Unterer Lauf der Laete

[Des Carter]

Keine Chance das sie die Expedition überholt hatten. Dazu waren sie nichtmal ansatzweise lang genug unterwegs und ein angeknackster Knöchel nebst einem tonnenschweren, unhandlichen Rollkoffer hatten nun auch nicht dazu beigetragen, etwas flotter voran zu kommen. Gut eigentlich, dass Des mit mehr Geduld gesegnet war, als Ray. Apropos Ray, auf seinem Gesicht machte sich ein dickes Grinsen breit, als er seinen alten Freund entdeckte. War ja nun doch schon ein ganzes Weilchen her, seit sie sich das letzte Mal persönlich gesehen hatten.
"Ich kann dich ja schlecht allein im Dschungel rumirren lassen! Dein Orientierungssinn war ja irgendwie schon immer scheiße!" Und seine Kollegen waren ja anscheinend zu theoretisch veranlagt um eine Karte ordentlich lesen zu können.
Als das Boot nahe genug am Ufer war, watete er ein Stück ins schlammige Wasser und half, den Kahn ans Ufer zu ziehen. Zum Anlegen war die Dreckbank zwar nicht sonderlich gut geeignet aber es würde schon reichen.

[Mercedes Bueno]

Dr. Bueno trat pikiert einen Schritt zurück, während das Schlauchboot spritzend an Land bugsiert wurde. Beunruhigt kam ihr in den Sinn, dass sie sich am Ende auch in dieses... Ding begeben musste, wenn sie weiterreisten. Allerdings müsste dann wohl vorher noch einmal die Fahrtrichtung geklärt werden.
Ihr prüfender Blick wanderte über den menschlichen und nicht-menschlichen Inhalt des Bootes. Zeit genug hatte sie ja dafür, immerhin war der Professor sicher mit der Begrüßung seiner Tochter und dieses Halodris aus seiner Vergangenheit beschäftigt. Es waren zu wenig Personen in diesem Boot, mit Abstand! Wo waren Klein, Lemaitre, Cortez, Canalli und diese beiden anderen Träger? Und es gab auch nicht annähernd genug Gepäck für eine längere Reise - allerdings einiges, was verdächtig nach Probenfunden aussah. Dr. Buenos Herz schlug höher. Ob das bedeutete..
"Sie haben etwas gefunden", hauchte sie. Etwas, was die Rückfahrt einer kleinen Gruppe rechtfertigte. Etwas, das untersucht werden konnte und musste. Vielleicht auch etwas, was Williams ihr lieber direkt sagen wollte - oder was er ihr zumindest auf jeden Fall sagen wollte, auch wenn diese vermaledeite Technik hier diese komischen Aussetzer hatte!

[Ray Williams]

Kaum an Land umarmte Ray erst einmal seine Tochter herzlich und drückte sie an die stolze Vaterbrust. Die erste richtige Expedition seiner Kleiner - was für ein stolzer Moment! Allerdings wurde der kurz unterbrochen, als sein Blick auf Emmas Gepäck fiel. Stirnrunzelnd sah er sie an. "Du ziehst mit einem Rollkoffer durch den Dschungel?", fragte er ungläubig. Hatte er etwas bei der Erziehung falsch gemacht? War das sehr verspäteter pubertärer Protest? Oder ein übler Scherz von Des?
Apropos... "Ja, von wegen!" Augenblicklich begannen seine Augen zu leuchten. "Meine Orientierung ist ganz hervorragend. Ich bin nämlich mit guten Nachrichten auf dem Weg zu einem kleinen Abstecher zurück in die Stadt. Ich habe nämlich", er nickte Mercedes zu, "in der Tat etwas gefunden." Ray befeuchtete sich schuldbewusst die Lippen, ehe er bedrückt fortfuhr. "Allerdings habe ich auch etwas verloren." Genaugenommen jemanden. Und ganz genau genommen außer Alejandro ja auch noch Sébastien und Miguel - letztere aber hoffentlich nur temporär.
"Das ist allerdings eine ziemlich lange Geschichte..."

[Emma Williams]

Emma war ziemlich glücklich, ihrem Vater endlich zu begegnen. Und nicht mehr mit Des und Mercedes allein durch den Dschungel stapfen zu müssen. Zusammen waren die beiden doch nicht gerade die beste Reisegesellschaft, wie sie immer aufeinander herumhackten. Nein, da bevorzugte sie ihren Vater, den sie nun in die Arme schloss. Auch wenn es da immer noch ihr klitzekleines Problem mit dem Studium gab. Welches sie auf später verschob. Schließlich hatte sie ihren Vater auch gerade erst wieder gesehen. Da wäre es mehr als unangebracht, ihn nun mit unangenehmen Wahrheiten zu belasten.
Was den Rollkoffer anging...sie wurde verlegen. "Ich hatte eine...etwas Andere Vorstellung von der Reise." Die sich natürlich nicht bewahrheitet hatte. Sie biss sich auf die Lippe, bei dem verwirrten Blick ihres Vaters.
Dann sah sie zu Scott. Das war wohl nicht die Ganze Expedition. Wie gut, dass Ray bereits dabei war, sie aufzuklären. "Ich mag lange Geschichten." Weil sie sich da ausruhen konnte. Und nicht weitermarschieren konnte. Außerdem wollte sie wissen, was die Expedition gefunden hatte. Sie verschränkte die Arme und sah ihren Vater erwartungsvoll an.

