Lager Team Santiago

[Narracion]

Das Lager, das Santiago und seine Leute aufschlagen, ist selten mehr als der Platz, wo geschlafen oder gegessen wird. Wer allzeit bereit sein muss, aufzustehen und weiterzuziehen, richtet sich nicht groß heimelig ein. Das hat außerdem den Vorteil, dass man nicht allzu viele Spuren hinterlässt - nur für den Fall, dass jemand denn danach sucht.

[Narracion]

[Santiago]

cf: letzter Tag / Irgendwo im Dschungel

Luca hatte sich zum Glück gemeldet und Santiago von der geplanten Trennung der Expedition berichtet. Sonst wären sie möglicherweise der Gruppe mit dem Boot direkt in die Arme gelaufen, welche die Untergangsstelle noch nach weiterem Material absuchte. Stattdessen hielten sie angemessen Abstand vom Fluss und folgten der Expedition dennoch in gebührendem Abstand in Richtung dieses Wasserfalls, der laut Luca als Treffpunkt ausgemacht war. Die Nacht davor war angenehm ereignislos verlaufen, keine Spur von Raubkatzen oder Evans. Und nachdem sie am nächsten Morgen nochmals ein paar Stunden erfolglos damit verbracht hatten, Evans zu suchen, hatte Santiago entschieden, dass sie nun alles getan hatten, was sie tun konnten. Vermutlich war ihr etwas zugestossen, aber so war das nun mal in ihrem Job. Dumm gelaufen.

Nach einem längeren Fussmarsch hatten sie nun bereits ihr nächstes Nachtlager aufgeschlagen - ein ganzes Ende weiter unten am Fluss als die Expedition und erst nachdem sie sichergestellt hatten, dass die Crew mit dem Boot an der Stelle bereits vorbei war auf ihrem Weg zum Wasserfall. Die letzten Strahlen der Abendsonne glitzerten auf dem Wasser, als Santiago sich Payne griff und ihn zum Ufer zog, wo das Rauschen des Flusses ihre Worte übertönen würde und ihn fordernd anstarrte. "Ich will jetzt wissen, was du über diese 'Schatten' weisst. Was ist das und inwiefern könnten sie ein Problem für uns sein?" Kein Grund die anderen unnötig nervös zu machen. Für sie sah es so aus, als wenn Santiago ein paar mahnende Worte mit Payne sprach - genügend Anlass dafür gab es immer.

[Dante Powell]

cf: letzter Tag/Irgendwo im Dschungel

Im Verlauf des Tages hatte sich Dante des öfteren gefragt, ob derjenige, der den Landteil der Expedition da durch die Gegend führte, wohl würfelte, wenn es um Richtungsentscheidungen ging. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn die irgendwann hinter ihnen aufgetaucht wären, weil sie ihren eigenen Spuren folgten und im Kreis liefen! Eigentlich eine Sensation, dass die am Ende tatsächlich zu ihrem Ziel gefunden hatten. Selbst Simon hatte mehr Verstand, und das wollte was heißen!

Mit einiger Zufriedenheit registrierte er, dass Santiago das Ende ihres Irrlaufs nutzte, um sich Simon zur Brust zu nehmen. Er hatte ihn nicht darauf angesprochen, welcher Teufel ihn bei der Auswahl geritten hatten - er redete aus Prinzip nicht über Kollegen. Vielleicht kannte Santiago die Gerüchte über Payne nicht, oder sie interessierten ihn nicht. Aber dass er ihn jetzt mal zurechtstutzte, war überfällig. Payne war an seinen Sachen gewesen - Dante hatte es gemerkt, aber kein großes Fass deshalb eröffnet, zumal ihm nicht aufgefallen war, dass etwas fehlte - als Nichtraucher benötigte er das Feuerzeug nicht besonders häufig. Aber Payne hatte seine pedantische Ordnung im Rucksack zerstört, und allein die Tatsache, dass der seine Psycho-Hände in Dantes Rucksack gesteckt hatte, genügte, um sein Bild noch viel mehr zu zerstören, als alle Gerüchte es gekonnt hatten. Niemand ging an seine Sachen! Da steckte ein System hinter!

