griff sie sich ans Herz. "Ja,.. wow." Entfuhr es ihr verblüfft. Konnte das wahr sein? Überrascht griff sie Teddys Hand und strahlte ihn mit großen Augen an. "Ja, weißt du, was du gefunden hast?"
So schnell sie ihn anfasste, so schnell ließ sie ihn auch wieder los und trat an die Wand heran, um mit ihren Fingern ehrfürchtig über das Gemalte zu fahren. Jauchzend: "Das ist die Hand, die wir die ganze Zeit gesucht haben." Begeistert grinste sie die beiden anderen an.

[Teddy Wilcox]

Huch, was nu?!
Zu mehr als einem verwirrten "Äh..." war er nicht fähig, nachdem Viktoria seine Hand so freudestrahlend wieder losließ, wie sie sie genommen hatte - sie hatte seine Hand genommen, hach! - und Teddy blieb, wie so oft, als einziger irgendwo zurück und hatte keine Ahnung was hier passierte.

Eine Hand. An die Wand gemalt. Die Hand? Also, die Hand?
Teddy blinzelte perplex. Hatte er da tatsächlich einmal in seinem Leben Glück gehabt? War es vielleicht Schicksal gewesen, dass er aus irgendeinem unerfindlichen Grund mitten in der Nacht in diese Höhle gedackelt war? Elvis' Auserwählten-Theorie kam ihm grade gar nicht so unabwegig vor, auch wenn er nach wie vor nicht wirklich begriff, was genau er da eigentlich Wichtiges entdeckt hatte.
"Also sowas passiert mir sonst nie."

[Elvis Strindberg]

"Ha!" Elvis strahlte breit und versetzte Teddy einen anerkennenden Schlag auf den Rücken, auch wenn es selbst ihm langsam bewusst wurde, dass solche freundlich gemeinten Gesten bei Teddy meist für ein Stolpern, ein Husten oder einen Laut, der mehr an Schmerz als an Geschmeicheltsein erinnert, zur Folge hatte. "Wer hätte gedacht, dass wir dich nur schlafen legen müssen, um die Hand hier zu finden, Batata?"
Er hielt die Lampe so, dass ihr Lichtkegel über Viktorias Schulter auf die Hand fiel, während sein Blick wieder zum dunklen Tunneleingang in der Nähe irrte. "Meinen Sie, da geht's in Richtung Tempel, Senorita?" Konnte das sein? Ein unterirdisches Gängesystem? So unwahrscheinlich wäre das ja nicht; jüngste Theorien besagten, dass das U-Bahn-System von London auch nur dank des Einflusses außerirdischer Intelligenz entstanden war. Elvis war zwar nicht dagewesen, las aber eifrig einen entsprechenden Blog. Und wenn hier in Narracion schon vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden ein Vorgänger entstanden wäre.. he, vielleicht ließen sich da Parallelen entdecken!

[Viktoria Klein]

Viktoria bemerkte Teds Verwirrung und sprudelte begeistert los: "Die Hand, die Wegmarke, die wir die ganz die Zeit gesucht haben. Sie befindet sich nicht im Wasser, auch nicht am Ufer. Sondern hier!"
Ihr Blick schweifte weiter zu Elvis. Er hatte Recht, was auch immer das zu bedeuten hatte. "Mr. Strindberg, leuchten Sie hier weiter aus. Ich.."
Ja, was sollte sie denn machen? Sie hatte keine Lampe dabei. Professor Williams wüßte bestimmt... AH! Oh Gott!
Aufgeregt: "Ich muss Prof. Williams Bescheid geben! EIn Moment, gleich wieder da."
Mit etwas zittrigen Beinen machte sie sich zum Wasserfall auf, hinter dem sie wie sie hinter einem Vorhang her kam und auf einer sicheren Steinstelle stehen blieb.
"Professor!" Schrie sie gegen das Getöse des Wasserfalls an und winkte weit ausgestreckt mit beiden Armen.

