Unterer Lauf der Laete

[Emma Williams]

Emma hatte zwar Gefallen an einem Abenteuer, wollte aber nicht oft im Dschungel umherwandern, dafür kannte sie sich nicht genug aus. Sie beschloss also, nicht Selenismusforscherin zu werden. Oder nur am Schreibtisch, wie Bueno. Obwohl das auch langweilig werden könnte. Also würden wohl beide Berufe für sie nicht in Frage kommen.
Aufmerksam hörte sie sowohl Mercedes, als auch Des Ausführungen zu. War aber viel mehr mit der Hitze beschäftigt und damit, wie viele Krokodile wohl im Fluss schwammen. Und ob sie gerade hungrig war. Vielleicht rochen die Tiere die drei schon und dachten sich: 'Mh, lecker. Mittagessen.' Gleich würden sie aus dem Fluss herauskommen und dann wäre es aus mit ihnen und der Expedition.
"Und du forschst natürlich am Liebsten eher unkonventionell.", vermutete sie, weil das so absolut perfekt zu ihm passte.

[Mercedes Bueno]

Wie sollte man in diesem Wirrwarr denn auch einen Fluss erkennen? Dr. Bueno rümpfte die Nase und schlug verärgert eine Pflanze zur Seite. Also wirklich!
"Nein", erwiderte sie scharf. "Nein, die erste Wegmarke ist kein Wasserfall, sondern eine große Hand. Der Wasserfall ist lediglich eine Landmarke, die unter Umständen die Reise der Expedition verzögert haben könnte, sollte er sich als ein größeres Hindernis auf diesem Fluss herausgestellt haben." So recht war das auf den Karten nicht zu erkennen gewesen. Aber ein Wissenschaftler sollte schon in der Lage sein, Weg- von Landmarken zu unterscheiden. Allerdings würde wohl nur jemand, der sehr großzügig mit diesem Begriff umging, einen Halodri wie Dr. Carter als Wissenschaftler bezeichnen.
"Es sei denn", griff sie die Bemerkung von Emma lakonisch auf und vergaß bei ihrer Versessenheit, Dr. Carter gepflegt zu zeigen, wie wenig sie von ihm hielt, ganz zu fragen, wie er darauf kam, "es sei denn, Sie bevorzugen in diesem Fall unkonventionelle Bezeichnungen, dann ist dieser Wasserfall auch eventuell eine Wegmarke."
Unkonventionell! Die einen nannten es unkonventionell, die anderen schlicht Raub und unbefugtes Betreten. Dr. Bueno zählte sich gern zu den anderen.

[Ray Williams]

cf: Wasserfall

Ray stieß das Paddel tief ins Wasser. Er hatte Teddy angewiesen, dicht beim Gepäck zu bleiben und, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass sie noch einmal sanken, mit seinem Leben dafür zu sorgen, dass die Proben nicht verloren gingen, andernfalls würde er ihn notfalls auch solange danach tauchen lassen, bis er Kiemen bekam. Die Drohung meinte Ray zumindest halb auch ernst. Es war schließlich das eine, auf der Suche nach einem vermissten Teammitglied zurück in die Zivilisation zu reisen - aber es war etwas ganz anderes, das mit leeren Händen tun zu müssen!
Dank der trägen Strömung und den kräftigen Schlägen von Scott und Ray kam das Boot ganz ordentlich voran. Ray glaubte, einen Felsen wiederzuerkennen, den sie auf dem Hinweg passiert und an dem er hatte Halt machen lassen, um daran zu untersuchen, ob es Hinweise auf die Hand gab. Bei dem Gedanken, dass er das nun nicht mehr tun musste, da sie die Hand gefunden hatten, grinste Ray unwillkürlich und beschloss, im Worst Case Teddy doch nur ein bisschen suchen zu lassen - ohne ihn wären sie am Ende einfach so weitergereist.
Apropos weiterreisen.. "Wenn wir weiter so vorankommen, sind wir schneller am Handelsposten, als ich dachte", rief er Scott über seine Schulter hinweg zu.