Weil Santiago offensichtlich Wert darauf legte, dass seine Predigt für Simon - ob es wohl um die albernen Spitznamen ging, die er Healy und ihm verpasst hatte? Dante hatte eine gewisse Meinung von seinem Hinterteil, fand aber nicht, dass man ihn darauf reduzieren sollte, selbst wenn es nur als Abkürzung des Nachnamens gedacht war - zwischen Prediger und Gepredigtem blieb, lehnte sich Dante am anderen Ende des Lagers gegen einen Baum und blickte in den Dschungel. Kein Anzeichen von Katze Nummer Zwei. Hatte er ja gewusst.

[Raphael Healy]

c.f: letzter Tag

Längere Fußmärsche an für sich waren ja kein Problem. Als Söldner beschwerte er sich nicht, bei seiner Polizeiausbildung war Ausdauertraining ein Must gewesen, Healy ging es, trotz Kilometerwanderung durch den Urwald gut. Beziehungsweise ginge es, wenn Payne nicht wäre. Die meiste Zeit des Weges, hatte er gebührlichen Abstand zu dem Psycho gehalten und versucht, ihn so gut wie es eben ging zu ignorieren. Einige Mal war er sogar in Versuchung geraten, sich mit Powell zu unterhalten, bevor er sich im letzten Moment daran erinnerte, dass der nun auch kein Vorzeigeexemplar für herausragende Intelligenz war und sowieso nach wie vor lieber schweigen und grimmig durch den Dschungel stapfte. Im Stillen hatte er ihn bereits ‚Grumpy’ getauft.

Irgendwie erheitert sah er mit an, wie Santiago Payne nach dem Lageraufbau zur Seite nahm und rechnete, ebenso wie Dante, damit dass der Kerl endlich mal eine Standpauke erhielt. „Wurde auch Zeit“, kam’s daher mit einer Mischung aus Erleichterung und Schadenfreude, während er kurz skeptisch zu Santiago und Simon hinübersah. Er wusste, dass Powell ihn hören konnte, auch wenn der wieder einen auf unbeteiligten Lonesome Rider machte. Im Stillen bewunderte er Powell ja ein bisschen dafür, dass er die Ruhe bewahrt hatte obwohl Payne an seine Sachen gegangen wär. Er selbst wär vermutlich arg in Versuchung geraten, Simon noch im Schlaf eine Kugel in den Arsch zu jagen, wäre er an Dantes Stelle gewesen.

[Dante Powell]

"Hm?" Fragend wandte Dante den Kopf, um den Zusammenhang zu verstehen - was nicht besonders lange dauerte, denn er musste ja nur Raphaels Blick folgen. Ah, ja. Santiago und Payne. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Wo Healy Recht hatte, hatte er Recht. Erstaunlicherweise störte es Dante nicht einmal mehr, dass der sich in einer Tour Kippen ansteckte. Zumindest plapperte er nicht ohne Unterlass wie Evans, und er war auch kein durchgeknallter Psychopath wie Santiago. Mit dem würde er arbeiten können. "Ja", stimmte er daher auch einsilbig zu, ehe er wieder den Kopf wandte und in den Dschungel blickte, als wollte er nur durch die Kraft seiner Blicke die Bäume dazu zwingen, zur Seite zu springen.

Eigentlich war das eine ziemlich unsichere Sache, fand er. Also, einer Gruppe zu folgen und den anderen Teil der Expedition aus den Augen zu lassen. Zwar war nicht zu befürchten, dass die zurückgelassenen Träger auf einmal anfingen, archäologische Entdeckungen ans Tageslicht zu befördern, aber was, wenn die den Forschern folgten - aus welchen Gründen auch immer? Dann würden sie die mit einem Mal im Rücken haben!