ooc: Sry, weil ich so lange nicht mehr geschrieben habe :/

[Mercedes Bueno]

Madre de Dios, war dies wirklich der Zeitpunkt, um sich vermutlich lustig gemeinte Bemerkungen an den Kopf zu werfen oder über Reisegepäck zu diskutieren? Es erfüllte ja wohl sehr wohl seinen Zweck. Außerdem würde sie vor Ungeduld platzen, wenn sie nicht bald erfuhr, was der Professor gefunden hatte! Was er dabei verloren hatte - nun, das konnte gewiss auch später geklärt werden.
"Ich stimme Ihrer Tochter zu", erklärte sie und hatte Mühe, wieder zu ihrer üblichen Stimme zurückzufinden; die Anspannung, die sie bis in die Haarspitzen fühlte, ließ sich nicht so rasch daraus entfernen. "Ich mag lange Geschichten auch. Und ich denke, dies wäre der perfekte Ort und Zeitpunkt, um sie zu hören."
Sonst müsste sie nämlich am Ende vor lauter Aufregung noch jemanden anfassen.

[Ray Williams]

Ray schmunzelte. Er würde seiner Tochter einfach bei nächsten Gelegenheit einen anständigen Rucksack kaufen. Ob es sowas in San Palabra gab? Und in einigen Semestern würden sie über die Anekdote, wie Emma bei ihrer ersten Expedition mit einem Rollkoffer in den Dschungel zog, gemeinsam lachen. Dann war sie ja auch schon viel erfahrener.
"Wenn das so ist.." Ray legte den Arm um die Schultern seiner Tochter und begann, die Ereignisse der letzten Tage zusammenzufassen. Bei der Schilderung des Zwischenfalls mit dem Boot bemerkte er zwar, dass sowohl Dr. Bueno als auch Des etwas ungeduldig zu werden schienen, gönnte es sich aber, sie noch etwas zappeln zu lassen. Der strafende Blick bei der Aufzählung aller Dinge, die die Laete verschluckt hatte, kürzte diesen Teil der Geschichte dann allerdings ab. Stattdessen kam er zu Alejandros Verschwinden, verbunden mit der Erklärung, dass sie gerade auf dem Rückweg in die Stadt waren, um eine Rettungsmission in die Wege zu leiten und die ersten Proben zur Untersuchung nach Primera zu schicken. Die ersten Proben von was? Ach richtig, das hatte er ja beinahe 'vergessen'. Mit breitem Grinsen und leuchtenden Augen begann Ray, die Zeichnung hinter dem Wasserfall zu schildern, zückte auch sein Smartphone und zeigte erste Bilder und berichtete, dass Viktoria mit Elvis und Luca Canalli an der Großen Hand - denn was sonst sollte es sein? - zurückgeblieben waren. Und natürlich bemühte er sich, nach besten Kräften die Fragen zu beantworten, die Dr. Bueno und Des über die Hand hatten - sofern er die Antworten bereits kannte.
Die drei Nachzügler hatten jetzt also die freie Auswahl: entweder weiterreisen bis zum Wasserfall oder mit ihm, Scott und Teddy nach San Palabra kommen (es sei denn, es ließ sich schon alles bei diesem Garcia regeln!). Insgeheim hoffte Ray, dass sich zumindest Emma entschloss, ihren alten Herrn zu begleiten. Zwar hätte er die neue Situation für sein Leben gern auch mit Des durchdiskutiert, aber dass dieser es sich nehmen ließ, die Hand mit eigenen Augen zu sehen, bezweifelte er sehr!

[Scott Mitchell]

Scott hatte das Boot nah genug ans Ufer gepaddelt, um es dann per Hand ans Trockene zu ziehen. Während des Wiedertreffens der Forscher und anscheinend auch der Familie, hielt sich Scott eher im Hintergrund und suchte nach Ähnlichkeiten zwischen dem Prof und seiner Tochter. Auffallend war auf jeden Fall ihre Naivität. Scott fragte sich unwillkürlich, was sie wohl in diesem unpraktischen Koffer mitgebracht hatte. Er war sich zumindest sicher, dass der Inhalt ähnlich unangebracht gewählt wurde.
Scott verkniff sich ein Schmunzeln. Er würde es wohl zunächst nicht herausfinden, da sie anscheinend in gegensätzliche Richtungen wollten. Oder? Interessiert hörte er zu, wie sich die Nachzügler wohl entscheiden würden.

[Narracion]