[Teddy Wilcox]

cf: Wasserfall

Er schmollte ein wenig. Nicht, weil er nicht mitrudern durfte, darüber war er eigentlich recht froh, aber inzwischen fühlte er sich als designiertes Mobbingopfer für den Professor. Zumindest bekam nur er immer auf die Schnüss, auch wenn er gar nichts gemacht hatte. Aufs Gepäck aufpassen und das auch noch mit dem Leben verteidigen. Was war er für diese Expedition eigentlich? Nach seiner legendären Entdeckung hinter dem Wasserfall - die ihm immer noch Angst machte - hatte er den Status eines unersetzlichen und teuren Trüffelschweins verdient! Jawohl!
Stattdessen saß er in der Mitte des Bootes, die Tasche mit den Reiseunterlagen fest an die Brust gepresst, und wartete auf einen weiteren Anschlag auf ihr Leben. Dieser Fluß kam ihm suspekt vor.
"Verschreien Sie's nicht. Sobald man sein Glück laut ausspricht ist es weg. Da hab ich Erfahrung mit." Er war ja auch die arme Sau vom Dienst hier.

[Des Carter]

"Genau", er grinste heiter, allein schon weil er wusste wie sehr es Dr Bueno auf die Palme brachte.
Glücklicherweise war ihm grade nicht danach, Bueno abermals daran zu erinnern dass er die Reiseunterlagen nicht so gründlich studiert hatte wie Ray und sowieso, gelinde gesagt, reichlich wenig auf ihre hanebüchen Kinderlied-Interpretierungen gab. Hand hin oder her, wenn alles was sie zu dieser Expedition beigetragen hatte, ein wenig Literaturwissenschaft und das - von ihm bereits seit der Schule verhasste - 'Was meint der Autor mit 'Der Himmel ist blau'?' war, dann nahm er sich durchaus das Recht heraus, ein klein wenig erm... kritisch der Dame gegenüber zu sein.
"Oder man liest ganz unkonventionell Karten." Aka gar nicht, in Dr Buenos Fall. Sonst müsste sie eigentlich wissen, dass die Laete zu ihrer Linken herumgluckerte.
Er blieb recht abrupt stehen als im Zirpen und Fiepsen des Dschungels plötzlich etwas anderes zu hören war. Das Plätschern von Wasser nämlich, und dumpfe Stimmen. "Hören Sie das?" Hoffentlich, sie hatte sich schließlich bloß den Huf gebrochen und nicht das Hirn.

[Emma Williams]

Emma wartete nur noch darauf, dass Bueno und Des gleich die Beherrschung verloren und aufeinander losgingen. Dank der Hitze und ihrer Müdigkeit hatte sie auch nicht besonders gute Laune. Und die gegenseitigen Sticheleien der Beiden gingen ihr gehörig auf die Nerven.
Sie wollte eigentlich schon wieder eine Pause einlegen. Dabei war die letzte Rast doch gerade einmal ein paar Minuten her. Verdammt, sie hätte wohl im Flieger schlafen sollen. Oder wenigstens auf den Koffer verzichten können. Ihren Rucksack nicht so sehr mit unwichtigem Zeug vollpacken sollen. Sie nahm sich fest vor, bei der nächsten Expedition vorher umsichtiger zu planen.

Als Desmond schließlich Stimmen hörte und sie in der Geräuschkulisse des Dschungels tatsächlich auch etwas hörte atmete sie auf. Und als sie dann um die Ecke bogen und in entfernt Gestalten ausmachten, machte ihr Herz einen Satz.
"Das sind bestimmt die Anderen von der Expedition!", rief sie hoffnungsvoll. Verrückt nur, dass sie die Anderen so schnell hatten einholen können. Hatte Des nicht gesagt, dass sie noch viel länger hätten marschieren müssen, bis sie bei ihrem Vater ankamen?

[Mercedes Bueno]