Beinahe fand Dante es jetzt schade, dass Evans verschwunden war, denn vielleicht hätte die einen Annäherungsalarm oder sowas bauen können. Etwas, das vibrierte, wenn ein Sender in die Nähe kam - dann hätten sie ihrem Maulwurf so einen Sender nur zustecken müssen, damit der dann dafür sorgte, dass das Team, das sie nicht verfolgten, nicht mit einem Mal ihren Weg kreuzte. Es machte immer Umstände, einen Menschen wirklich 'verschwinden' zu lassen - Evans und der Dschungel waren ja nun nur ein glückliches Zufallsprodukt.

[Simon Payne]

cf: letzter Tag / Irgendwo im Dschungel

Im Moment hatte er einfach nur Vergnügen daran, dass sie durch den Dschungel stapften. Er amüsierte sich über diesen alten Brummbären, der ständig ein Gesicht zog als würde sich gleich der Himmel auftun und tote Frösche auf ihn regnen wollen. Der Kettenraucher, allerdings, ging ihm auf den Senkel mit seiner Stinkerei und längst hatte sich Simon vorgenommen, ihn mal bei Gelegenheit um seine stinkenden Glimmstängel zu erleichtern. Oder um das Feuerzeug. Die sammelte er jetzt ohnehin schon.

Nachdem sie ein Lager aufgeschlagen hatten, wollte er sich gerade in den Dschungel schlagen, um sich was schönes zum Essen zu suchen, als ihn Santiago packte und mit sich in die entgegengesetzte Richtung, nämlich zum Flussufer zog. Also richtete sich Simons Blick in das Wasser. Einige der Wasserschlangen in dieser Gegend waren wirklich schmackhaft ...
"Hm?", meinte er nur gelangweilt auf die Frage des anderen Mannes hin und blickte weiterhin stur in das seichte Wasser. Er machte noch einen Schritt zur Seite. "Hast du Ohren, Santiago?", erkundigte er sich schlicht. "Ohren zum Hören, ja? Simon hat Ohren. Simon hat von den Schatten gehört, die Gerüchte, die sich um ihre düstere Existenz ragen." Seine Stimme wurde etwas leiser und tiefer. "Simon hat nicht nur gehört. Er hat gesehen." Nein, hatte er nicht, aber das musste Santiago ja nicht wissen. "Schatten, draußen im Dschungel. Haltet euch von den Schatten fern." Hatte er das nicht schon einmal gesagt? Simon rollte etwas die Augen. Bestimmt. Warum hörte man eigentlich nicht auf ihn? Das fast golden anmutende Schuppenkleid am Bauch einer Wasserschlange fing seinen Blick ein und seine Hand griff zu dem Messer an seinem Gürtel, in Zeitlupe. Santiago und seine dummen Fragen hatte er längst vergessen. Da war sein Abendessen.

[Santiago]

Santiago packte Simon am Arm, mit dem er gerade das Messer ziehen wollte. Der Blick auf die Schlange im Wasser war ihm nicht entgangen. "Hör' auf mit dem kryptischen Gelaber", knurrte er. Es war jetzt schon sein dritter Versuch, dem Psychopathen mehr zu diesen seltsamen 'Schatten' aus der Nase zu ziehen und jedes Mal kam nur dieses Geraune. Vermutlich waren das ja reine Hirngespinste, aber er war für diese Mission verantwortlich, also konnte er es sich nicht leisten, das einfach zu ignorieren. Immerhin hatte er auch nicht gewusst, dass es in dieser Gegend derart grosse Raubkatzen gab, noch dazu welche, die sich offensichtlich gerne an Menschenfleisch gütlich taten. Das hatte ihn möglicherweise bereits ein Teammitglied gekostet. Er hatte nicht vor, ein weiteres zu verlieren - naja, ausser Payne allenfalls.