[Teddy Wilcox]

"Das heißt Ted. Nicht Batata", eigentlich konnte er es gleich aufgeben, Elvis hörte ihm sowieso nie zu.
Dieses ganze Wegmarkengedöns verstand er nach wie vor nicht so ganz. Vor allem war ihm nicht wirklich schlüssig, wie es nun weiterging, wenn sie diese komische Hand gefunden hatten, aber das war auch nicht sein Problem, sondern das von Professor Williams. Er würde nur nach wie vor beim Gepäckschleppen ersticken und hin und wieder beinahe zusammenbrechen, alles kein Problem.
"Da hinten ist bloß eine Wand", sprach der mutige Entdecker und schob dann ein kleinlautes "Da bin ich vorhin gegengerannt" hinterher. Natürlich würde er nie zugeben, dass er eine Weile vor lauter Panik bloß im Kreis gelaufen war. Er doch nicht. Apropos mutig, Teddy tippelte immer noch ein wenig nervös von einem Fuß auf den anderen und kam nicht umhin, sich nach wie vor zu wundern wie um alles in der Welt er hier überhaupt gelandet war. Hand hin oder her, aber Schlafwandeln war eigentlich wirklich keine gängige Nachtbeschäftigung des expeditionseigenen Dramahühnchens.

[Elvis Strindberg]

Elvis überhörte Teddys Einwurf tatsächlich geflissentlich, auch wenn er bei Viktorias Anrede fast schmerzvoll das Gesicht verzog. Mister Strindberg - also eigentlich Senor Strindberg - war sein Vater; hatte er denn tatsächlich unterlassen, ihr zu sagen, dass 'Elvis' völlig ausreichte? Nun, vermutlich schon. Immerhin war das beinahe so etwas wie das Du anzubieten, und immerhin war sie eine junge Frau, da schickte sich das nicht.
Also sah er ihr nur kurz nach - nicht, dass sie auf dem schlüpfrigen Untergrund noch hinfiel und in den Wasserfall stürzte! - und wandte sich danach der Aufgabe zu, schon mal sehr sorgfältig mit seiner kleinen Piss-Taschenlampe in den Gang zu leuchten. Vielleicht wäre es eine schlaue Idee, erst mal anständige Lampen zu holen, falls sie da unten reinwollten, und.. Elvis runzelte irritert die Stirn.
"Du hattest da unten Licht?", erkundigte er sich verwirrt bei Teddy, ohne ihn anzusehen - denn immerhin musste er forschend auf das Spannede schauen, was ihm der Minikegel Licht verriet. Fels. Fels und ein bisschen Erde. Fels, ein bisschen Erde und noch mehr Fels. Wahnsinn!

[Ray Williams]

cf: Wasserfall

"Was ist passiert?", erkundigte Ray sich atemlos - eine Atemlosigkeit, die sich nur durch seine Hektik und aufkeimende Hoffnung erklären ließ, denn so weit war der Weg zum Rand des Wasserfalls ja nun nicht gewesen. Und die leuchtenden Augen seiner Assistentin genügten eigentlich schon als Antwort. Da Teddy und Elvis mehr oder weniger ehrfürchtig - der eine ehriger, der andere fürchtiger - war es auch nicht sonderlich schwer zu erraten, wo die Entdeckung gemacht worden war.
Ray schluckte. Dies war also der Moment, an dem sich ihre Theorie beweisen konnte - genauer gesagt Mercedes' Theorie, dass das Kinderlied eine versteckte Reisebeschreibung gewesen sein könnte, die - entkleidet von möglichst vielen Kompromissen an Metrum, Reim und chronistischen Veränderungen - auch heute noch den Weg zum Tempel wies. Die Laete war eine natürliche Wahl gewesen, die Sternbilder existierten seit Jahrtausenden, aber dass die Große Hand tatsächlich wirklich war, dass sie immer noch gefunden werden konnte - oh, Ray wünschte, sie wären jetzt alle hier: seine Familie, Des, Mercedes...
"Würden Sie die Kamera holen, Vik?", sagte er rau, und während seine Assistentin davonhuschte, ging er mit dem Gefühl eines Kindes unter dem Weihnachtsbaum und den dennoch festen Schritten eines Forschers über den schlüpfrigen Stein hinüber zur Hand.
Sie existierte. Wirklich.