Da grinste dieser... Mensch doch einfach! Dr. Bueno verdrehte die Augen. Kein Wunder, dass er sich als wissenschaftliches Fiasko bewiesen hatte, wenn er so wenig Wert darauf legte, qualifiziert zu arbeiten. Und als ob sie keine Karten lesen konnte! Das einzige Problem war ja wohl, sich in diesem Dschungel damit zurechtzufinden, wo es Bäume statt Koordinaten gab und sich die alle richtungsweisenden Punkte in unübersichtliches Grün hüllten.
Aber die Geräusche, die fing sie durchaus auch auf. Irritiert runzelte Dr. Bueno die Stirn. Die Stimmen wurden lauter! Also kamen sie näher - udn das hieß, dass sie entweder die Expedition überholt hatten, oder dass diese die Richtung gewechselt hatte, und beides machte doch nun überhaupt keinen Sinn!
"Warum kommen sie uns denn entgegen?", murmelte sie daher verständnislos, aber da ihr weder Dr. Carter noch Senorita Williams da eine Antwort würden geben können, gab es nur einen Weg es herauszufinden. "Hallo?", rief sie und begann energisch damit, sich einen Weg in Richtung Ufer zu bahnen. Links, hatte Dr. Carter behauptet. Nun, dann mussten sie doch bald... hoppla! Gerade noch rechtzeitig hielt Dr. Bueno an, um nicht mit einem Mal in der Laete zu landen. Dieses Grünzeug war aber auch lästig!

[Scott Mitchell]

Scott stieß mit Kraft das Paddel in den Fluss und zog es mit einem kräftigen Zug wieder heraus, um es wieder erneut in das Wasser herabsenken zu lassen. Diese gleichmäßigen Bewegungen gefielen ihm gut. Die Muskeln in seinen Oberarm spielen zu lassen war deutlich mehr nach seinem Geschmack, als sich den Rücken mit dem ganzen Gepäck krumm zu laufen.
Scott grinste den Prof erwartungsvoll an. Und die Aussicht auf eine Dusche und eine richtig schöne warme Mahlzeit war viel versprechend!

"Lang kann es nicht mehr.." Huch? Hatte er eine Stimme vom Ufer her gehört? Scott hielt in seiner Paddelbewegung inne und wandte sich nach rechts zur Stimme. Könnte es vielleicht Alexandro sein? "Professor!" Scott zeigt mit dem Paddel zum Ufer. "Ist das nicht.." Jetzt war ihm der Name entfallen. "Die Professorin?"

[Ray Williams]

Ray schwankte kurz, ob er Teddy anblaffen oder auslachen sollte, und entschied sich dann für ein schiefes Grinsen. Er konnte schließlich nichts für ihre Zwangspause, und es wäre nicht fair, sein schlechtes Gewissen an dem jungen Amerikaner auszulassen. Spätestens heute abend würde er sich deshalb schuldig fühlen.
Auch sein Kopf ruckte hoch, als er die Stimme hörte, und er brauchte nicht lange, sie am Ufer auszumachen. Erstaunlich. Er hätte nicht gedacht, dass sie sich allein in den Dschungel wagen oder es überleben würde - nicht einmal für das Stück Weg, das noch zwischen ihnen und Atempo lag. "Doktor", verbesserte er Scott unwillkürlich, nickte aber dabei. "Ja, das ist sie. Wir sollten anlegen und ihr..." Eigentlich hatte er ihr die gute Nachricht über die Hand mitteilen wollen, aber als er entdeckte, dass sie mitnichten allein unterwegs war - natürlich nicht - und auch noch erkannte, wer sie begleitete, verschwand der Gedanke an die Hand für einen Moment aus seinem Bewusstsein. "Das ist doch... los, an Land, schnell!"
Lachend stieß er das Paddel ins Wasser, um möglichst schnell das Ruder zu erreichen. "Emma! Und Des, du alter Gauner! Hast du es dir doch anders überlegt!"

[Teddy Wilcox]

Stimmen aus dem Dschungel. Das waren mit Sicherheit die Geister von verstorbenen Forschern, die nun im Urwald umherirrten und arme Wanderer in den Tod lockten! Er hatte schon zu viele Horrorfilme gesehen, um dem ganzen so naiv wie der Professor entgegen treten zu können. Gut, meistens hatten diese Horrorfilme in irgendwelchen kanadischen Wäldern gespielt und meistens war irgendeine ranzige Hütte darin vorgekommen, aber das hier war ja sowas ähnliches. Irgendwie.
Doktor Bueno erkannte er mit zusammengekniffenen Augen dann allerdings doch, die beiden Leuten hinter ihr allerdings. Mit einem überforderten "Huch!" krallte er sich ins Boot, als der Professor und Scott plötzlich das Tempo anzogen. Im Wasser landen musste er nun nicht. Und wieso freute der Mann sich jetzt so?