Ein kurzer Blick zu den anderen beiden zeigte, dass sie ausser Hörweite waren und auch irgendwas besprachen. Vermutlich diskutierten sie gerade, wie sehr ihnen der Neuzugang auf die Nerven ging. War ihnen kaum zu verübeln. Santiago fixierte Payne mit herausforderndem Blick. "Gerüchte? Düstere Existenz? Schatten im Dschungel? Rück endlich raus mit dem, was du weisst!"

[Simon Payne]

Ein wütendes Knurren war zu hören und mit blitzenden Augen fuhr Simon wieder zu Santiago herum und fletschte die Zähne wie ein Wolf, der ihm jeden Moment die Kehle herausreißen wollte. "Lass. Sofort. Los." Ein boshaftes Grinsen lag auf seinen Zügen. "Sei denn, du willst deine Hand verlieren." Er trat einen Schritt näher, drängte gegen Santiago, anstatt sich von ihm losreißen zu wollen. "Simon nimmt sie gerne als Trophäe", schnurrte er dem anderen Mann ins Ohr. Oh ja. Es war eine Drohung und er meinte sie verdammt ernst. Und wenn Santiago nicht von allen guten Geistern verlassen war, würde er ihn jetzt einfach loslassen oder die nächsten Nächte nicht mehr allzu ruhig schlafen.

"Die Schatten", flüsterte er dem Anführer geheimnisvoll ins Ohr, "sind dämonische Kreaturen mit einem Eigenleben. Niemand weiß, wie viele es gibt. Sie lauern draußen im Dschungel zwischen den Bäumen und warten nur auf ein ahnungsloses Opfer, dessen sie habhaft werden können. Wer sich einen Schatten eingefangen hat, tut und sagt ganz seltsame Dinge, ist unberechenbar und folgt keiner Logik mehr, die andere Menschen verstehen könnten." Er grinste frech. "Und nein. Simon hat sich keinen Schatten eingefangen. Simon war schon immer so", setzte er noch hinterher, denn ihm war klar, dass das die logische Schlussfolgerung sein würde, die ihm Santiago entgegenschleudern würde. Erst jetzt trat er wieder zurück. "Simon hat die Dinger nicht studiert, aber wenn ihr irgendwo dort draußen einen dunklen Schatten seht, der fehl am Platz wirkt, haltet euch verdammt nochmal fern."

Sein Blick glitt erneut zum Wasser. "Und jetzt geh zurück zu deinen Männchen und klär die auf. Simon will sich sein Abendessen besorgen", murrte er missmutig. Die Schlange hatte sich jetzt natürlich längst verzogen. Dabei hatte er sich schon darauf gefreut.

[Raphael Healy]

"Ich würd ja zu gern mal Mäuschen spielen", halbwegs interessiert beobachtete er Santiago und Payne ein Weilchen und ärgerte sich, dass sie tatsächlich außer Hörweite waren. Man sollte meinen, dass ihm nach dem Marsch ein bisschen Schadenfreude gegönnt sei, aber Santiago schien wirklich in restlos jeder Angelegenheit völlig dezent vorzugehen. Sehr zu Healys Missfallen, der langsam schon am Rande der Langeweile entlang balancierte. Dante war nun auch nicht die ideale Abendunterhaltung.
Er ließ sich auf einem niedrigen Baumstumpf, ganz in Powells Nähe nieder und zog sich Evans' Rucksack ran, den sie vorsichtshalber einfach mal mitgenommen hatten. Ihre Unterwäsche ignorierte er diesmal geflissentlich und angelte stattdessen nach einem der Comics. In der Not fraß der Teufel fliegen, oder so ähnlich.
"Du kannst das echt stundenlang, was? So sinnlos in den Dschungel rausstarren und nichts sagen", kam's beiläufig während er halbherzig die bunten Bildchen betrachtete. Das hier war schon eine Verzweiflungstat, an ihre Süßigkeiten würde er mit Sicherheit nicht gehen.